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Veröffentlicht am 29.08.2021

Eine Bereicherung für jedes Bücherregal

Unbekannte Mitbewohner
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Das Buch widmet sich den Tieren in unserer direkten Umgebung, Tieren von denen wir denken sie gut zu kennen. Schon nach ein paar Seiten stellte sich für mich aber heraus, dass dem gar nicht so ist und ...

Das Buch widmet sich den Tieren in unserer direkten Umgebung, Tieren von denen wir denken sie gut zu kennen. Schon nach ein paar Seiten stellte sich für mich aber heraus, dass dem gar nicht so ist und so manches unscheinbar wirkende Geschöpft ziemlich erstaunliche Fähigkeiten besitzt. Den meisten Tieren um die es im Buch geht sind wir schon begegnet, trotzdem wissen wir über sie oft nicht mehr als ihren Namen. Ruthild Kropp und Carina Heberer wollen uns diese Tiere näherbringen und uns zeigen, dass in unserem Haus und Garten sehr spannende Geschöpfe leben, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Jedes der 28 ausgewählten Tiere wird umfangreich, aber nicht ermüdend, portraitiert. Ihre Lebensweise, ihre Fähigkeiten und Überlebenskünste, wie auch ihr Zusammenleben mit dem Menschen spielen dabei eine Rolle. Das Ganze ist sehr kurzweilig und verständlich formuliert, so dass ich als Laie keinerlei Verständnisprobleme hatte. Die Texte sind mit abwechslungsreichen Anekdoten ergänzt, Zeichnungen und schwarzweiß Illustrationen runden das Ganze ab. Die Auswahl der Tiere finde ich sehr gut getroffen, von Maus über Nacktschnecke und Zecke ist alles mit dabei. Recht schnell hat sich gezeigt, dass mein Wissen über die uns umgebende Tierwelt doch nur recht oberflächlich ist und dass man selbst so manches Vorurteil hat. Zu meinem Erstaunen stellte sich heraus, dass die niedlichen Marienkäfer Kannibalen sind, während auf dem Speiseplan der Silberfischchen Schimmelpilze und Hausmilben stehen, womit sie manchmal ganz nützlich sind.

Eine spannende Lektüre, nach der man so manches Tier mit ganz anderen Augen sieht. Ob man es am Stück liest oder immer mal wieder ganz gezielt ein Tier nachschlägt, das Buch ist eine Bereicherung für jedes Bücherregal!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 11.08.2021

Vom Überleben und Sterben im Eis

Das Lied der Arktis
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Der Schreibstil von Bérengère Cournut ist ungewöhnlich, es waren ein paar Seiten notwendig ehe ich mich daran gewöhnt hatte. Sie schreibt sehr schnörkellos und sachlich, ihr gelingt es aber dennoch Emotionen ...

Der Schreibstil von Bérengère Cournut ist ungewöhnlich, es waren ein paar Seiten notwendig ehe ich mich daran gewöhnt hatte. Sie schreibt sehr schnörkellos und sachlich, ihr gelingt es aber dennoch Emotionen zu transportieren. Der Roman liest sich fast wie ein Tagebuch, die Kapitel sind ganz unterschiedlich lang, mal bestehen sie auch nur aus ein paar Zeilen.

Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Sicht von Uqsuralik erzählt, die Kapitel werden ergänzt durch Liedtexte und Verse. Die Nomadenfamilien führen sehr einfache Leben, alles was sie besitzen müssen sie sich von der Natur erkämpfen. Ihre Traditionen und Lebensweise sind uns fremd, die Mythen mit Naturgeistern und Riesen erscheinen märchenhaft. Obwohl ich mir ein solches Leben nicht vorstellen und mich daher auch nur selten in die Figuren hineinversetzen konnte, habe ich immer mit ihnen gelitten und gehofft. Absolut faszinierend fand ich auch die Naturgewalten des Eises. Am Ende des Buches gibt es einige schwarz-weiß Fotos die ein wenig helfen sich das beeindruckende Lebensumfeld vorzustellen.

Die Autorin erzählt die Geschichte sehr ruhig, ohne aufgebauten Spannungsbogen und Action. Es geht um nichts Geringeres als das Überleben, doch die Menschen sind es gewöhnt dafür täglich hart arbeiten zu müssen und der Tod ist einfach Teil dieses Lebens. Es geht darum ausreichend Tiere zu jagen, Wintervorräte anzulegen, im Frühjahr weiterzuziehen und dann Beginnt der Kreis von vorne. Alles erfolgt in enger Verbundenheit mit der Natur.

Fazit:
Bérengère Cournut gibt mit ihrem Buch einen faszinierenden Einblick in das Leben der Inuit. Ein Buchtipp für jeden der Lust hat eine fremde Kultur und deren Mystik kennenzulernen.

Veröffentlicht am 06.08.2021

Großartig

Space Girls
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Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die ...

Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die Flucht von Juni und ihrer Mutter vor den Nazis und wie ihr Weg sie in die USA führt. Dort beginnt Junis Leidenschaft fürs Fliegen. Auf ihrem Weg begegnen ihr dabei jede Menge historische Figuren: die Frauen der “Mercury 13”, Astronaut John Glenn oder der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun. Die Mischung aus Fakten und Fiktion gelingt Nielsen großartig, die historischen Figuren sind sehr glaubwürdig in die Geschichte eingeflochten. Die Geschichte wird durch Passagen ergänzt die den Flug der Apollo 11 zum Mond beschreiben, Nielsen hat dafür die historischen Gesprächsaufzeichnungen verwendet. Diese Faktentreue und die Kombination der Erzählstränge fand ich großartig! An mancher Stelle hätte ich mir aber gewünscht am Kapitelbeginn zu erfahren in welchem Jahr wir uns gerade befinden.

Neben der Geschichte der “Mercury 13” steht im Roman auch die damalige Stellung der Frauen im Fokus. Weibliche Pilotinnen waren unüblich und entsprechend groß die Vorurteile ihnen gegenüber. Trotzdem ließen sie sich nicht unterkriegen und kämpften für ihren Traumberuf und um Anerkennung. Ein großes Lob kann ich auch für die Protagonisten aussprechen, die Autorin schafft es ihnen Leben einzuhauchen und sie greifbar zu machen.

Fazit
Ein großartiges Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient! Maiken Nielsen erzählt eine Geschichte über mutige Frauen bei der man auch viel über die Gesellschaft im Amerika der 50er und 60er Jahre erfährt.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Spannend geschrieben aber ausbaufähiger Plot

Die Verlorenen
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Ich kannte und schätzte bereits Becketts Buchreihe um den Forensiker David Hunter, daher habe ich seiner neuen Reihe mit Spannung und großen Erwartungen entgegengesehen. Becketts Stil ist unverändert großartig. ...

Ich kannte und schätzte bereits Becketts Buchreihe um den Forensiker David Hunter, daher habe ich seiner neuen Reihe mit Spannung und großen Erwartungen entgegengesehen. Becketts Stil ist unverändert großartig. Bereits nach wenigen Seiten zog mich die Geschichte in ihren Bann und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Simon Beckett schafft es so realistisch zu schreiben, dass man in das Buch hineingesogen wird, dabei baut er eine atmosphärische Spannung auf die einem Gänsehaut beschert.

Leider folgt nun das große aber…
Die Geschichte ist sehr komplex konzipiert und insgesamt zu vollgepackt. Beckett tut sich dann am Ende auch schwer alle Zusammenhänge in einen sinnvollen Kontext zu setzen. Die Auflösung des Falls konnte mich so gar nicht überzeugen, einiges war vorhersehbar und bei weitem nicht alles logisch.

Auch mit der Berufswahl hat Beckett seinem Protagonisten keinen Gefallen getan. Dass Jonah Colley ein top ausgebildetes Mitglied einer Spezialeinheit sein soll konnte ich an vielen Stellen nicht glauben. Er macht in den meisten Situationen keine gute Figur, ist leichtgläubig und durchschaut selbst einfachste Täuschungen nicht. Mit einem anderen Beruf wäre er glaubwürdiger gewesen.

Fazit
Wer noch kein Buch von Simon Beckett kennt, der sollte mit der David-Hunter-Reihe anfangen, dort zeigt Beckett sein volles können. Dem Folgeband werde ich trotzdem eine Chance geben, weil Becketts Schreibstil absolut fesselnd ist und ich ja weiß, dass er auch großartige Plots schreiben kann.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Ein kleiner Einblick in die Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in ...

Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in Demmin Bezug genommen wird.

Die Geschichte ist Großteils aus Sicht von Larry erzählt. Die Teenagerin ist gelangweilt von ihrer Heimatstadt und genervt von den wechselnden Lebensgefährten ihrer Mutter. Für ihren Traum Kriegsreporterin zu werden trainiert sie an ihre Grenzen zu gehen, hängt kopfüber vom Baum oder hält ihr Hände in eiskaltes Wasser. Zwischendrin jobbt sie auf dem Friedhof und schlägt sich mit ganz normalen Teenagerproblemen herum. Die 15-jährige fand ich gut getroffen, phantasievoll und munter schlägt sie sich durchs Leben, ihr leichter Hang zu schwarzem Humor lockert den Roman immer wieder auf.

Der zweite und deutlich kürzere Erzählstrang gehört Larrys betagter Nachbarin, Frau Dohlberg. Immer öfter will der Körper ihr nicht mehr gehorchen und nun steht der Umzug ins Altenheim an. Beim Aussortieren ihrer Besitztümer kommen immer wieder Erinnerungen hoch. Die junge Verwandtschaft kann nicht verstehen was diese Dinge für sie bedeuten und die alte Dame will von sich aus nicht darüber sprechen welche Ereignisse sie mit ganz alltäglichen Dingen wie einem Laken, dem Keller des Hauses oder einem Nadelkissen verbindet. Der Leser erfährt es durch ihre Erinnerungen dennoch nach und nach. Neben Frau Dohlberg hat die Autorin noch weitere Figuren die das Kriegsende und die Selbstmorde in Demmin miterlebt haben in die Geschichte eingeflochten. Auch sie tragen die Geschichten hinter ihren Narben und körperlichen Beeinträchtigungen in ihrem Inneren.

Trotz des schweren Themas liest sich die Geschichte sehr leicht, was vor allem daran liegt, dass der Großteil der Geschichte aus der unbeschwerten Sicht von Larry erzählt ist. Ich würde den Roman als Coming-of-Age Geschichte einordnen. Der historische Massensuizid schwebt dabei über der Stadt, mal ist er präsent, mal rückt er in den Hintergrund. Tiefe historische Exkurse unternimmt die Autorin dabei aber nicht, was ich für ein Jugendbuch absolut in Ordnung finde. Ein Nachwort mit ein paar Worten zu dem geschichtlichen Hintergrund auf dem der Roman basiert hätte ich mir dennoch gewünscht.

Fazit:
Obwohl sich das Buch mit sehr ernsten Themen beschäftigt erzählt Verena Kessler ihre Geschichte bewegend, aber nie schwermütig oder erdrückend. Sie schafft es viel zwischen den Zeilen auszudrücken und erzählt dabei eine Geschichte die nachhallt und noch lange in den Gedanken bleibt.