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Veröffentlicht am 15.07.2022

Nachkriegszeit in Köln

Findelmädchen
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Von wusl
Zehn Jahre nach Kriegsende kommt der Vater von Helga und Jürgen aus russischer Gefangenschaft zurück und die beiden verlassen die liebevolle Pflegefamilie und ziehen wieder bei ihm ein. Im Weiteren ...

Von wusl
Zehn Jahre nach Kriegsende kommt der Vater von Helga und Jürgen aus russischer Gefangenschaft zurück und die beiden verlassen die liebevolle Pflegefamilie und ziehen wieder bei ihm ein. Im Weiteren geht es darum, wie die Menschen sich langsam wieder aufrappeln nach dem Krieg und Musik und Lebensfreude ebenso wie der kleine Wohlstand langsam wieder Einzug halten in Köln. Im Hintergrund schwelt allerdings noch immer die Frage, was aus der Mutter wurde, deren Spur sich im Krieg verläuft. Und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird Helga, die als junge Frau in einem Kinderheim zu arbeiten beginnt, wo teilweise schockierende Missstände herrschen.

Auch wenn das Thema nicht ganz neu ist, so schaffte die Autorin es doch hervorragend mich damit zu unterhalten. Das lag vor allem an den sympathischen Charakteren. Deren Schicksal berührt den Leser und man ist neugierig, wie sie sich entwickeln und wie ihr Leben weitergeht.

Das Buch liest sich problemlos ohne Vorkenntnisse, schließt aber lose an "Trümmermädchen" an. Mir hat es gut gefallen und ich würde mich freuen, bald neues von der Autorin zu lesen.

Veröffentlicht am 15.07.2022

eine Bereicherung

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Nach meiner Begeisterung für "Damengambit" musste ich auch dieses neue Buch von Walter Tevis lesen. Neu ist es ja eigentlich nicht mehr, denn es kam schon 1963 zum ersten Mal heraus. Aber wie bei allen ...

Nach meiner Begeisterung für "Damengambit" musste ich auch dieses neue Buch von Walter Tevis lesen. Neu ist es ja eigentlich nicht mehr, denn es kam schon 1963 zum ersten Mal heraus. Aber wie bei allen guten Romanen tut dass dem Buch überhaupt keinen Abbruch. Denn der Autor erzählt auf seine ganz eigene Art und die passt wunderbar auch in unsere Zeit.

Dass es sich eigentlich um einen SF-Roman handelt sollte auch die nicht abschrecken, die mit diesem Genre eigentlich wenig anfangen können. Denn die Geschichte ist trotz der fantastischen Annahme, dass ein Außerirdischer auf die Erde kommt doch vor allem eine, die sich mit den großen Fragen der Menschheit und des Lebens befasst. Mit der Entwicklung, die die moderne Gesellschaft durchmacht und die leider nicht immer zum Besten steht.

Der Autor wählt einen Blickwinkel, der den Leser über das Geschehen hebt. Das liest sich sehr angenehm und herrlich unaufgeregt. Und man kann vergnüglich mitspekulieren, wie das Ganze denn ausgehen wird. Es gibt wenig reale SF in diesem Buch aber das macht überhaupt nichts. Die interessanten Akteuere und die teils philosophisch angehauchten Überlegungen geben dem Plot eine Tiefe, die mich begeistert hat.

Der Autor trifft genau meinen Geschmack. Es gibt ja noch einige Bücher dieses Autors zum Übersetzen und neu auf Deutsch herausgeben. Ich hoffe sehr, der Diogenes-Verlag setzt die Reihe kontinuierlich fort. Eine große Bereicherung.

Veröffentlicht am 15.06.2022

perfekte Sommerlektüre

Ein unendlich kurzer Sommer
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Für das Buch hatte ich mal wieder ganz genaue Vorstellungen, wie es sein könnte. So was ist immer gefährlich bei mir, denn man muss sich doch auf jede Geschichte neu einlassen. Aber ich hatte Glück. All ...

Für das Buch hatte ich mal wieder ganz genaue Vorstellungen, wie es sein könnte. So was ist immer gefährlich bei mir, denn man muss sich doch auf jede Geschichte neu einlassen. Aber ich hatte Glück. All meine Wünsche und Erwartungen wurden erfüllt.

"Ein unendlich kurzer Sommer" ist einerseits ein leicht und luftig geschriebener Roman über einen langen Urlaub, eine Auszeit aus dem Alltag, die verschiedene Menschen sich nehmen und auf einem Campingplatz zusammen treffen. Das Setting war erfrischend und für mich ungewöhnlich genug, dass ich mich richtig wohlfühlte an diesem Ort.

Die Dialoge waren sehr wichtig in diesem Buch. Und sie transportierten wunderbar die verschiedenen Charakter und auch die Unsicherheiten und Gefühle der Protas. Alle hatten ein wenig an ihrem Vorleben zu knabbern und alle hatten kleine oder größere Geheimnisse, die sie erst langsam preisgaben.

Der Plot ist mitten aus dem Leben gegriffen und braucht keine spektakulären Actionszenen oder gewaltige Dramatik um zu berühren. Die Stärke des Buches sind die leisen intensiven Töne und der Raum, den man dem Leser zum selber Denken einräumt.

Das Ende war für mich sehr schön ausgewogen. Traurig aber auch optimistisch, auch ein bisschen offen und ein bisschen überraschend. Für mich war es wirklich perfekt.

Veröffentlicht am 15.06.2022

teilweise sehr dramatisch

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Die Ausgangssituation ist nach lesen des Klappentextes ja klar. Mia verliebt sich in den Menschen, der ihren besten Freund vor über 4 Jahren tötete. Ich würde ihn allerdings nicht als Mörder bezeichnen, ...

Die Ausgangssituation ist nach lesen des Klappentextes ja klar. Mia verliebt sich in den Menschen, der ihren besten Freund vor über 4 Jahren tötete. Ich würde ihn allerdings nicht als Mörder bezeichnen, denn er wollte ihn ja nicht umbringen.

Im Verlauf der Geschichte wird also beschrieben, wie Mia sich relativ schnell in Nathan verliebt auch weil sie erkennt, dass der nach seinem Gefängnisaufenthalt weiterhin schwer gebeutelt ist von seinen übergroßen Schuldgefühlen. Die Strafe, die ich nicht unbedingt für angemessen halten würde, verlängert er doch dadurch, dass er sich selbst quält und kasteit. Im Grunde ist es also Mia, die ihm erst die größten Vorwürfe macht, die ihm aber später als einzige Absolution geben könnte und ihn damit rausholen würde, als seiner depressiven destruktiven Phase. Und auch für Mia wäre es eine Erleichterung, wenn sie Nathan verzeihen könnte und damit endlich den ernsthaften Versuch starten könnte, den großen Verlust, den sie erlitten hat, zu verarbeiten.

Das Buch hat also ein paar wichtige und große Botschaften und schafft es auch ganz gut, diese zu transportieren. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Leichtigkeit gewünscht, denn die Dramatik und Trauer wird schon sehr ausgewalzt und ich fragte mich zeitweise schon, ob so eine Liebe, mit so einem Beginn, überhaupt überleben kann angesichts des Dilemmas der beiden Hauptdarsteller.

Das Buch findet ein gutes Ende, das mir ziemlich nachvollziehbar erschien. Diese Autorin werde ich im Auge behalten

Veröffentlicht am 15.06.2022

toller Thriller

City on Fire
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Die liebsten Romane von Winslow waren mir die über die Drogenmafia. Da kommt sein kraftvoller oft rauer Erzählstil zum Tragen und seine Charaktere haben eine große Ambivalenz. Wie erhofft, gelingt dem ...

Die liebsten Romane von Winslow waren mir die über die Drogenmafia. Da kommt sein kraftvoller oft rauer Erzählstil zum Tragen und seine Charaktere haben eine große Ambivalenz. Wie erhofft, gelingt dem Autor auch in seinem neuen Buch City on Fire diese Stimmung hervorragend.

Im Mittelpunkt stehen zwei rivalisierende Banden an der amerikanischen Ostküste in den 80gern des letzten Jahrhunderts. Die Brutalität und Härte der Straße steht im starken Kontrast zu den familiären Szenen, in denen Treue, Ehre und Liebe den Bandenmitgliedern ungemein wichtig sind.

Die Story ist spannend und vielschichtig und nichts für schwache Nerven. Winslow ist ein Meister der Dialoge aber auch der Actionszenen. Auch wenn es sich hier um einen ersten Teil handelt, so ist das Finale doch rund und zufriedenstellend und macht gleichzeitig Lust auf mehr.

Das Buch hat all meine Erwartungen trefflich erfüllt.