Fantastische Schreibarbeit! Regt zum Nachdenken an!
DryMeine Meinung:
Neal und Jarrod Shusterman zeigen, dass es keiner Zombies bedarf, um anarchistische Zustände zu schaffen. Der plötzliche Mangel ganz alltäglicher, aber zum Überleben notwendiger Dinge – ...
Meine Meinung:
Neal und Jarrod Shusterman zeigen, dass es keiner Zombies bedarf, um anarchistische Zustände zu schaffen. Der plötzliche Mangel ganz alltäglicher, aber zum Überleben notwendiger Dinge – wie hier Wasser – bringt die Menschen dazu, übereinander herzufallen, um ihr eigenes Überleben zu sichern.
Der Schreibstil der Shustermans aus Sicht verschiedener und durch Zufall zusammengewürfelter Teenager und junger Erwachsener ist ein Meisterwerk. Jeder einzelne Charakter erhält seine ganz eigene Attitude und Stimme. Die Charaktere sind nicht bloß schwarz und weiß. Die Grenzen zwischen gut und böse verschwimmen durch die außergewöhnlichen Umstände, die sie zu außergewöhnlichen Taten zwingen. Ein Buch, bei dem ich endlich die Markierfunktion meines Kindles nutzen konnte, denn viele Textstellen gingen mir auch Tage später noch durch den Kopf. Dazu unten mehr.
Alyssa ist ein beliebtes Mädchen, das mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Garrett in einer Kleinstadt Kaliforniens lebt. Sie geht zur Schule, ist beliebt und hat eigentlich keine größeren Sorgen. Bis ihre Mom eines Tages den Wasserhahn aufdreht und kein Wasser fließt. Von dort entwickelt sich ihr Leben in einer Abwärtsspirale und sie lernt schnell, alles zu tun, um ihren kleinen Bruder Garrett und sich selbst zu schützen.
Niemals hätte sie gedacht, irgendwann dem psychopathischen Sohn der verrückten Nachbarn nahezustehen. Keltons Familie bereitet sich seit jeher auf den Weltuntergang vor. Ein Familienhobby, dass ihre gesamte Lebensweise bestimmt und ihnen jetzt nützlich ist. Sie sind bestens vorbereitet. Perfekte Voraussetzung, um eine solche Katastropge zu überstehen. Oder vielleicht doch nicht?
Außerdem stößt Jacqui zu ihrer kleinen Gruppe, eine hochintelligente junge Erwachsene, die seit einigen Jahren für sich selbst sorgt und bereits vor der Krise mit der Gesellschaft und anderen Menschen abgeschlossen hatte. Sie leidet angeblich unter psychischen Störungen, ist in Wahrheit aber nur von allem und jedem genervt und unglaublich tough. Ob ihre ruppige Art ihr beim Überleben helfen wird?
Henry stößt als letzter hinzu. Henry ist gerissen. Er will unbedingt zur Elite gehören, derjenige sein, der die Gruppe anführt. Er erkennt soziale Bindungen und nutzt sein Beobachtungstalent zur Manipulation. Menschlich und moralisch definitiv fragwürdig. Wird seine Gabe der kleinen Gruppe im Kampf ums Überleben nützlich sein oder wird er sie ins Unheil stürzen?
Auszug liebster Textstellen (Spoiler):
Sie blickt zum Fernseher, wo ein Nachrichtensprecher über die „Nachflusskrise“ redet. So nennen die Medien die Dürre, seit die Leute den Begriff „Dürre“ nicht mehr hören können. So wie die „globale Erwärmung“ zum „Klimawandel“ wurde und ein „Krieg“ zum „Konflikt“.~Kap.1 Alyssa
Was die Vorräte betrifft, habe ich genug Mountain-Dew-Limonade, um mich im Notfall wochenlang wach zu halten, ganz zu schweigen von den Instant-Asianudeln mit Hühnchengeschmack, meinem Lieblingstrostessen, denn es ist tröstlich, zu wissen, dass diese Nudeln im Fall einer nuklearen Katastrophe genug Mononatriumglutamat und Konservierungsstoffe enthalten, um die gesamte Menschheit zu überleben.~Kap.2 Kelton
Sie ist ein Kind der Sixties, blind der Masse zu folgen war nie ihre Sache. Stattdessen versucht sie, sich die nonkonformen Fragen der Welt zu stellen, weil konforme Fragen nur zu konformen Antworten führen.~Kap. 8 Snapchot Charity
Man nennt es „Deindividuation“. Es passiert, wenn ein Polizist eine Uniform anzieht oder man sich eine Sonnenbrille aufsetzt, damit die Leute einem nicht in die Augen blicken können. Es ist, als würde man sich aus seinem normalen Ich davonstehlen – man fühlt sich anders, verhält sich anders.~Kap.12 Jacqui
Und dann hat er mir Medikamente dagegen verschrieben. Vielen Dank, Dr. Quack. Es war super. Für meine Eltern. Ich hatte nicht die Motivation für eigene Ansichten und nicht die Kraft, mir etwas daraus zu machen. Das ist so eine Sache mit Medikamenten: Sie sind lebensrettend, wenn man die wirklich braucht. Aber wenn nicht, nerven sie echt.~Kap.12 Jacqui
Wenn du etwas haben willst, was du noch nie hattest, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.~Kap.21 Henry
Ich will mich auf die Lösung konzentrieren, nicht auf das Problem.~Kap.35 Alyssa
(SPOILER-ENDE)
Fazit:
Das Buch regt wirklich zum Nachdenken an, ist durchweg spannend und die Charaktere haben mich zu 100% überzeugt. Hervorragendes Bild einer leider sehr realistischen Krise (siehe Artikel LA Times). Hoffen wir, dass es niemals so weit kommt. Das Buch ist für Kinder ab 14 empfohlen, ich finde einige Textstellen etwas heftig und würde das Buch eher ab 16 empfehlen.
5 von 5 Sternen.