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Veröffentlicht am 03.08.2017

Geschiedene Leute

Sieben Jahre später
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Bei ihrer Scheidung sind Nikki und Sebastian sich mehr oder weniger einig gewesen, von ihren Zwillingen bekommt er Camille und sie Jeremy. Als der inzwischen jugendliche Jeremy jedoch plötzlich verschwindet, ...

Bei ihrer Scheidung sind Nikki und Sebastian sich mehr oder weniger einig gewesen, von ihren Zwillingen bekommt er Camille und sie Jeremy. Als der inzwischen jugendliche Jeremy jedoch plötzlich verschwindet, verfolgen Nikki und Sebastian zum ersten Mal seit Jahren gemeinsam ein Ziel. Ihr Sohn muss gefunden werden. Zu Beginn wissen sie nicht worauf sie sich einlassen. Sie suchen auch Hilfe bei Nikkis neuem Freund Santos, einem New Yorker Cop. Schnell finden die Eltern jedoch heraus, dass ihr Sohn seine Finger wohl in Dingen hatte, von denen die Polizei besser nicht informiert wird. Und so wächst ihre zunächst harmlose Suche schnell zu einer Art Flucht aus.

Wenn man das eine oder andere Buch Guillaume Mussos kennt, wird man einen gewissen Genre-Mix erwarten. Familiengeschichte, Krimi, Thriller, Abenteuer. Auch mit diesem Werk bekommt man einiges geboten. Die abenteuerliche Flucht, die die geschiedenen zunächst eher voneinander zu entfernen scheinen. Da schieben sie sich die Schuld an Jeremys Eskapaden gegenseitig zu und bezeugen sich gegenseitig, was sie von den jeweiligen Erziehungsmethoden halten. Doch je mehr Hinweisen sie folgen, desto mehr schweißt sie die erzwungene Gemeinsamkeit zusammen. Irgendwie ergänzen sich Nikki und Sebastian doch sehr gut.

Mit Vergnügen hört man die von Heikko Deutschmann lebhaft vorgetragene Story. Manchmal sind die aberwitzigen Winkelzüge, die das Schicksal für Nikki und Sebastian bereithält, schier unglaublich. Doch man stürzt sich dem Abenteuer entgegen, das dieser Roman bietet. Man befreit sich von dem Gedanken, ob irgendetwas wahrscheinlich ist. Man macht sich einfach auf eine turbulente Reise um den halben Globus und zurück. Und fragt sich, ob das überhaupt gutgehen kann. Auch wenn die rasante Handlung kaum einen Bezug zur Realität hat, entzückt sie doch mit beinahe grotesken Ereignissen und scheibchenweisen Enthüllungen, die die Irrfahrt zwar unwahrscheinlich aber schlüssig erscheinen lassen. Nikki und Sebastian sind schon ein tolles Paar, auch wenn sie keines sind. Und wer sollte das besser wissen als ihre Kinder.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Abrakadabra

Doctor Sleep
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Was geschah mit Danny Torrance als er die Ereignisse im Overlook-Hotel in Colorado um Haaresbreite überlebt hatte? Er wollte nie werden wie sein Vater. In gewissem Maße trat er doch in dessen Fußstapfen. ...

Was geschah mit Danny Torrance als er die Ereignisse im Overlook-Hotel in Colorado um Haaresbreite überlebt hatte? Er wollte nie werden wie sein Vater. In gewissem Maße trat er doch in dessen Fußstapfen. Sein unstetes Leben bekam erst einen Ruhepol als er das Städtchen Frazier erreichte mit seiner Miniatur-Welt und dem Hospiz, in dem er eine Anstellung fand. Das Shining hat er fast vergessen, nur noch für die Sterbenden setzt er es ein. Sein verborgenes Leben bekommt jedoch erste Risse als Abra Kontakt mit ihm aufnimmt. Ihre Fähigkeiten übersteigen seine schon in ihrer Kindheit und sie scheint immer stärker zu werden und damit gerät sie in große Gefahr.

Wie eigentlich häufig beginnt auch dieser Roman Stephen Kings, mit dem er Aufschluss gibt über das weitere Schicksal von Danny Torrance, mit einem eher ruhigen Erzählfluss. Danny, der von den Geistern seiner Vergangenheit heimgesucht wird, lernt langsam, sich von ihnen zu befreien. Was wie ein positiver Start ins Leben wirken könnte, endet jedoch zunächst mit der nicht so schmeichelhaft Erkenntnis, dass doch etliches von seinem Vater in ihm steckt, insbesondere dessen Hang zur Alkoholsucht. Nach einem einschneidenden Erlebnis gelingt es Dan, sein Verhalten zu ändern und nach einigen Jahren des Nomadenleben, findet er Halt in seiner Arbeit im Hospiz und schafft es mühsam dem Alkohol abzuschwören.

Wenn der Autor allerdings sein Fährten ausgelegt und die Routen auf seinem Plan markiert hat, ist die Spannung kaum noch auszuhalten. Dabei schwankt man bei denen, die Gefahr bedeuten, zwischen angewidert sein und Mitgefühl hin und her, während man zwar ganz auf der Seite der Guten ist, deren Zorn aber doch manchmal zu fürchten beginnt. Stephen King ist ein Meister der vielschichtigen Geschichten, ein genialer Dirigent seiner Figuren, er versteht es zu überraschen, das Fürchten zu leeren und sicher auch einige Albträume auszulösen. Doch meist verschafft er seinen Protagonisten einen Blick auf eine hoffnungsfrohe Zukunft, auch wenn möglicherweise im Augenwinkel etwas lauert. Seinem Danny Torrance ist man schließlich ausgesprochen gerne wieder begegnet und man wünscht ihm noch viele fröhliche Geburtstage.

Veröffentlicht am 29.07.2017

JuneDay

Legend - Berstende Sterne
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Beinahe acht Monate haben sie sich nicht gesehen, nachdem Day Junes Wohnung verlassen hat. June hat das Angebot des Elektors angenommen, als Princeps-Anwärterin eingesetzt zu werden. Day ist endlich mit ...

Beinahe acht Monate haben sie sich nicht gesehen, nachdem Day Junes Wohnung verlassen hat. June hat das Angebot des Elektors angenommen, als Princeps-Anwärterin eingesetzt zu werden. Day ist endlich mit seinem kleinen Bruder Eden zusammen. Die Bitte des Elektors, Day für eine Mission zu gewinnen, ist June eher unangenehm. Sie spürt, dass Days Schwäche für sie ausgenutzt werden soll. Doch es steht alles auf dem Spiel, die Kolonien bedrohen die Republik und die Friedensverhandlungen stehen kurz vor dem Scheitern. Die einzige Chance auf ein Ende des Krieges scheint darin zu bestehen, Eden zu gewinnen. Schweren Herzens unterbreitet June Day den Vorschlag des Elektors.

In diesem Finale der Legend-Trilogie wird June und Day wirklich alles abverlangt. Sie müssen nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, sondern auch das ihrer Freunde und Kameraden. Können sie dem Elektor wirklich trauen? Möchte dieser tatsächlich die Lage seiner Nation verbessern? Kann er irgendwo Unterstützung für die Republik finden? Und was ist mit der neuen Seuche, die die Existenz aller bedroht? Fieberhaft wird nach einer Heilung gesucht, einer Kur, von der alles abhängen kann. Ein letzter Plan soll die Lösung bringen, ein verzweifelter Plan.

Große Gefühle, tragische Ereignisse und ein Fünkchen Hoffnung. Kampf, Krieg, Intrigen, die Frage nach Sieg oder Niederlage. Wer ist gut, wer ist böse? Heiligt der Zweck manchmal die Mittel? Sollte man manchmal persönliche Opfer bringen, wenn es dem Wohlergehen vieler zugute kommt? Gedanken, denen sich June und Day stellen müssen. Und das in einem action- und spannungsgeladenen Handlungsrahmen, der nicht nur die Helden durch kampfumtoste Welten führt. Auch als Leser fühlt man sich als sei man mitten in der Handlung. Man möchte weise sein wie der junge Eden, immer wieder aufstehen, auch wenn es schwerfällt, wie Day es tut, man möchte die Größe haben zu verzichten, wie June es vormacht.

Ein sehr gelungener Abschluss der Trilogie um die Republik America und das wechselvolle Schicksal einiger ihrer wichtigsten Bewohner.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Lebensbaum

Blutebbe
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Ein Schiff treibt führerlos in der Nordsee. Der Leiter des örtlichen Polizeireviers Knut Jansen macht sich mit dem Rettungskreuzer auf die Suche nach dem Schiff. In seinem kleinen Reich passiert eigentlich ...

Ein Schiff treibt führerlos in der Nordsee. Der Leiter des örtlichen Polizeireviers Knut Jansen macht sich mit dem Rettungskreuzer auf die Suche nach dem Schiff. In seinem kleinen Reich passiert eigentlich nie was, vielleicht ist es ein Fehlalarm. Doch die Retter finden das Boot und der Anblick, der sich ihnen bietet, ist sehr erschreckend. Zwei Frauen wurden brutal umgebracht und offensichtlich hat der Täter Trophäen mitgenommen. Zusammen mit seiner Kollegin Helen Henning beginnt Knut, die Spuren zu sichern. Bei der akribischen Besichtigung des Tatorts findet Helen eine Zeichnung, die sich als Rune deuten lässt. Sollten sie es mit einem Ritualmord zu tun haben?

Knut Jansen, der sich mit seinem Vater überworfen hat, und Helen, die nach einem mißglückten Einsatz für das FBI aus Amerika zurückgekehrt ist, gemeinsam versuchen sie die Beweggründe des Täters zu entschlüsseln, um einen Hinweis auf dessen Identität zu finden. Allzu sicher scheint sich der Mörder zu sein, er beginnt mit der Polizei zu spielen. Vielleicht wird ihn sein Spiel dazu verleiten, Fehler zu begehen. Zwar hat Knut heimlich ein Auge auf Helen geworfen, das jedoch soll die Ermittlungen nicht beeinflussen. Und auch Helen stürzt sich mit aller Kraft in den Fall, obwohl sie bedenkliche Nachrichten aus den USA erhalten hat.

Grausame brutale Morde, die das Erträgliche zumindest ausreizen, zunächst etwas betuliche Ermittler, die jedoch schnell die Brisanz des Falles erkennen. Eine sich langsam steigernde Spannung mit geschickt eingeflochtenen Nebensträngen führt zu einem fulminanten Finale. Hat man anfänglich noch Zeit genug über die Begebenheiten nachzudenken oder selbst nach einem Verdächtigen zu suchen, der in einzelnen Kapiteln selbst auftaucht, sich aber nicht zu erkennen gibt, so haben die Ereignisse während der letzten hundert Seiten eine derart rasante Abfolge, dass man einfach geradeaus weiterlesen muss und sich dem Sog der Geschichte hingibt.

Anders als man bei der idyllisch freundlichen Urlaubsgegend, in der der Autor nach dem Klappentext lebt, erwarten könnte, bietet dieses sympathische Ermittler-Team in seinem dritten Fall packende, manchmal blutige Unterhaltung, mit der dem Leser nicht viel erspart wird. Die Handlung ist dabei schlüssig und fesselt beinahe von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Schöne andere Welt

Legend - Schwelender Sturm
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Nur knapp sind Day und June entkommen und nun schließen sie sich den Patrioten an, deren Anführer Razor ihnen zunächst hilft und dann einen gefährlichen Plan verwickelt. Sie einen Anschlag auf Anden, den ...

Nur knapp sind Day und June entkommen und nun schließen sie sich den Patrioten an, deren Anführer Razor ihnen zunächst hilft und dann einen gefährlichen Plan verwickelt. Sie einen Anschlag auf Anden, den neuen Elektor, verüben, um den Kolonien Unterstützung zu geben und ihnen möglicherweise zum Sieg zu verhelfen. Dazu wird June, die ehemalige Republik-Soldatin, in Andens Reihen eingeschleust. Nach einigen intensiven Gesprächen, in denen sich Anden völlig anders darstellt als vermutet, beginnt June an ihrer Mission zu zweifeln. Doch wie soll sie Day, der in den Reihen der Patrioten geblieben ist, davon abhalten, den Plan zu vollenden.

Bei Legend - Schwelender Sturm handelt es sich um den sehr spannenden Mittelteil der Legend-Trilogie. Nachdem Day und June mit Mühe in die Reihen der Patrioten gelangt sind, die eine Art Verheißung versprechen, sind sie überzeugt, der guten Sache zu dienen, auch wenn sie dafür Dinge tun müssen, die ihnen in friedlicheren Zeiten fremd lägen. Toll beschrieben sind die sich langsam einschleichenden Zweifel an den Ansichten, die die Patrioten über die Republik und ihren neuen Elektor verbreiten. June, die ja in die direkte Umgebung Andens gelangt, beginnt darüber nachzugrübeln, ob die Voraussetzungen, unter denen sie losgeschickt wurde, wirklich den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen.

Mit diesem Hörbuch wird die Fortsetzung der Legende von den Sprechern Julian Greis (Day) und Patrycia Ziolkowska (June) ganz hervorragend in Szene gesetzt. Die Gedanken und Gefühle der Protagonisten werden ausdrucksstark in Worte gefasst. Die Zweifel, der leise keimende Verdacht, dass hier etwas überhaupt nicht stimmt, die Sorge, das Schlimmste nicht verhindern zu können und auch die wenigen glücklichen Momente, in den June und Day einmal innehalten können. Schließlich steht am Ende ein überraschend anderes Weltbild mit einem sehr dramatischen Cliffhanger, der ausgesprochen neugierig aber auch ängstlich macht, darüber in welche Richtung die Autorin das Ruder in dem abschließenden dritten Band lenken wird.