"Ich muss warten, bis die Geschichte sich von selbst zu Ende schreibt. Ich muss daran glauben, dass mein Leben zu einer Geschichte wird und meine Partnerlosigkeit in etwas Sinnvolles mündet. Ich muss glauben, ...
"Ich muss warten, bis die Geschichte sich von selbst zu Ende schreibt. Ich muss daran glauben, dass mein Leben zu einer Geschichte wird und meine Partnerlosigkeit in etwas Sinnvolles mündet. Ich muss glauben, dass mein Leben zu einer Geschichte wird. Und daran glaube ich." - Buchzitat S. 136
In "Gegenlicht" von Pirkko Saisio begibt sich eine junge Frau auf die Suche nach Liebe und Anerkennung in der Schweiz, nur um festzustellen, dass ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit sie eher einschränkt als befreit. Die Autorin Pirkko Saisio, eine herausragende Stimme der finnischen Literatur, nimmt uns mit auf eine poetische Reise durch das Erwachsenwerden und die Suche nach Identität.
Die Geschichte dreht sich um eine Abiturientin, die im Jahr 1968 Helsinki verlässt, um in der Schweiz ein neues Leben zu beginnen. Trotz ihrer Träume und Hoffnungen stellt sie schnell fest, dass die Realität anders ist als erwartet. Zurückgeworfen in die Enge ihrer Vergangenheit, kämpft sie darum, ihren Platz in der Welt zu finden und sich von den Erwartungen anderer zu befreien.
Meine Meinung zu "Gegenlicht" ist zwiespältig. Während die Erzählung einige wunderbar erzählte Momente und tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonistin bietet, hatte ich Schwierigkeiten, mich mit dem Schreibstil (Prosa) anzufreunden. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist aber gut gelungen und die romantisierte Darstellung der Schweiz und der Waisenhaus-Erfahrung wirkten auf mich realistisch. Und es war faszinierend, die Protagonistin auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens zu begleiten und zu sehen, wie sie sich gegen die Erwartungen anderer behauptet.
Insgesamt würde ich "Gegenlicht" mit 3 von 5 Sternen bewerten. Es ist ein Buch, das mit poetischer Sprache und tiefen Einblicken in die menschliche Natur glänzt, aber gleichzeitig durch seinen ungewöhnlichen Schreibstil Leserinnen und Leser abschrecken könnte. Dennoch lohnt es sich, sich auf die Reise der Protagonistin einzulassen und ihre Entwicklung mitzuerleben.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das hat meine Meinung jedoch nicht beeinflusst.
"Ein Mensch mit Zuversicht sieht und erkennt die Wirklichkeit, wie sie ist, und ist trotzdem oder gerade entschlossen, die Welt oder jedenfalls den kleinen Ausschnitt von ihr, in der er oder sie lebt, ...
"Ein Mensch mit Zuversicht sieht und erkennt die Wirklichkeit, wie sie ist, und ist trotzdem oder gerade entschlossen, die Welt oder jedenfalls den kleinen Ausschnitt von ihr, in der er oder sie lebt, so mitzugestalten, dass sie wird, wie sie sein sollte und sein könnte. Zuversicht heißt, die Zustände erkennen und sich nicht überwältigen lassen" - Buchzitat S.
"Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht" von Gabriele von Arnim ist ein erfrischendes und persönliches Buch, das sich in Form eines langen Briefes an ihre Enkel mit der Kunst der Zuversicht in unserer heutigen Zeit auseinandersetzt. Gabriele von Arnim, eine erfahrene Journalistin und Autorin, teilt auf ehrliche und selbstironische Weise ihre Gedanken und Weisheiten zu diesem wichtigen Thema.
Inhaltlich bietet das Buch einen Streifzug durch von Arnims Gedankenwelt, wobei vor allem der Umgang mit dem Klimawandel im Fokus steht (so zumindest mein Eindruck). Trotz seiner Kürze von knapp 50 Seiten ist das Buch leicht verständlich und regt zum Nachdenken an. Besonders beeindruckend sind die vielen Zitate aus anderen Büchern, die von Arnim zu weiteren Gedanken inspirieren und mir eine breitere Perspektive geboten hat.
Insgesamt ist "Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht" ein Buch, das man in einem Zug durchlesen kann und das viele kleine Alltagsweisheiten bereithält. Von Arnims kluger und humorvoller Schreibstil macht das Lesen zu einem Vergnügen und hinterlässt trotz der Schwere des Themas ein Gefühl der Zuversicht.
Fazit: Ein inspirierendes Buch, das auf humorvolle und zugleich tiefgründige Weise die Kunst der Zuversicht behandelt und dazu ermutigt, auch in fragilen Zeiten positiv zu bleiben. Daher gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.
Friedemann Karigs "Was ihr wollt. Wie Protest wirklich wirkt" ist eine tiefgründige und augenöffnende Auseinandersetzung mit der Macht des kollektiven Aktivismus. Karig, renommierter Journalist und Autor, ...
Friedemann Karigs "Was ihr wollt. Wie Protest wirklich wirkt" ist eine tiefgründige und augenöffnende Auseinandersetzung mit der Macht des kollektiven Aktivismus. Karig, renommierter Journalist und Autor, durchleuchtet mit Sachverstand und einer Prise Humor die Mechanismen hinter erfolgreichen Protestbewegungen.
Das Buch beginnt mit einer einprägsamen Analyse der menschlichen Natur und führt weiter zu einer eingehenden Untersuchung der Möglichkeiten und Ziele des Aktivismus. Karig illustriert seine Argumentation mit einer Fülle historischer und zeitgenössischer Beispiele, die verdeutlichen, wie beharrlicher Protest und ziviler Ungehorsam fundamentale Veränderungen bewirken können. Dabei geht es stets um die kollektive Anstrengungen für nachhaltige Veränderung, die nie einzelne Aktivist:innen (wie Martin Luther King oder Ghandi) allein geschafft haben, auch wenn die Geschichte uns das manchmal glauben lassen mag. Was auch bewundernswert ist, ist Karigs Fähigkeit, komplexe theoretische Konzepte verständlich und lebendig darzustellen. Er bietet nicht nur Einsichten, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für den/die Einzelne:n und die Gesellschaft als Ganzes.
Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der dargestellten Protestbewegungen, von bekannten historischen Ereignissen bis zu weniger bekannten Graswurzelinitiativen. Karig gelingt es, die Leser:innenschaft mit seiner fundierten Analyse zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen. Ich hab das Buch in einem durch gelesen.
Insgesamt ist "Was ihr wollt. Wie Protest wirklich wirkt" ein unverzichtbares Buch für alle, die sich für gesellschaftliche Veränderungen engagieren möchten. Es liefert nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Inspiration und Hoffnung für eine bessere Zukunft. Ich vergebe volle 5 Sterne.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.
Das Buch "Du bist mehr als eine Zahl" von Irène Kilubi ist ein Aufruf zum generationsübergreifenden Miteinander in allen Lebensbereichen, der Fokus des Buches liegt aber ganz klar auf dem Berufsleben. ...
Das Buch "Du bist mehr als eine Zahl" von Irène Kilubi ist ein Aufruf zum generationsübergreifenden Miteinander in allen Lebensbereichen, der Fokus des Buches liegt aber ganz klar auf dem Berufsleben. Die Autorin, eine erfahrene Unternehmerin und Hochschuldozentin, plädiert für eine Abkehr von Vorurteilen und eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Mit ihrer Social-Impact-Initiative JOINT GENERATIONS möchte sie die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Generationen verbessern.
"Du bist mehr als eine Zahl" beginnt mit einem ungewöhnlichen Format und einer großen Schrift, was vor dem Hintergrund des Inhalts durchaus Sinn macht, da es ja auch Menschen aus allen Generationen ansprechen möchte. Jedoch könnte das Cover definitiv anders gestaltet sein, um das Thema besser zu vermitteln. Alleine vom Cover her, hätte ich das Buch a.) nicht ausgewählt und b.) nicht mit dem Thema in Verbindung gebracht. Das Cover ist nun einmal "die halbe Miete" wie man so schön sagt und ich hätte was verpasst, wenn ich das Buch, dank eines Leserundengewinns nicht doch gelesen hätte. Woran ich mich auch gestört habe ist das Layout allgemein. Das Buch hat leider weder Bilder noch farbige Gestaltung. Da könnte man wirklich wesentlich mehr rausholen, auch um die versch. Abschnitte besser zu gliedern. Was mir positiv aufgefallen ist ist, dass durchgehend gegendert wird - das unterstreicht die inklusive Botschaft des Buches.
Kilubi, die ich bisher nicht kannte, zeigt auf, wie weit verbreitet Altersdiskriminierung ist und wie wichtig es ist, diese zu überwinden, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Durch die Verknüpfung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und persönlicher Reflexion regt das Buch zum Nachdenken und Handeln an. Die grafische Gestaltung sollte, wie bereits angesprochen, jedenfalls überarbeitet werden. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch durch seinen klaren Fokus auf eine inklusive Arbeitskultur und die Leidenschaft, mit der die Autorin ihr Anliegen vertritt überzeugt. Es ist auf jeder Seite spürbar, wie sehr Kilubi das Thema am Herzen liegt. Besonders empfehlenswert ist es meiner Meinung nach für Fachleute im Personalwesen/der HR, die tagtäglich mit dem Thema konfrontiert sind.
"Du bist mehr als eine Zahl" ist nicht nur eine theoretische Abhandlung, sondern ein praktischer Leitfaden für ein erfülltes und gemeinschaftliches Arbeitsleben. Insgesamt gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Sternen.
Das Buch war ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung nicht beeinflusst.
In I.L. Callis' packendem Thriller "Doch das Messer sieht man nicht" taucht man als Leser:in ein in das Berlin der 1920er Jahre, wo ein brutaler Mord die Stadt überschattet. Die Autorin entführt uns in ...
In I.L. Callis' packendem Thriller "Doch das Messer sieht man nicht" taucht man als Leser:in ein in das Berlin der 1920er Jahre, wo ein brutaler Mord die Stadt überschattet. Die Autorin entführt uns in eine Zeit des Umbruchs und der gesellschaftlichen Spannungen, während eine mutige Reporterin sich dem gefährlichen "Ripper von Berlin" entgegenstellt. I.L. Callis, gebürtige Italienerin mit einem Hintergrund in Jura und journalistischer Erfahrung, zeigt mit diesem Roman ihr Können, indem sie brisante gesellschaftspolitische Themen in Form eines Kriminalromans aufgreift.
In "Doch das Messer sieht man nicht" begleiten wir Anaïs Maar, eine junge und unerschrockene Reporterin, deren Recherchen über Prostituiertenmorde sie in ein Netz von Intrigen und Gefahr ziehen. Während Berlin auf dem Höhepunkt seiner wilden und zugleich düsteren Epoche steht, muss Anaïs nicht nur den Mörder finden, sondern auch den gefährlichen Zeichen eines Epochenwandels trotzen.
Das Buch startet mit 3 Zitaten, von dem eines schon den Titel des Buches birgt. Da das Buch ja auch das Thema Feminismus behandelt ist mir aufgefallen, dass die 3 Zitate allesamt von Männern stammen. Besonders bei Bertold Brechts Zitat aus der Dreigroschenoper musste ich schlucken. In dem Buch „Beklaute Frauen“ von Leonie Schöler, das kürzlich auch erschienen ist wird da nämlich unter anderem genau über Brecht berichtet. So kann zwar nicht nachgewiesen werden in welchem Ausmaß, aber unbestreitbar ist, dass Brecht Angestellte und Geliebte Elisabeth Hauptmann (wahrscheinlich zu einem wesentlichen Teil) dazu beigetragen und mitgewirkt hat. Als Leser:in wird man gleich zu beginn mit einer sehr brutal beschriebenen Szene konfrontiert (S. 10) Und mir gefällt die Stelle mit dem Heiligenschein, der zuerst golden scheint, dann dunkel leuchtet.
Das Buch spielt in der Zeit rund um 1927 in Berlin. Mit dem (Berliner?) Dialekt musste ich erst einmal warm werden :D Das Lesen und Verstehen an sich hat mir keine Schwierigkeiten bereitet. Der aufkeimende Antisemitismus ist durch das ganze Buch hinweg spürbar. Daneben werden u.a. folgende weiteren Themen behandelt: Mutigen Frauen, Feminismus, Patriarchat, Antisemitismus, Rassismus, Familie und (sexualisierte) Gewalt, Sexarbeit, die Kluft zwischen Arm und Reich und die Suche nach der eigenen Identität. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der sozialen und politischen Atmosphäre des Berlins der 1920er Jahre. Die Autorin hat es geschafft, dass ich mich in diese Zeit zurückversetzt gefühlt habe und mich mit den Konflikten und Paradoxien dieser Ära konfrontiert sah. Bei vielen Szenen musste ich immer wieder schlucken über das Gesellschaftsbild, dass manche propagiert, haben: Bspw. dass Frauen ihren Lebenssinn als „Gebärmaschine“ haben und nur durch das Muttersein vollkommen werden, oder nichts von Politik verstehen… Außerdem, dass Menschen die Verbrechen begehen, schon böse geboren werden… Was mir sehr gut gefallen hat war dennoch, dass in dieser Zeit scheinbar langsam die Erkenntnis aufkam, dass man Frauen im alltäglichen Leben nicht länger außenvor lassen kann. Dies auch weil sie nach dem 1. Weltkrieg in viel mehr Bereichen präsent waren und auch vielfach einer öffentlichen Arbeit nachgingen. Insofern beschreibt es das Buch sehr gut „…an den Frauen führte kein Weg mehr vorbei, da musste man sich arrangieren.“ (S. 32)
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig. Sowohl Anais als auch Josefine sind unglaublich starke Persönlichkeiten, wobei mich Anais mehr in ihren Bann gezogen hat. Eine meiner liebsten Szene ist, die im Romanischen Café bei dem Anaïs die Herren am Nebentisch für ihre frauenverachtenden und entmenschlichenden Aussagen „Frischfleisch“ zurechtweist und bloßstellt. Auch die Nebenfiguren tragen zur Tiefe der Geschichte bei und verleihen dem Roman eine lebendige und authentische Atmosphäre. Man erfährt auch einiges über das Leben von Schwarzen Menschen in der damaligen Zeit. Einerseits gab es die sogenannten „Rheinlandkinder“ die aus Verbindungen deutscher Frauen mit französischen Soldaten aus afrikanischen Kolonien hervorgingen, andererseits gab es auch „Völker- bzw. Menschenschauen“ wo Menschen unter anderem im Hagenbecker Zoo wortwörtlich als Attraktion ausgestellt wurden und rassistische Klischees bedienen mussten. Die Szenen im Schlachthaus haben mir besonders mitgenommen, da ich selbst zum größten teil vegan lebe, weil mir das Tierleid so sehr ans Herz geht.
Das Buch ist in sich abgeschlossen, würde aber auch Stoff für eine Fortsetzung bieten. Es hat mir sehr gut gefallen, wie am Schluss alle Fäden zusammengelaufen sind und die offenen Fragen geklärt wurden.
Was mich gestört hat: Es wurde nicht gegendert und auch rassistische Sprache verwendet: Das das N-Wort ausgeschrieben wird, musste ich öfters schlucken. Und auch das an manchen Stellen von „Rassen“ die Rede ist… Ich bin immer Zwiegespalten, ob im Sinne der historischen Tatsachen und des ideologischen Standpunktes der damaligen Zeit man das machen soll, oder nicht… Auch hatte ich Mühe, mir die viiiiielen Personen, die eingeführt worden sind zu merken und sie auseinanderzuhalten (Redaktion) - vor allem weil viele im Verlauf der Geschichte keine tragende Rolle hatten.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hat mich "Doch das Messer sieht man nicht" insgesamt fasziniert und mitgerissen. Die komplexe Handlung, mutige Protagonist:innen, die eindrucksvolle Kulisse im Berlin der 1920er Jahre und die Einblick in tiefgreifende gesellschaftliche Themen machen diesen Kriminalroman zu einem empfehlenswerten Leseerlebnis. ich vergebe 4 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung zum Roman allerdings nicht beeinflusst.