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Veröffentlicht am 06.03.2023

Familienbande

Lovecraft Country
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Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist ...

Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist und obwohl er sich mit dem Vater nicht immer einig war, macht er sich sofort auf den Weg in die Heimat. Sein Onkel George und Letitia helfen, Atticus’ Vater auf die Spur zu kommen. Die wenigen Hinweise führen die Drei ins „Lovecraft Country“, wo die Rassentrennung noch besonders groß geschrieben wird. Dort treffen sie Caleb Braithwhite, der in seiner rassischen Geheimloge zu großer Macht gelangen will.

Atticus Turner und seine Familie sind zum Glück auf dem Teppich geblieben, sonst könnten sie Abenteuer, mit denen sie konfrontiert werden, wohl kaum überstehen. Schon auf dem Weg zu Braithwhites Anwesen müssen sie feindliches Gebiet durchqueren. Da kann es schnell gefährlich werden, wenn der Sheriff meint, der schwarze Fahrer eines normalen Fahrzeuges, kann nur irgendetwas im Schilde führen. Mit welcher Gewaltbereitschaft die Polizisten ihr Revier verteidigen und die Schwarzen vertreiben, ist schon erstaunlich. Man hofft, die Turners mögen wenigsten an ihrem ersten Ziel unversehrt ankommen. Unerwartet bekommen sie auf ihrer Reise Hilfe von unbekannter Seite.

Eine Genremix, der doch mal anders ist, als das, woran man sich sonst so rantraut. Ein historischer Familienroman mit Krimi- und Horrorelementen. Mit Überraschung stellt man fest, dass diese Mischung, die auch die Lage der schwarzen Bevölkerung in den 1950er Jahren schonungslos darstellt, sehr interessant ist. Die episodenhaften Handlungen innerhalb der Kapitel werden hauptsächlich durch die Auftritte der verschiedenen Mitglieder oder Freunde der Turners zusammengehalten. Das geht ein wenig zulasten der fortlaufenden Handlung. Die Kapitel wirken manchmal in sich abgeschlossen. Dennoch ist der Roman spannend, informativ und unterhaltsam, ohne den Ernst der Lage der Afroamerikaner zu verkennen. Die Geschichten des Autors sind bereits in einer gleichnamigen TV-Serie verfilmt worden.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Die freie Stadt

Kinder ihrer Zeit
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Kurz bevor die Russen einfallen flieht Rosa Lichtenberg mit ihren Zwillingen Emma und Alice aus Ostpreußen. Hätte sie sich früher auf den Weg machen sollen? Mit Glück finden die drei eine Zuflucht als ...

Kurz bevor die Russen einfallen flieht Rosa Lichtenberg mit ihren Zwillingen Emma und Alice aus Ostpreußen. Hätte sie sich früher auf den Weg machen sollen? Mit Glück finden die drei eine Zuflucht als Alice Fieber bekommt. Während Rosa mit Emma Proviant besorgend will, suchen die russischen Befreier das Dorf heim. Es sieht so aus als habe keiner überlebt. Besonders Rosa ist untröstlich. Gemeinsam mit Emma versucht sie sich in West-Berlin ein neues Leben aufzubauen. Überraschend treffen sich Alice und Emma zwölf Jahre später wieder. Sie lebten nicht weit voneinander entfernt. Die eine in West-Berlin, die andere in Ost-Berlin. In den 1950er Jahren stellte dies noch kein großes Problem dar, denn sie konnten jederzeit in den anderen Teil der Stadt kommen.

Ein besonderes Deutsch-Deutsches Schicksal erleiden die Zwillinge Emma und Alice. Während Emma im Westen Freunde findet und doch früh den Verlust ihrer Mutter beklagen muss, ist Alice im Osten zurückhaltender doch gleichzeitig zwar im sozialistischen Staat eingebunden, aber irgendwie freier. Ihr Retter und väterlicher Freund Sergej beschützt sie so gut er kann. Da zieht es Emma in die weitere Welt, denn in ihrem Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin ist sie gefragt, unter anderem auch bei den Amerikanern. Durch Alice lernt Emma den Wissenschaftler Julius Laakmann kennen. Die beiden verlieben sich. Jedoch, kann ihre Liebe eine Chance haben, vor den sich auftürmenden politischen Unstimmigkeiten zwischen Ost und West?

Die Geschichte der Zwillingsschwestern Emma und Alice hält einen beim Lesen gefangen. Der Beginn des kalten Krieges, der Kampf um die Vorherrschaft in Berlin, der nicht abreißende Flüchtlingsstrom von Ost nach West, dazu die verschiedenen Geheimdienst, die die Geschicke der jeweils anderen nach ihrem Gutdünken lenken wollen. Gerade heute, wo wieder ein hoffentlich kalter Krieg hereingebrochen ist, liest man den Roman mit noch größerem Interesse. Die Zeitsprünge sind wohl notwendig, um die Story voranzubringen, sie müssen einem nicht unbedingt liegen. Ebenso wie die politische Erzählung überzeugt auch die Darstellung der persönlichen Lebensumstände von Emma und Alice. Ihre sehr unterschiedlichen Wege führen sie doch wieder zusammen. Dieser fesselnde zeitgeschichtliche Roman gibt einen sowohl berührenden als auch informativen Einblick in eine Zeit, die wir überwunden glaubten und mit der wir uns wohl wieder beschäftigen müssen.

Veröffentlicht am 28.02.2023

Kleinstadt

Dunkelblum
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Lowetz kehrt nach dem Tod seiner Mutter zurück in die Kleinstadt Dunkelblum, um zu entscheiden, was mit seinem Elternhaus geschehen soll. Noch ist Sommer und er genießt die Tage. Er hat ja noch Zeit. Zur ...

Lowetz kehrt nach dem Tod seiner Mutter zurück in die Kleinstadt Dunkelblum, um zu entscheiden, was mit seinem Elternhaus geschehen soll. Noch ist Sommer und er genießt die Tage. Er hat ja noch Zeit. Zur gleichen Zeit erscheint auch ein Fremder in der Stadt, der im Hotel ein Zimmer nimmt. Es ist das Jahr 1989 und man spürt schon die Veränderung in den Osteuropäischen Ländern. Lowetz erfährt, dass seine Mutter Informationen über die kleine Stadt und ihre Einwohner gesammelt hat. Die Zeit zum Ende des zweiten Weltkriegs hat sie besonders interessiert. Doch die Notizen sind verschwunden.

So ein friedlicher Ort. Und plötzlich kommen Fremde oder ehemalige Kinder der Stadt zurück. In Dunkelblum gerät einiges in Aufruhr, was eigentlich unter dem Deckel bleiben soll. Sind da gegen Ende des Krieges nicht einige Menschen umgekommen? Sind nicht ein paar Nazis auf die Füße gefallen, weil sie sich die Wahrheit so zurecht gebogen haben, wie es günstig war? Und was kann auf dem alten überwucherten Judenfriedhof zutage kommen, der gerade von Studenten freigelegt wird? Lowetz überlegt, was seine Mutter recherchiert haben könnte. Aus was für einem Ort kommt er überhaupt? Und was für Namen murmelt die alte Agnes vor sich hin?

Dunkelblum könnte überall sein. In welchen Städten wird denn noch nach der Vergangenheit gesucht? Nötig und sinnvoll wäre das sicher noch häufiger. Doch auch die Dunkelblumer beschäftigen sich nicht aus eigenem Antrieb mit der Chronik ihres Ortes. Im Jahr 1989 ist eher eine Zeit des Aufbruchs als eine der Rückbesinnung. Die Grenzen öffnen sich, da will niemand rückwärts denken. Und Hinweise, die es gibt, werden nicht gesehen. Beinahe als sollten die zu unrecht davongekommenen wieder durch die Maschen schlüpfen. Etwas kommt aber doch heraus und viele im Ort stecken wieder den Kopf in den Sand. Vieles in diesem Roman wird nur angedeutet, da ja wie immer nicht offen geredet wird. Ob einem als Leser das so gut gefällt, muss man entscheiden. Vielleicht würde man lieber deutlich lesen, was damals geschah und wer beteiligt war. So waren es irgendwie alle und der ganze Ort hat sich schuldig gemacht. Auch wenn man sich mit der behäbigen Erzählung ein wenig schwer tut, so handelt es sich doch um einen Roman, den es schon längst hätte gegeben haben sollen.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Sonnenwende

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Feenzorn
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Die Winterkönigin bittet den Magier Harry Dresden herauszufinden, wer den Sommerritter getötet hat. Natürlich ist Mab, die Winterfee, diejenige mit einem Motiv. Harry soll beweisen, dass sie es nicht war. ...

Die Winterkönigin bittet den Magier Harry Dresden herauszufinden, wer den Sommerritter getötet hat. Natürlich ist Mab, die Winterfee, diejenige mit einem Motiv. Harry soll beweisen, dass sie es nicht war. Die Sonnenwende steht kurz bevor und die Kräfte sind durch diesen Mord aus dem Gleichgewicht geraten. Die Polizei indes hat den Treppensturz als Unfall behandelt, hier kann Harry keine große Hilfe erwarten. Wenn er keinen Erfolg hat, könnte es zu einem Krieg zwischen dem Hof des Winters und dem des Sommers kommen, wodurch auch die Menschen in Gefahr geraten könnten. Und der weiße Rat der Magier ist mal wieder keine große Hilfe.

Im vierten Band um den einzigen Magier in Chicago hat Harry Dresden echte Schwierigkeiten. Zunächst hört es sich ganz einfach an. Er soll einen Mörder finden. Zusammen mit Karrin Murphy hat er das schon häufiger gemacht. Die jedoch ist nicht involviert. Außerdem steht eine Zusammenkunft des weißen Rats an, die auch immer etwas an Harry auszusetzen haben. Und so wird es eine unmögliche Aufgabe der Winterkönigin, für die ihm auch noch der Rat Steine in den Weg legt. Zusätzlich ist Harry angeschlagen nach seinem letzten Fall, nachdem seine Freundin Susan ihn verlassen hat.

Die vierte Akte von Harry Dresden wartet mit großer Spannung und einer nahezu unlösbaren Aufgabe auf. Was positiv auffällt, dass zwei spannende Aufgaben, die Harry gestellt werden, auf fesselnde Art und Weise durcherzählt werden, ohne dass die Beschreibungen der notwendigen Metzeleien überhand nehmen. Endlich erfährt man etwas mehr zum weißen Rat und auch zu Harrys Vergangenheit. Dadurch bekommen einige Entwicklungen eine zusätzliche Logik. Es ist fast als wären die Fälle bis jetzt eine Art Aufgalopp gewesen. Dieser Fall ist wirklich packend. Man taucht ein in die Ränkespiele zwischen Winterhof und Sommerhof und die Intrigen des weißen Rates. Harry Dresden ist der einsame Kämpfer, der manchmal von unerwarteter Seite Hilfe bekommt. Und zum Schluss bekommt er noch einen guten Ratschlag, den man selbst auch unterschreiben würde. So gefallen die dunklen Fälle des Harry Dresden.

Veröffentlicht am 25.02.2023

Lucille

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
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Nach seinem letzten nur schwer zu ertragenden Fall ist Harry Hole nach Amerika geflüchtet könnte man sagen. Es entsteht der Eindruck, er wolle sich dort den Rest geben. Manchmal allerdings hilft er der ...

Nach seinem letzten nur schwer zu ertragenden Fall ist Harry Hole nach Amerika geflüchtet könnte man sagen. Es entsteht der Eindruck, er wolle sich dort den Rest geben. Manchmal allerdings hilft er der älteren Lucille, die ihn an seine Mutter erinnert. Als diese in finanzielle Not gerät, eine lebensbedrohende Not, übernimmt Harry Hole den Auftrag eines norwegischen Immobilienmaklers, der im Verdacht steht zwei Frauen ermordet zu haben. So kehrt Harry Hole zurück nach Norwegen und stellt sich ein Team zusammen, um nach dem Mörder zu suchen. Doch auch seiner Vergangenheit muss er sich stellen.

Vielleicht hätte man gedacht, dass es keinen dreizehnten Fall für Harry Hole geben kann, doch der Autor ist seinem Protagonisten treu geblieben. Harry Hole ist eben niemand, der andere einfach im Stich lässt. Da ist Lucille, die er retten möchte. Auch der Verdächtige kann Harry überzeugen, dass er die Frauen nicht umgebracht hat. Wer ist der wahre Täter? Und was ist sein Motiv? Die Frauen haben eigentlich keine Gemeinsamkeit, außer einer Party, die sie besucht haben. Die Gästeliste ist jedoch unauffällig. Und dass auf einer Feier Drogen konsumiert werden, ist auch nicht so ungewöhnlich. Immer wieder jedoch kommen Erinnerungen in Harry Hole hoch.

Wegen der Zumutungen des letzten Falls gab es vielleicht eine Unsicherheit, ob man sich noch einmal mit Harry Hole beschäftigen möchte. Doch der Beginn des Romans, der hier als Hörbuch hervorragend vorgetragen wird von Uve Teschner, ist gleich so interessant, dass man nicht anders kann, als Harry Hole wieder eine Chance zu geben. Vielleicht hätte man sich auch zwischendurch mehr von der interessanten amerikanischen Schiene gewünscht, aber natürlich ist der Fall, den Harry und seine ehemaligen Kollegen in Norwegen zu lösen haben, so verzwickt, dass kaum Aufmerksamkeit für etwas anderes bleibt. Dem menschlichen Wesen scheint nichts zu abstrus zu sein, um es nicht zu nutzen. Auch die Ideen dieses Täters muss man erstmal kommen. Man fragt sich, wie der Autor darauf kommt. Jedenfalls bannt einen der Autor an das Buch, dass so allzu schnell gehört ist. Da kann gerne mehr kommen.