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Veröffentlicht am 13.02.2021

Einblick in eine gänzlich andere Kultur

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Mit das schönste am Lesen ist ja, dass man sich nicht nur in völlig fremde Welten, sondern auch in gänzlich andere Kulturen einlesen kann - und genau dafür war "Kim Jiyoung, geboren 1982" perfekt, denn ...

Mit das schönste am Lesen ist ja, dass man sich nicht nur in völlig fremde Welten, sondern auch in gänzlich andere Kulturen einlesen kann - und genau dafür war "Kim Jiyoung, geboren 1982" perfekt, denn das Buch gibt einen faszinierenden und gleichzeitig schockierenden Einblick in die Kultur Südkoreas, wobei der Fokus stark auf dem dortigen Frauenbild liegt.

Das Buch beginnt mit der Gegenwart, in der wir Jiyoung kennenlernen, eine junge Mutter, die plötzlich schizophrene Züge zeigt. Bevor wir jedoch herausfinden können, wie es weitergeht, springen wir zurück in die Vergangenheit und lernen Jiyoungs Mutter und Jiyoungs ganzes bisheriges Leben kennen. Dieser Sprung in die Vergangenheit ist - obwohl immer noch aus Jiyoungs Perspektive erzählt - für meinen Geschmack relativ nüchtern erzählt. Dieser Eindruck entsteht vor allem durch die Fußnoten, in denen diverse Quellen für verschiedene Statistiken, die hier und da in die Geschichte eingestreut werden, angegebgen sind.

Dies ist auch mein einziger Kritikpunkt an dem Buch, denn für mich haben diese "harten Fakten" etwas den Lesefluss gestört und das Buch bekam etwas "erhobener Zeigefinger"-mäßiges. Doch abgesehen davon war die Geschichte sehr spannend und interessant zu lesen, eben auch, weil sie so anders ist als das, was wir in Deutschland kennen.

Mit Jiyoung hat die Autorin einen sehr interessanten und greifbaren Charakter geschaffen, mit dem man als Leser zusammen auf eine kleine Reise der Frauenrechte in Südkorea geht. Die Empörung über die Erniedrigung, die die Frauen dort erleben, ist nach dem Lesen groß, und das Ende nicht unbedingt tröstlich, aber so sind Geschichten, die aus dem wahren Leben gegriffen sind, eben nicht, weshalb ich das Ende für sehr passend halte.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Absolute Leseempfehlung!

Die Geschichte von Kat und Easy
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Endlich. "Die Geschichte von Kat und Easy" war endlich mal wieder ein Buch, das mich wirklich in den Bann gezogen hat, wo ich mich drauf gefreut habe, es endlich weiterlesen zu können. Als langjähriger ...

Endlich. "Die Geschichte von Kat und Easy" war endlich mal wieder ein Buch, das mich wirklich in den Bann gezogen hat, wo ich mich drauf gefreut habe, es endlich weiterlesen zu können. Als langjähriger Leser und Vielleser passiert einem das irgendwann leider nicht mehr so häufig und umso mehr weiß man es dann zu schätzen, wenn es endlich wieder passiert.

Was mich an "Die Geschichte von Kat und Easy" zuerst fasziniert hat, war der Schreibstil. Ich mochte den frechen, lockeren, ironischen Stil vom ersten Satz an, dieses leicht "Rotzgöre"-artige, ohne aber zu aufdringlich oder übertrieben zu sein (wie es meiner Meinung nach z.B. in vielen in Berlin spielenden Romanen der Fall ist). Man sofort mitten in der Geschichte und vor allem: sofort mitten im Charakter.

In diesem Falle: Kat. Die Geschichte ist aus Kats Perspektive erzählt, eine Perspektive, die ich sehr mochte und wo der Charakter mit seinen Ecken und Kanten sehr schnell eine Art Eigenleben in meinem Kopf entwickelt hat, einfach weil ich ihn mir so gut vorstellen konnte. Doch nicht nur Kat, auch Easy und die anderen Charaktere des Buchs werden sehr schnell greifbar für den Leser und man entwickelt Sympathien und Antipathien, die sich auch immer wieder ein kleines bisschen ändern während des Lesens (und sowas mag ich ja).

Die Geschichte selbst ist in 2 Strängen erzählt, die eine spielt in der Gegenwart, in der Kat und Easy in ihren 60ern sind, die andere spielt in der Vergangenheit mit Kat und Easy als Teenagern. Ich persönlich mochte die Erzählung der Vergangenheit immer ein bisschen mehr, einfach weil dort mehr zu passieren schien, aber zum Ende hin wurde auch die Gegenwartserzählung immer spannender. Wie im Klappentext schon angedeutet, dreht sich das Buch hauptsächlich um den "tragischen Unfall" - und ich habe mich sehr gefreut als meine Erwartungen hinsichtlich des Verlaufs der Geschichte nicht wirklich dem entsprochen haben, wie es dann letztendlich erzählt wurde, so dass für den Leser die ganze Zeit die Spannung aufrecht erhalten wird.

Fazit: Ich mochte "Die Geschichte von Kat und Easy" hauptsächlich wegen ihres großartigen Schreibstils, den Charakteren mit Ecken und Kanten und dem Brechen der Erwartungen, was den Plot angeht, und kann es daher nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Kleine Weisheiten für den Alltag

Zen-Lehren der Teemeister
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Von diesem kleinen Büchlein hatte ich mir kurze, parabel-ähnliche Geschichten erhofft, deren Weisheit einem manchmal sofort, manchmal erst später ins Auge springt. Was ich mit "Zen-Lehren der Teemeister" ...

Von diesem kleinen Büchlein hatte ich mir kurze, parabel-ähnliche Geschichten erhofft, deren Weisheit einem manchmal sofort, manchmal erst später ins Auge springt. Was ich mit "Zen-Lehren der Teemeister" bekommen habe war nicht ganz das und trotzdem bin ich nicht enttäuscht worden.

Das liegt vor allem daran, dass ich zwar die erhofften kleinen Geschichten nicht (immer) bekommen habe, dafür aber auch nicht mit den sehr direkten und sehr gut im Alltag umsetzbaren Ratschläge zum Ende jedes Kapitels gerechnet habe. Diese kleinen Zusammenfassungen des Kerns der vorigen Ausführungen oder Geschichten waren für mich wie ein Kleinod und oft so wertvoll, dass ich mir einen Stift und einen Zettel nehmen musste, um mir das noch einmal zu notieren, damit ich es auch ja nicht vergesse oder mich immer wieder daran erinnern kann. Das fand ich besonders deshalb erstaunlich, weil ich mich schon seit längerer Zeit mit dem Thema Spiritualität befasse und gerade einen Punkt erreicht habe, an dem ich mich relativ "gesättigt" fühle - und trotzdem hat dieses kleine Büchlein es geschafft, dass ich nochmal sehr viel daraus mitnehmen konnte.

Mit diesem Hintergrund kann ich das Buch also für all jene empfehlen, die weniger nach Parabeln und Geschichten als vielmehr nach den kleinen Weisheiten für den Alltag suchen.

Veröffentlicht am 17.01.2021

Für Einsteiger ins Thema

Ererbte Wunden erkennen (Fachratgeber Klett-Cotta)
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Ererbte Wunden – das sind seelische Wunden, die einem nicht selbst zugefügt wurden, sondern den Eltern oder Großeltern, die aber Auswirkungen auf das eigene Leben haben, sei es in Form von Albträumen oder ...

Ererbte Wunden – das sind seelische Wunden, die einem nicht selbst zugefügt wurden, sondern den Eltern oder Großeltern, die aber Auswirkungen auf das eigene Leben haben, sei es in Form von Albträumen oder unüberwindbaren Hürden in Beruf oder Partnerschaft.

Dies ist bereits das zweite Buch von Katharina Drexler zu diesem Thema. Ihr erstes Buch „Ererbte Wunden heilen. Therapie der transgenerationalen Traumatisierung“ habe ich nicht gelesen, scheint mir – nach der Lektüre des zweiten Buchs und den Anmerkungen darin – aber ausführlicher auf das Thema ererbte Wunden im Allgemeinen einzugehen.

Zwar erklärt Katharina Drexler auch in diesem Buch, was Traumata, ererbte Wunden, Traumatherapie und Traumafolgestörungen sind, jedoch sind diese Kapitel recht kurz und knapp, denn mit diesem zweiten Buch wollte sie vor allem denjenigen Menschen Unterstützung bieten, die vermuten, selbst ererbte Wunden in sich zu tragen, und Hilfen an die Hand geben bei der Frage, ob man selbst an einer ererbten Wunde leidet. Genau dieses Thema wird – meines Erachtens – jedoch zu wenig behandelt und bleibt eher unkonkret und konfus.

So erzählt die Autorin viele Fallbeispiele, meiner Meinung nach allerdings zu viele, die keinen echten Mehrwert bieten. Dafür gibt es aber am Schluss des Buchs einige Übungen, die man sich auch als Audio-Datei downloaden kann und die ich nicht selbst ausprobiert habe, jedoch stimmig klingen und scheinbar auch von Erfolg gekrönt sind (laut Fallbeispielen). Nichtsdestotrotz bleibt am Ende im Grunde die Aussage bestehen, dass eine richtige Heilung solcher Wunden vermutlich nur in einer Therapie erfolgen kann.

Somit bietet das Buch zwar erste Informationen zum Thema ererbte Wunden, kann letztendlich aber eine Therapie nicht ersetzen und erfüllt somit „nur“ den Zweck, Betroffene dazu zu ermutigen und anhand des Buchs feststellen zu können, ob es sich wirklich um einen ererbte oder nicht doch vielmehr um eine eigene Wunde handelt, was ebenfalls schon ein erster großer Schritt in die richtige Richtung sein kann.

Ich empfehle dieses Buch daher allen, die sich mit dem Thema ererbte Wunden zum ersten Mal beschäftigen und keine „Heilung“ durch das Buch erwarten.

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Erschreckende Erkenntnisse

Die Blutwertlüge
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Blutwertlüge – das klingt erstmal provokant, fast schon nach Verschwörungstheorie. Doch bereits im Vorwort zur Neuauflage dieses Buchs wird klar: Hier schreibt jemand, der harte Fakten gesammelt und zu ...

Blutwertlüge – das klingt erstmal provokant, fast schon nach Verschwörungstheorie. Doch bereits im Vorwort zur Neuauflage dieses Buchs wird klar: Hier schreibt jemand, der harte Fakten gesammelt und zu einem fesselnden und erschreckenden Bericht zusammengeschrieben hat. Miryam Muhm ist freie Journalistin, die sich auf medizinische und naturwissenschaftliche Themen spezialisiert hat und unter anderem für die Süddeutsche Zeitung schrieb. Für ihr Buch „Die Blutwertlüge“ hat sie sich durch hunderte von Studien gekämpft und insgesamt über 500 davon ausgewählt, die bestimmte Kriterien erfüllen mussten: So fielen beispielsweise diejenigen raus, bei denen Interessenskonflikte bestanden oder die der Pharmaindustrie nutzten, also „gekauft“ wurden, um bestimmte Ergebnisse zu liefern.

Allein diese Erkenntnis – dass viele Studien von den Pharmariesen in Auftrag gegeben werden, um ganz bestimmte Ergebnisse zu liefern – wäre ein eigenes (und sicher erschreckendes) Buch wert, bedenkt man die Konsequenzen (überteuerte und wenig effiziente Behandlungen mit Medikamenten, die im schlimmsten Fall noch gravierende Nebenwirkungen machen). Aber Miryam Muhm konzentriert sich auf eine ganz andere Schwachstelle der Medizin: die Laborbefunde.

Bis zu 70% der Diagnosen werden anhand von Laborbefunden erstellt, oft auch als einziges Diagnosekriterium. Doch in den zahlreichen Studien, die die Autorin ausgewertet hat, wird eine erschreckende Tatsache deutlich: Die Referenzwerte, die Menschen in „gesund“ und „krank“ unterteilen, sind vielfach viel zu weit gefasst und müssten deutlich enger gesetzt werden, um Krankheiten schon in einem früheren Stadium zu erkennen und entsprechende präventive Maßnahmen zu ergreifen. Hinzu kommt noch: Die in der Medizin als so feste und stabile Säule wahrgenommenen Blutwerte sind extrem fehleranfällig. Schon bei der Blutabnahme können so grobe (unabsichtliche!) Fehler passieren, die die Werte völlig verfälsche und damit unbrauchbar machen. Mehr noch: Sie können gesunde Menschen als „krank“ einstufen, so dass fahrlässig unnötige Medikamente verschrieben werden.

In den 12 Kapiteln des Buchs wird dann schnell deutlich, dass dieses Thema uns alle betrifft, denn es sind die in Deutschland mit am häufigsten auftretenden Krankheiten, die viel früher erkannt werden könnten, wenn die Referenzbereiche anders lägen: Diabetes, Osteoporose, Schilddrüsenunterfunktion, Burnout, Depression, Demenz usw. Miryam Muhm schließt sich deshalb den vielen Ärzten und Wissenschaftlern an, die die Missstände aufzeigen und für neue Referenzwerte plädieren, zumindest aber für einen sensibleren Umgang mit Laborbefunden und einer Diagnostik, die sich stärker auch auf andere Verfahren konzentriert und die vor allem anhand der Symptomatik geschieht, nicht anhand der Blutwerte.

Im Zuge ihrer Ausführungen wird noch eine weitere erschreckende Erkenntnis deutlich: Viele der oben genannten Krankheiten können durch einfache Gaben von Vitaminen und Mineralstoffen (deren unerkannter Mangel häufig die wahre Ursache für die Beschwerden sind!) nicht nur verhindert, sondern auch deutlich in ihrer Symptomatik gemildert bzw. sogar geheilt werden. Doch weil die zu weit gefassten Referenzwerte einen Mangel nicht erkennen lassen, werden stattdessen in einem viel späteren Stadium der Krankheit Medikamente verschrieben, die häufig nur der Pharmaindustrie das Geld in die Tasche spielen und den Patienten mit Nebenwirkungen zurücklassen.

Angesichts dieser großen Ungerechtigkeit und des großen Leids, das diese nicht anerkannten Tatsachen vor allem denjenigen Patienten antut, die bereits jahrelang mit ihren Beschwerden von einem Arzt zum nächsten rennen und sich von der Medizin im Stich gelassen fühlen, sollte dieses Buch meiner Meinung nach jeder Patient gelesen haben, der seine eigene Gesundheit in die Hand nehmen will. Leider ist der teils recht fachspezifische Schreibstil nichts für absolute Laien auf diesem Gebiet, aber wer sich in der Thematik bereits ein bisschen auskennt, dem liefert das Buch konstruktive Informationen und macht vor allem wieder Mut.

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