Eine wirtschaftspolitisch gerechte(re) Perspektive
Das Ende der ErschöpfungIn “Das Ende der Erschöpfung” setzt sich Katharina Mau kritisch mit der globalen wirtschaftlichen Lage auseinander, welche grundlegend auf stetiges Wachstum ausgelegt ist, und beleuchtet dabei ausführlich ...
In “Das Ende der Erschöpfung” setzt sich Katharina Mau kritisch mit der globalen wirtschaftlichen Lage auseinander, welche grundlegend auf stetiges Wachstum ausgelegt ist, und beleuchtet dabei ausführlich die daraus resultierenden Probleme Klimakrise sowie soziale Ungerechtigkeit. Dabei differenziert sie die Einflüsse auf den Klimawandel durch den Globalen Norden und Süden, da hier ein starkes Ungleichgewicht herrscht und auch in der Konsequenz immer größere Ungerechtigkeiten abzusehen sind. Während der Globale Norden durch Überkonsum überproportional stark für den Klimawandel verantwortlich ist, ist der Globale Süden überproportional stark von den Folgen des Klimawandels betroffen.
Dass die Menschheit global betrachtet in der Form und dem Ausmaß nicht weiter wirtschaften kann, belegt die Autorin in ihrem Buch und macht deutlich, wie wichtig eine grundlegende wirtschaftspolitische Veränderung ist. Lösungsvorschläge macht Mau mit dem Degrowth-Konzept, welches die menschlichen Bedürfnisse, statt einem kontinuierlichen Wirtschaftswachstum, in den Mittelpunkt stellt und dabei auch Themen wie Umwelt und Klima mitberücksichtigt. Denn Klimakrise und soziale Ungerechtigkeit bedingen sich gegenseitig und sind längst keine Frage mehr nach moralischen Maßstäben, sondern eine Notwendigkeit, die global betrachtet möglichst schnell umgesetzt werden muss.
Da ich zu Wirtschaftswissenschaften oder -theorien bisher keinen tieferen Bezug hatte, hatte ich zunächst großen Respekt davor, das Buch zu lesen. Katharina Mau konnte mich aber durch ihren zugänglichen Stil und kleinere Exkurse in die Thematik Wirtschaft von Beginn an abholen. Sie erklärt den Ist-Zustand, der an vielen Stellen berechtigterweise kritisiert wird und zeigt dann Lösungsvorschläge für eine gerechtere Welt auf, die, wie sie selber auch eingesteht, nicht immer bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und genau so umsetzbar sein müssen. Das wäre im Rahmen des Buches auch nicht möglich gewesen und ist Aufgabe der Politik. Dabei führt sie Vorschläge an, die in ähnlicher Weise bereits erfolgreich umgesetzt worden sind. Bei anderen bemerkt sie, dass diese Vorschläge durchaus als “radikal” wahrgenommen werden könnten, da sie das uns Bekannte übersteigen. Ich persönlich habe das beim Lesen gar nicht so empfunden. Vielleicht weil Katharina Mau ihre Argumentation so schlüssig mit Fakten und Modellen untermauert hat, vielleicht, weil ich selber gerne auf der Suche nach unkonventionellen Methoden bin, wenn ich vor scheinbar unlösbaren Aufgaben stehe. Auch bezogen auf unsere Gesellschaft habe ich schon über ähnliche Maßnahmen philosophiert, ohne das Wort Degrowth gekannt zu haben. Für mich haben sich diese möglichen Perspektiven wie eine Erlösung oder Befreiung von all der vorherrschenden Ungerechtigkeit angefühlt.
Somit möchte ich das Buch aus tiefstem Herzen weiterempfehlen. Es ist ein wichtiges und inspirierendes Werk, das eine Perspektive aufzeigt, die mir Hoffnung für unsere Zukunft gibt. Durch den Klimawandel ist es dringend notwendig, sich über alternative Wirtschaftsformen Gedanken zu machen, die Klima- und soziale Gerechtigkeit einbeziehen, und diese schnellstens umzusetzen. Mau zeigt, dass Degrowth durchaus umsetzbar wäre, auch wenn Details noch geklärt und an einigen Stellen mehr Forschung passieren muss. Weshalb es wichtig ist, mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität für die Thematik zu bekommen. Denn je mehr Zeit wir weiterhin verstreichen lassen, desto mehr Kipppunkte überschreiten wir, wodurch ein gutes Leben nicht mehr möglich wäre.