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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2021

Viel Humor

Verreisen mit Urne
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Der Titel verspricht ein lustiges Roadmovie und hält auch dieses Versprechen.
Louise wird beauftragt Rick auf seiner Reise mit der Urne seines Vaters zu begleiten, sonst erhält er sein Erbe nicht. Sie ...

Der Titel verspricht ein lustiges Roadmovie und hält auch dieses Versprechen.
Louise wird beauftragt Rick auf seiner Reise mit der Urne seines Vaters zu begleiten, sonst erhält er sein Erbe nicht. Sie bekommt dafür genug Geld um ihre Schulden zu bezahlen. Leider ist Rick ein arroganter Typ mit einem Stock im Allerwertesten. Als Archiebald III hat er immer zu viel Geld Verfügung gehabt und ist dementsprechend abgehoben. Louise hat durch eine katastrophale Beziehung einen Haufen Schulden und die Nase voll von Männern.
Die Reise ist voller Hindernisse und die beiden Zoffen sich in einer Tour. Zum Weglachen.
Gleichzeitig lernen wir die beiden näher kennen und ehrlich gesagt auch lieben. Einige Erlebnisse sind derart schräg die sind einer sehr humorvollen Feder entsprungen. Dann gibt es Szenen da wird einem etwas wehmütig.
Am Ende ist Rick seinen Stock losgeworden und hat die Frau gefunden die seinen Kakao schokoladiger schmecken lässt ( Zitat aus einem Brief von Archiebald II ).
Eine sehr humorvolle Geschichte mit Tiefgang.

Veröffentlicht am 22.05.2021

Die junge Bundesrepublik

Die Akte Adenauer
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1953 kurz vor den Neuwahlen geschieht ein Mord an einem Kriminalkommissar der auch Verbindungsmann zu den Amerikanern war. Warum er ermordet wurde steht in den Sternen. War es ein Mord aus Eifersucht ...

1953 kurz vor den Neuwahlen geschieht ein Mord an einem Kriminalkommissar der auch Verbindungsmann zu den Amerikanern war. Warum er ermordet wurde steht in den Sternen. War es ein Mord aus Eifersucht weil er viele verschiedene Beziehungen hatte? War es ein politischer Mord der mit alten Seilschaften zu tun hat? Oder war er einem Verbrechen auf der Spur von dem niemand sonst eine Ahnung hatte. Gerber ein Deutschamerikaner soll Licht ins Dunkel bringen. Konrad Adenauer vertraut ihm. Sie sind sich schon früher begegnet.
Der Titel hat mich neugierig gemacht. Das Cover ist zurückhaltend, etwas metallisch glänzend. Der Klappentext verspricht einen spannenden Krimi.
Für mich war es mehr als ein Krimi, es wurde viel zur jungen Bundesrepublik erzählt. Das ehemalige Nazis wichtige Posten hatten, weil ein paar Flecken auf einer ansonsten weißen Weste nicht so schlimm waren, wie eine kommunistische oder prosowjetische Gesinnung. Das die Amerikaner große Unterstützer für Adenauer waren weil sie annahmen wenn die SPD gewinnt Deutschland nach links abdriften würde.
All diese Informationen lassen sich ohne Schwierigkeiten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, wenn man wie ich zu jung ist um es aus eigener Anschauung zu wissen. Sie geben dem Krimi einen politischen Rahmen der das Ganze auf eine andere Ebene hebt. Die Mischung aus geschichtlicher Information und fiktionalen Krimi ist gelungen.
Gerber als jemand der zwischen zwei Nationen steht ist in seiner zurück-haltenden Art ein glaubwürdiger Protagonist. Auch alle anderen Figuren sind stark in ihrem Verhalten glaubwürdig ihre Handlungen nachvollziehbar.
Mir kamen zu keinem Zeitpunkt Zweifel an den Zusammenhängen.
Wer mehr als einen Krimi lesen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten.

Veröffentlicht am 03.05.2021

Jüdisch sein

Viktor
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Das Buch teilt sich in zwei Geschichten, einmal in der heutigen Zeit ist Geertje, Jurastudentin und die Enkelin von geflohenen Wiener Juden.
Damals in Wien ist es Viktor, eine in den Augen seiner ...

Das Buch teilt sich in zwei Geschichten, einmal in der heutigen Zeit ist Geertje, Jurastudentin und die Enkelin von geflohenen Wiener Juden.
Damals in Wien ist es Viktor, eine in den Augen seiner Eltern eine verkrachte Existenz, in den Augen der Menschen die ihn ohne Bedingungen lieben einer der 36 Gerechten die die Welt vor dem Absturz ins Böse retten.
Beide sind auf der Suche nach ihrer Identität. Beide begehren gegen die familiären Regeln auf, da enden die Gemeinsamkeiten. Sie kann sich mit ihrer Familie streiten, Namen ändern, weglaufen. Er kann nur versuchen für seine Familie die er trotz allem liebt das Beste zu tun. Sie vor der Shoah zu schützen, ihr Leben zu retten.
Außer den beiden Hauptpersonen gibt es eben die Familie die nicht nur neben den beiden agiert sondern jeder für sich eine kleine Hauptrolle hat. Da ist mir besonders Onkel Ernst aufgefallen, er hat genauso wie Viktor die Zeichen der Zeit erkannt aber niemand will auf die beiden hören. Oder die Oma, sie kocht und sorgt auch im hohen Alter für den Trost durch das Essen.
Ihr Leid aus der Vergangenheit hat sie mitgenommen, genau wie ihr Mann oder ihre Tochter Geertjes Mutter. Es ist nicht zu Ende, es ist für sie mit dem Judentum verbunden. Die unbestimmte Angst ist da.
Das ist für mich eine Kernaussagen des Buchs, warum hat sich niemand gewehrt, warum sind nicht mehr geflohen. Das könnte ich natürlich in eines von vielen wissenschaftlichen Werken nachlesen, aber hier haben die Entscheidungen, Gedanken eine Person die sie ausspricht und begründet.
Es gibt Szenen in dem Buch, da treffen Welten aufeinander und ich wusste nicht ob ich Lachen oder Weinen sollte.
Die Autorin führt uns Leser ganz langsam in das Buch ein, ein Stammbaum zu Beginn erleichtert die Zuordnung sehr. Die Distanz zu den Personen der Gegenwart ist wie ein erstes Kennenlernen, nach und nach weicht sie einer Vertrautheit bis hin zu tiefer Freundschaft mit den Familien in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Wechselhaft erzählt, gibt es immer einen Grund warum von Geertje zu Viktor und umgekehrt erzählt wird. Es war leicht diesen Sprüngen zu folgen.

Das Cover irritiert, die einzige Verbindung die ich gesehen habe ist, dass es einem Bild von Gustav Klimt ähnelt, einem bekannten Wiener Maler, der Frauen der gehobenen Gesellschaft dargestellt hat.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2021

Der Jacobsweg

Zum Glück gibt es Umwege
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Der Untertitel lautet, "ein Roman über den Jacobsweg". Wenn man dann die Danksagungen liest erfährt man als Leser, dass der Autor und seine Frau den beschriebenen Weg gegangen sind, das sind ca.2000 Kilometer. ...

Der Untertitel lautet, "ein Roman über den Jacobsweg". Wenn man dann die Danksagungen liest erfährt man als Leser, dass der Autor und seine Frau den beschriebenen Weg gegangen sind, das sind ca.2000 Kilometer. Dass es mehr als ein Roman ist, die Beschreibungen und Erfahrungen des Weges sind authentisch, die Menschen und das Zwischenmenschliche ist teilweise erfunden oder bearbeitet.
Ich kenne den Autor von seinen Rosie Büchern, daher hatte ich große Erwartungen, die nicht enttäuscht wurden.
Er schreibt mit einem sehr feinen Humor und sehr feinfühlig gegenüber Eigenheiten oder Gefühle anderer Personen. Er macht sich allerhöchstens über sich selbst lustig, für seine Mitmenschen hat er nur Respekt. Seine Frau und Co-Autorin hat eine ähnliche Art und Weise zu schreiben.
Wechselseitig wird die Geschichte aus Sicht von Martin und Zoe erzählt, die beide aus unterschiedlichen Gründen den Weg gehen. Pragmatisch, um ein Hilfsmittel zu testen, spirituell, um nach einen schweren Schicksalsschlag wieder zu sich selbst zu finden. Sie treffen die unterschiedlichsten Menschen auf dem Weg. Manche werden Freunde, über die man sich freut wenn man sie wieder trifft, denn jeder geht nach seinem eigenem Tempo. Oder man lernt Menschen kennen die man nie wieder treffen möchte.
Das Buch vermittelt einen Heidenrespekt vor den Wanderern. Egal aus welchen Gründen sie gehen, es ist körperlich eine Riesenherausforderung. Auch die Frage wo schlafe ich, was bekomme ich wo zu essen, gibt es eine Dusche, Fragen die in einem normalen Urlaub ohne Schwierigkeiten im Voraus zu planen sind.
Über allem stehen die Menschen, die in diesem Buch beschrieben sind. Egal welcher Nationalität, egal welches Geschlecht sie sind mutig, hilfsbereit und sympathisch.
Ich möchte jetzt nicht den Weg gehen, mir reichen meine 10km täglich und im Urlaub auch gern das Doppelte und etwas mehr. Vielleicht deshalb hat mich das Buch fasziniert und ein kleines bisschen beneide ich die Menschen die diesen Weg gehen

Veröffentlicht am 26.04.2021

sehr englisch, sehr gut

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Ein älteres Quartett aus einer englischen Seniorenresidenz löst Kriminalfälle besser als die Polizei und hat sehr viel Spaß dabei. Joyce eine ehemalige Krankenschwester, Elizabeth eine pensionierte ...

Ein älteres Quartett aus einer englischen Seniorenresidenz löst Kriminalfälle besser als die Polizei und hat sehr viel Spaß dabei. Joyce eine ehemalige Krankenschwester, Elizabeth eine pensionierte Geheimagentin, Ron ein alter Gewerkschaftsboss und Ibrahim ein emeritierter Psychiater. Durch ihren sehr unterschiedlichen Hintergrund haben sie verschiedene Herangehensweisen und Quellen für ihre Ermittlungen. An Geld mangelt es nicht, eher an Besuch von außen. Aber dafür haben sie jetzt die Polizistin Donna de Freitas.
Mit sehr viel Charme und Durchsetzungsvermögen wickeln die älteren Herrschaften Donna, ihren Chef und uns Leser um den kleinen Finger.
Das Buch wird teilweise in der Ich Form von Joyce und dann wieder in einer neutralen Rede erzählt. Auch agieren nicht immer alle gemeinsam. Im ersten Moment ist das irritierend aber dann ist es genau diese Abwechslung, die das Lesen aufregender macht.
Der feine Humor, die liebevollen Details und das es bis zum Schluss immer wieder überraschende Wendungen gibt, macht das Buch ungeheuer lesenswert.
Immer wenn ich gedacht habe, das ist jetzt der Mörder war ich auf dem falschen Dampfer, herrlich wie falsche Fährten gelegt wurden.
Auch Themen wie Altersdemenz haben Einzug in diesem Buch gehalten, aber der Umgang damit ist sehr pragmatisch, gehört zum Leben, ist nicht schön, abgehakt.
Der Krimi kommt ohne große Brutalität aus, es sind die Ermittlungen mit denen die Spannung steigt.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band, hoffentlich müssen wir nicht so lange warten.+