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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2025

Anspruchslose Unterhaltung

Zwischen Ende und Anfang
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Der Einstieg ist sehr gelungen und vielversprechend. Man fühlt mit Lila mit. Doch leider verflacht die Erzählung schnell. Lila, die anfangs als starke, verletzliche Frau eingeführt wird, entwickelt sich ...

Der Einstieg ist sehr gelungen und vielversprechend. Man fühlt mit Lila mit. Doch leider verflacht die Erzählung schnell. Lila, die anfangs als starke, verletzliche Frau eingeführt wird, entwickelt sich kaum weiter. Weder in ihrem beruflichen noch privaten Leben gelingt es ihr, sich durchzusetzen und ihren eigenen Weg zu finden. 
Der Roman gleicht einer beliebigen romantischen Feelgood Komödie, wie es sie zu Hauf gibt. Teils liest sich die Geschichte ganz unterhaltsam, versprüht an einigen Stellen Charme und Witz, was vor allem der Teenager Tochter Celie und den beiden Vätern zu verdanken ist, dennoch bleibt die Erzählung weit hinter ihren Möglichkeiten. Es kam mir so vor, als hätte ich diese Geschichte schon unzählige Male in abgewandelter Form gesehen oder gelesen.
Mein größter Kritikpunkt am Roman ist das veraltete, unzeitgemäße Frauenbild. Ein Mann fühlt sich als Exot, weil er sein Kind von der Schule abholt; Lila wird schräg angeguckt, weil sie berufstätig ist etc. Schlimmer geht’s kaum. Lila besinnt sich nach der Trennung auch nicht auf sich, sondern geht, noch befeuert durch den Verlag, auf „Männerfang“. Es wird dabei wirklich jedes Klischee erfüllt. Anstatt das Lila versucht herauszufinden, was ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche sind, geht es meist um andere, vor allem um Männer. 
Ich hätte mir einen differenzierteren Blick gewünscht und weniger stereotype Rollenbilder. Insgesamt bleibt der Roman hinter seinen Anfangsversprechen zurück und bietet keine tiefgründige Charakterentwicklung oder zeitgemäße Perspektiven auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Es ist eine anspruchslose, romantische und vorhersehbare Erzählung, die aufgrund der bisherigen, besonderen Romane der Autorin doppelt enttäuscht.

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Veröffentlicht am 05.01.2025

Nicht überzeugend

Eine Geschichte, die uns verbindet
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Bisher habe ich die Romane von Guillaume Musso sehr gerne gelesen, doch dieser ist von Beginn an irritierend. Was bei dem Buch „Das Papiermädchen“ noch neu und charmant erschien, ist hier einfach allzu ...

Bisher habe ich die Romane von Guillaume Musso sehr gerne gelesen, doch dieser ist von Beginn an irritierend. Was bei dem Buch „Das Papiermädchen“ noch neu und charmant erschien, ist hier einfach allzu verworren. Die Romanfiguren sind unwirklich, reizlos. Für mich blieb eine erhebliche Distanz zu der Geschichte bestehen, weil sie kaum authentisch wirkt.

Es ist ein Versuch die Beziehung eines Schriftstellers zu seinen Figuren dazustellen, der leider auf ganzer Linie gescheitert ist. Obwohl ich den unterhaltsamen Schreibstil von Musso sehr mag, hat er sich dieses Mal in seiner Geschichte verfranzt. Im Roman gibt es zu viele Figuren, zu viele verschiedene Erzählweisen sowie keinen erkennbaren roten Faden.
Es gibt bessere Romane des Schriftstellers.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Belanglos

Mühlensommer
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Vor Maria und ihren beiden Töchtern liegt ein langes Wochenende, das sie mit Freunden auf einer Hütte in den Bergen verbringen wollen. Gerade als sie an der Hütte ankommen, erreicht Maria ein Anruf. Ihr ...

Vor Maria und ihren beiden Töchtern liegt ein langes Wochenende, das sie mit Freunden auf einer Hütte in den Bergen verbringen wollen. Gerade als sie an der Hütte ankommen, erreicht Maria ein Anruf. Ihr Vater hatte einen schweren Unfall. Sofort macht sie sich auf den Weg nach Hause.
Seit langer Zeit ist Maria wieder zu Hause, auf dem Bauernhof, den immer noch ihre Eltern mit der Hilfe ihres Bruders Thomas bewirtschaften und sich um die demente Großmutter kümmern. Maria lebt in der Stadt und kommt nur selten zu Besuch. Vor einigen Jahren kam es deshalb zum Zerwürfnis zwischen ihr und Thomas. Auch jetzt scheinen Thomas und seine Frau nicht begeistert über Marias Anwesenheit.


Der Roman beginnt in der Gegenwart, doch erfahren wir in immer wiederkehrenden Rückblicken die Geschichte Marias, wie sie das Aufwachsen auf dem Bauernhof erlebte. Das Leben in den 1980er war geprägt von harter Arbeit, man lebte für den Hof und jeder musste mit anpacken. Es gab keine Urlaube, kaum Freizeit, nicht einmal für mehrere Nachmittage im Freibad reichte die Zeit, trotz Sommerferien. Auch schämt sich Maria für ihre Herkunft.

Da ich selbst auf dem Land groß geworden bin, kann ich einige Dinge nachvollziehen, dennoch ist mir die Erzählung viel zu oberflächlich. Es reiht sich Geschichte an Geschichte, wie Emma, die Sau, geschlachtet wird, wie das Krippenspiel aufgeführt wird, wie Maria zum ersten Mal in der Stadt einkaufen ist. Das alles ist nett, aber bedeutungslos, denn es kommt keinerlei Handlung auf, kein Spannungsbogen. Am Ende des Buches wusste ich nicht, wofür es geschrieben wurde. Eine Kindheit auf dem Lande, wie viele sie erlebt haben. Kaum Handlung, sehr blasse Figuren ohne jeglichen Tiefgang. Ich musste an die Bücher „Oma erzähl mal“ denken, für Familienangehörige ist es sicher interessant, aber als Roman unnütz.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Meisterhaft und amüsant erzählt

König von Albanien
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Der Lebenskünstler Otto Witte verdient sein Geld als Jahrmarktskünstler und damit, reiche Personen geschickt übers Ohr zu hauen. Otto weiß, wie man sich die Eitelkeiten der Menschen zu Nutze macht.
Im ...

Der Lebenskünstler Otto Witte verdient sein Geld als Jahrmarktskünstler und damit, reiche Personen geschickt übers Ohr zu hauen. Otto weiß, wie man sich die Eitelkeiten der Menschen zu Nutze macht.
Im Jahr 1912 hält er sich mit seinem Freund und Künstlerpartner Max in Konstantinopel auf. Das osmanische Reich steckt nach kriegerischen Niederlagen in der Krise und als dann noch Albanien seine Unabhängigkeit proklamiert, scheint der Untergang des Reiches unaufhaltsam zu sein. In dieser Lage entdeckt Otto durch Zufall seine Ähnlichkeit mit einem türkischen Prinzen und fasst einen wahnwitzigen Entschluss; er wird der neue König von Albanien.



Die Geschichte beginnt in einer österreichischen Irrenanstalt, in die Otto, der von sich behauptet der König von Albanien zu sein, eingeliefert wird. Der junge Arzt Schilchegger ist von dem Neuankömmling fasziniert, auch wenn er es sich zuerst nicht eingestehen will. Doch nimmt er sich die Zeit, um sich Ottos abenteuerliche Geschichte anzuhören. Je mehr Zeit der junge Arzt mit Otto verbringt, desto mehr beginnt er sein eigenes Tun und den Umgang mit den Patienten zu hinterfragen.

Ottos Geschichte, so absurd sie scheint, ist wahr. Er hatte es geschafft alle zu täuschen und sich zum König von Albanien krönen zu lassen. Dieses Meisterstück der Hochstapelei erzählt Andreas Izquierdo in seinem Roman, in dem Otto und sein Freund Max liebenswerte Schlitzohre sind, die sich mal schlechter, mal besser durchs Leben schlagen. Es ist eine Freude das Buch zu lesen, denn Otto hält den Oberen den Spiegel vor.
Auch wenn seine „Amtszeit“ nur ein paar Tage dauerte, seine Geschichte ist es absolut wert aufgeschrieben zu werden. Aus meiner Sicht ist dem Autor ein unterhaltsamer und fesselnder Roman gelungen, der mich häufig schmunzeln ließ, aber im Bezug auf die Irrenanstalt nachdenklich machte. Und natürlich habe ich Otto Witte danach gegooglet.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Wenig überzeugend

Die Wundersammler
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Paula hat sich den Sommer über in ein Ferienhaus in Ligurien, Italien, einquartiert, um dort in Ruhe ihre Doktorarbeit über Wunder zu schreiben. Nun geht der Sommer langsam zu Ende und Paula ist zunehmend ...

Paula hat sich den Sommer über in ein Ferienhaus in Ligurien, Italien, einquartiert, um dort in Ruhe ihre Doktorarbeit über Wunder zu schreiben. Nun geht der Sommer langsam zu Ende und Paula ist zunehmend frustriert, denn sie kommt mit ihrer Arbeit nicht voran.

Eines Tages taucht der katholische Pfarrer Benedikt bei ihr auf. Er möchte über ihre Arbeit und über Wunder sprechen. Als er bemerkt, dass Paula mit ihrer Doktorarbeit nicht weiterkommt, schlägt er eine gemeinsame Reise vor. Er möchte mit ihr Menschen treffen, die sich auf verschiedene Weise mit dem Thema Wunder beschäftigen. So machen sich die Zwei in Benedikts alten Volvo auf den Weg.


Angekündigt als inspirierender Roman, war ich sehr gespannt auf die Geschichte über Wunder. Vor allem interessierte mich das Zusammenspiel einer Wissenschaftlerin und eines Geistlichen, denn beide haben aus ihrer Perspektive heraus, ein grundlegend anderes Verständnis zu Wunder. Ich hatte etwas ähnliches erwartet, wie Streleckys „Café am Ende der Welt“, ein Buch mit philosophischem Ansatz.

Meine Erwartungen bzgl. dessen hat die Geschichte nicht erfüllt. Paula ist mir fremd geblieben, teils empfand ich diese Figur sogar als unsympathisch. Benedikt, der sich gegen seine Familie und für die katholische Kirche entschieden hat und den nun Zweifel plagen, war mir weitaus sympathischer, trotzdem blieb auch diese Figur hinter ihren Möglichkeiten. Die Rolle der Franka hat sich mir überhaupt nicht erschlossen. Für mich ist Franka ein Charakter ohne Nutzen, der den Erzählfluss stört und mir deshalb gehörig auf die Nerven ging.

Die Erzählung wirkt von Beginn an sehr konstruiert. Auch das Ende des Romans macht auf mich einen herbeigeschrieben Eindruck. Dieses erzwungene glückliche Ende ist einfach zu viel. Hinzu kommen noch einige Formfehler, wie beispielsweise auf Seite 201, als die Rede davon ist, dass die nächste Station Wien sein wird. Benedikt möchte am Nachmittag losfahren und im Salzkammergut übernachten. Zwei Seiten später ist von Wien keine Rede mehr und die Zwei fahren nach München. Solche Fehler wirken einfach lieblos.

Mich konnte der Roman nicht überzeugen, auch habe ich keinerlei Denkanstöße mitnehmen können. Es ist eine seichte Geschichte ohne Nachhall.

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