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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2025

Gute Familienngeschichte

Die Freiheit so weit
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Dieses Buch ist der zweite Band einer Familiengeschichte, die sich über mehr als hundert Jahre hinzieht. Im ersten Band "Der Unendlichkeit so nah" lernen wir Emma und Elias kennen. Emma möchte Astronautin ...

Dieses Buch ist der zweite Band einer Familiengeschichte, die sich über mehr als hundert Jahre hinzieht. Im ersten Band "Der Unendlichkeit so nah" lernen wir Emma und Elias kennen. Emma möchte Astronautin werden und lernt durch einen Zufall die Mutter von Elias kennen, die für die NASA im Astronautenprogramm war. Emma und Elias verlieben sich auf Hawaii, doch dann haben sie einen Unfall und Elias liegt im Koma, während Emma nur leichtere Verletzungen hatte. Sie merkt, dass sie von ihrem Freund, von dem sie sich getrennt hat, schwanger ist und fliegt zurück nach Deutschland. Hat ihre Liebe noch eine Chance? Immer wieder eingestreut ist die Geschichte von Marie und Susanna, die in Siebenbürgen Freundinnen waren und aus deren Familien Elias und Emma hervorgingen.

Es ist hilfreich, wenn man beide Bände nacheinander liest, denn die Vorgeschichte im ersten Band ist wichtig für das Verständnis des zweiten Bandes. Die Geschichten der drei unterschiedlichen Frauen ist ungewöhnlich, aber spannend. Auch wenn mir einige Passagen zu kitschig waren, hat mir auch der zweite Band gut gefallen. Ich tauche gern in die Erzählungen von vergangenen Zeiten ein und bin überzeugt davon, dass wir viele Begebenheiten aus der Vergangenheit in unserer Geschichte "mitschleppen".

Theresa Kern schreibt locker und gut lesbar, ihr Stil hat mir gefallen. Wer gern Geschichten liest, die ans Herz gehen, aber nicht oberflächlich sind, der sollte diese beiden Bände lesen!

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Veröffentlicht am 13.08.2025

Spannend und vielschichtig

Himmelerdenblau
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Vor zwanzig Jahren verschwand die 16jährige Julie spurlos aus ihrem Elternhaus, es gab nie eine Spur von ihr. Nun machen sich die beiden Blogger Phil und Liv auf die Suche nach neuen Spuren und wollen ...

Vor zwanzig Jahren verschwand die 16jährige Julie spurlos aus ihrem Elternhaus, es gab nie eine Spur von ihr. Nun machen sich die beiden Blogger Phil und Liv auf die Suche nach neuen Spuren und wollen dabei auch Julies Vater befragen. Doch der ist auf dem Weg ins Vergessen, seine Demenz schreitet voran. Aber immer ist da noch ein Funken Hoffnung für Julies Vater Theo und ihre Schwester Sophie Julie doch noch zu finden.

Das Buch ist keine einfache Kost, es ist vielschichtig und man wird auf zahlreiche Irrwege geführt. Beim Lesen ist volle Konzentration gefordert, denn die Zeiten und Personen wechseln häufig und dazu ist es nicht einfach Theos verwirrten Gedankengängen zu folgen. Doch trotz allem ist Theo der Charakter, der mich in dem Buch besonders fasziniert hat. Von einem Satz auf den anderen wechseln Klarheit und Verwirrung und man kann sich gut in diesen alten Mann hineinfühlen, der mit seiner ganzen Hoffnung und mit seiner Verzweiflung das Buch trägt.

Hausmann geht mit den Bloggern nicht zimperlich um. Ihre Sucht nach Neuigkeiten, um mehr Reichweite zu bekommen und dafür auch nicht ganz legale Wege zu gehen, wird kritisch begleitet.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn es ein paar Längen hat und manchmal etwas zu sehr auf Effekt geschrieben ist.

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Veröffentlicht am 08.08.2025

Am Thema vorbei

Der Sommer am Ende der Welt
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Beworben wird dieses Buch von Eva Völler als Buch über das schwere Schicksal der Verschickungskinder. Da ich selbst ein solches Verschickungskind war, interessierte mich das Thema natürlich sehr, auch ...

Beworben wird dieses Buch von Eva Völler als Buch über das schwere Schicksal der Verschickungskinder. Da ich selbst ein solches Verschickungskind war, interessierte mich das Thema natürlich sehr, auch wenn ich nicht so schlechte Erfahrungen gemacht habe wie andere Kindern in anderen Heimen.

Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.

Die Journalistin Hanna reist mit ihrer Tochter Katie auf die Insel Borkum, wo sie zu dem Schicksal der Verschickungskinder in der "Villa Aurora" recherchieren will. Hannas Mutter war dort selbst als Kind und hat schlimme Erinnerungen daran. Doch dann läuft Hanna gleich zu Beginn ihres Aufenthalts der Arzt Ole Vandenberg über den Weg, in den sich Hanna spontan verliebt. Leider tritt ab diesem Zeitpunkt die Recherche ziemlich in den Hintergrund und die Liebesgeschichte dominiert das Buch. Nur Hannas Telefonate mit dem Verschickungskind Sabine und das Auftauchen eines geheimnisvollen Tagebuchs gehören noch zum Thema.

Das finde ich schade, zumal sich das Buch später noch sehr verzettelt, da taucht die Nazivergangenheit von Oles Großvater ebenso auf wie ein Mord und das Buch wird immer unglaubwürdiger.

Ich hatte den Eindruck, dass Eva Völler sich mit dem Buch an ein gerade aktuelles Thema hängen wollte, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Das Buch bleibt oberflächlich, im Gegensatz zu dem Buch "Am Meer ist es schön", das ebenfalls von den Verschickungskindern handelt, diese aber in den Mittelpunkt der Erzählung stellt. Leider eine verpasste Gelegenheit!

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Veröffentlicht am 23.07.2025

Super!

Wohin du auch gehst
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Nach den ersten Seiten des Buches war ich nicht so begeistert, aber je mehr ich über das Leben von Mira und Bijoux erfuhr, umso mehr faszinierte mich das Buch.

Mira wächst in wohlhabenden Verhältnissen ...

Nach den ersten Seiten des Buches war ich nicht so begeistert, aber je mehr ich über das Leben von Mira und Bijoux erfuhr, umso mehr faszinierte mich das Buch.

Mira wächst in wohlhabenden Verhältnissen in Kinshasa auf. Doch als sie schwanger wird, verstößt ihre Familie sie und schickt sie nach Europa, das Kind bleibt bei ihrer verheirateten Schwester Eugenie. Zwölf Jahre später bringt Eugenie die kleine Bijoux zu Mira, die inzwischen in London lebt und sehr fromm geworden ist. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist sehr angespannt. Bijoux fühlt sich in London nicht wohl, bis sie eine Frau kennenlernt, in die sie sich verliebt. Und das passt natürlich nicht in Miras Weltbild.

Für mich war das Buch ein Einblick in fremde Welten. Der Kongo/Zaire ist weit weg, man hört meist nur davon, wenn dort Krieg herrscht oder mal wieder ein Diktator gestürzt wurde. Die Familienstrukturen sind weitgehend patriarchalisch, aber die Frauen haben Zugang zu Bildung und nutzen sie auch. Trotzdem sind sie von echter Freiheit weit entfernt.

Ich fand das Buch hervorragend geschrieben und konnte es nach der Angangsphase kaum weglegen. Christina Fonthes' Schreibstil ist präzise und variantenreich, sie beobachtet sehr genau und kann auch die Gefühle der Frauen gut beschreiben, ihre Einsamkeit, ihre Sehnsucht, ihre Träume. Die afrikanischen Ausdrücke werden im Glossar am Ende erklärt und das ist sehr hilfreich.

Dieses Buch kann man uneingeschränkt empfehlen!

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Veröffentlicht am 17.07.2025

Gute alte Zeit?

Anna oder: Was von einem Leben bleibt
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Das Wort "Lehrerinnenzölibat" kennt heute kaum noch jemand. Es besagt, dass eine ausgebildete Lehrerin bei ihrer Heirat den Beruf aufgeben muss, denn Beruf und Familie hielt man für nicht vereinbar, auch ...

Das Wort "Lehrerinnenzölibat" kennt heute kaum noch jemand. Es besagt, dass eine ausgebildete Lehrerin bei ihrer Heirat den Beruf aufgeben muss, denn Beruf und Familie hielt man für nicht vereinbar, auch räumte man so unerwünschte Konkurrenz aus dem Weg. In der BRD galt das Gesetz bis 1951.
Anna Kalthoff, die Urgroßmutter des Autors, war Lehrerin und kam als junge Frau in das kleine Dorf Cobbenrode im Sauerland. Sie verliebte sich in den begehrtesten Jungen des Dorfes, sein Vater besaß eine Landwirtschaft, einen Gasthof und eine Posthalterei. Um ihn heiraten zu können, gab sie ihren Beruf auf und arbeitet auf dem Hof mit. Leider starb ihr Mann kurz nach der Hochzeit und sie musste mit ihrem kleinen Sohn allein durchkommen. Dabei war sie sehr tatkräftig und klug und erarbeitet sich die Achtung des Dorfes.
Das Buch zeigt eindrücklich, dass die "gute alte Zeit" so gut gar nicht war. Als Frau hatte man es besonders schwer, man musste sich an die Konventionen halten und hatte wenig Möglichkeiten seine Vorstellungen frei zu verwirklichen.
Sußebach zeigt in seinem Buch eindrücklich, wie die Realität auf dem Dorf aussah und hat penibel recherchiert. Sein Schreibstil ist sachlich und wenig emotional, nur manchmal blitzt die Bindung an seine Familie und die unbekannte Urgroßmutter auf.
Man erhält einen intensiven Einblick in die Zeit um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert und später. Das hat mir sehr gefallen, denn hier geht es um schlichtes dörfliches Leben und nicht den Glamour von Berlin oder München.

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