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Veröffentlicht am 30.07.2022

Ein Leben im Müll

Vertraute Welt
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Der Autor verwendet im Buch keine Namen, alle Protagonisten werden mit ihren Spitznamen bezeichnet. So erleben wir, wie Glupschaug mit seiner Mutter (die ebenfalls namenslos bleibt) von den Bergslums zur ...

Der Autor verwendet im Buch keine Namen, alle Protagonisten werden mit ihren Spitznamen bezeichnet. So erleben wir, wie Glupschaug mit seiner Mutter (die ebenfalls namenslos bleibt) von den Bergslums zur Blumeninsel übersiedelt und sich den Müllsammlern anschließt. Die Mutter findet schnell einen neuen Lebenspartner und Glupschaug erhält einen jüngeren Stiefbruder namens Glatzfleck. Ihr Leben ist nicht leicht, die Kinder haben zwar die Möglichkeit zur Schule zu gehen, aber da sich die Erwachsenen nicht wirklich darum kümmern was der Nachwuchs treibt wird die meiste Zeit geschwänzt.

Die Themen Müll und Wegwerfgesellschaft sind sehr aktuell, wir leben in einer Zeit, wo massenweise Lebensmittel verschwendet werden und fast grenzenlos Müll produziert wird. Vieles das noch repariert oder wiederverwendet werden könnte landet auf dem Müll, oft ist es einfacher und bequemer Neues zu kaufen als Altes zu verwerten. Hwang Sok-yong beschreibt das Leben auf der Müllkippe sehr greifbar, man hat die ärmlichen Hütten, das tägliche Wühlen im Dreck und den Schmutz und den Gestank vor Augen. Trotzdem hatte ich an manchen Stellen das Gefühl nicht zu verstehen, was er mit einer Szene eigentlich vermitteln will.

Es gibt auch ein paar übersinnliche Elemente, die für mich nicht wirklich in die Geschichte passen wollten und sich für mich daher etwas seltsam anfühlten.

Auch der Spannungsbogen ist nicht durchgängig vorhanden. Vor allem in der Mitte gibt es größere Durchhänger, wo die Geschichte nur noch vor sich hinplätschert und ich mich irgendwann auch zum Weiterlesen zwingen musste. Gerne hätte ich gesagt, dass das Ende dafür entschädigt hat, doch das war nur zum Teil der Fall. Insgesamt lässt mich das Buch damit zwiegespalten zurück. Einerseits ist es eine sehr eindringliche Geschichte, über deren Inhalt und die Protagonisten ich noch lange nachgedacht habe, andererseits hat das Buch mich im Mittelteil fast verloren.

Fazit:
Das Buch hatte ich schon eine Weile auf dem Wunschzettel und auch recht hohe Erwartungen an die Geschichte. Nicht alle meine Erwartungen konnten erfüllt werden, dennoch hat es mich zum Nachdenken angeregt wie oft man doch etwas wegwirft das eigentlich noch „gut“ ist.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Brutal und spannend

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Beim Buch handelt es sich um den zweiten Fall für Ermittler Tom Bachmann. Kennengelernt haben wir ihn bereits in “Der Blutkünstler”. An sich kann man beide Bücher unabhängig voneinander lesen, da über ...

Beim Buch handelt es sich um den zweiten Fall für Ermittler Tom Bachmann. Kennengelernt haben wir ihn bereits in “Der Blutkünstler”. An sich kann man beide Bücher unabhängig voneinander lesen, da über die Reihe hinweg aber auch die Hintergrundgeschichte von Tom erzählt wird, ist es sehr sinnvoll auch den ersten Band zu lesen.

Das Buch ist wirklich sehr brutal, mit expliziten Beschreibungen der Verstümmelungen der Opfer. Wer sich nicht sicher ist, ob sein Magen das verträgt, dem empfehle ich einen Blick in die Leseprobe. Bereits auf den ersten Seiten passiert ein detailliert beschriebener Mord - und die Ausführlichkeit und die Detailtiefe der Beschreibungen der restlichen Taten steigern sich noch. Ich muss zugeben: an manchen Stellen waren mir die Beschreibungen etwas zu detailreich und ich habe mir so manche Szene lieber nicht allzu bildlich vorgestellt.

Durch die kurzen Kapitel und den flüssigen Schreibstil liest sich das Buch sehr schnell. Es gibt verschiedene Handlungsstränge, neben Tom Bachmann findet auch die Perspektive seines Kindheitsfreundes Aaron und die des Täter Platz. Und natürlich gibt es auch wieder ein paar Rückblenden in Toms Kindheit mit seinem psychopathischen Vater. Durch die vielen Handlungen und Erzählungen abseits der Hauptstory rückte allerdings der Zoom-Killer ein wenig in den Hintergrund, das fand ich etwas schade.

Das Finale hat mich mit seiner Direktheit und Kürze an den Vorgängerband erinnert. Und auch beim zweiten Band bleibe ich dabei: ein paar Seiten mehr und etwas zusätzliche Dramatik wären an dieser Stelle toll gewesen.

Fazit
Eine gute Fortsetzung, die wieder gezielt einige Handlungsstränge für den nächsten Band offen lässt. Ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben, erhoffe mir aber, dass der Autor bei den nächsten Fällen auch die Raffiniertheit des Täters und nicht nur die Brutalität steigert.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Ein toller Roman, aber kaum ein Krimi

Samson und Nadjeschda
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Das Buch fängt sehr vielversprechend und spannend an: Samson verliert den Vater, schlägt sich eine Weile durchs Leben und landet schließlich bei der Miliz. Ab dort stockt die Geschichte dann aber etwas, ...

Das Buch fängt sehr vielversprechend und spannend an: Samson verliert den Vater, schlägt sich eine Weile durchs Leben und landet schließlich bei der Miliz. Ab dort stockt die Geschichte dann aber etwas, zumindest was den Krimi-Anteil angeht. Die Ermittlungen selbst beginnen so richtig erst nach der Hälfte, für einen Krimi ist das schon recht spät.

Überhaupt ist das Buch mehr Gesellschaftsstudie als Kriminalroman. Die Zeit kurz nach der russischen Revolution mit den harten Lebensbedingungen, der Korruption und dem Chaos beschreibt Kurkow sehr eindringlich. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die von den Menschen viel fordert, Gewalt ist so alltäglich wie knappe Lebensmittel. Ich habe von Kurkow schon “Graue Bienen” gelesen und war davon sehr begeistert, auch in “Samson und Nadjeschda” gelingt es ihm wieder das harte und oft triste Leben der Menschen auf eine gut verdauliche Weise zu beschreiben. Und wieder liegt es wieder am Protagonisten: Samson hat eine sehr positive, manchmal sogar etwas einfältige, Art und versucht immer das Beste aus seiner Lage zu machen. Das macht die ganzen niederdrückenden Lebensumstände erträglicher.

Obwohl im Titel und Klappentext benannt, spiel Nadjeschda nur eine nebensächliche Rolle, an den Ermittlungen ist sie gar nicht beteiligt.

Es ist ein sehr ungewöhnlicher und definitiv kein typischer Krimi, der großartig geschrieben ist und viel über die damalige Zeit und die Menschen vermittelt. An manchen Stellen wird das Buch sogar etwas phantastisch: Samson hat sein abgeschnittenes Ohr aufbewahrt und schon bald entwickelt es ein Eigenleben und lässt ihn hören was im direkten Umfeld passiert, auch wenn Samson selbst gar nicht in der Nähe ist.

Fazit
Über die Wirren der russischen Revolution zu lesen ist sehr spannend, aber so ganz kann das Buch nicht halten, was das Cover verspricht: einen Kriminalroman. Es ist mehr ein historischer Roman mit kleineren Krimi-Elementen.

Veröffentlicht am 25.06.2022

Spannend und kurzweilig

Palast der Finsternis
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Anhand des Klappentextes hatte ich einen Abenteuerroman erwartet, etwas in Richtung Indiana Jones oder Tomb Raider, doch schnell zeigt sich, dass das Buch einen anderen Weg einschlägt. Die Jugendlichen ...

Anhand des Klappentextes hatte ich einen Abenteuerroman erwartet, etwas in Richtung Indiana Jones oder Tomb Raider, doch schnell zeigt sich, dass das Buch einen anderen Weg einschlägt. Die Jugendlichen sind nicht aus dem Grund aus dem sie in den Palast eingeladen wurden dort, sondern müssen aus dem Labyrinth fliehen, während verschiedene Feinde sie jagen. Die Geschichte ist dabei spannend und einfallsreich erzählt und mit einer Prise Fantasy/Mystery gewürzt. Während ein Erzählstrang in der Gegenwart spielt, wird in einem weiteren nach und nach die Geschichte der Familie die den unterirdischen Palast erbaute aufgedeckt. Die Rückblenden haben mir sehr gut gefallen, dort gibt es viele Andeutungen, dass mit dem Palast etwas nicht stimmt. Es wird aber nie zu viel verraten, so dass man bis zum Ende rätselt, was es mit dem Ganzen wohl aufs ich hat.

Die Stimmung ist gut getroffen, eine bedrohliche Atmosphäre zieht sich durch das ganze Buch, dabei findet aber auch feiner Humor seinen Platz. Auch die Charaktere sind wirklich gut gelungen. Jugendliche Protagonisten können ja schnell sehr anstrengend sein, hier ist das zum Glück nicht der Fall und trotz des wenigen Seitenumfangs ist eine Weiterentwicklung der Charaktere zu beobachten.

Fazit
Eine mysteriöse und packende Geschichte die ich binnen kürzester Zeit gelesen habe und die mich sehr gut unterhalten hat. Ich hätte mir sogar noch ein paar Seiten mehr für eine noch tiefere Entwicklung der Charaktere und die Erklärung der Hintergründe gewünscht.

Veröffentlicht am 04.06.2022

Tierisch gute Unterhaltung

Miez Marple und die Kralle des Bösen
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Fabian Navarro hat seine Geschichte in einer Katzen-Parallelwelt angesiedelt und sich sehr viele Gedanken darüber gemacht. Unbemerkt von den Menschen haben die Tiere um sie herum eigene Gesellschaften ...

Fabian Navarro hat seine Geschichte in einer Katzen-Parallelwelt angesiedelt und sich sehr viele Gedanken darüber gemacht. Unbemerkt von den Menschen haben die Tiere um sie herum eigene Gesellschaften gegründet. Verlassene und leer stehende Gebäude und Shops werden von den Tieren für ihre eigenen Zwecke genutzt, etwa als Polizeirevier. Hunde haben die Bellt-Zeitung gegründet und verbreiten kläffend die aktuellsten Neuigkeiten. Das Ganze ist sehr fantasievoll, aber nie albern oder kindisch, geschrieben. An manchen Stellen geht es sogar recht brutal zu, so dass sich das Buch trotz der niedlichen Protagonisten ganz eindeutig an ein erwachsenes Publikum richtet. Dass der Autor sich mit Katzen und ihren Eigenheiten sehr gut auskennt merkt man schnell, immer wieder hat er unterhaltsame Situationen und Verhaltensweisen in seine Geschichte eingebaut die absolut typisch für Katzen sind. Ich habe so einige Parallelen zu meiner Vierbeinerin entdeckt und mich köstlich amüsiert.

Der Kriminalfall selbst ist recht geradlinig erzählt, aber trotzdem interessant. Mehrere Beteiligte sind darin verwickelt, so dass man einige Zeit über die Zusammenhänge und Intentionen grübeln kann. Das Ende löst dann alles zufriedenstellend auf, auch wenn es zum Schluss hin für mich etwas zu abgedreht wird, auf die Katze mit den Laseraugen hätte ich verzichten. Die Geschichte ist gespickt mit Wortspielen, Anspielungen auf Persönlichkeiten und Marken und ganz viel Humor. Mir hat dieses wahrliche Gag-Feuerwerk gut gefallen - ich kann mir aber auch vorstellen, dass es manchem etwas zu viel ist.

Fazit
Ein kurzweiliger Krimi der mich toll unterhalten und immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat.