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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2020

intensiv, spannend, schockierend, sensibilisierend

You are (not) safe here
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Meine Meinung:

You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen ...

Meine Meinung:

You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen bewahrt über die Momente, in denen er die Fassung verliert. In denen er seine Frau und Kinder psychischem und physischem Terror aussetzt. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Leighton, seiner ältesten Tochter, die sich gegenüber ihren jüngeren Schwestern verpflichtet fühlt. Sonst hätte sie vermutlich schon längst das Weite gesucht.

Zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte beginnt, lassen sich mehr und mehr Krähen in Auburn nieder. Die Einwohner der Stadt sind verzweifelt und fühlen sich von den Tieren bedroht. Alle außer Leighton und ihre Schwestern, die wissen, dass die wahre Gefahr ganz woanders lauert.

Die Autorin bringt einem die Situation nahe und erklärt sehr anschaulich, dass ebenjene Gefahr nicht bloß von dem Täter selbst ausgeht, sondern von allen geschürt wird, die wegsehen. Allen Nachbarn, Freunden, entfernten Bekannten, die merken, dass etwas nicht stimmt und dennoch nicht nachhorchen. Sie zeigt, dass diese Gewalt über Generationen hinweg praktiziert wurde und dass sie von Individuum zu Individuum als unterschiedlich gefährlich eingestuft wird. Die Älteren halten sie offenbar für normal. Die Opfer suchen nach Entschuldigungen und geben sich selbst die Schuld für die Gewalt, die ihnen widerfährt. Ein Teufelskreis, aus dem die Familie nicht entkommen kann bis es völlig eskaliert oder einer spricht.

McCauley schafft den perfekten und typischen Kleinstadtflair. Jeder kennt jeden. Es wird geredet. Aber jeder kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. „Mind your own business!“ Das habe ich in meiner Zeit in den Staaten oft gehört und ich fühlte mich durch die Geschichte wie zurückversetzt. Nicht nur Leighton und ihre Familie leiden unter der Gleichgültigkeit der Freunde und Nachbarn. Auch Liam, ein Freund von Leighton, und einer der sehr wenigen Schwarzen in Auburn hat mit dem allgemeinen Konservativismus zu kämpfen.
Besonders schön fand ich, wie die Entwicklung von Identität thematisiert wird. Die Protagonisten müssen ihre finden zwischen den Erwartungen, die an sie gestellt werden und den eigenen Vorstellungen von ihrer Zukunft. Leighton und Liam finden beide ihren Platz in der Welt durch einen Raum, den sie selbst erschaffen: Leightons großes Ziel ist es, Journalistin zu werden, um den Menschen, die Lügen verdecken und permanent wegschauen, endlich die Wahrheit aufzutischen. Ihr Talent mit Worten umzugehen, gibt ihr eine Stimme, die nicht überhört werden kann.
Liam findet sich selbst in seiner Kunst. Durch seine Kunst verleiht er seinen Gefühlen Ausdruck und gibt anderen transkulturell aufwachsenden Kindern und Jugendlichen etwas, woran sie sich festhalten können – ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, ein „du bist nicht allein.“

Nun zu den weniger gelungenen Punkten:

Die Krähen hielt ich zunächst für eine Metapher oder ein stilistisches Mittel, um eine noch düsterere Atmosphäre zu schaffen und den Horror zu unterstreichen, den Leighton und ihre Familie durchleben. Absolut unnötig, da die Thematik an sich schon schockierend genug ist. Im weiteren Verlauf beschreibt die Autorin die Vögel als „Symbol für Verönderung. Neubeginn. Als großes Erwachen. Eine Auflösung des Status quo.“~S. 276. Ein tröstlicher und literarisch gut durchdachter Gedanke.
Gegen Ende des Buches nehmen sie aber eine sehr viel zentralere Rolle ein, die das Buch für mich ein wenig ruinierte. Das Ende ist sehr abstrus und ich fühlte mich gelegentlich, als spulte ein Horrorfilm in meinem Kopf ab.

Außerdem störte mich, dass die Autorin den Eindruck vermittelte, dass immer nur Männer die „Bösen“ seien. So gehört der folgende Satz zu meinen liebsten Textstellen:
„Doch ich frage mich langsam, wie viele Männer zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81
Ich wünschte nur, McCauley hätte statt Männer „Menschen“ geschrieben, denn es gibt auch Frauen, die ihrer Familie Gewalt antun.

Deshalb kann ich „nur“ 4 Sterne vergeben.

Trotzdem möchte ich allen nahelegen, sich ein wenig mit der Thematik zu beschäftigen, da häusliche Gewalt in vielen deutschen Haushalten brutale Realität ist. Seid aufmerksam, hört zu, lest zwischen den Zeilen und bietet eure Hilfe, wenn sie gebraucht wird.





Meine liebsten Textstellen (Spoiler):
„Ich weiß, warum in Horrorfilmen Leute Türen öffnen und in verdunkelten Kellern nachschauen. Warum sie das Monster suchen. Sie tun es, weil manchmal nichts mehr wehtut als die Vorahnung.“~S. 47

„Worauf würde sich seine Wut richten, wenn es niemanden gäbe, der sie bezeugt?“~S. 52

„Doch ich frage mich langsam, wie viele [Menschen] zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81

„Rote und blaue Lichter blitzen über die abgenutzte, früher mal weiße Verkleidung des Hauses. Rot, blau und grau.
Eine andere Art von amerikanischem Traum.“~S. 341

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2019

Mein Jahreshighlight 2019!!

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Das Cover ist schön, sticht aber für mich nicht wirklich aus der momentanen Masse an Covern mit darauf abgebildeten Gesichtern heraus. Schade, denn was sich in dem Buch verbirgt, ist so viel besser als ...

Das Cover ist schön, sticht aber für mich nicht wirklich aus der momentanen Masse an Covern mit darauf abgebildeten Gesichtern heraus. Schade, denn was sich in dem Buch verbirgt, ist so viel besser als der gewöhnliche Einheitsbrei!

Benkaus Schreibstil ist absolut fantastisch. Sie stellt mit viel Witz und Charme kleine Bezüge zur Realität, zu anderen Werken oder Personen des öffentlichen Lebens her. Sie baut ihre Liebe zur Literatur und Musik in „One True Queen“ ein, ohne dass sie zu viel Raum einnehmen würde. Durch ihren Schreibstil bekommt jeder Charakter eine eigene Stimme – und bis zum bitteren Ende weiß der Leser nicht, ob dieser zu trauen ist oder nicht.

Mailin ist eine toughe Protagonistin. Sie betreibt Kampfsport und kümmert sich um ihre ältere Schwester, die im Wachkoma liegt. Nicht selten musste sie Hohn und Spott ertragen, an dem sie offenbar gewachsen ist. Sie ist schlagfertig und konnte sich den vielen schlimmen Erfahrungen zum Trotz ihren witzigen Humor erhalten.
Mit dem mysteriösen Unbekannten, den Mailin kurzerhand Peter nennt – als Anspielung auf Peter Pan -, schafft Benkau einen fantastisch zwielichtigen Counterpart. Er ist finster und geheimnisvoll und strahlt etwas ganz und gar gefährliches aus.
Kein Wunder, dass er Mailin nicht aus dem Kopf geht! Ich war bereits in Neél in „Dark Canopy“ verliebt. Benkau erschafft einfach immer wieder die perfekten, kaputten buchigen Boyfriends.
Aber auch die Nebencharaktere werden in diesem Buch so plastisch dargestellt, dass man sie zu jeder Zeit gut auseinanderhalten kann und im wahrsten Sinne des Wortes mit ihnen mitfiebert. Grace ist mir sehr ans Herz gewachsen. Auch Nathaniel, bei dem man sich durch Benkaus grandiosen, verwirrenden Schreibstil nie so wirklich sicher sein kann, auf welcher Seite er steht, übt eine besondere Faszination auf mich aus, wobei ich mir gewünscht hätte, seine romantischen Gefühle gelten einer Anderen…

Der Inhalt… Der Inhalt des Buches ist unmöglich wiederzugeben. Das Buch beginnt viel ernster als ich es erwartet hätte. Und vom einen auf den anderen Moment verändert sich ALLES. Das ging mir zuerst ein wenig schnell – der Sprung nach Lyaskye verwirrte mich und ich brauchte ein wenig, um mich in dieser neuen Welt einzufinden. Genau wie Mailin selbst auch. Im Nachhinein bin ich froh, dass Benkau diesen Weltenwechsel schnell durchgezogen hat, weil das Buch so keine unnötigen Längen bekam und genug Platz für die tatsächliche, ultraspannende Handlung blieb!

Ultraspannend, weil man unmöglich vorhersehen kann, was passieren wird. Man denkt, man hätte eine Ahnung. Doch dann – BOOM – wird diese mal eben so zunichte gemacht. Das Buch hat mich mehrmals zerstört und wieder aufgebaut.

Die Love Story hätte stellenweise etwas weniger kitschig und etwas subtiler verlaufen können. Ich war von Peter absolut begeistert und deshalb kam ich mit dem gefühlsduseligen Teil des Buches gut klar. Aber auf alle, die keinen Wert auf Lovestories legen, könnte diese Beziehung etwas abschreckend wirken und zum Augenrollen verleiten. Ich hoffe, dass der zweite Band sich nicht nur um die Liebe zwischen den Protagonisten dreht, sondern auch die anderen Handlungsstränge genügend Raum finden, um sich zu entfalten.

Das Ende… Das Ende! Herzzerreißend und gemein – soll heißen: Es ist ein grandioser Cliffhanger! Ich drücke die Daumen, dass sich meine Erfahrungen mit Benkau nicht wiederholen. „Dark Canopy“ mit seinem Cliffhanger fand ich absolut hervorragend! Das Ende von „Dark Destiny“ aber gar nicht zufriedenstellend.
Ich hoffe, dass Benkau mit „One True Queen 2“ noch einen draufsetzt und mich weiterhin genauso begeistert wie bisher! Wie sollen wir nur auf den zweiten Band warten??? Ist denn schon Februar??

5 von 5 Sternen und definitiv mein Jahreshighlight 2019!

Veröffentlicht am 10.08.2019

Bisher verstehe ich den Hype um die Reihe nicht...

Obsidian 3: Opal. Schattenglanz
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Meine Meinung:

Armentrout schreibt zwar weiterhin flüssig – die Geschichte liest sich leicht. Während ich aber bei Band 1 und 2 bemängelte, dass die Geschichte sich etwas zieht, scheint Armentrout Band ...

Meine Meinung:

Armentrout schreibt zwar weiterhin flüssig – die Geschichte liest sich leicht. Während ich aber bei Band 1 und 2 bemängelte, dass die Geschichte sich etwas zieht, scheint Armentrout Band 3 überwiegend mit nichtssagendem Inhalt gefüllt zu haben.

Katy schiebt sich die Haare hinter das Ohr, schmilzt bei Daemons Anblick dahin; der wiederrum entwickelt einen unnatürlichen Beschützerinstinkt und sagt Katy ständig, was sie tun und lassen soll, vermutlich weil er immer und immer wieder in die Rolle des Retters gedrängt wird und dessen langsam Leid ist.
Diese Geschichte handelt von Aliens und könnte so viel spannender erzählt werden. Ich hätte mir mehr Hintergrundinformationen zu der Ankunft, der Kultur/Gesellschaft der Aliens, den Problematiken bei der Integration, zum Hass zwischen Lux und Arum gewünscht. Stattdessen werden dem Leser unzählige Wiederholungen von emotionalem Gezänk, leidenschaftlichen Szenen, dem Senior-Abschlussball und Fragen zu Collegebewerbungen geliefert. Geht es alltäglicher? Oder langweiliger?
Schön ist, dass Dee wieder ein wenig mehr miteinbezogen wird und auch Dawson wird in diesem Band ein wenig greifbarer.

Gegen Ende kommt auch ein wenig Action und Spannung auf, doch der Cliffhanger ist so vorhersehbar, dass ich nur mit den Augen rollen konnte.

ACHTUNG SPOILER
Natürlich ist es wieder Katy, die zurückbleibt. So wie sie immer diejenige ist, die beschützt oder gerettet werden muss. Wie oft wurde ihr nun das Leben gerettet? Ich komme mit dem Zählen schon gar nicht hinterher.
SPOILER ENDE



Leider wirkt es auf mich, als hätte man die Geschichte bewusst unnötig in die Länge gezogen. Etwas weniger emotionales BlaBla und ein etwas durchdachterer Spannungsbogen und die Geschichte könnte sich noch interessant entfalten. Zumindest entnehme ich anderen Rezensionen, dass Band 4 um einiges spannender wird.
Deshalb gebe ich Opal 2 von 5 Sternen und hoffe, dass die Geschichte in Band 4 nun endlich an Fahrt aufnimmt!

Veröffentlicht am 10.08.2019

Bisheriges Jahreshighlight!

ON:OFF
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Inhalt:

Der Konzern Neurogaming-Systems (NGS) will die Computerspiel-Welt revolutionieren. Er bietet Spielern mit der Technik der Bewusstseinssynchronisierung die Möglichkeit, Außergewöhnliches zu erleben ...

Inhalt:

Der Konzern Neurogaming-Systems (NGS) will die Computerspiel-Welt revolutionieren. Er bietet Spielern mit der Technik der Bewusstseinssynchronisierung die Möglichkeit, Außergewöhnliches zu erleben – im Körper eines Anderen. Nora arbeitet bei NGS. Ihr neuster Auftrag ist der junge Musiker Alex. Während sie in Vorbereitung für die Bewusstseinssynchro sein Vertrauen gewinnt, entwickeln sich echte, unerlaubte Gefühle zwischen den beiden. Macht sie die Synchro, wird sie Alex eine Weile nicht mehr sehen, denn ist der eine wach, schläft der andere. Macht sie die Synchro nicht, stehen aber ihrer beider Leben auf dem Spiel. Denn der Konzern geht für seine illegalen Forschungen über Leichen.



Meine Meinung:

Nervenaufreibend, rasant, voller Emotion und Action! Gelder findet genau die richtige Mischung, um einen gut zu unterhalten und genau den richtigen Spannungsbogen, um einen an das Buch zu fesseln.
Ich habe das Buch begonnen und einen Tag später beendet. Was genau macht es so gut?

Eleonor Neufeldt, kurz Nora, ist 17 Jahre alt und wirkt zunächst kühl und berechnend. Sie geht zur Schule und arbeitet nebenbei als Regulator bei NGS. Sie verbindet sich mit dem Bewusstsein anderer Menschen, um diese für spätere Kunden zu testen. Da diese Bewusstseinssynchronisierungen noch nicht ganz ohne Risiko verlaufen, agieren Nora und Co auf illegalem Terrain ohne das Wissen der Versuchsobjekte. Um sich ihnen unbemerkt anzunähern, greift Nora auf gelernte Inhalte zurück: Gestik und Mimik richtig deuten und entsprechend darauf zu reagieren, die Anwendung von Analysen über Flirtverhalten und zwischenmenschliche Beziehungen. Wie viele Gemeinsamkeiten sind in Ordnung? Ab wann wird man als „Creep“ abgestempelt?
Aber eigentlich ist Nora sich selbst nicht wirklich darüber bewusst, welche Konsequenzen ihre Arbeit bei NGS mit sich zieht. Sie ist ein junges Mädchen, das diszipliniert und motiviert für ihre Karriere arbeitet und das vielleicht ein wenig zu spät erkennt, dass sie es ethisch und moralisch nicht vertreten kann, für NGS zu arbeiten.

Alex, ihr Testobjekt, ist ein toller Gegenpart. Er ist klug, gewitzt, charmant, selbstbewusst, oft eindeutig zweideutig und lässt einen nur so dahin schmelzen.
Besonders gern gelesen habe ich die Sticheleien zwischen Nora und ihm.

Trotz einiger leidenschaftlicher Momente, würde ich ON:OFF nicht als „Liebesroman“ bezeichnen, wie er auf allen bekannten Portalen verkauft wird.
Die Liebesgeschichte ist eindeutig ein wichtiger Teil der Handlung, nimmt allerdings nicht allzu viel Raum ein. Viel bedeutender ist das Mysterium NGS und der Schrecken und die Gewalt, die sich dahinter verbergen. Angst, Wut, auch Trauer, Verzweiflung, Rachegelüste, Moral, Freundschaft, Loyalität und Vergebung spielen eine wichtige Rolle.

Da das Buch sehr sehr blutig endet, spreche ich mich gegen das vom Hersteller empfohlene Alter von 14-17 Jahren aus.
Trotzdem – oder gerade weil das Buch mich mit seiner eher skrupellosen Art sehr überrascht hat – vergebe ich 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung für alle Dystopie-, SciFi- und Thriller-Fans!

Veröffentlicht am 29.07.2019

Eine Geschichte über die Liebe, Freundschaft, gute Musik und leckeres Essen!

New York Diaries – Claire
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Meine Meinung:
Anne Freytag, aka Ally Taylor, schafft mit dem ersten Band der New York Diaries eine außergewöhnliche Geschichte über die Vor- und Nachteile des Single-Lebens, über Familie, Freundschaft, ...

Meine Meinung:
Anne Freytag, aka Ally Taylor, schafft mit dem ersten Band der New York Diaries eine außergewöhnliche Geschichte über die Vor- und Nachteile des Single-Lebens, über Familie, Freundschaft, Liebe, gute Musik und leckeres Essen.
Die Protagonistin Claire ist 32 Jahre alt, was recht erfrischend ist in einer Welt aus Prota-Teens. Man kann sich schnell in sie hinein versetzen. Sie scheint gutmütig, aber keine Heilige. Ebenfalls erfrischend! Mich nerven Menschen, die sich für alles und jeden aufopfern und durch und durch gut sind. Claire dagegen scheint so real. Absolut authentisch durch ein gewisses Maß an Egoismus, Selbstmitleid und Sarkasmus. Sie ist vielleicht nicht immer sympathisch oder rational, weil sie Entscheidungen aus einem emotionalen Impuls heraus trifft, aber man kann ihr nachfühlen und verzeihen. Ich, für meinen Teil, feiere sie für Aussagen wie:

Nat hat sich kein bisschen verändert. Aber wieso sollte sie auch? Sie hat schließlich alles erreicht: Sie wurde geheiratet und hat zwei wundervolle Kinder geboren. Als wäre es so eine verdammte Leistung, wenn ein Mann in einer Frau ejakuliert.
~Claire über ihre Schwester; S. 15

Es zeigt nur ihre eigene Unsicherheit. Weil sie 32 Jahre alt ist, verlassen wurde, keine Kinder hat und keinen Job. Verständlich, dass ihre Schwester, bei der alles glatt zu laufen scheint, gewaltig auf die Nerven geht.

Danny hat eine Freundin. Aber er hatte nie eine Freundin. Klar gab es Frauen – es gab haufenweise Frauen -, aber eben nicht nur eine. Da gab es nur mich.
Wir haben mit anderen geschlafen, aber waren die ganze Zeit zusammen Single.
~Claire über ihren besten Freund; S. 70

Zugegeben, Danny und ich waren immer nur Freunde, aber ich war trotzdem die Frau in seinem Leben. Die, die ihm wichtig war.
~Claire über ihren besten Freund; S. 102

Danny ist Claires bester Freund. Und obwohl es scheinbar viele Frauen in seinem Leben gab, war keine Bindung so stark wie die zwischen ihm und Claire. Jetzt, da Danny eine feste Freundin hat, fühlt Claire sich betrogen. In ihr kratzt die Eifersucht. Sie stellt Ansprüche, wo sie keine stellen dürfte. Das weiß sie, kann ihre Gefühle aber nicht ändern.

Ich höre, wie Danny leise lacht. Dann ist sie also auch noch witzig. Früher habe ich ihn zum Lachen gebracht. Jetzt tut das Cassy. Cassy. Was für ein blöder Name.
~Claire über Cassy, Danny’s Freundin; S. 73f.

Dazu scheint Danny’s Freundin Cassy geradezu perfekt zu sein. Sie ist hübsch und intelligent und bringt ihn zum Lachen und alle Welt liebt sie. Deshalb hasst Claire sie. Cassy kann einem leidtun. Sie scheint kein schlechter Mensch zu sein. Trotzdem ist Claires Abneigung nachvollziehbar.



ACHTUNG: SPOILER

Die Geschichte ist eine klassische Liebesgeschichte, bei der man eigentlich von vorneherein von einem Happy End ausgehen kann. Zwischendurch war ich mir dessen aber nicht so sicher. Als Claire erkennt, dass sie für sich und ohne Mann glücklich werden muss, dachte ich, sie würde allen Männern fürs Erste entsagen und ihre Bakery eröffnen. Umso glücklicher machte mich dann das Ende, oder wie Claire es formuliert: Ihr erstes Kapitel, beginnend mit einem Happy End (S. 304).

ENDE SPOILER



Lieblingszitat, weil Tristan mich genau so fühlen lässt:
So etwas wünsche ich mir. Jemanden, der mich festhält, damit ich nicht falle, bei dem ich mich aber trotzdem fallen lassen und frei sein kann. Und ich selbst. So wie ich bin.
~ Claire über ihre Freunde Amy und Andrew; S. 237



Fazit:
Das Buch hat mich mitfiebern lassen, hat mich schmunzeln und laut auflachen lassen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen.

5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!