Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

Meeresrauschen

Nachts schweigt das Meer
0

Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit ...

Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit zu nehmen und seine Entscheidung zu überdenken. Ben kehrt zurück auf seine Heimatinsel Bryher, mit dabei hat er Shadow, den Hund seiner Partnerin, der ihn jederzeit an sein Verhalten erinnert. Bereits bei seiner Ankunft erfährt Kitto, dass ein junges Mädchen vermisst wird. Sofort beteiligt er sich an der Suche. Schon bald darauf wird die 16jährige Laura tot an den Klippen gefunden. Eine Fremdeinwirkung ist nicht auszuschließen.

Auf den kleinen Scilly Inseln, von denen überhaupt nur wenige besiedelt sind, sollte es ruhig zugehen. Eine Gegend, in der niemand die Türen abschließt. Und nun, ein Verbrechen? Das passt nicht in die kleine Gemeinschaft. Ben Kitto bietet sofort an, die Ermittlungen zu übernehmen. Zeit genug hat er und seine Ortskenntnis dürfte durchaus hilfreich sein. Da seit dem Verschwinden Lauras niemand die Insel verlassen hat, riegelt Ben das Eiland ab, der Mörder muss also da sein, es gilt ihn zu finden. Es beginnen die Befragungen der Inselbewohner und lange Märsche über die Insel, Kittos Unruhe, seine Schuldgefühle wollen nicht weichen. Shadow ist und bleibt ein Mahnmal.

Die Autorin ist vielleicht einigen als Kate Rhodes mit ihrer Alice Quentin Reihe bekannt. Nach ihrer web site sind ist auch der vorliegende Reihenbeginn auf Englisch unter Kate Rhodes erschienen. Vielleicht passt Penrose besser zu dem Insel-Setting, doch so ganz erschließt sich dieser zusätzliche Name nicht. Davon abgesehen hat man einen in weiten Teilen sehr spannenden Krimi, in dem die Besonderheit, der abgeschlossenen Umgebung gut zur etwas düsteren Stimmung beiträgt. Stürmische Winde, karge Landschaft und aufgewühltes Meer tun ein übriges. Was macht es mit der kleinen Gemeinde, wenn plötzlich eine fehlt, eine von den jungen Hoffnungsträgern, die sich wünschen aufs Festland zu gehen, die ihre Träume verwirklichen wollen. Nach und nach findet Ben Kitto heraus, dass Laura durchaus eine vielschichtige Persönlichkeit hatte und etliches eingesetzt hat, um ihr Ziel zu erreichen. Dadurch geraten mehrere Dorfbewohner in Verdacht, doch es gibt keine einfache Lösung. Hinzu kommt, dass Kitto den Verlust seiner Partnerin noch längst nicht überwunden hat. Stimmungsvolle Bilder wechseln sich mit der fieberhaften Suche nach dem Täter ab. Man versinkt teilweise förmlich in der Handlung und am Schluss hat man schon etwas zu knacken.

Ein sehr gelungener Reihenbeginn, über Ben Kitto gibt es sicher noch so einiges zu erzählen.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ritter in Not

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
0

Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als ...

Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als vermisst. Etwas, das die Polizei zunächst nicht ganz so ernst nimmt, schließlich ist die junge Dame schon 22 Jahre und sie hat einen Freund - welcher dem Vater nicht gefällt. Nur wenige Tage später wird die junge Frau tot aufgefunden und Dr. Leon Ritter wird mit der rechtsmedizinischen Untersuchung beauftragt. Für die ermittelnden Beamten liegt schnell auf der Hand, wer der Täter sein muss. Eine Meinung, die Leon Ritter nicht teilt.

Bereits zum fünften Mal stört Dr. Leon Ritter die örtliche Polizei mit seinen Querdenker-Ansichten. Wenn er das Kribbeln im Nacken spürt, kann er einfach nicht anders als selbst Nachforschungen anzustellen. Seine Freundin Isabelle, die selbst bei der Polizei ist, hat seine Herangehensweise zu schätzen gelernt. Damit steht sie allerdings relativ alleine auf dem Revier. Meist wird doch der einfachste Ansatz bevorzugt. Und im Moment herrscht sowieso Unruhe auf der Wache, denn eine junge Psychologin soll für besseres Teamwork sorgen, etwas, bei dem die Beamten gerne ihre Mitarbeit verweigern würden.

Auch im Nachsommer kommt das französische Flair auf. Man sieht Leon Ritter förmlich durch die Straßen von Le Lavandou flanieren, hier und da einen kleinen Stop einlegen und einen Kaffee trinken oder bei einer Partie Boule sein Geschick zu beweisen. Doch natürlich handelt es sich bei diesem Buch nicht um ein Urlaubsbuch, sondern um einen Krimi. Und so löst das zunächst ungewisse Schicksal einer jungen Frau einige Besorgnis aus. Wie es sich für einen Kriminalroman gehört, ist die bedauernswerte junge Dame bereits tot. In dem Spannungsfeld zwischen den etwas drögen Beamten und dem gewitzten Rechtsmediziner kann man verfolgen wie sich der anfangs simple Vermisstenfall zu einer fesselnden Mordermittlung entwickelt. Verdächtig unverdächtig sind dabei etliche Personen. Ein schöner nachsommerlicher Kriminalroman, der auch im Frühsommer gerne gelesen wird.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Die Bergbarbaren

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
0

Als Chronist seines Dorfes versteht sich der junge Johannes A. Irrwein. Sein großes Vorbild ist sein Großvater, der als einer der ersten das Dorf verlassen hat, um Arzt und Wissenschaftler zu werden, der ...

Als Chronist seines Dorfes versteht sich der junge Johannes A. Irrwein. Sein großes Vorbild ist sein Großvater, der als einer der ersten das Dorf verlassen hat, um Arzt und Wissenschaftler zu werden, der als einer der Wenigen die Hochsprache spricht. Seinen Eltern dagegen ist Johannes nicht sehr gewogen. Sie kommen ihm wie echte Bergschrate vor, die ihm manchmal peinlich sind. Für Johannes ist es ein Glück, dass er ein Stipendium an einer weiterführenden Schule bekommt, wo er sich zum ersten Mal unter Gleichgesinnten glaubt.

Aus Johannes’ von seiner Meinung gefärbten Notizen erfährt man von der Geschichte des Bergdorfes St. Peter am Anger. Diese bilden jedoch nur den Hintergrund zur Familiengeschichte des Jungen. In der eigentlichen Handlung wird von Johannes Großeltern berichtet, seinem Großvater, der auszog die Welt und die Wissenschaft kennenzulernen, seiner Großmutter, die die Tochter hegte. Die Tochter, die Johannes’ Mutter wurde, die so garnichts von der Weltoffenheit des Großvaters abbekommen hat. Sein Vater, der ein rechtes Raubein ist. Johannes selbst dagegen, ist ein stilles in sich gekehrtes Kind, das sehr zu seinem Großvater aufschaut. Nach dessem frühen Tod, möchte der Junge nur eines, in die Fußstapfen seines geliebten Opa-Doktors treten.

Kauzig, aber lebensecht wirken die Dorfbewohner von St. Peter. Und manchmal so hinterwäldlerisch, dass man verstehen kann, dass Johannes einfach nur weg will. Es gibt Zeiten, da will man einem fast unverständlichen Dialekt und der dörflichen Enge nur entfliehen. Doch so wie das Dorf sich letztlich nicht gegen den Fortschritt stellen kann, auch wenn es sich noch so wehrt, so kann sich auch Johannes dem Charme des Dorfes nicht erwehren als er etwas älter wird. Was wird der junge Mann unternehmen, wenn er das Abitur in der Tasche hat, sein Reifezeugnis. Gekonnt schlägt die Autorin den Bogen vom Opa-Doktor zum Enkel-Doktor. Mit ihren skurrilen Charakterzeichnungen lässt sie ihre Leser teilhaben am Prozess des Erwachsen werdens, den Johannes durchläuft. Wenn einem der Junge zunächst noch etwas verschroben vorkommt, so wächst er mit den Aufgaben, in die er sich hineinlaviert, und findet eine jugendliche Balance zwischen seiner aneckenden Intelligenz und seiner herzerwärmenden Gutmütigkeit.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Die Viererbande

Die andere Tote
0

Die Ferien sind vorbei und damit auch ein etwas langweiliger Sommer. Der neue Chef unterbreitet Vera Stanhope die Aufgabe, in einem Gefängnis einen Vortrag zu halten. Vielleicht sollte sie das auf einen ...

Die Ferien sind vorbei und damit auch ein etwas langweiliger Sommer. Der neue Chef unterbreitet Vera Stanhope die Aufgabe, in einem Gefängnis einen Vortrag zu halten. Vielleicht sollte sie das auf einen der Mitarbeiter abschieben, aber nein, das macht sie selbst. In der Anstalt trifft Vera einen alten Freund ihres verstorbenen Vaters. Der verurteilte korrupte Ex-Polizist John Brace will mit ihr sprechen. Unter der Bedingung, dass Vera sich um seine Tochter Pattie kümmert, ist er bereit zu erzählen, wo die Leiche des lange verschwundenen Robbie Marshall zu finden ist. Brace, Robbie, Veras Vater Hector und der Professor - das war die Viererbande. Veras Neugier ist geweckt.

Mit Mitte fünfzig hat Vera Stanhope bei der Polizei eine gesicherte Position. Allerdings kann sie auch jederzeit gehen, sie hat immer gearbeitet und ihr steht ein Pension zu. Doch soweit ist Vera noch nicht. Es gibt Fälle zu lösen und Menschen, die ihr Interesse wecken. Vermeintlich unlösbare Rätsel, Ereignisse, die schon lange her sind, bedeuten für Vera eher eine Aufforderung, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und durch ihre mitfühlende Art findet sie schnell Zugang zu Menschen. Dass sie der jungen Pattie hilft, nimmt sie freundlich in Kauf, um zu erfahren, was Brace zu sagen hat.

Wenn man die TV Serie zumindest in Teilen kennt, wird einem beim Lesen des Buches Vera Stanhope in Form ihrer Darstellerin Brenda Blethyn vor Augen stehen. Zwar mag es manchem lieber sein, eigene Vorstellungen zu entwickeln, doch verkörpert die hervorragende Schauspielerin ihre Figur so gekonnt, dass es kaum etwas zu beanstanden gibt. Vera ist schon ein spezieller Charakter, vielleicht nervt sie manchmal, ist bossy oder sarkastisch, doch immer strahlt sie eine Wärme aus, die einen für sie einnimmt. Mit dem vorliegenden Band macht sie sich bereits an die Lösung ihres siebten auf Deutsch erschienenen Falls. Der beginnt erstmal mit einer Aufforderung, die nicht so viel mit Polizeiarbeit zu tun hat. Doch Vera ist trotz ihrer Art eine, die sich kümmert. Und so ist es kein Wunder, dass sie in eine Ermittlung gerät, mit der sich schließlich ihr ganzes Team beschäftigt. Was ist damals mit Robbie Marshall geschehen? Noch immer ein Dorn in Veras Seite ist ihre Beziehung zu ihrem Vater, dem seine Viererbande wichtiger war als sein einziges Kind. Kein Wunder also bei den zutage tretenden Verbindungen, dass sich Vera die Sache genauestens vor die Brust nimmt. Ein Fall, der sich aus fast nichts zu einem packenden Gespinst aus Vergangenheit und Gegenwart entwickelt.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Die normale Jasmijn

Mein Leben als Sonntagskind
0

Senta ist ihre beste Freundin. Immer ist sie mit ihrer Wärme und Ehrlichkeit bei Jasmijn. Völlig unverständlich ist es für das kleine Mädchen, dass ihr Hund, ihre beste Freundin, nicht mit in die Vorschule ...

Senta ist ihre beste Freundin. Immer ist sie mit ihrer Wärme und Ehrlichkeit bei Jasmijn. Völlig unverständlich ist es für das kleine Mädchen, dass ihr Hund, ihre beste Freundin, nicht mit in die Vorschule darf. So eine Schule kann einfach nichts taugen. Jasmijn beschließt, dass die Vorschule nichts für sie ist und sie nach hause geht. Das erweist sich allerdings als schwierig, weil sie nur rechts abbiegen darf. Zum Glück wird Jasmijn von der Mutter ihrer Freundin Colette gefunden. Doch welche Aufregung hat das bei ihren Eltern verursacht. Man geht doch nicht einfach aus der Schule, erstmal schon garnicht und auch nicht, ohne Bescheid zu sagen und am allerwenigsten, wenn man erst vier Jahre alt ist.

Jasmijn ist ein wenig schüchtern oder sie ist eben so, das sagt ihre Mutter. Mütter mit ihrer allumfassenden Akzeptanz sind eben so. Sie verstehen irgendwie alles, auch wenn die Töchter Migräne bekommen, wenn zu viel auf sie einstürzt. Dagegen will Jasmijn nicht anders sein, sie wäre gerne die normale Jasmijn aus ihrem Tagebuch, die fröhlich ist und auf Menschen zugehen kann. Nicht die, die lange braucht, um sich an Neuerungen zu gewöhnen, die in helle Aufregung gerät, wenn zu viel auf sie einstürzt. Aber sie ist nun einmal so.

Den leisen Hauch einer Ahnung wie schwierig das Leben für Jasmijn ist bekommt man durch dieses Buch. Wahrscheinlich wird man wie ihre Mitmenschen nicht alles nachvollziehen können, doch man bewundert die Kraft, mit der sie versucht in einer für sie so fremden und bedrohlichen Welt zurecht zu kommen. Jasmijn möchte manchmal den Kopf in den Sand stecken, irgendwo sein, wo sie ihre Ruhe hat, doch gleichzeitig möchte sie sein wie alle anderen. Zwischen den beiden Polen die richtige Balance zu finden, ist ihre wichtigste Aufgabe. Und sie gibt nie auf, auch wenn sie so manchen Rückschlag und auch echte Schicksalsschläge hinnehmen muss. Trotz allem bleibt sie zwar ein Mensch, der manchmal schwierig einzuschätzen ist, der doch immer liebenswert erscheint und dem man helfen möchte, sich selbst zu helfen. Mit großer Intelligenz schafft es Jasmijn, sich ihr Leben so einzurichten, wie es für sie gut ist. Ergriffen liest man ihre Worte und wünscht ihr, dass es ihr immer gelingen möge, den für sie gangbaren Weg zu finden.

Ein toller gefühlvoller Roman über das Erwachsen werden, der einen packenden Einblick in die Gedankenwelt eines Kindes, jungen Mädchens, einer jungen Frau gewährt, die sich in einer Umgebung zurechtfinden muss, die ihr alles abverlangt.