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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2022

Mitreißende Neuauflage der Tell-Saga

Tell
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Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um Wilhelm Tell neu aufgerollt und interpretiert. Der Autor präsentiert uns die alte Geschichte um Wilhelm Tell und den Apfelschuss in neuem Gewand. Dabei hat er ein ...

Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um Wilhelm Tell neu aufgerollt und interpretiert. Der Autor präsentiert uns die alte Geschichte um Wilhelm Tell und den Apfelschuss in neuem Gewand. Dabei hat er ein äußerst interessantes Konzept geschaffen. Die Lektüre fand ich nicht nur sehr unterhaltsam und lebendig, sondern auch äußerst rasant und kurzweilig! Trotz der Kürze der Kapitel und auch der Lektüre insgesamt schafft es Joachim B. Schmidt interessante und authentische Charaktere zu kreieren, die sich insgesamt in ein sehr stimmiges Bild zusammenfügen. Gekonnt bringt er historische Zusatzinfos bzw. Hintergründe in die Hauptstory ein (z.B. die Habsburger Herrschaft, Schweizer Bauernaufstand, etc.). Die ständig wechselnden Perspektiven haben mich bei dieser Lektüre keineswegs überfordert, sondern im Gegenteil für einen tollen Lesefluss gesorgt und immer wieder neue Einblicke geschaffen. Auch der Schluss war für mich stimmig und versöhnlich. Der Kreis schließt sich und es werden Bilder vom Anfang wieder aufgegriffen. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher von Joachim B. Schmidt lesen, da mir „Tell“ unglaublich gut gefallen hat. Daher gibt es von mir eine ausdrückliche Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Die Schattenseiten von Social Media

Die Kinder sind Könige
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Delphine de Vigan greift in ihrem aktuellen Roman ein aktuelles und kontroverses Thema auf. Auf der einen Seite haben sich für viele Menschen neue Möglichkeiten ergeben durch zahlreiche neue Kanäle (wie ...

Delphine de Vigan greift in ihrem aktuellen Roman ein aktuelles und kontroverses Thema auf. Auf der einen Seite haben sich für viele Menschen neue Möglichkeiten ergeben durch zahlreiche neue Kanäle (wie Instagram und Youtube), mit denen sie Einnahmen erzielen können. Auf der anderen Seite stehen die Präsenz in der Öffentlichkeit und Zurschaustellung des persönlichen Lebens. Was dies für Auswirkungen haben kann, zeigt die Autorin am Beispiel der Familie um Mélanie Claux, die ihre beiden Kinder Kimmy und Sammy (6 bzw. 8 Jahre alt) auf dem Youtube-Kanal „Happy Récré" einem Millionenpublikum präsentiert. Sie teilt das Leben ihrer Kinder öffentlich und bietet tägliche Einblicke in das Privatleben der Familie. Mélanie steht unter einem enormen Druck ständig neue Videos zu posten und die Fans zufrieden zu stellen. Ihre Kinder dienen dabei als Mittel zum Zweck für Werbekampagnen und werden für diese Scheinwelt in den Mittelpunkt gestellt. Sie sind die „Stars“ des Youtube-Kanals. Ihre Kinder übernehmen somit die Rolle von Influencern. Alles läuft gut bis Kimmy beim Versteckspielen verschwindet und entführt wird. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber ab diesem Zeitpunkt war ich komplett gefesselt.

Auf erschreckende Weise macht die Autorin deutlich, welche Auswüchse die kommerzielle Ausbeutung von Kindern in den sozialen Medien annehmen kann. Ich mochte besonders den intensiven, klaren und nüchternen Schreibstil sowie die wechselnden Perspektiven bzw. die Beleuchtung des Themas von unterschiedlichen Seiten. Das Thema wurde sehr fesselnd dargestellt und ich war ziemlich schockiert, da das Buch so real ist. Nach „Loyalitäten“ konnte mich Delphine de Vigan erneut überzeugen und ich kann auch für ihren neuen Roman eine absolute Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Erschütternde Familiengeschichte

Der Papierpalast
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Das Cover ist nach wie vor mein Favorit (seit Monaten) und es konnte bisher auch noch von keinem anderen übertroffen werden. Schon allein deswegen hätte ich definitiv zu dem Buch gegriffen!
Die Handlung ...

Das Cover ist nach wie vor mein Favorit (seit Monaten) und es konnte bisher auch noch von keinem anderen übertroffen werden. Schon allein deswegen hätte ich definitiv zu dem Buch gegriffen!
Die Handlung war ganz anders als ich zunächst erwartet hatte. Miranda Cowley Heller beschreibt in ihrem Debütroman einen Tag im Leben der 50-jährigen Elle, die den Sommer mit ihrer Familie in einem Ferienhaus (dem Papierpalast) am Cape Cod verbringt – durchzogen von zahlreichen Flashbacks zu Momenten der letzten 50 Jahre, in denen verschiedenste Geheimnisse ans Licht treten. So viel sei gesagt: es ist teilweise keine leichte Kost und eine Triggerwarnung wäre angebracht gewesen.

Zusammenfassend war es für mich eine bewegende und erschütternde Familiengeschichte, die vor allem beleuchtet, wie Elle auf ihrem Lebensweg zu sich selbst findet und schlussendlich vor einer schweren Entscheidung steht (bleibt sie bei ihrem Ehemann Peter oder entscheidet sie sich doch für ihre Jugendliebe Jonas). Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch wenn einige Themen nur schwer zu ertragen waren und ich so gar nicht damit gerechnet hatte. Ich hatte allerdings zu Beginn wirklich Probleme reinzukommen und mit dem Schreibstil musste ich erst warm werden. Ein richtiger Lesefluss wollte sich zunächst bei mir nicht einstellen. Aber in der zweiten Hälfte bin ich dann nur so durch das Buch geflogen. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, aber trotzdem konnte mich das Buch am Ende doch noch überzeugen.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Cozy Crime vom Feinsten!

The Maid
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Das Cover finde ich wirklich wunderschön und es ist super umgesetzt (passt perfekt zum Thema). Vor allem die Blutstropfen! Leider löst sich die goldene Schrift ziemlich schnell ab (insbesondere der Name ...

Das Cover finde ich wirklich wunderschön und es ist super umgesetzt (passt perfekt zum Thema). Vor allem die Blutstropfen! Leider löst sich die goldene Schrift ziemlich schnell ab (insbesondere der Name der Autorin am Buchrücken). Ansonsten hat das Cover voll und ganz meinen Geschmack getroffen!
Molly Gray arbeitet als Zimmermädchen im glamourösen Regency Grand Hotel. Sie liebt ihren Job und fühlt sich erst in ihrer Uniform komplett. Es gibt für sie nichts Schöneres als die Hotelzimmer „in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen“. Doch eines Tages gerät ihre Welt ins Wanken, als sie in einer der Suiten den Immobilien-Magnaten Mr. Black tot in seinem Bett auffindet. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände und Mollys teilweise seltsame Art mit der Befragung der Polizisten umzugehen, gerät sie schnell ins Visier der Ermittler und wird schnell zur Hauptverdächtigen.
Molly ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig und anders als alle Menschen um sie herum. Sie ist sehr speziell, verhält sich sehr korrekt und kann leider oft die Guten von den Bösen nicht unterscheiden, was ihr sehr schnell zum Verhängnis wird.
Besonders gut hat mir die herzerwärmende Art von Molly sowie die Schreibweise der Autorin Nita Prose gefallen. Sehr witzig und auflockernd fand ich die Sprüche von Mollys geliebter Gran, an die sie sich nach und nach erinnert und unter anderem mithilfe dieser Weisheiten die "falschen Fuffziger" aufdeckt und schließlich den Fall aufklärt. Man fiebert mit der Protagonistin bis zum Ende hin mit und hofft, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Am Ende gab es auch noch einen unerwarteten Twist!
Ich empfehle dieses Buch allen, die cozy crime à la „Donnerstagsmordclub“ lieben und sich gerne von leicht verdaulichen Kriminalgeschichten unterhalten lassen. Daher eine absolute Leseempfehlung von meiner Seite!

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Veröffentlicht am 23.11.2021

In the dreamhouse...

Das Archiv der Träume
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Ein derart einzigartiges Konstrukt ist mir bisher in der Literatur noch nie begegnet und ich wüsste kein Buch, mit dem ich diesen autobiographischen Roman vergleichen könnte. Carmen M. Machado hat ein ...

Ein derart einzigartiges Konstrukt ist mir bisher in der Literatur noch nie begegnet und ich wüsste kein Buch, mit dem ich diesen autobiographischen Roman vergleichen könnte. Carmen M. Machado hat ein richtiges Kunstwerk geschaffen, das sich beim Lesen nach und nach aus den verschiedenen Fragmenten und Kapiteln zu einem stimmigen Ganzen zusammensetzt. Sie benutzt dafür Züge unterschiedlichster Genres (Roman, Sachbuch, Biographie) und experimentiert mit verschiedenen Darstellungsmitteln (Metaphern, Märchen-Motivkatalog, interaktive Sequenz etc.). Was mir auch besonders gefallen hat, waren die eher analytischen Kapitel zu verschiedenen Filmen und Büchern, die queere und lesbische Beziehungen beinhalten bzw. deren Stereotypen thematisieren. Die Autorin verwendet auch zahlreiche wissenschaftliche Artikel zu diesem wichtigen Thema als Background-Info. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, findet hier zahlreiche Quellen und Denkanstöße.

Machado beschreibt durch ihre Erinnerungen den grauenvollen Teufelskreis ihrer toxischen Beziehung, die sehr schnell eskaliert und zunehmend von häuslicher Gewalt geprägt ist. Willkommen in ihrem „Traumhaus“ in Bloomington (Indiana). Ihre Beziehung entpuppt sich schon bald als düsterer Alptraum. Krankhafte Eifersucht, plötzliche Wutausbrüche und die ständige Unzufriedenheit sind dabei erst der Anfang. Voller Schmerz und Verletzlichkeit, aber auch gepaart mit sehr viel Mut und Lebensfreude, erzählt die Autorin emotional und mitreißend ihre persönliche Geschichte. Sie nimmt die Leser*innen mit in den schwierigen Prozess der fehlerhaften Wahrnehmung und Verdrängung, des Erkennens und Loslassens. Ihre Stimme ist von solcher Wucht, dass man sich dem Sog nicht entziehen kann.

Das Buch hat mich sehr positiv überrascht. Insgesamt war es für mich eine wahnsinnig horizonterweiternde Lektüre, wenn auch keineswegs eine leichte Kost. Ein besonderer Roman, der sprachlos macht und aufwühlt. Ich möchte eine große Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen! Für mich definitiv ein weiteres Jahreshighlight!

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