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Veröffentlicht am 10.03.2022

Mops with no Name

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
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Da ist sie wieder: Miss Merkel schiebt den Kinderwagen durch die Uckermark, ihr Mops ist natürlich mit dabei. Nur Achim ist mit einem Freund zu einem Wanderurlaub aufgebrochen. Wie schon bekannt, ist das ...

Da ist sie wieder: Miss Merkel schiebt den Kinderwagen durch die Uckermark, ihr Mops ist natürlich mit dabei. Nur Achim ist mit einem Freund zu einem Wanderurlaub aufgebrochen. Wie schon bekannt, ist das Rentnerdasein manchmal etwas trist. Angela ist deshalb sehr angetan als sie den Steinmetz und Bestatter Kurt Kunkel trifft. Mit ihm kann sie über Shakespeare reden und Kunkel, den sie bald insgeheim Aramis nennt, sieht auch noch gut aus. Doch dann findet ihr Mops auf dem Friedhof eine Leiche. Nur die Füße ragen aus der Erde. Nun sind Angelas Lebensgeister vollends geweckt. Es gibt wieder etwas zu ermitteln.

Obwohl der Autor eigentlich keine Reihen schreibt, ist Miss Merkel wieder da. Und sie hat nichts von ihrem Charme verloren. Glücklicherweise sind auch einige Figuren wieder mit von der Partie, die man im ersten Teil schon lieb gewonnen hatte. Die junge Erbin Marie, deren kleiner Sohn Adrian von Angela durch die Gegend geschoben wird. Angelas Personenschützer Mike, der diesmal richtig gefordert wird. Neu ist dagegen die Kuh Luise. Gerne büxt sie mal aus und landet dabei unversehens auf dem Friedhof. Nur Achim macht sich am Anfang etwas rar, mit ihm führt Angela aber jeden Tag um die gleiche Zeit ein Video-Telefonat.

Wenn man in diesen Zeiten ein Buch sucht, das Freude macht, könnte man hier genau richtig liegen. Miss Merkel und ihre Mitstreiter gehen mit Energie ans Werk und lassen sich bei ihren Nachforschungen in der Bestatterszene nicht so leicht abwimmeln. Wobei bei diesem Gespinst aus feinsinnigen Anspielungen, lustigen Momenten und Gefühlsverwirrungen der Fall vielleicht nicht ganz so wichtig ist. Miss Merkel macht gute Laune und Nana Spier als Sprecherin dieses Hörbuchs verstärkt dies noch. Man denke nur an ein Gespräch zwischen Angela und ihrem Mops, das die Vorleserin bestens interpretiert. Miss Merkel - immer wieder gerne.

Veröffentlicht am 09.03.2022

Die Story

Das Jahr der Gier
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Ein entfernter Bekannter von Melia Adan, der in London lebt, wird bei einem Aufenthalt in Düsseldorf überfallen und verletzt. Ihr Onkel bittet Melia, die eine Abteilung bei der Polizei leitet, sich der ...

Ein entfernter Bekannter von Melia Adan, der in London lebt, wird bei einem Aufenthalt in Düsseldorf überfallen und verletzt. Ihr Onkel bittet Melia, die eine Abteilung bei der Polizei leitet, sich der Sache anzunehmen. Obwohl es nicht zu erwarten war, findet Melia ein paar Ungereimtheiten. So sicher, dass es ein rassistischer Übergriff war, ist sie nicht. Sie bittet Vincent Veih sich auch noch mal um den Vorgang zu kümmern. Beinahe zur gleichen Zeit wird eine weibliche Leiche gefunden. Es handelte sich wie sich herausstellt um eine aufstrebende junge Frau.

Bei ihrem dritten Fall bekommen es Kriminalrätin Melia Adan und Kommissar Vincent Veih mit brisanten Fällen zu tun. So ist zunächst nicht klar, wieso sich Melias Bekannter aus Jugendtagen überhaupt in Düsseldorf aufgehalten hat. Auch der Tod der jungen Frau gibt Rätsel auf. Erst als sich eine vage Verbindung zwischen beiden Geschehen auftut, kommt Bewegung in die Ermittlung. Derweil bekommt der ehemalige Polizist Sebastian Pagel einen neuen Job, nachdem er überhaupt nicht gesucht hat. Er sieht es als Chance, sich seiner Fähigkeiten zu versichern, denn der Anlass für seinen Austritt aus dem Polizeidienst war ein Ereignis, das ihn immer noch sehr belastet. Diesmal soll alles besser laufen.

Möglicherweise haben es Bücher, die so relativ aktuelle Themen aufgreifen, momentan etwas schwerer als sonst. Irgendwie wird zur Zeit alles von der Tagespolitik rechts überholt. Dennoch kann man sich auf den Autor verlassen, der es wieder schafft, ein interessantes Thema hier aus der Wirtschaftskriminalität so aufzubereiten, dass man das Buch fast in einem Rutsch durchliest. Wie war das nochmal mit den verschwundenen Millionen? Wer hat da die Hand über wen gehalten? Hat die Polizei überhaupt eine Chance, das Geflecht zu entwirren? Die einzelnen Handlungsstränge greifen so ineinander, dass man immer gefesselt bleibt und wissen will, was es noch für Verwicklungen gibt. Man merkt, dass der Autor genau recherchiert hat, um ein authentisches, wenn auch fiktionales Bild, von einem der größten Fälle von Wirtschaftskriminalität der letzten Jahre zu geben. Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.03.2022

Die Vier

Der Ausflug
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Jedes Jahr fahren sie ins Grüne. Vier Freunde, die sich seit der Schulzeit kennen. Nur Josef lebt noch in ihrem Heimatort und von ihm erfahren sie die Neuigkeiten. Nun sind Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero ...

Jedes Jahr fahren sie ins Grüne. Vier Freunde, die sich seit der Schulzeit kennen. Nur Josef lebt noch in ihrem Heimatort und von ihm erfahren sie die Neuigkeiten. Nun sind Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und Josef auf dem Weg zu einem Paddelausflug. Die Gegend ist ansprechend, aber einsam. Die Menschen, die dort leben, scheinen nicht sehr froh über die Urlauber zu sein. Schon zu Beginn im Gasthof haben die Freunde eine bedenkliche Begegnung. Sie überlegen, ob sie den Ausflug lieber abbrechen sollten. Doch der Wunsch nach dem unbeschwerten Zusammensein und die Freude an der Gemeinschaft siegt.

Eine Clique von Freunden will einen unbeschwerten Ausflug erleben und sie gerät unversehens in ein traumatisierendes Ereignis. Was mit einer freudigen und erwartungsvollen Autofahrt beginnt, wird zu einer wahren Zerreißprobe für die vier jungen Menschen, die sich schon bald nach der Ankunft fragen, wo sie da gelandet sind. Was für Menschen sind es, die auf der einen Seite Touristen empfangen wollen, auf der anderen Seite aber unfähig sind, Gäste auch wie Gäste zu behandeln. Ungünstig ist es, wenn dann auch noch ein Funkloch nach dem nächsten kommt.

Mit lockeren und leichten Worten führt der Autor seine Leser auf eine Tour de Force, die in der heutigen Zeit wirklich schwer zu ertragen ist. Ebenso wenig wie man einverstanden ist, mit den Handlungen gewisser Despoten, ist man einverstanden mit den miesen Verhalten Einheimischer, mit denen man gewiss nicht in einem Heim sein möchte. Unglaublich, dass ein Funkloch so riesig sein soll, dass man über Stunden und Tage keinen Empfang hat, um die Polizei zu rufen. In was für eine Gegend sind die Freunde da geraten? Man mag es sich nicht vorstellen. Hätte alles auch ganz anders kommen können? Verständlich ist es schon, wenn keiner glaubt, es könne tatsächlich so schlimm sein. Doch gerade heute sieht man, es ist so schlimm oder schlimmer. Über diesen Roman möchte man wahrscheinlich in friedlicheren Zeiten mehr nachdenken.

Veröffentlicht am 04.03.2022

Spurenleger

Die Theologie des Wildschweins (Ein-Sardinien-Krimi 1)
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Auf Sardinien zur Zeit der ersten Mondlandung sind Gesuino und Matteo beste Freunde. Die beiden 11jähren verstehen sich oft ohne Worte. Gesuino hat wegen einer Erkrankung Mühe zu reden. Doch er schreibt ...

Auf Sardinien zur Zeit der ersten Mondlandung sind Gesuino und Matteo beste Freunde. Die beiden 11jähren verstehen sich oft ohne Worte. Gesuino hat wegen einer Erkrankung Mühe zu reden. Doch er schreibt Dinge auf, die er allerdings schnell wieder vergisst. Dann wird Matteos versoffener Vater tot aufgefunden. Der örtliche Pfarrer, der Matteo zu Schutz unter seine Fittiche genommen hat, versucht seinen Schützling zu trösten. Aber noch am gleichen Tag erhängt sich die Mutter des Jungen. Tragischer kann es für Matteo kaum sein und er bespricht sich mit Gesuino. Plötzlich ist ist auch Matteo verschwunden.

Ein kleiner Ort auf Sardinien, die Bewohner bilden eine verschworene Gemeinschaft, die nach außen schweigt und nach innen ihre Angelegenheiten selbst regelt. Da hat der hinzu versetzte Polizist aus Norditalien keine Chance. Noch müht er sich mit der sardischen Sprache ab, die eine richtige Sprache ist und kein bloßer Dialekt. Es ist Sommer und es ist heiß. Hat das etwas dazu geführt, dass der Polizist einen neuen Fall zu seinen ungeklärten Fällen packen muss. Hoffentlich ist Matteo wirklich nur weggelaufen und nicht auch noch entführt. An Kindern vergreift man sich einfach nicht, das wissen alle im Dorf.

Der Titel des Buches weckt die Neugier des Lesers. Und auch der gewählte Schauplatz regt die Phantasie an, Sardinien, da würde man gerne mal Urlaub machen. So ganz hält der Roman nicht, was er verspricht. Die unterschiedlichen Perspektiven muss man sich selbst erschließen und das wirkt manchmal etwas verwirrend und es verwischt die Handlung. Der verschwundene Matteo ist sympathisch, aber kein Rettungsanker. Sein Freund Gesuino scheint kein Glückskind zu sein und doch mögen die Leute ihn und versuchen, ihn zu unterstützen. Dennoch erscheinen die späten 1960er doch etwas weit weg. Die Beschreibungen der Gegend und des möglicherweise beginnenden Tourismus’ sind dafür ansprechend und überzeugend. Der auf Kurzbesuch weilende Journalist erdet die Handlung und seins Empathie gegenüber Gesuino ist herzerwärmend.

Veröffentlicht am 27.02.2022

Ein letzter Sommertag

Dein falsches Herz
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Sumiko hat ihr Jurastudium fast beendet. Einen Arbeitsvertrag hat sie in der Tasche und ihr Großvater wird stolz auf sie sein. Wie schön wäre es, würde ihre Mutter das noch erleben. Doch wie ihr Großvater ...

Sumiko hat ihr Jurastudium fast beendet. Einen Arbeitsvertrag hat sie in der Tasche und ihr Großvater wird stolz auf sie sein. Wie schön wäre es, würde ihre Mutter das noch erleben. Doch wie ihr Großvater immer sagte, starb Rina bei einem Autounfall als Sumiko erst sieben Jahre alt war. Und dieser Anruf aus dem Gefängnis? Sumiko weiß nicht, wie sie ihn einordnen soll. Aber eines weiß sie, sie will Genaueres über den Tod ihrer geliebten Mutter in Erfahrung bringen. Sumiko macht eine Entdeckung, mit der sie nie gerechnet hätte. Auch ihren Großvater sieht sie in einem anderen Licht.

Die Autorin orientiert sich nach eigenen Worten in ihrem Debütroman an einer wahren Begebenheit. Dennoch ist ihr Buch fiktional. Allem Anschein nach ist es in Japan möglich, so eine Art Ehebrecher zu engagieren, also jemanden, der einen Ehepartner verführt und dann dem anderen Ehepartner die Beweise dafür liefert. Das soll dazu diesen bei Scheidungen zum einen das Sorgerecht für die Kinder zu regeln und anderen auch um Scheidungsvereinbarungen zugunsten des vermeintlich Unschuldigen zu treffen. Ein gemeinsames Sorgerecht für die Kinder gibt es nicht, was gerade einen Anreiz bietet, einen Ehegatten schuldig aussehen zu lassen.

Eine aus europäischer Sicht ungewöhnliche Lebensart wird hier beleuchtet. Das ist natürlich interessant, aber auch etwas schwierig nachzuvollziehen. Es erfordert aufmerksames Lesen, um die Problematik zu erfassen. Ein wenig unverständlich bleibt dabei das Motiv für eine Aktion. Insgesamt bietet dieser Roman einen fesselnden Einblick in die japanische Kultur und Lebensweise. Das Gefüge in den Familien, die Spannungen zwischen den Familienmitgliedern, die Entscheidungen, was gesagt wird und was nicht, wer soll geschützt werden, wer muss die Realität vertragen, wer ist missgünstig, wer ist der Liebende. Aus diesen eigentlich einfachen Themen und Fragen ergibt sich ein packendes Familiendrama, das auch das Leben der Tochter bzw. Enkelin einschneidend verändert.

Mit dem Cover ist die leicht melancholische Stimmung des Romans sehr gut eingefangen.