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Veröffentlicht am 19.07.2022

Tränenreich

Wie ein Stern in dunkler Nacht
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Nach äußerst schmerzlichen Verlusten braucht die Ärztin Christina dringend eine Auszeit. Sie entscheidet sich für eine Praxisvertretung auf einer schottischen Insel. Dort ist ihr erster Patient kein Mensch ...

Nach äußerst schmerzlichen Verlusten braucht die Ärztin Christina dringend eine Auszeit. Sie entscheidet sich für eine Praxisvertretung auf einer schottischen Insel. Dort ist ihr erster Patient kein Mensch sondern ein kleines Pferd. Der Besitzer ist noch zurückhaltender und schweigsamer als wie es sonst Schotten zugeschrieben wird. Christina findet heraus das er genau wie sie tiefgreifende Gründe hat für sein Verhalten. Die beiden kommen sich näher und es entwickelt sich eine Liebesgeschichte.
Die Beschreibung der schottischen Landschaft und der Menschen die dort leben, macht Lust selbst dort einmal hin zu fahren. Die Menschen vor allem die männliche Hauptfigur werden meines Erachtens zu lieb beschrieben.
Die weibliche Protagonistin dagegen ist Egozentrik pur. Ich kann ihre Trauer aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Aber wie es hier dargestellt wird ist es zu viel. Das hat für mich nichts mehr mit Verlust und Angst vor Wiederholungen zu tun. Ich kann mir vorstellen dass, besonders für Leserinnen in dieser Situation, es eine Horrorbeschreibung ist. Auch ihre Fähigkeiten sind phänomenal. Diese Beschreibungen gehen sehr weit in Richtung künstlerischer Freiheit.
Es ist alles im Zeitraffer geschrieben, deshalb lässt sich das Buch schnell und einfach lesen. Die Ereignisse ob groß oder klein werden schnell abgehandelt. Außer vielen Tränen gibt es kaum emotionale Handlungen.

Veröffentlicht am 18.07.2022

Trauer

Schlangen im Garten
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Die Mutter und Ehefrau ist tot. Nie wieder ihre Stimme hören, ihre Hände spüren, nie wieder die eigenen Gedanken, Gefühle und Sorgen mit ihr besprechen. Ein Mann und drei Kinder leiden unter diesem Verlust, ...

Die Mutter und Ehefrau ist tot. Nie wieder ihre Stimme hören, ihre Hände spüren, nie wieder die eigenen Gedanken, Gefühle und Sorgen mit ihr besprechen. Ein Mann und drei Kinder leiden unter diesem Verlust, Jeder geht anders mit der Trauer um. Eine Metapher ist, das die Tagebücher von ihr gegessen werden aber ein Kind rettet immer wieder einen Streifen in der Hoffnung noch einmal einen Gedanken der Mutter zu erhaschen oder noch einmal ihre Schrift zu sehen.
Dazu tauchen noch andere Figuren auf die in irgendeiner Weise Bezug zur Frau und der Familie haben. Es wirkt eigenartig wie sie versuchen den Hinterbliebenen bei der Trauer zu helfen.
Ich empfand das erste Buch der Autorin als ein modernes Märchen für Erwachsene. Es war gut zu lesen und daher waren die Erwartungen zu diesem Buch groß. Es ist meiner Meinung nach etwas Anderes, ein reales, wichtiges, emotionales Thema spielt hier die Hauptrolle.
Trauer haben wir alle schon erlebt, jeder geht damit anders um. Einige können darüber reden, andere ziehen sich zurück. Jeder Mensch hat seine eigenen Rituale mit dem Verlust umzugehen.
Ich glaube die Autorin will uns darin bestätigen. Macht das was ihr für richtig haltet, macht das was ihr fühlt, Ihr bestimmt wann die Trauer nicht mehr so sehr schmerzt. Nicht die anderen entscheiden wann es Zeit ist wieder unter Menschen zu gehen, wann man sich wieder freuen kann, wann man jemanden Neues kennen lernt, oder vielleicht sogar lieben lernt. Das alles sind ganz allein Empfindungen die nur die Trauernden verfolgen können. Wenn dieses Buch uns dabei hilft, weil die Familie sich Mühe gibt für sich allein zu handeln, uns selber wieder zu finden, dann ist es ein wichtiges Buch.

Veröffentlicht am 18.07.2022

Klosterleben

Matrix
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Von einer Kämpferin zur Nonne, so hat sich Marie ihr Leben nicht vorgestellt. Aufgewachsen inmitten kämpferischen Frauen die sogar auf einen Kreuzzug waren, kommt sie als Waise an Eleanors Hof. ...

Von einer Kämpferin zur Nonne, so hat sich Marie ihr Leben nicht vorgestellt. Aufgewachsen inmitten kämpferischen Frauen die sogar auf einen Kreuzzug waren, kommt sie als Waise an Eleanors Hof. Die Königin kann mit dieser jungen Frau die nicht ihren Idealen entspricht, nichts anfangen und schickt sie ins Kloster. Ein ärmlicheres und einsameres Leben kannte Marie vorher nicht. Sie passt sich nicht an, im Gegenteil sie betrachtet dieses Leben als Herausforderung und kämpft. Um Essen, bessere Lebensbedingungen, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Sie schafft es das die Frauen der Gemeinschaft an sie glauben, bei ihren Ideen mitmachen und selber denken.
Erst hat mich der Titel in Zusammenhang mit dem Klappentext irritiert, dann gelesen das dieses Wort für sehr vieles steht, Ordnung, Grundlage, Ursprung, Form, Verbund, wir verwenden es für Vieles als unabhängigen Namen z.B.: Autos, Clubs oder ein DJ nennt sich so.
Genau so habe ich mir die Figur der Marie vorgestellt. Sie verbindet die Frauen miteinander in dem sie die Struktur des Klosters ändert, sie legt Grundlagen für den Erwerb von Fähigkeiten und damit auch Einkommen, ihre Visionen sind Ursprung für ein autarkes, wehrhaftes Kloster.
Der Schreibstil hat nichts mit den in anderen historischen Romanen gemein. Auch hier sterben Menschen, durch Unfall, Krankheit oder Gewalt. Aber das wird in einem Satz erzählt, nicht über mehrere Seiten. Egal was die Autorin beschreibt, es ist in kurzen knappen Darstellungen erledigt. Dabei ist es so prägnant, das es im Gedächtnis hängenbleibt um dann von den eigenen Phantasien ausgeschmückt zu werden.
Ich fand das ungewöhnlich, gewöhnungsbedürftig und dann hat mich das Buch mit genommen, In eine Ära, in der es viele starke Frauen gab, die den Männern überlegen oder zu mindestens gleich gestellt waren. Die nach ihrem Tod schnell vergessen wurden und erst heute wieder den Stellenwert bekommen der ihnen zusteht.

Veröffentlicht am 16.07.2022

Jane Austen einmal anders

Teatime im Jane-Austen-Club
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In dem Ort Chawton lebte vor über Hundert Jahren Jane Austen, die Bewohner sind fast alle Fans ihrer Bücher. Nun nach Ende des zweiten Weltkriegs sind die Wunden und Schäden extrem. Nur der Gedanke an ...

In dem Ort Chawton lebte vor über Hundert Jahren Jane Austen, die Bewohner sind fast alle Fans ihrer Bücher. Nun nach Ende des zweiten Weltkriegs sind die Wunden und Schäden extrem. Nur der Gedanke an das Gelesene liefert eine Zuflucht in glücklichere Zeiten. Ein paar dieser Menschen wollen eine Erinnerungsstätte an Jane Austen gestalten. Damit Interessierte sich über das Leben und Werk der Autorin vor Ort informieren können.
Gleichzeitig könnte diese Arbeit miteinander die Betroffenen aus ihrem Trauma lösen und sie vielleicht zurück ins Leben führen.
Jane Austen ist eine großartige Schriftstellerin gewesen. Das sich in diesem Buch eine Gruppe Menschen findet, die ihr Andenken bewahren wollen, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotz aller Verluste die diese Menschen in den beiden Kriegen oder durch andere Umstände erlitten haben, finden sie den Mut für eine so große Aufgabe. Ein spannendes Thema, auch für Leser die Jane Austen nicht kennen. Sie lernen sie in diesem Buch kennen. Denn die Autorin hat es geschafft in einem ähnlichen Stil wie ihr Idol zu schreiben. Alltägliche Charaktere wie sie uns überall begegnen, Mal schüchtern, melancholisch, selbstbewusst, ehrgeizig oder auch grausam, neugierig und klatschsüchtig. Auch sie schafft es mit leiser Ironie die Figuren auf besondere Art dar zustellen. Das intelligente Hausmädchen, der steife Rechtsanwalt oder mitfühlende Arzt. Egal welche Person man genauer betrachtet sie hat kleine Finessen die erst beim zweiten oder dritten Auftauchen in der Geschichte sichtbar werden.
Als Austen Fan finde ich diese Autorin hat es geschafft diesen Stil wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig sie selbst zu sein.

Veröffentlicht am 13.07.2022

Giftmischerin oder Retterin der Frauen

Die versteckte Apotheke
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Caroline ist eigentlich auf eine Hochzeitstags reise von Ohio nach London. Aber ohne ihren Mann, den hat sie kurz vor der Abreise beim Fremdgehen erwischt. In London, unglücklich, macht sie bei ...

Caroline ist eigentlich auf eine Hochzeitstags reise von Ohio nach London. Aber ohne ihren Mann, den hat sie kurz vor der Abreise beim Fremdgehen erwischt. In London, unglücklich, macht sie bei einer Art Schatzsuche am Themseufer mit. Sie findet eine Flasche wie sie vor zweihundert Jahren Apotheker benutzt haben. Als ehemalige Historikerin forscht sie nach.
Zeitsprung: Zweihundert Jahre früher hilft die Apothekerin Nella verzweifelten Frauen, mit Tränken und Salben gegen Frauenleiden und anderen Problemen, aber auch mit wirksamen Giften um sie von gewalttätigen Ehemännern, Brüdern und Vätern zu befreien. Ein heikles Geschäft, nur einen Schritt vom Galgen entfernt. Doch sie weiß wie die Frauen sich fühlen, das sie das Bedürfnis nach Rache haben, das Gefühl brauchen, Rache heilt alle Verletzungen. Bei so einer Hilfeleistung lernt sie die junge Eliza kennen.
Das Buch wird immer im Wechsel aus der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt, die Vergangenheit teilen sich Nella und Eliza.
Die kurzen Kapitel sorgen noch mehr für Spannung als die Geschichte ohnehin schon bietet. Die Gefahr auf der einen Seite, denn es ist Mord auch wenn wir heute vielleicht es Notwehr nennen würden. Bei Caroline, die Fragen nach ihrer Ehe und die Nachforschungen.
Die Parallelen zwischen den drei Frauen kann man immer wieder ziehen, obwohl es ganz unterschiedliche Lebensstile sind. Die drei Frauen wirken nicht selbstbewusst, eher fatalistisch, sie haben sich in ihrer Situation zurecht gefunden und machen das Beste daraus. Gleichzeitig sind sie ungeheuer hilfsbereit. Denn in der Vergangenheit gibt es viele Frauen die keinen anderen Ausweg sehen. Denn das Gesetz der Zeit sieht in der Frau das Eigentum des Mannes. Unverheiratet ist es der Vater oder Bruder und nach der Eheschließung der Mann.
Die Erzählung im historischen Strang nimmt auch Bezug auf den Aberglauben in der Zeit, Geister und Unwissen um ganz normale Vorgänge machen den Wunsch nach Zaubersprüche und Hexentränke verständlich. Diese Gedanken wirken erst unverständlich beim längeren Überlegen gibt es aber eine logische Erklärung und ich konnte auch mit diesen erzählerischen Elementen gut leben.
Für mich war es gelungene Unterhaltung.