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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Rock 'n' Roll, Petticoats und die Sehnsucht nach der Ferne

Die Stewardessen. Eine neue Freiheit
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Mich interessierte am Buch vor allem der historischen Kontext und ich wurde nicht enttäuscht. Auswahlverfahren, Ausbildung und das Fliegen zur damaligen Zeit sind spannend erzählt, verpackt in eine lockere, ...

Mich interessierte am Buch vor allem der historischen Kontext und ich wurde nicht enttäuscht. Auswahlverfahren, Ausbildung und das Fliegen zur damaligen Zeit sind spannend erzählt, verpackt in eine lockere, leichte Geschichte, die ohne viel Drama auskommt.

Die Atmosphäre der 50er Jahre ist toll eingefangen. Der zweite Weltkrieg ist vorbei, die Bundesrepublik hat ihre Lufthoheit wiedererlangt und die neu gegründete Lufthansa darf endlich wieder Linienflüge durchführen.

Mittendrin ist Protagonistin Margot Frei, die mit ihrer Mutter in einer kargen Behelfsunterkunft in Hamburg wohnt. Sie wechselt von Job zu Job, in keinem wird sie glücklich, sie will mehr sein als Kellnerin oder Sekretärin, sie will mehr sehen als Nord- oder Ostsee. Da kommt die Ausschreibung der Lufthansa genau richtig: gutes Geld, zumindest ein wenig Unabhängigkeit und ferne Länder kennenlernen; etwas, das für sie selbst finanziell unmöglich wäre. Gleichzeitig muss sie viele Anforderungen erfüllen, es gibt nicht nur Vorgaben für Gewicht, Kleidung und Make-up, auch das Privatleben steht unter strenger Beobachtung. Zusätzlich sind Fachwissen und Sprachtalent gefordert: die Stewardessen müssen jederzeit Auskunft zu Zielorten und Flugplan geben können, mehrere Sprachen beherrschen und auch technische Fragen zu Flugzeugtypen und dem Fliegen beantworten können. Gut, dass Margot nicht auf den Mund gefallen ist und notfalls auch improvisieren kann.

Doch nicht nur die Fliegerei steht im Fokus des Romans, auch das Leben im Nachkriegsdeutschland wird thematisiert. Die Aufbruchstimmung nach Ende des Krieges ist dabei sehr gut eingefangen. Viele Städte sind noch nicht komplett aufgebaut und noch immer sind nicht alle Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Viel Nebensächliches und ein Ende wo es erst spannend wird

Susanna
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Das Buch ist komplett anders als erwartet.

Es wird viel über Susannas Kindheit in Basel berichtet, über die Kriegserlebnisse des Vaters und natürlich über die Trennung der Eltern. Das liest sich gut ...

Das Buch ist komplett anders als erwartet.

Es wird viel über Susannas Kindheit in Basel berichtet, über die Kriegserlebnisse des Vaters und natürlich über die Trennung der Eltern. Das liest sich gut und flüssig, ist aber nur bedingt spannend, denn eigentlich hatte ich das Buch gekauft um über Susannas Reise zu den Lakota zu lesen. Mit der Ankunft in Amerika und den Fortschritten durch die Industrialisierung folgt ein zumindest inhaltlich spannenderer Abschnitt, doch auch hier verliert sich Capus schnell wieder in Nebensächlichkeiten, die verbliebenen Seiten werden immer weniger und das Zusammentreffen mit Sitting Bull ist noch immer nicht in Sicht. Am Ende nimmt diese Begegnung dann gerade mal fünf Seiten ein.

Alex Capus ist unbestritten ein großartiger Geschichtenerzähler. Er schafft es, Menschen und vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen und ergänzt das mit einem feinen, hintergründigen Humor. Seine Bücher üben ab der ersten Seite einen großen Sog aus. Doch ich kann nicht verstehen, warum er sich in seinem Buch fast nur auf Nebensächlichkeiten fokussiert. Susannas Motive bleiben für mich komplett unklar, ihre Rollen als Bürgerrechtlerin und als Aktivistin für die indigenen Völker bekommen gar keinen Platz im Buch. Auch dass sie eine Vertraute und Privatsekretärin von Sitting Bull wurde habe ich nur durch ihren Wikipedia-Artikel erfahren. Es wäre alles vorhanden gewesen, um aus dem Buch einen spannenden biografischen Roman über eine beeindruckende Frau zu machen, doch so bleibt am Ende einfach nicht viel von Susanna Faesch bei mir zurück.

Fazit
Die nicht mal 300 Seiten lange Geschichte ist zwar sehr atmosphärisch geschrieben, fühlte sich aber nur wie die Einleitung an. Kaum wird es spannend ist das Buch zu Ende, dabei hätte Capus auch die dreifache Anzahl an Seiten problemlos füllen können. Letztendlich ist das Buch eine kurze biographische Erzählung, die meiner Meinung nach den Fokus nicht auf die interessanten Aspekte in Susannas Leben gelegt hat und damit die Chance verpasst nicht nur kurz zu unterhalten sondern nachhaltig zu beeindrucken.

Veröffentlicht am 07.03.2023

Western mit Fantasy Elementen

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
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Was wie ein normaler Western beginnt, wird schnell zu einem abgefahrenen Trip nach Kalifornien. Es geht über Berge und durch Wüsten, immer entlang der Eisenbahngleise die von den unzähligen chinesischen ...

Was wie ein normaler Western beginnt, wird schnell zu einem abgefahrenen Trip nach Kalifornien. Es geht über Berge und durch Wüsten, immer entlang der Eisenbahngleise die von den unzähligen chinesischen Arbeitssklaven verlegt wurden. Hitman Ming Tsu trifft auf einen Wanderzirkus, dessen Mitglieder zwar besondere Fähigkeiten haben, sich aber nicht gut verteidigen können. Also heuern sie Tsu als Beschützer an. Ab da mischt sich Übersinnliches, und auch mal etwas Mystik, in das Westerngenre – mir hat dieser Genremix Spaß gemacht.

Der Autor geizt nicht mit Schießereien, Überfällen und Leichen. Das schnelle Erzähltempo ist dabei zwar mitreißend, hat aber auch zur Folge, dass die Figuren insgesamt etwas zu blass bleiben. Dennoch ist das Buch ein sehr gelungenes und lesenswertes Debüt.

Fazit
Ein starker Genre-Mix, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Mich hat das Buch in seinen Bann gezogen und wunderbar unterhalten.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Mitreißend aber teils sehr grausam

Die marmornen Träume
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Bei einem Umfang von 700 Seiten ist klar, dass sich nicht die ganze Handlung um die Serienmorde drehen kann und auch, dass es bei den Ermittlungen mehrere Wendungen geben muss. Doch auch wenn sich für ...

Bei einem Umfang von 700 Seiten ist klar, dass sich nicht die ganze Handlung um die Serienmorde drehen kann und auch, dass es bei den Ermittlungen mehrere Wendungen geben muss. Doch auch wenn sich für das Ermittlertrio dadurch ein paar Sackgassen ergeben, hatte ich nie das Gefühl, dass die Handlung stillsteht.

Die Stimmung kurz vor Kriegsbeginn und die politische Lage sind sehr atmosphärisch eingefangen. Auch die „Nebenhandlungen“ waren gut gewählt, viele von ihnen bringen Einblick in die damalige Zeit, so dass natürlich auch die Gräueltaten der Nazis eine Rolle spielen. Grangé schreibt sehr bildhaft und detailliert, so dass manche Szenen nur schwer zu ertragen sind. Den historischen Kontext ergänzt Grangé gekonnt mit fiktiven Elementen. Mich erinnerte er damit ein wenig an Robert Harris, der in seinen Büchern auch oft ein historisches Bild zeichnet, wie es gewesen sein könnte.

Am gelungensten fand ich die komplex ausgearbeiteten Protagonisten. Zu Beginn sind sie noch schwer einzuschätzen und bleiben die meiste Zeit eher unsympathisch. Dennoch entwickeln sie sich stetig fort und zeigen dem Leser bald andere Seiten. Vor allem Gestapo-Offizier Beween ist, im positiven Sinne, herrlich widersprüchlich. Kaum zeigt er eine menschliche Seite, kommen kurz darauf wieder Brutalität und Verblendung zum Vorschein. Einen strahlenden Helden sucht man in dieser Geschichte vergeblich, doch das würde auch gar nicht passen.

Fazit
Ein Buch das nachhallt. Der Mordfall ist gut in die historische Kulisse eingebettet, größte Stärken sind für mich aber die atmosphärische Umgebung und die Entwicklung der Protagonisten.

Veröffentlicht am 10.02.2023

Kein Vergleich zum ersten Band

Killer Rock
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Während mir Band 1 noch gut gefiel, konnte der Nachfolger meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Geschichte kam einfach nicht in Schwung und hat sich ziemlich gezogen. Dazu kamen Dialoge, deren Inhalte ...

Während mir Band 1 noch gut gefiel, konnte der Nachfolger meine Erwartungen nicht erfüllen. Die Geschichte kam einfach nicht in Schwung und hat sich ziemlich gezogen. Dazu kamen Dialoge, deren Inhalte oft so unrelevant waren, dass sie mich bald langweilten.

Der Humor des Erstlings blitzte zwar an manchen Stellen auf, insgesamt aber zu selten als dass ich es als richtigen positiven Punkt aufführen könnte. Einzig die Musikreferenzen waren unterhaltsam und spannend und im Vergleich zum ersten Band, wo es noch um Swing ging, konnte ich beim Genre Rock sehr viel mehr mit den Anspielungen anfangen. Trotzdem ist auch das einfach zu wenig um die zähe Story aufzuwiegen.

Beendet habe ich das Buch letztendlich nur, weil ich auf die Auflösung gespannt war. Die war dann ok, aber auch nicht mehr. Einen Teil der großen Erklärung hatte ich schon vermutet, vieles andere fühlte sich ziemlich an den Haaren herzeigezogen an.

Fazit
Schade, Teil 2 der Reihe konnte mich so gar nicht abholen und mit dem ersten Buch nicht mithalten. Mal sehen mit welchem Thema es in Band 3 weitergeht, noch bin ich etwas unentschlossen, ob ich die Reihe weiterverfolge.

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