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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Ein weiser Roman über die Sinnfrage des Lebens

Das Buch eines Sommers
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Nicolas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, als ihn der Tod seines Onkels wachrüttelt. Aus Pflichtbewusstsein übernahm er das Unternehmen seines Vaters und verlor dabei seine eigenen Vorstellungen ...

Nicolas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, als ihn der Tod seines Onkels wachrüttelt. Aus Pflichtbewusstsein übernahm er das Unternehmen seines Vaters und verlor dabei seine eigenen Vorstellungen vom Leben aus dem Blick. Die Verantwortung und der Stress, welche die Leitung einer Firma mit sich bringt, entfremdete ihn auch von seiner Frau und seinem Sohn.

Erst in der Villa seines Onkels kommt er zur Ruhe und denkt über sein bisheriges Leben nach. Viele Erinnerungen an seinen Onkel kommen wieder hoch. Oftmals tut eine erzwungene Auszeit gut, um zu erkennen, dass man sich auf dem falschen Weg befindet. Genau das versucht der Roman zu vermitteln, inne zu halten und sich zu fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Nicolas erkennt seine Stärken, aber viel wichtiger ist, dass er erkennt, wie er diese Stärken optimal für sich und seine Umgebung einsetzen kann. Er ändert zwar sein Leben, jedoch nicht radikal. Auch das ist eine Aussage des Romans, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssen, um ein erfüllteres Leben zu haben.

Aus diesen Gründen habe ich die Erzählung gerne gelesen und empfand sie als Bereicherung, denn sie hebt nicht den Zeigefinger und suggeriert man müsste sein Leben auf links drehen, nur weil man seinen früheren Idealen nicht gefolgt ist. Das Buch erzählt vom Leben, wie es passiert und wie man es dennoch gestalten kann. Mit diesem Roman hat der Autor einen weisen Roman über die Frage des Seins verfasst.


Eine wunderbare Sommerlektüre.


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Veröffentlicht am 27.06.2023

Bemüht, aber nicht überzeugend

Fahrtwind
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Inhalt

Ein junger Mann nimmt seine Gitarre und lässt sein Elternhaus in einer spießigen Kleinstadt hinter sich. Er will etwas erleben, er will Musik machen. Es zieht ihn nach Süden. Auf seiner Reise trifft ...

Inhalt

Ein junger Mann nimmt seine Gitarre und lässt sein Elternhaus in einer spießigen Kleinstadt hinter sich. Er will etwas erleben, er will Musik machen. Es zieht ihn nach Süden. Auf seiner Reise trifft er verschiedene Menschen, er schließt Freundschaften und findet auch die Liebe.


Handlung

Es sind die 70er Jahre in der Bundesrepublik. Ein junger Mann sieht sein Leben schon vor sich; In die Firma seines Vaters einsteigen, diese eines Tages übernehmen, ein Haus mit Garten.
Bevor es soweit ist, zieht es ihn gen Süden. So packt er einige Sachen und seine Gitarre ein, um macht sich auf den Weg. Er trifft dabei auf unterschiedliche Menschen. Zwei Frauen nehmen ihn mit in ein luxuriöses Hotel in Österreich. Dort wird ihm ein Job als Musiker angeboten. Zunächst einmal nimmt er an, da er sich in die jüngere der zwei verliebt hat. Doch dieser Job als Hotelmusiker entspricht so gar nicht seiner Vorstellung vom Musiker Dasein. Deshalb zieht er weiter und wird in eine dubiose Sache verwickelt. Er soll sich für jemand anders ausgeben und eine Woche lang in einer italienischen Villa wohnen.


Meinung

Angelehnt an Eichendorffs „Taugenichts“ erzählt der Roman „Fahrtwind“ von einem jungen Mann, der auszieht, um etwas zu erleben. Leider bleibt dies die einzige Gemeinsamkeit mit Eichendorffs Werk.

Aus meiner Sicht kommt die Geschichte nicht richtig in Schwung und bleibt allzu oft an der Oberfläche kleben. Auch zu der Figur des jungen Mannes konnte ich keinen Zugang finden. Seine Beweggründe blieben mir größtenteils verschlossen. Ebenso verhält es sich mit den weiteren Figuren, sie wirken recht oberflächlich, die Erzählung an sich sehr konstruiert.


Mich konnte der Roman leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

eher altbackend als modern

Liebes Arschloch
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Meinung

Der Roman erzählt keine klassische Geschichte, sondern ist als Schriftwechsel per E-Mail verfasst. Zwischendurch kommt allerdings auch Zoe, eine junge, radikal feministische Frau, zu Wort, die ...

Meinung

Der Roman erzählt keine klassische Geschichte, sondern ist als Schriftwechsel per E-Mail verfasst. Zwischendurch kommt allerdings auch Zoe, eine junge, radikal feministische Frau, zu Wort, die Vorwürfe gegenüber Oscar erhebt.

Es beginnt ziemlich intensiv, die Figuren werfen sich einiges an den Kopf, doch dann bekommen ihre E-Mails eine gewisse Routine. Nach dem wirklich guten Beginn, folgen Passagen, die sich ziehen wie Kaugummi, in den nichts relevantes geschieht. Es ist eine Art Dialog zweier Menschen, die allem Anschein nach mit dem Wandel des Zeitgeistes überfordert sind, deren vorrangigsten Themen sie selbst und Drogen sind. Dieses dauerhafte Gerede über Drogen ging mir irgendwann echt auf die Nerven. Natürlich spielen die Drogen vor allem bei Oscars Verhalten eine große Rolle, denn je länger er clean ist, desto klarer sieht er die Dinge, die falsch gelaufen sind. Trotzdem nimmt es meiner Ansicht nach zu viel Raum ein.

Ebenso seltsam ist die metoo Geschichte von Zoe, eine Figur, bei der mir die Einordnung schwer fällt. Oscars Verhalten ihr gegenüber war nicht in Ordnung, aber dennoch wirkt ihre Geschichte im Vergleich zu den anderen Dingen, die durch #metoo ans Licht gekommen sind, sehr abgeschwächt. Aus meiner Sicht wird dieses Thema im Roman überaus vorsichtig behandelt. Im Gesamtkontext wirkt es auf mich, als ob diese Bewegung zwar okay ist, aber nun ist auch langsam genug. Mir fehlt die Ernsthaftigkeit bei dieser Thematik.

In erster Linie suhlen sich die zwei Figuren in Selbstmitleid. Zwischendurch kommt dann wieder eine fesselnde Passage, die wirklich auf den Punkt ist. Davon hätte es gerne mehr geben können. Alles in allem ist der Roman nicht das Highlight, das ich erwartet hatte. Das Kommunikationsmittel E-Mail ist ebenso wie die Charaktere aus dem letzten Jahrtausend und das merkt man leider auch bei ihren Ansichten sowie in ihrem Handeln.



Fazit

Gut geschrieben, leider konnte mich der Roman mit seinem Anspruch auf „modern und streitbar“ nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 02.03.2023

Überfüllt

Die Kraft der Entbehrung
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Meinung

Die Zeit um den Ersten Weltkrieg erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Viele Romane beschäftigen sich mittlerweile mit diesen Jahren, die viel Potential für Geschichten ...

Meinung

Die Zeit um den Ersten Weltkrieg erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Viele Romane beschäftigen sich mittlerweile mit diesen Jahren, die viel Potential für Geschichten bieten.

Bevor ich den Roman zu lesen begann, war mir nicht bewusst, dass es sich um eine Trilogie handelt und dieses Buch der zweite Teil ist. Dennoch bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Auch die Umstände, die im ersten Teil eine Rolle spielten, konnte ich weitestgehend nachvollziehen.

Schwierigkeiten bereiteten mir eher die vielen Personen, teils mit sehr ungewöhnlichen, wenig einprägsamen Namen und zahlreichen Handlungssträngen. Der dauernde Ortswechsel einhergehend mit dem Wechsel der Charaktere empfand ich beim Lesen als anstrengend. Zudem erschienen mir manche Geschehnisse zu gewollt herbeigeführt. Aus meiner Sicht ist das Buch einfach zu überfüllt, denn auch Nebenfiguren bekommen viel Raum, die in keinem Bezug zur eigentlichen Geschichte stehen.

Die Geschichte entwickelt sich nicht, sondern sie wird entwickelt, das tritt beim Lesen offenkundig zu Tage. Für mich ein Grund, weshalb ich nur bedingt einen Zugang zu den Figuren oder deren Tun fand. Auch sind die Figuren extrem in gut und böse unterteilt, sodass es keinerlei überraschende Wendungen gibt.

Der Erzählung hätten weniger Personen und weniger Nebenschauplätze gut getan. So bleiben die Charaktere für mich erdachte Personen, die mich selten erreichen konnten. Hinzu kommt, dass einige Charaktere sehr unsympathisch auf mich wirken, wie z.B. Karl, für dessen Handeln ich nur wenig Verständnis aufbringen kann.


Fazit

Alles in allem ist es eine gefällige Geschichte, die unterhält, jedoch fehlt das gewisse Etwas.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Eindringlich

Zur See
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Meinung

Wie schon in ihren Romanen „Altes Land“ und „Mittagsstunde“ trifft Dörte Hansen auch hier einen Ton, der ähnlich wie die See, gleichsam rau und herzlich ist. Manche Sätze sind wie Regen, der dem ...

Meinung

Wie schon in ihren Romanen „Altes Land“ und „Mittagsstunde“ trifft Dörte Hansen auch hier einen Ton, der ähnlich wie die See, gleichsam rau und herzlich ist. Manche Sätze sind wie Regen, der dem Leser ins Gesicht peitscht, manche wiederum lesen sich, als ob man auf die ruhige See schaut, die bis zum Horizont in der Sonne glitzert. Als Leser:in spürt man die Empathie, die die Autorin ihren Figuren entgegenbringt. Im leicht melancholischen, nüchternen Stil erzählt der Roman von Inselbewohnern, die Stück für Stück ihre Heimat an die Touristen abgeben.

Mich hat „Zur See“ begeistert, aber es stimmt mich auch nachdenklich, angesichts des beschriebenen Wandels, den es ohne Zweifel auf den Inseln in der Nordsee und sicher auch in der Ostsee gibt. Vom Fischfang, der die Menschen jahrhundertelang ernährt hat, kann heute niemand mehr leben. Die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, der diese kleinen Inseln immer mehr in den Griff bekommt. Die jungen Leute verlassen die Inseln, um auf dem Festland zu leben, denn dort gibt es eine Zukunft für sie.

Der Roman wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren heraus erzählt, was ich als Bereicherung empfunden habe, weil die einzelnen Teile ein Ganzes ergeben.


Fazit

Ein ehrlicher Roman, leise und schnörkellos, aber so voller Wucht, dass man hineintaucht.

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