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Veröffentlicht am 21.10.2024

Die Macht der Väter und das Schweigen der Töchter: Ein intensives Familiendrama

Die Ungelebten
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Caroline Rosales' Roman "Die Ungelebten" behandelt auf eindringliche Weise das Thema der Machtverhältnisse zwischen Vätern und Töchtern und das Schweigen, das oft über traumatischen Ereignissen liegt. ...

Caroline Rosales' Roman "Die Ungelebten" behandelt auf eindringliche Weise das Thema der Machtverhältnisse zwischen Vätern und Töchtern und das Schweigen, das oft über traumatischen Ereignissen liegt. Im Zentrum steht Jennifer Boyard, die als dreifache Mutter und Leiterin des Familienunternehmens zunehmend mit den dunklen Seiten der Vergangenheit ihres Vaters Bernd konfrontiert wird. Als eine Sängerin Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn erhebt, gerät Jennifers eigenes Leben ins Wanken. Rosales zeichnet ein vielschichtiges Bild von Frauen, die in patriarchalen Strukturen gefangen sind und ihre eigenen Wege finden müssen. Die Autorin, Jahrgang 1982, ist bekannt für ihre feministischen Themen und gesellschaftskritischen Schriften, die sie regelmäßig als Kolumnistin bei der ZEIT veröffentlicht.

Worum geht's genau?

Jennifer Boyard ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und Mutter, die die Leitung des Familienunternehmens übernommen hat. Doch als Lorelei, eine frühere Sängerin ihres Vaters, ihren ehemaligen Arbeitgeber der Vergewaltigung beschuldigt, wird Jennifer gezwungen, sich mit der dunklen Vergangenheit ihres Vaters auseinanderzusetzen. Während Bernd Boyard die Vorwürfe gewohnt kalt und manipulativ behandelt, beginnt Jennifer zu zweifeln: Ist der Mann, den sie immer bewundert hat, wirklich schuldig? Gleichzeitig erfährt Jennifer immer mehr über das Schicksal ihrer Mutter und die unterdrückte Wahrheit, die hinter den Fassaden ihres Familienlebens lauert. Sie befindet sich auf einem schwierigen Weg, um die Wahrheit herauszufinden – nicht nur über ihren Vater, sondern auch über sich selbst und ihre Rolle als Tochter, Mutter und Frau.

Meine Meinung

"Die Ungelebten" ist ein Roman, der mich von Beginn an gepackt hat, auch wenn ich mich später immer wieder mit einigen Aspekten schwertat. Besonders beeindruckt hat mich die Komplexität von Jennifers Beziehung zu ihrem Vater. Sie wird ambivalent und vielschichtig dargestellt, was ich als sehr realistisch empfand. Es ist spannend zu sehen, wie Jennifer sich allmählich von der manipulativen Figur Bernd löst, auch wenn dies ein schmerzhafter und langsamer Prozess ist. Der Roman bietet viele starke Momente, insbesondere wenn er die Themen Victim Blaming und die historische Verharmlosung von Vergewaltigungen aufgreift. Jennifers anfängliche Opferbeschuldigungen zeigen eindrucksvoll, wie tief verwurzelte gesellschaftliche Normen selbst bei den betroffenen Frauen weitergegeben werden können.

Die Darstellung von Regina, Jennifers Mutter, und ihres Lebens unter Bernds Kontrolle ist bedrückend und zugleich sehr kraftvoll. Man spürt deutlich, wie sehr sie unter seiner manipulativen Art gelitten hat und schließlich resignierte. Der Roman greift viele gesellschaftliche Themen auf, die immer noch aktuell sind: ungleiche Geschlechterrollen, Altersdiskriminierung und unbezahlte Care-Arbeit. Besonders hat mir gefallen, dass die Geschichte immer wieder auf diese Themen zurückkommt und sie durch die Erlebnisse der Charaktere greifbar macht.

Ein kleines Manko war für mich der Schreibstil, der durch ungewöhnliche Perspektivwechsel und sprunghafte Szenen manchmal etwas verwirrend war. Gerade im letzten Teil des Buches fand ich es schwierig, den Überblick zu behalten, was meiner Lesefreude einen kleinen Dämpfer verpasste. Besonders das Ende wirkte auf mich zu diffus und ließ mich ein wenig enttäuscht zurück. Ich hatte gehofft, dass Jennifer aus den Strukturen ihrer Familie ausbrechen würde, doch stattdessen bleibt vieles unklar und unaufgelöst.

Trotz dieser Kritikpunkte fand ich das Buch insgesamt sehr lesenswert. Es schafft es, eine vielschichtige Familiengeschichte zu erzählen und gleichzeitig wichtige gesellschaftliche Themen zu thematisieren.

Fazit

"Die Ungelebten" von Caroline Rosales ist ein spannender und komplexer Roman, der tief in die Mechanismen patriarchaler Strukturen eintaucht und die Leser:innen dazu anregt, über Themen wie Macht, Geschlecht und Familie nachzudenken. Auch wenn der Schreibstil an manchen Stellen etwas verwirrend ist und das Ende nicht ganz meinen Erwartungen entsprach, bietet das Buch starke Figuren und eine packende Handlung. Eine klare Empfehlung, auch wenn ich letztlich 3,5 von 5 Sternen vergeben würde.

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 21.10.2024

Mutterschaft und Selbstverwirklichung: Gaia Manzini über die Komplexität des Lebens

Für uns gibt es keinen Namen
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Gaia Manzinis Roman Für uns gibt es keinen Namen erzählt die Geschichte der jungen Ada, die mit 17 Jahren Mutter wurde und ihre Tochter Claudia bei den Großeltern am Lago Maggiore aufwachsen ließ. Während ...

Gaia Manzinis Roman Für uns gibt es keinen Namen erzählt die Geschichte der jungen Ada, die mit 17 Jahren Mutter wurde und ihre Tochter Claudia bei den Großeltern am Lago Maggiore aufwachsen ließ. Während Claudia nach ihrem Studium in Mailand Fuß fasst und dort den charmanten, aber homosexuellen Alessio kennenlernt, entwickelt sich zwischen ihnen eine unkonventionelle Freundschaft. Der Roman beleuchtet die schwierigen Beziehungen zwischen Ada, ihrer Tochter und den Menschen in ihrem Umfeld und stellt Fragen nach Identität, Mutterschaft und Selbstfindung. Gaia Manzini, eine vielfach nominierte italienische Autorin, ist für ihren mutigen und facettenreichen Schreibstil bekannt.

Worum geht's genau?

Der Roman entfaltet sich um das komplexe Leben von Ada und ihrer Tochter Claudia, die beide auf unterschiedliche Weise versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden. Ada, die sich nach ihrer frühen Mutterschaft von der Gesellschaft distanziert fühlt, kämpft darum, ihre Rolle als Mutter mit ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung zu vereinen. Claudia hingegen steht vor der Herausforderung, ihren eigenen Weg zu gehen, ohne sich von ihrer schwierigen Kindheit definieren zu lassen. Die Beziehung zwischen den beiden ist von Spannungen geprägt, während Claudia in ihrer Freundschaft mit Alessio einen Menschen findet, der ihr nahesteht, jedoch nie die klassische Rolle eines Partners einnehmen kann.

Meine Meinung

Ich habe den Roman im Rahmen einer Leserunde erhalten, die jedoch leider nicht zustande kam. Dennoch habe ich das Buch selbstständig gelesen. Der Einstieg fiel mir leider ziemlich schwer, aber ich bin froh, dass ich drangeblieben bin. Die Geschichte hat dann nämlich fahrt aufgenommen und mir doch noch sehr gut gefallen. Die Charaktere, insbesondere Ada, sind vielschichtig und ihre Suche nach Identität und Selbstakzeptanz zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung. Adas Reise zu sich selbst und ihre inneren Konflikte wirkten sehr authentisch und berührend.

Einige sprachliche Konstruktionen haben jedoch meinen Lesefluss gestört. Ich vermute, dass dies der Übersetzung geschuldet ist (bspw. wenn von Flugplatz statt Flughafen die Rede ist). Trotz dieser sprachlichen Hürden vermittelt der Roman eine starke emotionale Tiefe. Manzini nutzt eine distanzierte, nüchterne Sprache, um Adas Zerrissenheit und Einsamkeit darzustellen, die sich aus der Spannung zwischen beruflichem Erfolg und ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter ergibt. Besonders beeindruckend ist, dass die Autorin dieses Szenario nicht romantisiert, sondern realistisch und wertungsfrei schildert. Das macht den Roman gerade im katholisch geprägten Italien zu einem mutigen und wichtigen Werk.

Die Vielfalt der thematisierten Beziehungen, die fernab klassischer Normen existieren, gibt dem Roman eine besondere Relevanz. Manzini zeigt auf, dass es im Leben keine einfachen Antworten auf Fragen der Identität und Mutterschaft gibt. Allerdings war es für mich durch die erzählerischen Sprünge nicht immer leicht, der Geschichte zu folgen, was hin und wieder zu Verwirrung führte.

Das Cover des Buches konnte mich nicht überzeugen. Ich fand es eher unscheinbar und denke, dass es in einer Buchhandlung nicht meine Aufmerksamkeit erregt hätte. Es ist schade, denn ich wäre beinahe an einem Werk vorbeigegangen, das inhaltlich sehr viel zu bieten hat. Ähnlich ging es mir auch mit einem anderen Buch des Verlags, "Und dann sind wir gerettet" von Alessandra Carati, das ebenfalls thematisch stark und lesenswert ist.

Fazit

Für uns gibt es keinen Namen ist ein tiefgründiger Roman, der auf einfühlsame Weise das Leben einer Frau zwischen Mutterschaft und Selbstfindung beschreibt. Gaia Manzini gelingt es, gesellschaftliche und persönliche Konflikte authentisch darzustellen, auch wenn sprachliche Stolpersteine und narrative Sprünge den Lesefluss gelegentlich behindern. Ein lesenswerter Roman, der 4 von 5 Sternen verdient.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein packender Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt.

Narbenwald #Thriller
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In Narbenwald, dem ersten Fall für das Ermittler:innenduo Marc Davids und Zoé Martin, verschmelzen Realität und Fiktion zu einem düsteren und verstörenden Thriller. Die Handlung beginnt mit einem grausamen ...

In Narbenwald, dem ersten Fall für das Ermittler:innenduo Marc Davids und Zoé Martin, verschmelzen Realität und Fiktion zu einem düsteren und verstörenden Thriller. Die Handlung beginnt mit einem grausamen Fund in einem verlassenen Hotel im Taunus: Die Augäpfel eines Mannes und ein blutiger Schriftzug kündigen eine Serie verstörender Taten an. Kurz darauf tauchen auf einer Baustelle menschliche Ohren auf, wieder begleitet von einer kryptischen Nachricht. Als Videos der Tatorte auf YouTube verbreitet werden, beginnt ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Ermittler:innen und einem Killer, dessen Motive ebenso undurchsichtig bleiben wie die Identität. Chris Dominik, ein in Frankfurt ansässiger Thriller-Autor, entführt seine Leserinnen und Leser in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.

Und weiter?

Die Handlung setzt direkt mit einem schockierenden Fund ein, der die Ermittlungen von Marc Davids und Zoé Martin in eine brutale und grausame Richtung lenkt. Durch die Veröffentlichung der Tatort-Videos auf YouTube gerät der Fall schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit, und der Druck auf die Ermittler:innen wächst. Die Geschichte der Täter:innen entwickelt sich parallel, jedoch bleiben seine Beweggründe lange unklar. Die Leser:innen werden durch geschickt platzierte Wendungen immer wieder in die Irre geführt, was die Spannung kontinuierlich aufrechterhält.

Meine Meinung

Ich kannte Chris Dominik als Autor bisher nicht, und Narbenwald war mein erster Thriller von ihm. Gelesen habe ich das Buch im Rahmen einer Schnellleserunde, und es hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Storyline ist extrem spannend und fesselnd, besonders weil man sowohl aus der Perspektive der Ermittelnden als auch der Täter:innen liest. Dieser Wechsel sorgt für eine besondere Dynamik und verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe. Die Entwicklung der Täter:innengeschichte erfolgt parallel zu den Ermittlungen, doch die Hintergründe der brutalen Taten bleiben bis zum Schluss ein Rätsel. Genau das ist es, was ich an Thrillern schätze: die Spannung bis zum Ende, ohne zu früh zu wissen, wer hinter den Taten steckt.

Besonders gut fand ich, dass der Thriller ohne langatmige Vorgeschichte gleich in die Handlung eintaucht. Es gibt keine unnötigen Einführungen, die den Lesefluss aufhalten, sondern direkt spannende Ermittlungen, die einen mitreißen. Die Charaktere, allen voran Marc Davids und Zoé Martin, sind gut ausgearbeitet und es gelingt, sich in ihre Gedankengänge hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufiebern.

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass ich – vielleicht, weil ich schon viele Thriller gelesen habe – am Ende das richtige Bauchgefühl hatte, was die Identität des Täters angeht. Zwar wurde ich zwischenzeitlich auf eine falsche Fährte gelockt, aber mein erster Verdacht hat sich letztlich bestätigt. Trotz dieses Vorahnung hat das der Spannung jedoch keinen Abbruch getan. Der Thriller ist ein echter Pageturner, der einem bis zum Schluss den Atem raubt. Zudem überrascht die Geschichte gegen Ende mit einer Wendung, die ich so nicht erwartet hätte.

Fazit

Mit Narbenwald ist Chris Dominik ein packender Thriller gelungen, der mit spannenden Ermittlungen und gut entwickelten Charakteren besticht. Die düstere Atmosphäre und das rasante Tempo haben mich durchgehend gefesselt. Auch wenn ich als Viel-Thriller-Leserin die Täter:innen erahnt habe, hat die Story dennoch mit ihren Wendungen überrascht. Ein Thriller, der definitiv 5 von 5 Sternen verdient!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.10.2024

Wie riechen Erinnerungen? Ennatu Domingos bewegende Lebensreise zwischen den Welten

Der Geruch von verbranntem Eukalyptus
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In "Der Geruch von verbranntem Eukalyptus" schildert Ennatu Domingo ihre eindrucksvolle Lebensgeschichte, die von ihren Wurzeln in Äthiopien und ihrer Adoption durch eine katalanische Familie geprägt ist. ...

In "Der Geruch von verbranntem Eukalyptus" schildert Ennatu Domingo ihre eindrucksvolle Lebensgeschichte, die von ihren Wurzeln in Äthiopien und ihrer Adoption durch eine katalanische Familie geprägt ist. Domingo, geboren 1996 in Äthiopien, hat sich mit ihrer fundierten Ausbildung in Politikwissenschaft und internationaler Konfliktforschung eine breite Perspektive erarbeitet, die sie in diesem autobiografischen Werk in Form von persönlichen Erlebnissen und Reflexionen präsentiert.

Worum geht's genau?

In ihrem Buch erzählt Domingo von ihrer Kindheit im ländlichen Äthiopien, wo sie mit der tiefen Ungleichheit und den Herausforderungen des Lebens konfrontiert wurde. Nach dem Verlust ihrer Mutter und ihres Bruders wird sie im Alter von sieben Jahren von einer katalanischen Familie adoptiert. Die Autorin thematisiert auf eindringliche Weise Fragen der Identität, der Mehrfachzugehörigkeit und der gesellschaftlichen Ungleichheit, die sie als Erwachsene weiterhin beschäftigen. Sie reflektiert auch über den Verlust ihrer Muttersprache und die Bedeutung von Sprache für das Verständnis ihrer eigenen Identität. Durch ihre Erzählungen wird der Leser eingeladen, über die eurozentrische Perspektive auf Afrika nachzudenken und die komplexen Schichten von Heimat, Verwurzelung, Rassismus und Feminismus zu erkunden.

Meine Meinung

Obwohl das Cover des Buches mich nicht sofort angesprochen hat, hat mich der Klappentext umso mehr neugierig gemacht. Das Buch, das die Geschichte der äthiopisch-spanischen Autorin Ennatu Domingo thematisiert, bietet eine intensive Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von relevanten Themen wie Heimat, Identität, Armut, Sprache, Krieg, Politik, Verwurzelung, Rassismus und Fremdheit. Schon beim Lesen fiel mir auf, wie einnehmend der Schreibstil ist; ich konnte das Buch kaum weglegen. Mit knapp 150 Seiten ist es zudem ein Werk, das sich gut in einem Rutsch lesen lässt, wobei es sich lohnt, immer wieder innezuhalten und über die kraftvollen Aussagen nachzudenken.

Dank des Buches durfte ich einiges über die Geschichte Äthiopiens und die Situation der dort lebenden Bevölkerung, insbesondere von Frauen, lernen. Diese Einblicke waren für mich sehr bereichernd. Allerdings stieß ich in meiner E-Book-Version auf einige Wortzusammensetzungsfehler wie „Fahrzeugtrafen“ oder „dassernichteinmal“, die meinen Lesefluss etwas störten. Trotz dieser kleinen Mängel schätze ich die eindringliche Erzählweise der Autorin sehr. Besonders gefallen hat mir, dass sie immer wieder das Amharische in ihre Texte einfließen lässt. Dies verleiht der Erzählung eine zusätzliche Dimension und ermöglicht es, einen Zugang zu ihrer wiederentdeckten Muttersprache zu finden. Ein Glossar am Ende des Buches erklärt die Amharischen Wörter, was ich als sehr hilfreich empfand.

Insgesamt hat mich das Buch tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Es bietet einen wertvollen Perspektivwechsel und ist für alle, die sich für Themen wie Identität und kulturelle Zugehörigkeit interessieren, absolut empfehlenswert.

Fazit

Mit einer Bewertung von 5 von 5 Sternen kann ich "Der Geruch von verbranntem Eukalyptus" nur wärmstens empfehlen. Ennatu Domingo hat es geschafft, ihre persönliche Geschichte mit gesellschaftlich relevanten Themen zu verweben und die Leser:innenschaft auf eine eindrucksvolle Reise durch Identität und Herkunft mitzunehmen. Dieses Buch hat mich inspiriert und dazu angeregt, die eigene Perspektive auf die Welt zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein Roman der inhaltlich/sprachlich/stilistisch nicht leicht zu lesen ist, es aber in sich hat!

Zitronen
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Valerie Fritschs Roman "Zitronen" erzählt die bewegende und verstörende Geschichte von August Drach, einem Jungen, der in einem Umfeld aufwächst, das sowohl Hölle als auch Paradies ist. In einem Haus am ...

Valerie Fritschs Roman "Zitronen" erzählt die bewegende und verstörende Geschichte von August Drach, einem Jungen, der in einem Umfeld aufwächst, das sowohl Hölle als auch Paradies ist. In einem Haus am Dorfrand, geprägt von den Grauen des Missbrauchs durch seinen Vater und der manipulativen Liebe seiner Mutter, lernt August, mit den Widersprüchen von Zärtlichkeit und Gewalt umzugehen. Valerie Fritsch, geboren 1989 in Graz, ist eine gefeierte Autorin und Künstlerin, die bereits mit mehreren Preisen, darunter dem Brüder-Grimm-Preis, ausgezeichnet wurde. "Zitronen" ist Teil der übermorgen Buchreihe, die sich auf moderne, spannende und tiefgründige Literatur konzentriert und darauf abzielt, die Vielfalt und Qualität der Gegenwartsliteratur hervorzuheben.

Worum geht's genau?

In "Zitronen" entfaltet sich die Geschichte von August Drach, der in einem emotional instabilen Umfeld aufwächst. Sein Vater ist enttäuscht von seinem Leben und zeigt nur Zuneigung zu den Hunden, während seine Mutter, zunächst liebevoll, ihm heimlich Medikamente ins Essen mischt, um ihn zu kontrollieren und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Als August schließlich in der Lage ist, aus dem Griff seiner Mutter auszubrechen und ein eigenes Leben zu führen, bleibt die Frage, wie er die Narben seiner Kindheit überwinden kann. Der Roman thematisiert die Komplexität von Liebe und Grausamkeit und lädt dazu ein, über die Auswirkungen von Kindheitstraumata nachzudenken.

Meine Meinung

Die Diskussion um das Buch in meiner Instagram-Buchbubble war äußerst polarisiert. Während einige begeistert von der Erzählweise waren, konnten andere nicht viel damit anfangen. Da das Buch für den Österreichischen Buchpreis 2024 nominiert wurde, wollte ich mir selbst ein Bild davon machen. Der Umschlag ist ein wahrer Blickfang: Er symbolisiert die Zerrissenheit der Geschichte – auf den ersten Blick aufgeräumt und in strahlenden Farben, offenbart sich bei genauerem Hinsehen eine zerbrochene, scharfe Ordnung. Der Titel „Zitronen“ weckt Assoziationen von Sommer, hat aber auch eine herbe, saure Note.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir anfangs nicht leicht. Der sehr eigenwillige und beschreibende Stil der Autorin erforderte etwas Eingewöhnungszeit, aber der Inhalt entpuppte sich als faszinierend. Während die Erzählung zu Beginn etwas gemächlich verläuft, zieht das Tempo gegen Ende plötzlich an – für mich persönlich fast zu abrupt. Ich habe viele Stellen im Buch markiert, die besonders eindrucksvoll waren.

Fritsch thematisiert eindrucksvoll die Koexistenz von Grausamkeit und Fürsorge sowie von Gewalt und Zärtlichkeit in einer kühlen, distanzierten Sprache, die die Erlebnisse des Protagonisten noch bedrückender erscheinen lässt. Sie verzichtet auf übertriebene Dramatik oder sentimentale Ausbrüche und bleibt neutral, während sie die Geschichte in einem fast chronologischen Stil präsentiert, der durch kraftvolle Metaphern aufgebrochen wird.

Inmitten dieser dunklen Erzählung stellen die Zitronen einen Hoffnungsschimmer dar, der in der traurigen Geschichte leuchtet. Das Zitronensymbol zieht sich durch das gesamte Werk, bleibt dabei jedoch unaufdringlich und voller Bedeutung. Besonders eindrucksvoll wird es in der Beschreibung eines Urlaubs in dem Land, wo die Zitronen blühen, in dem August schließlich aufblüht und das Leben neu entdeckt. Das Bild der Zitronen begleitet ihn sein ganzes Leben lang.

Fritsch thematisiert schwierige Themen wie Kindesmissbrauch und deren verheerende Folgen, die an manchen Stellen kaum auszuhalten sind. Einige Episoden sind detailreich, während andere lückenhaft bleiben, was die fragmentierte Natur von Augusts Erinnerungen widerspiegelt.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen, auch wenn es nicht leicht zu verdauen ist. Valerie Fritsch schafft es, ein komplexes Thema mit einer eindringlichen Sprache zu verbinden und hinterlässt beim Leser einen bleibenden Eindruck. Dennoch hätten einige Aspekte der Erzählweise, insbesondere der abrupte Wechsel im Tempo, verbessert werden können.

Fazit

"Zitronen" von Valerie Fritsch ist eine bewegende und tiefgründige Erzählung über die Auswirkungen von Kindesmissbrauch und die Komplexität von Liebe und Grausamkeit. Trotz des eigenwilligen Stils und des teilweise abrupten Tempos verdient das Buch eine Bewertung von 4 von 5 Sternen, da es auf eindringliche Weise auf wichtige Themen aufmerksam macht.

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