Guter Auftakt - Empfehlung für Peaky Blinders-Fans
Priest of BonesPriest of Bones wird als Fantasy-Roman verkauft. Leider beinhaltet Band 1 nur sehr wenige fantastische Elemente. Es geht um die Piety-Brüder Tomas und Jochan, die aus dem Krieg heimkehren und ihre Geschäfte ...
Priest of Bones wird als Fantasy-Roman verkauft. Leider beinhaltet Band 1 nur sehr wenige fantastische Elemente. Es geht um die Piety-Brüder Tomas und Jochan, die aus dem Krieg heimkehren und ihre Geschäfte zurückerobern müssen, die zwischenzeitlich von anderen Banden übernommen wurden und erinnert ein wenig an Peaky Blinders. Mit Ausnahme von Billy the Boy, einem Jungen mit übernatürlichen Fähigkeiten, der wohl für die Einordnung in den Fantasybereich verantwortlich ist und zu dem ich gerne noch etwas mehr erfahren hätte.
Der Schreibstil ist distanziert und rau und wird häufig als zu rüde, düster und heftig beschrieben. Ich finde, dass er perfekt zu dem blutigen und brutalen Geschehen passt und die richtige Atmosphäre schafft. Leider blieb mir Tomas, der Protagonist und Erzähler, sehr lange sehr blass. Erst im letzten Fünftel des Buches erfährt man ein wenig zu Jochans und seiner Vergangenheit, durch die erstmals Empathie entsteht. Auch die anderen Charaktere sind zwar leicht differenzierbar, aber insb. zu Anne, Enaid, Billy, Cutter und Ailsa könnte definitiv noch etwas Hintergrundinformation gegeben werden.
In dem Buch gibt es keine Liebesgeschichte, was ich als sehr erfrischend empfinde. Ich kann mir deshalb auch vorstellen, dass diese Geschichte verstärkt die Männer unter uns Leseratten anspricht. Dennoch thematisiert das Buch Emotionales, wie z.B. Vertrauen, Familienbande und Freundschaft, Arbeitsmoral, Loyalität, Respekt und Ehre. Es lässt einen die Definitionen von „Gut“ und „Böse“ hinterfragen. So ist z.B. Tomas, der Priester, kein frommer oder gar gnädiger Mann. Er beweist, dass es in seiner Situation „gut“ ist, rücksichtslos und hart durchgreifend zu sein. Besonders schön fand ich 1. die Freundschaft zwischen ihm und Anne, da es leider viel zu selten Freundschaften zwischen Männern und Frauen in Büchern gibt, und 2. die Selbstverständlichkeit mit der der Autor Homosexualität in die Geschichte miteinfließen lässt. Auch sein Bild von der „guten Frau“, der Gottheit der Geschichte, spricht mich an, da der Protagonist als Priester selbst nicht so recht weiß, ob es diese überhaupt gibt, sich aber darüber bewusst ist, dass der Glaube an sie seinen Männern (und Frauen) hilft. Er nimmt seinen Leuten die Beichte ab und scheint, alles zu vergeben. Jede Tat, wie schlimm sie auch sein mag. Tomas macht die Umstände oder gar seine eigenen Befehle dafür verantwortlich und zeigt, dass Menschen, die etwas Schlimmes getan haben, nicht unbedingt schlechte Menschen sein müssen.
Leider trägt die fehlende Liebesgeschichte nicht gerade dazu bei, dass man emotional abgeholt wird. Auch der Spannungsbogen lässt ein wenig zu wünschen übrig. Im Grunde passiert ständig das Gleiche. Ich für meinen Teil, war lange eher unbeteiligte Leserin und hatte den Eindruck, eine Vorgeschichte zu der eigentlichen Geschichte zu lesen, in der die Charaktere erst einmal vorgestellt werden.
Aus diesem Grund vergebe ich auch „nur“ 3,5 von 5 Sternen, werde die Reihe aber dennoch weiter verfolgen, da ich nach oben hin noch viel ungenutztes Potenzial sehe, das womöglich (und hoffentlich) in den Folgebänden ausgeschöpft werden wird.
Die Geschichte packt einen nur sehr langsam, lässt einen dann aber nicht so recht los. Man möchte einfach wissen, wie es weitergeht.