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Veröffentlicht am 23.12.2021

Der Adler

Der letzte Tod
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Er hat die bessere Aufklärungsquote. Nur deshalb ist Kriminalinspektor August Emmerich noch bei der Abteilung Leib und Leben. Im September 1922 ist die Inflation auch in Wien hoch. Hundertzwanzig Kronen ...

Er hat die bessere Aufklärungsquote. Nur deshalb ist Kriminalinspektor August Emmerich noch bei der Abteilung Leib und Leben. Im September 1922 ist die Inflation auch in Wien hoch. Hundertzwanzig Kronen kostet eine Zigarette. Und dabei müht er sich um seine Pflegekinder und um die Aufklärung der Mordfälle. Nur durch Zufall wurde das letzte Opfer gefunden. Zwei Obdachlose haben in ihrem Unterschlupf eine Leiche gefunden. Emmerich und sein Kollege Winter übernehmen den Fall. An ihre Seite gestellt wird, nicht gerade zu Emmerichs Freude, der Psychoanalytiker Sándor Adler. Eigentlich könnten sie die Hilfe gut gebrauchen, aber in Emmerich sperrt sich alles gegen den Eindringling.

In seinem fünften Fall hat Kriminalinspektor es nicht leicht. Er hadert mit seiner Situation, seiner Kriegsverletzung, seinen Stand im Kommissariat, eigentlich mit allem. Das führt nicht unerwartet zu Problemen, wenn er wieder mal zu aufbrausend reagiert, kann es zu Beschwerden kommen. Winter kann ihn da nicht immer bremsen. Und Adler nervt ihn auch mit seinen unwillkommenen Ratschlägen. Der neue Fall ist äußerst rätselhaft, denn der Tote verstarb schon vor einer ganzen Weile, wodurch es schwierig wird auch nur die Identität festzustellen. Privat sorgt sich August um seine Ziehkinder, deren verstorbene Mutter er schmerzlich vermisst. Besonders Paul, der Jüngste, scheint die Erlebnisse nicht verwinden zu können.

Gekonnt schildert die Autorin das Leben sowohl der einfachen Leute als auch der oberen Schichten im Wien des Jahres 1922. Die Geldentwertung wird immer schlimmer, die einen müssen sehen, wo sie etwas Bezahlbares zu Essen auftreiben, während die anderen in eleganten Restaurants speisen. Dabei wird es auch für einen Polizisten wie Emmerich immer schwieriger, seine Familie zu versorgen. Und auch der Mordfall gibt schier unlösbare Rätsel auf. Doch mit Klugheit und auch mit der Hilfe seines treuen Assistenten Winter macht sich Emmerich an die Arbeit. Und auf dem Weg zur Lösung folgt man Emmerich und seinen Kollegen gebannt. Wie selten taucht man ein in diesen packenden Kriminalroman, der auch eine beeindruckende Milieuschilderung darstellt. Die Reihe um August Emmerich ist einfach herausragend, eine der wenigen, bei denen man eigentlich gleich den nächsten Band haben möchte, wenn man einen beendet hat.

Veröffentlicht am 22.12.2021

Fröhliche Weihnachtsmänner

13 Weihnachtstrolle machen Ärger
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Eines Abends, die Geschwister Mila und Jonas sind noch wach, sehen sie, wie ein Wichtel in ihrem Adventskalender verschwindet. Ausgerechnet hinter dem 24. Türchen, das darf man doch nicht vorher öffnen. ...

Eines Abends, die Geschwister Mila und Jonas sind noch wach, sehen sie, wie ein Wichtel in ihrem Adventskalender verschwindet. Ausgerechnet hinter dem 24. Türchen, das darf man doch nicht vorher öffnen. Doch die Kinder sind einfach zu neugierig und schauen, wo der Wichtel sein könnte. Unversehens landen die Beiden im Weihnachtsdorf. Ach, so etwas haben sie noch nicht gesehen. Die Weihnachtsmänner aller Länder sind da und Rentiere, Elche und die Weihnachtskatze.Die Vorbereitungen auf das Fest laufen. Aber Väterchen Frost ist weg und die Rentiere sind krank. Hoffentlich kann Weihnachten stattfinden. Mila und Jonas wollen unbedingt helfen, Väterchen Frost zu finden.

Passend zur Adventszeit in 24 Kapiteln erzählt ist diese weihnachtliche Geschichte für Kinder. Mila und Jonas sind aufgeweckte Kinder, die neugierig in die Welt blicken. Als phantasiebegabte Geschwister geraten sie in das Weihnachtsdorf, wo sie die kennenlernen, die in unterschiedlichen Ländern für weihnachtliche Stimmung sorgen und auch die Geschenke bringen. Da gibt es niedliche Engel und Wichtel, aber auch Trolle, die eine Menge Schabernack treiben. Und natürlich sorgen sich die Kinder auch um die Rentiere, die wegen einer Erkältung im Stall bleiben müssen. Trotz der Sorgen erleben Mila und Jonas eine tolle Zeit im Weihnachtsdorf.

Jeden Tag ein Kapitel, da vergeht die Adventszeit wie im Flug und die Vorfreude steigt. Nicht nur für Kinder, auch Erwachsene können sich an dieser fröhlichen Geschichte erfreuen oder Eltern und Kinder lesen einfach gemeinsam. Die unterschiedlichen Weihnachtsfiguren werden liebenswert vorgestellt und wenn es um Väterchen Frost geht, wird es sogar richtig spannend. Die Story ist mit Herzenswärme erzählt und versetzt einen in weihnachtliche Stimmung und macht gute Laune. Und wenn man die Lektüre beendet hat, kann Weihnachten kommen.

Eine liebevoll gezeichnete Auflockerung bieten die schönen Illustrationen.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Die Fliegerin

Die Ungerächten
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Immer noch sucht Hannah Bloch nach jenen, die ihr nach dem Leben trachteten. Gemeinsam mit Scott Young arbeitet sie im Jahr 1947 beim CIC und sucht nach Nazi-Verbrechern, um sie ihrer gerechten Strafe ...

Immer noch sucht Hannah Bloch nach jenen, die ihr nach dem Leben trachteten. Gemeinsam mit Scott Young arbeitet sie im Jahr 1947 beim CIC und sucht nach Nazi-Verbrechern, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch nun soll diese Aufgabe an die Deutschen übergeben werden und Hannah muss ihren Lebensunterhalt anders verdienen. Scott hat ihr ermöglicht, eine Ausbildung zur Pilotin zu machen. Er bietet ihr aber auch an, mit nach Amerika zu kommen. Hannah allerdings sieht ihre Aufgabe weiterhin darin, die Verbrecher zu finden, die viele ihrer Freunde grausam quälten und umbrachten.

In diesem zweiten Band um Hannah Bloch, deren Leben die Nazis als unwert ansahen, wird sehr eindrücklich dargestellt, dass Hannah eine eine ganze Menge wert ist. Aufrecht versucht sie, die Nazi-Schergen aufzuspüren und den Behörden zu übergeben. Was dann passiert, ist schier unglaublich und hat mit einer echten Bestrafung wenig zu tun. Viel zu leicht kommen die Verbrecher davon. Da liegt der Gedanke an Rache nahe und als Hannah dem polnischen Überlebenden Pawel begegnet, erfährt sie, dass man die Sache auch anders angehen kann. Hannah gerät in eine Zwickmühle, soll sie die Verbrecher einem Gerichtsverfahren zuführen oder soll sie das Recht selbst in die Hand nehmen.

Wenn man so liest, wie leicht die Nazi-Verbrecher nach dem Krieg teilweise davonkamen, möchte man mit den Zähen knirschen. Es kaum zu verstehen, wie es überhaupt zu diesem Regime kommen konnte und wieso so viele mitmachten. Da haben wahrscheinlich auch Fragen, die man älteren Verwandten gestellt hat, nicht weitergeholfen, wird doch diese Zeit nur mit sehr kargen Worten bedacht. Und so kann dieser Roman, der die Zeit kurz nach Kriegsende beschreibt, wenigstens einen Einblick gewähren. Man fühlt den Kampf der Opfer wie Hannah um Gerechtigkeit und man ist angeekelt von sich aalhaft durch die leider sehr weitmaschigen Netze der Justiz windenden Nazis, die nicht für ihre Verbrechen geradestehen. Gefesselt liest man von dem inneren Kampf der Opfer, die sich nach Vergeltung sehnen, aber doch überlegen müssen, ob es richtig sein kann, dass Recht in die eigenen Hände zu nehmen.
Dieser packende historische Thriller erzählt mit authentischen Worten von den Opfern, denen viel mehr Worte gegönnt sein sollten.

Veröffentlicht am 17.12.2021

Alexandra in Sofia

Das dunkle Land
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Als die junge Englischlehrerin Alexandra Boyd in Sofia ankommt, nimmt sie an einem Taxistand versehentlich eine Tasche mit. Wie sich herausstellt, ist darin eine Urne. Alex weiß nicht, was sie tun soll, ...

Als die junge Englischlehrerin Alexandra Boyd in Sofia ankommt, nimmt sie an einem Taxistand versehentlich eine Tasche mit. Wie sich herausstellt, ist darin eine Urne. Alex weiß nicht, was sie tun soll, aber unbedingt will sie die sterblichen Überreste an die Familie zurückgeben. Hilfe findet sie bei Bobby, der gemeinsam mit Alexandra den Spuren folgt, die sich bei der Suche ergeben. Die Beiden finden heraus, dass der Verstorbene ein bekannter Geiger war, der hochbetagt kürzlich verstarb. Seine Familie aber ist zunächst verschwunden. Bobby und Alex bleibt nichts anderes, als den Spuren zu Häusern und Menschen zu folgen.

Zwei junge Menschen werden durch ungewöhnliche Umstände zusammengewürfelt und machen sich gemeinsam auf den Weg durch ein unbekanntes Bulgarien. Sie erkunden pittoreske Städtchen und kleine Dörfchen, Berge und Täler. Auf der Suche nach den Hinterbliebenen des Toten stoßen sie überraschend auf eine Geschichte des Verstorbenen und auch des Landes, die sich zwar in der Vergangenheit abgespielt hat, deren Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind. Bobby und Alex lernen interessante Menschen kennen, die von dem Geiger und seiner Familie erzählen können. Eine schillernde Persönlichkeit, deren Leben unter anderen Umständen vielleicht ganz anders verlaufen wäre.

Dieser Roman hat unter anderem auch das Land Bulgarien zum Thema und beim Lesen merkt man, wie wenig man über das kleine europäische Land weiß. Auch wenn das Buch bei über siebenhundert Seiten einige Längen enthält, so ist die Erzählung doch sehr interessant und überraschend. Zwei junge Menschen, die sich auf Spurensuche begeben und dabei eine unbekannte Geschichte entdecken, aus diesem per se schon ansprechenden Ansatz entwickelt die Autorin eine Handlung mit Irrungen und Wirrungen, die in großen Teilen fesselt. Dabei sind die handelnden Personen sympathisch und jeweils mit einem Hintergrund ausgestattet, der sie zu authentischen Persönlichkeiten macht, die mehr sind als bloße Stichwortgeber für das, was den Mittelpunkt der Handlung bildet.

Ein interessanter Roman mit einer spannenden Story in einem Land, das sonst zu wenig Beachtung findet.

Veröffentlicht am 15.12.2021

Tödliche Karibik

Lady Blake und das Grab im Meer
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Gerne denkt Lady Veronica Blake an die Zeit zurück, die sie als Hofdame von Prinzessin Margaret auf Mustique verbracht hat. Nun ist die Prinzessin schon seit ein paar Monaten verstorben und Veronica kehrt ...

Gerne denkt Lady Veronica Blake an die Zeit zurück, die sie als Hofdame von Prinzessin Margaret auf Mustique verbracht hat. Nun ist die Prinzessin schon seit ein paar Monaten verstorben und Veronica kehrt nach Mustique zurück, um eine Überraschungsparty für ihre Ziehtochter Lily zu organisieren. Lily hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Korallenriffe um die Insel vor der Korallenbleiche zu retten. Doch im Moment ist sie sehr besorgt um ihre Freundin Amanda, die. obwohl sehr zuverlässig, zu einem Treffen nicht erschienen ist. Ebenfalls auf die Insel zurückgekehrt ist der Polizist Solomon Nile, der sich um seinen kranken Vater kümmern will.

Sie kennt sich aus unter den Reichen und Schönen Lady Veronica genannt Lady Vee. Und doch ist sie recht bodenständig geblieben und sie hat nicht nur die Prinzessin betreut, sondern sich auch ihres Mündels angenommen und die Ausbildung des Inselpolizisten gefördert. Das letzte womit sie bei ihrer Rückkehr auf die Insel rechnet, ist, in einen Kriminalfall zu geraten. Da jedoch die Freundin ihrer Ziehtochter verschwunden ist, will Lady Blake unbedingt an der Suche beteiligt sein. Insbesondere sollte sich herausstellen, dass Lily in Gefahr sein könnte, muss sie alles tun, um die junge Frau zu schützen.

Mit diesem ungewöhnlichen Kriminalroman bekommt man einen kleinen Einblick in eine Welt, zu der man sonst kaum Zugang hat. Doch auch in diesen wohl situierten Kreisen ist man nicht vor menschlichen Gefühlen und deren Untiefen gefeit. Auch wenn am Anfang die Schilderungen der gesellschaftlichen Umstände etwas zu ausführlich geraten, wird einem Lady Blake schnell zur sehr angenehmen Gesellschafterin. Im Wechsel mit DS Nile berichtet sie von den Ereignissen, wobei der stetige Wechsel der Perspektive die Handlung sehr gut abrundet. Denn wo Solomon Nile vor verschlossenen Türen steht, kann Lady Blake übernehmen. Und so bündeln die Beiden ihre Kräfte. Als Leser taucht man in eine karibische Welt ein, von der man sonst kaum etwas erfahren würde. Gerade im momentan vorherrschenden trüben Wetter, begibt man sich in Gedanken gerne mit einem Krimi an einen fernen Strand.