Ein neues Lieblingsbuch
Der Schreibstil
So überrascht und skeptisch ich am Anfang von dem Umfang des Buches zunächst war – mit 723 Seiten ist »Das dunkle Land« nämlich fast schon ein Wälzer für mich -, so schnell musste ich auch ...
Der Schreibstil
So überrascht und skeptisch ich am Anfang von dem Umfang des Buches zunächst war – mit 723 Seiten ist »Das dunkle Land« nämlich fast schon ein Wälzer für mich -, so schnell musste ich auch feststellen, dass die Seiten nur so dahin flogen. Ja, eine der klischeehaftesten und wahrscheinlich meistbenutzten Formulierungen in Rezensionen, aber es war nun einmal so. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, ich steckte sofort drin in der Geschichte und war begeistert wie süchtig das Buch auf gewisse Weise doch gemacht hat. Obwohl die Handlung zunächst recht seicht ist liegt dem Grundgerüst des Buches eine gewisse Spannung bei, die dafür gesorgt hat, dass ich immer weiter lesen wollte, insbesondere auf den letzten zweihundert Seiten, die ich dann auch fast in einem Rutsch gelesen habe. Ich fand den Schreibstil der Autorin jedenfalls so angenehm und schön zu lesen, dass ich auf jeden Fall noch zu ihrem Debüt »Der Historiker« greifen werde, in der Hoffnung, dass mich das genauso mitreißen wird wie »Das dunkle Land«.
Teilweise beschäftigt sich »Das dunkle Land« insbesondere bei den Abschnitten die in der Vergangenheit spielen und aus Stoyan Lazarovs Sicht erzählt werden mit Themen, die durchaus hart zu lesen waren und ich habe das Buch auch einmal beiseite gelegt, da ich einfach nicht den Kopf dafür hatte seitenlang über lauter schlimme Dinge zu lesen. Allerdings habe ich dann beim Weiterlesen ein paar Tage später auch festgestellt, dass die Thematik hart war, ja, aber die Autorin es durch die Zeitsprünge und ihre Art zu erzählen geschafft hat, dass ich weiterlesen wollte, mitgefiebert habe, ohne, dass es mich allzu sehr runtergezogen hat über Stoyan Lazarovs Schicksal zu lesen.
Über den Tellerrand
Bevor ich zu »Das dunkle Land« gegriffen habe, wusste ich recht wenig bis fast gar nichts über Bulgarien und was mir an dem Buch deshalb wohl mit am meisten gefallen hat ist, dass man einiges über das Land lernt, sowohl über seine Geschichte, als auch die Gegenwart und man merkt einfach auf jeder Seite des Buches, in den Beschreibungen der Landschaft und der Leute, dass der Autorin dieses Land etwas bedeutet. Einer der Hauptgründe, weshalb mir diese Geschichte so gut gefallen hat, ist, dass die Autorin es geschafft hat, dass ich versucht habe ein wenig über den Tellerrand dessen zu blicken, was ich wusste und mich einmal mit einem für mich völlig anderem Thema, einem anderen Land und einer anderen Geschichte befasst habe.
Die Charaktere
Ein weiteres Highlight waren für mich außerdem die Charaktere, insbesondere Alexandras Taxifahrer Bobby, der während der Reise ein guter Freund für sie wird. Zum einen war es angenehm zu lesen, dass die beiden eine rein platonische Freundschaft verbindet, das gibt es viel zu selten in Büchern wie ich finde (oder ich lese die falschen Bücher) und zum anderen war es spannend Bulgarien aus Alexandras Augen zu sehen, die das Land selbst kaum kennt und dort fremd ist und Bobby in Aktion zu erleben, der ihr vieles erklären muss, was das Leben dort angeht. Die beiden zusammen fand ich großartig, es hat unfassbar viel Spaß gemacht sie auf ihrer Reise zu begleiten, denn beide waren einfach sehr, sehr sympathisch.
Die Handlung
Wie bereits erwähnt war die Handlung eher seicht und ich meine das auf eine positive Art und Weise. Ein bisschen fühlte sich die Geschichte an wie eine Schnitzeljagd, Alexandra und Bobby fahren gefühlt durch ganz Bulgarien auf der Suche nach der Familie Lazarov. Dabei treffen sie auf einige Menschen, die mit den Lazarovs in Verbindung stehen und so erfährt man viel über den verstorbenen Stoyan, dessen Asche sich in der Urne befindet. So spannend ich das Buch auch fand, es war eine unaufdringliche Spannung und gleichzeitig sehr ruhig. Lediglich das Ende fiel da etwas aus dem Muster, für meinen Geschmack ging es auf den letzten paar Seiten fast schon etwas schnell und zu dramatisch zu. Gleichzeitig war aber auch schön zu sehen, wie am Ende alle Fäden zusammen liefen, viele Geschichten und Informationen aus den vorigen Kapiteln ergaben mit einem Mal Sinn und mir gefiel die Auflösung insgesamt wirklich gut, wenn auch die Umsetzung fast schon hektisch auf mich wirkte.
Fazit?
Mit »Das dunkle Land« habe ich mich mal wieder an ein anderes Genre heran gewagt und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir unfassbar gut, es war spannend etwas über ein Land zu lernen, über das ich kaum etwas wusste. Die vielen Seiten kamen mir am Ende gar nicht mal so viel vor, eher im Gegenteil, ich habe mich gefragt wo sie hin sind, wie ich schon durch sein konnte, wo ich doch gefühlt gerade erst angefangen habe zu lesen. Das einzige, was ich an dem Buch nicht grandios fand, war, wie gesagt, das Ende. Es passte für mich nicht so recht zum Rest des Buches, aber das hat mich ehrlich gesagt kaum gestört, denn ich spreche hier wirklich nur von den letzten paar Seiten. Die rund siebenhundert davor? Die waren großartig.