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Veröffentlicht am 24.03.2023

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Die Schuld, die uns verfolgt
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Sie sind schon seit ein paar Jahren verheiratet und haben eine große Tochter. Die Polizeikommissare Adam Schmidt und Linh-Thi Schmidt sind privat ein Team, beruflich gehen sie allerdings getrennte Wege, ...

Sie sind schon seit ein paar Jahren verheiratet und haben eine große Tochter. Die Polizeikommissare Adam Schmidt und Linh-Thi Schmidt sind privat ein Team, beruflich gehen sie allerdings getrennte Wege, sie als Polizeioberkommissarin in Rheinsberg in Brandenburg, er als Kriminalhauptkommissar in Berlin. Doch eines Morgen klingeln ihr Diensttelefone fast gleichzeitig. Adam wird wegen einer mutmaßlichen Kindesentführung nach Berlin gerufen und Linh-Thi wegen eines möglichen Banküberfalls nach Rheinsberg. Beide machen sich sofort auf den Weg. Ein verschwundenes Kleinkind muss schnellstmöglich gefunden werden und bei einem Banküberfall gilt es schlimmeres zu verhindern.

Ein ungewöhnliches Team bilden der Berliner Adam Schmidt und seine Frau Linh-Thi in ihrem ersten Fall, die vietnamesische Wurzeln hat. Sie haben sich schon vor Jahren kennengelernt, unter Umständen, die sie lieber nicht direkt geheimhalten, aber doch so ähnlich. Damals ging es um Familienbande. Und beim heutigen Fall? Für die Eltern des verschwundenen Kindes mit Sicherheit. Und welche Motive gibt es für einen Banküberfall? Das muss etwas genauer untersucht werden, obwohl Geld hier wahrscheinlich das offensichtlichste Motiv ist. Immer wieder erinnern sie die Kommissare an ihre Vergangenheit. Ihre Begegnung war schon ein Grund dafür, dass Linh-Thi später zur Polizei gegangen ist.

Dieses Hörbuch wird gekonnt vorgetragen von Simon Jäger, der es bestens versteht, die Akteure lebendig erscheinen zu lassen. Ein kleines Manko bei Hörbüchern kann sein, dass Schreibweisen von Namen nicht so klar sind und nach Rückblenden sehr aufmerksam zugehört werden muss, damit man die Rückkehr in die Gegenwart nicht verpasst. Das hält einen aber nicht davon ab, das Gehörte gespannt zu genießen. Auch der Kriminalroman an sich wartet mit ausgesprochen spannenden Momenten auf. Die persönliche Geschichte der Kommissare ist dabei schon speziell und vermutlich ein Aufhänger für eine Rahmenhandlung, die noch über etliche Fälle weitergesponnen werden kann. Die Nachforschungen, die die Kommissare anstellen, nachdem sei in ihre Dienststellen gerufen werden, bergen etliche Wendungen, mit denen sicher nicht zu rechnen war. Genau das ist es, was zum Lesen motiviert, und die Neugier auf den Schluss hält einen jederzeit bei der Stange.

Veröffentlicht am 22.03.2023

Urlaub wider Willen

Mord im Handgepäck
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Eigentlich wäre Myrtle Hardcastle viel lieber mit ihrem Vater zu der Konferenz nach Paris gefahren. Das ist aber was für erwachsene Kriminalisten und Myrtle ist erst zwölf. So muss sie mit Miss Judson, ...

Eigentlich wäre Myrtle Hardcastle viel lieber mit ihrem Vater zu der Konferenz nach Paris gefahren. Das ist aber was für erwachsene Kriminalisten und Myrtle ist erst zwölf. So muss sie mit Miss Judson, Tante Helena und Katze Peony im Privatwagon ans Meer fahren. Die schlechte Laune ist schnell vergessen, denn unter den Mitreisenden ist auch die Versicherungsdetektivin Izzie Bloom, die den Transport eines hoch versicherten Schmuckstücks bewachen soll. Es ist einfach toll, wenn Miss Bloom von ihren Fällen erzählt. Dann wird entdeckt, dass der Schmuck gestohlen wurde und Miss Bloom nimmt die Ermittlungen auf. Da muss Myrtle mitmischen.

In ihrem zweiten Fall findet Myrtle erstmal nicht den Schmuck, sondern eine Leiche. Und Tante Helena gerät in Verdacht. Und Miss Judson pocht darauf, dass Myrtle die Untersuchungen in dem Mord der Polizei überlassen soll. Myrtle mag Miss Judson sehr gerne und meistens macht sie auch, was sie soll. Aber wenn es um Mord geht? An dem die Polizei irgendwie kein so großes Interesse zeigt? Unauffällig wird sich Myrtle unter den anderen Urlaubern umhören und auch nach dem Schmuck suchen. Und insgeheim hegt sie die Hoffnung, ihr Vater könne früher zurück kommen und sich an den Nachforschungen beteiligen.

Wieder ist Myrtles Spürnase gefragt und lange bleibt unklar, wer unter den vielen Verdächtigen der Täter sein könnte. Da tappt man als Leser im Dunkeln und wartet ein wenig auf ein langsames Herauskristallisieren. Die große Enthüllung erfolgt erst ganz zum Schluss. Bis zu diesem Moment hatte man wirklich schon jeden in Verdacht, so dass man in gewisser Weise auch richtig lag. Ein wenig fehlt diesem zweiten Band der Charme des ersten, vielleicht weil Myrtles Vater durch Abwesenheit glänzt. Schön ist allerdings, dass alle losen Fäden verbunden werden. Und Tante Helena ganz andere Seite kennenzulernen, ist eine ausgesprochen interessante Erfahrung.

Ein schöner Kriminalroman für Kinder, die aus der Grundschule heraus sind und auch Erwachsene finden entspannte Unterhaltung.

Veröffentlicht am 21.03.2023

48 Stunden

Todesfrist
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Die Polizeibeamtin Sabine Nemez ist erstaunt, dass ihr Vater bei ihr in München auftaucht. Ihr Erstaunen wandelt sich in Entsetzen als ihr Vater erzählt, ihre Mutter sei zwei Tage vorher entführt worden ...

Die Polizeibeamtin Sabine Nemez ist erstaunt, dass ihr Vater bei ihr in München auftaucht. Ihr Erstaunen wandelt sich in Entsetzen als ihr Vater erzählt, ihre Mutter sei zwei Tage vorher entführt worden und er habe sie nur retten können, indem er ein Rätsel löse. Fast im gleichen Moment wird gemeldet, dass im Dom eine Frauenleiche gefunden wurde. Nur widerwillig macht sich Sabine auf den Weg zum Fundort. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich, bei der Toten handelt es sich tatsächlich um ihre Mutter. Sabine Nemez ist wie erstarrt und doch will sie unbedingt an den Ermittlungen teilnehmen.

In diesem ersten Band der Reihe um Sabine Nemez und Maarten S. Snejder lernen sich die beiden Ermittler unter dramatischen Umständen kennen. Um den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, überschreitet Nemez ihre Kompetenzen und ruft damit das BKA und auch Snejder auf den Plan. Zunächst kann Sabine die Art des Niederländers garnicht leiden, doch sie merkt schnell, dass er ein begnadeter Analytiker ist. Natürlich hat er beim BKA auch Zugriff auf andere Informationsquellen. Ihm ist bekannt, dass es deutschlandweit schon ein paar ähnlich strukturierte Morde gegeben hat. Wo ist der Zusammenhang zwischen den Opfern? Tja, das ist eine der Fragen.

Diese Thriller Reihe sollte man unbedingt gelesen haben, zumindest wenn man ein ungewöhnliches Team von Ermittlern mag, die rätselhafte Fälle in einem Wettlauf gegen die Zeit lösen. Hier jedenfalls stellt der Täter Ultimaten, die ein Zeitfenster zu öffnen scheinen, in denen das Opfer gerettet werden kann. Im Fall von Sabines Mutter waren sie leider zu spät. Wie sich Nemez und Snejder langsam zusammenraufen, ist mit Humor und auch realitätsnah geschildert. Hin und wieder wird man beim Lesen etwas zu sehr gefordert, wenn die Beschreibungen doch recht brutal geraten. Doch wie die Geschichten aus einem Kinderbuch, das man selbst nie mochte, zu einem packenden Thriller verquickt werden, ist schon klasse.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Hemingways Ehen

Als Hemingway mich liebte
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Im Jahr 1926 weilen Ernest Hemingway und seine erste Frau Hadley in Paris. Sie sind nicht reich, aber mit ihrem kleinen Sohn recht glücklich. Doch bald spürt Hadley, ihr Mann interessiert sich für eine ...

Im Jahr 1926 weilen Ernest Hemingway und seine erste Frau Hadley in Paris. Sie sind nicht reich, aber mit ihrem kleinen Sohn recht glücklich. Doch bald spürt Hadley, ihr Mann interessiert sich für eine andere. Um ihre Ehe zu retten, lädt sie Fife ein, mit nach Antibes zu kommen. In einem Ferienhaus der Fitzgeralds wollen sie den Urlaub verbringen. Partys und das schöne Leben, es soll Hemingway wieder an Hadley binden, doch die Ehe zerbricht. Hemingway und Fife heiraten, doch nach einigen Jahren taucht wieder eine andere auf. Wieder wird geheiratet und noch einmal geschieht das Gleiche.

Hemingway und seine Ehefrauen, das Muster gleicht sich. Die große Liebe, die Heirat, dann der Betrug mit vielen, mit der einen, der nächsten und wieder wird geheiratet und das Muster wird erneut durchlaufen. Gerade in der Zeit der 1920er Jahre, in der die Boheme sich in Frankreich trifft, ist dennoch eine relativ gute Zeit. Die Hemingways werden von den Freunden unterstützt und sie haben ein begünstigtes Leben. Doch wie es eben so ist, obwohl Hemingway behauptet, sich nicht trennen zu wollen, kann er doch von anderen Frauen nicht lassen. Und bald kann Hadley es nicht mehr mit ansehen und sie trennt sich.

Vielleicht hat man am Anfang ein wenig Mühe, in das Buch hineinzukommen, denn einige Beschreibungen kann man als etwas langatmig empfinden. Hat man die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden, wird man von mitreißenden Szenen aus verschiedenen Ehen zumindest hin und wieder gepackt. Nach eingehender Recherche und Sichtung der Aufzeichnungen Hemingways und seiner Frauen hat die Autorin einen Roman vorgestellt, der sich wahrscheinlich recht genau an die Überlieferungen hält. Obwohl ein begnadeter Schriftsteller wirkt Hemingway als Mensch nicht sonderlich sympathisch. Und so sind es die Frauen, die vernünftigerweise die Reißleine ziehen. Bis auf Mary, die vierte und letzte Frau, sie bleibt und hält aus. Aus heutiger Sicht nicht ganz verständlich weshalb. Mit diesem durchaus lesenswerten Roman bekommt man einen überraschenden Einblick in den Charakter eines Schriftstellers und die Beziehungen zu seinen vier Ehefrauen.

Veröffentlicht am 17.03.2023

Bleibt alles anders

Die 22 Tode der Madison May
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Felicity Staples ist Journalistin und sie will endlich mal eine richtige Story. Dann wird sie an einen Tatort geschickt, an dem eine junge Immobilienmaklerin umgekommen ist. Maddie May war ihr Name und ...

Felicity Staples ist Journalistin und sie will endlich mal eine richtige Story. Dann wird sie an einen Tatort geschickt, an dem eine junge Immobilienmaklerin umgekommen ist. Maddie May war ihr Name und sie wollte noch etwas vom Leben. Felicity versucht den Täter zu finden. Und sie hat das zweifelhafte Glück ihn in der Subway New Yorks zu stellen. Der Killer stößt Felicity auf die Gleise und plötzlich findet sie sich in einer Welt wieder, die so ähnlich ist, wie die, die sie kennt. Und Felicity findet heraus, dass Maddie May hier noch lebt.

In diesem Science-Fiction Thriller landet Felicity Staples in einer parallelen Welt. Wie sie dahin gekommen ist, weiß sie nicht so genau. Dass Maddie May noch lebt, findet sie schnell heraus. Die Journalistin macht es sich zur Aufgabe, Maddie May zu retten. Die junge Frau jedoch findet Felicitys Story zu verrückt. Und auch über ihr eigenes Dasein beginnt Felicity nachzudenken. Was passiert mit ihrem alten ich, wenn sie plötzlich in einer anderen Welt ist? Und was passiert mit der Version von ihr, deren Platz sie einnimmt, wenn sie in eine andere Parallelität gewechselt ist? Was mit den Menschen, die zurückbleiben? Wird sie jemand vermissen?

Parallele Welten und welche Möglichkeiten sich auftun, ein Gedankenexperiment gekleidet in einen Thriller, eine coole Idee. Auch wenn mancher Aufenthalt in einer Welt etwas ausgewalzt wird und man die aufregenden Erklärungen ein wenig vermisst, so sind die Anregungen, sich selbst Gedanken zu machen, mannigfaltig und intensiv. Reisen in eine parallele Welt stellt man sich wie einen kleinen Hüpfer vor. Doch wenn man anfängt zu überlegen, welche Lücke man hinterlässt oder wen man verdrängt oder was ist, wenn man zurück möchte, dann fühlt man sich wie Felicity. Dennoch hält man die Daumen, dass sie mit der Rettung von Maddie erfolgreich ist und man bleibt bis zum Schluss gespannt, ob die es schaffen wird. Eine hervorragende Idee (wenn man sich für die Idee von Parallelwelten erwärmen kann), die mit einem spannenden Roman aufbereitet wurde.