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Veröffentlicht am 09.03.2024

"Kanak Kids: Ein Humorvoller Blick auf Identität, Freundschaft und kulturelle Vielfalt"

Kanak Kids
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Anna Dimitrova, geboren 1998 in Sofia, Bulgarien, entführt uns in ihrem Debütroman "Kanak Kids. Halb angepasst und voll dazwischen" in die Welt der sechzehnjährigen Dessi. Die Autorin selbst zog mit zwölf ...

Anna Dimitrova, geboren 1998 in Sofia, Bulgarien, entführt uns in ihrem Debütroman "Kanak Kids. Halb angepasst und voll dazwischen" in die Welt der sechzehnjährigen Dessi. Die Autorin selbst zog mit zwölf Jahren von Bulgarien nach Deutschland und schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen, um eine mitreißende Geschichte über Identität, kulturelle Vielfalt und Freundschaft zu erzählen. Seit ihrem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München arbeitet Dimitrova als freiberufliche Drehbuchautorin und wurde bereits mit dem First Steps Award ausgezeichnet.

In "Kanak Kids" steht Dessi im Mittelpunkt, eine Jugendliche, die ein Doppelleben führt. In ihrem Münchner Brennpunktviertel Neuperlach gibt sie sich als "Assi-Ausländerin", während sie am Innenstadtgymnasium als Daisy mit blonden Haaren und Hochdeutsch auftritt. Dessi jongliert zwischen zwei Welten, hält ihre Freund:innen voreinander geheim und versucht, überall dazuzugehören, um sich nicht angreifbar zu machen. Doch als Bo, ihr Nachbar und Mitschüler, ihre Verwandlung entdeckt, geraten ihre beiden Welten ins Wanken.

Das Buch nimmt einen mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen von Dessis Teenager Leben, geprägt von Freundschaften, kulturellen Herausforderungen und auf der Suche nach der eigenen Identität. Der Autorin gelingt es, diese und weitere (ernsten) Themen mit viel Humor zu verpacken, wodurch das Buch sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt. Dessis Geschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch tiefgründig und gesellschaftskritisch. Durch die vielschichtigen Charaktere, angefangen bei Dessi über ihre Freund:innen bis hin zu ihren Eltern, wird die Erzählung abwechslungsreich.
Die Erzählung besticht durch einen lebendigen Schreibstil, der mich von Anfang an in die Welt von Dessi gezogen hat. Ihre Emotionen und Gedanken wirken authentisch und ich konnte mich sehr gut in sie hineinfühlen. Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und vor allem in der zweiten Hälfte gefesselt, als klar wurde, dass Dessis Lügen über kurz oder lang auffliegen werden.

Die Botschaft von "Kanak Kids" ist klar und wichtig: Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben, unabhängig von kulturellen sowie familiären Erwartungen und Vorurteilen. Die Geschichte regt dazu an, über Toleranz, Akzeptanz und das Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft nachzudenken.
Insgesamt vergebe ich 4 von 5 Sternen für "Kanak Kids. Halb angepasst und voll dazwischen". Das Buch hat mich durch seine mitreißende Geschichte, den gelungenen Humor und die relevanten Themen überzeugt.

Das Buch ist ein Rezensionsexemplar. Dies hat meine Meinung dazu jedoch nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

"Die Körper, die sich bewegen" - Die Geschichte einer Flucht, die Herzen berührt

Die Körper, die sich bewegen
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Bunye Ngene, geboren 1985 in Lagos, Nigeria, präsentiert mit "Die Körper, die sich bewegen" seinen beeindruckenden Debütroman. Nach seinem Germanistik-Bachelor in Ibadan wagte er den Umzug nach Deutschland ...

Bunye Ngene, geboren 1985 in Lagos, Nigeria, präsentiert mit "Die Körper, die sich bewegen" seinen beeindruckenden Debütroman. Nach seinem Germanistik-Bachelor in Ibadan wagte er den Umzug nach Deutschland für einen Masterabschluss in Deutsch als Fremdsprache an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dieser Roman, auch in englischer Ausgabe als "The Bodies That Move" bekannt, erreichte als Finalist des Next Generation Indie Book Awards 2021 und Semifinalist des BookLife Prize 2021 beeindruckende Anerkennung.

Inhaltlich führt uns Ngene auf eine intensive Reise. Der 25-jährige Nosa, von seinem Vater verlassen und von der Perspektivlosigkeit in Nigeria getrieben, entscheidet sich für eine gefährliche Reise nach Europa. Die Geschichte entfaltet sich während seiner strapaziösen Reise durch Transitstädte, Unterschlüpfe und Internierungslager in Nigeria, Niger und dem kriegsgebeutelten Libyen. Nosa begegnet anderen Reisenden, die alle den Traum eines besseren Lebens in Europa teilen.

Ngene's Schreibstil ist unmittelbar und einfühlsam. Die Erzählung beginnt mit Nosa, der auf dem Mittelmeer gestrandet ist, und über die Ereignisse reflektiert , die ihn in diese ausweglose Situation geführt haben. Von Anfang an spürt man die Intensität der Geschichte und weiß zumindest, dass Nosa es bis aufs Boot schafft. Nach dem Prolog wird seine in Form einer Rückschau erzählt.

Die Themen, die in diesem Roman behandelt werden, sind zahlreich und tiefgehend. Von Armut und Reichtum über Korruption bis hin zu Liebe und Verlust - Ngene berührt viele Aspekte menschlichen Lebens. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der angesprochenen Themen, angefangen bei der Auswanderung und Flucht bis hin zu gesellschaftlichen Erwartungen, Stereotypen, religiösen Aspekten, Queerness und den spezifischen Herausforderungen und Gewalterfahrungen, mit denen Frauen auf der Flucht konfrontiert sind.

Die Brutalität und Härte, die mit einer Flucht verbunden sind, werden schonungslos dargestellt. Ngene vermeidet es, die Realität zu beschönigen, und zeigt auf, welchen Gefahren und Entbehrungen Menschen auf der Flucht ausgesetzt sind. Dies ist besonders wichtig, um das Bewusstsein für die drängenden Probleme zu schärfen und Mitgefühl zu fördern. Das Buch sollte daher im Sinne der Empathieförderung und Demokratieförderung Pflichtlektüre in jeder Schule sein.

Die Charaktere in "Die Körper, die sich bewegen" sind lebendig und facettenreich. Nosa, der Protagonist, wird einfühlsam dargestellt, und seine Reise ermöglicht es mir als Leserin, tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Träume der Menschen auf der Flucht zu gewinnen. Die Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen, Freundschaften und Familienbande ist ergreifend und trägt zur emotionalen Bindung an die Geschichte bei. Auf seinem Weg erfahren wir nicht nur viel über Nosas Geschichte sonden auch viele Wegbegleiter:innen, die alle ihr individuelles Schicksal haben: Idemuia, Chukwudi, Stephen, Sophia, Namazzi, Aiah, Chinelo...

Die vielschichtige Handlung und die verschiedenen Themen könnten für einige Leser:innen herausfordernd sein, da sie eine Fülle von sozialen, politischen und emotionalen Aspekten umfassen. Ngene's Entscheidung, diese Vielfalt zu integrieren, verleiht jedoch der Geschichte Authentizität und Relevanz.

Das Buch endet mit einem Epilog, der auf eindringliche Weise politische Botschaften über den Umgang Europas mit Menschen auf der Flucht, aus meiner Sicht eine europäische Wertekrise vermittelt. Die letzten Seiten hinterlassen einen bleibenden Eindruck und regen zum Nachdenken an. Ich gebe dem Werk 4 von 5 Sternen und kann es nur jeder Person empfehlen, die sich ein Bild von den Schicksalen hinter der "Flüchtlingswelle" machen möchte.

Bei dem Buch handelte es sich um ein Rezensionsexemplar. Die hat jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Tiefgründige Gefühle und familiäre Abgründe an der Côte d’Azur

Nachts erzähle ich dir alles
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Anika Landsteiner, eine Autorin, die genau hinschaut und sich für die Empfindungen fremder Menschen interessiert, zeigt mit "Nachts erzähl ich dir alles" erneut ihre Fähigkeit, authentisch und einfühlsam ...

Anika Landsteiner, eine Autorin, die genau hinschaut und sich für die Empfindungen fremder Menschen interessiert, zeigt mit "Nachts erzähl ich dir alles" erneut ihre Fähigkeit, authentisch und einfühlsam zu schreiben. Als Schauspielerin und Journalistin bringt sie eine einzigartige Perspektive in ihre Werke ein. Nach ihrem Debüt "Gehen, um zu bleiben" und zahlreichen anderen Werken veröffentlichte sie im 2023 diesen Roman, der sich tiefgreifend mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt.

Inhaltlich entführt uns Landsteiner nach Südfrankreich, wo Léa vor ihrem deutschen Leben flieht. Auf dem alten Familienanwesen in der Côte d’Azur plant sie, zur Ruhe zu kommen. Doch ein tragisches Ereignis ändert alles: In einer nächtlichen Unterhaltung stirbt eine junge Frau, und Léa, die Letzte, die sie gesehen hat, wird mit den Fragen des Bruders konfrontiert. Die Geschichte entwickelt sich zu einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit Familiengeheimnissen, Liebe und dem schweren Thema des Schwangerschaftsabbruchs.

Das Buch überrascht mit einer Vielzahl von Themen, darunter weibliche Selbstbestimmung, Liebe, Queerness, Trauer, Verlust, Abtreibung, Tod, Freundschaft, familiäre Beziehungen, Partnerschaftsgewalt, Patriarchat und Mutterschaft. Landsteiner webt diese Themen geschickt in die Handlung ein, was zu einem facettenreichen Lesevergnügen führt.
"Nachts erzähl ich dir alles" ist kein gewöhnlicher Roman. Er durchbricht die üblichen Erzählmuster und beleuchtet tiefgehende, gesellschaftlich relevante Themen. Die Protagonist:innen sind authentisch, jede:r mit der eigenen Geschichte, die auf berührende Weise miteinander verknüpft ist.
Das Setting in der Provence/an der Côte d’Azur ist malerisch und wird von Landsteiner lebendig beschrieben. Die Atmosphäre des französischen Lebens fängt sie gekonnt ein, und als Leserin spüre ich die Sehnsucht nach diesem idyllischen Ort.
Die Handlung ist ruhig, aber durch die tiefgehende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Lebensumständen und den schwierigen Themen bleibt die Geschichte fesselnd. Die Erzählweise ist klug gewählt und regt zum Nachdenken an.
Die Charakterchemie zwischen Léa und Alice ist besonders beeindruckend. Landsteiner vermittelt einfühlsam die Komplexität von Beziehungen und beleuchtet dabei auch die vielen Facetten von Begehren.
Das Buch vermittelt eine klare Botschaft und regt dazu an, über die behandelten Themen nachzudenken. Besonders hervorzuheben sind die Einschübe von Claire, einer alten Freundin von Léas Mutter. Diese bieten einen tiefen Einblick in die Thematik und ergänzen die Handlung auf wundervolle Weise.

Einige Schwachstellen in der Handlung, die an manchen Stellen zu oberflächlich oder vorhersehbar wirkt, werden durch die Authentizität der Charaktere ausgeglichen.

Insgesamt ist "Nachts erzähl ich dir alles" der durch seine tiefgreifende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und die Authentizität seiner Charaktere überzeugt. Ein Lesegenuss, der zum Nachdenken anregt und bleibenden Eindruck hinterlässt. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Lil: Ein fulminantes Plädoyer gegen die Unterdrückung der Frauen im New York des 19. Jahrhunderts

Lil
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«Bist du hier, gehörst du hierher und kommst nur raus, wenn du nicht mehr rauswillst» sagte eine, «Kannst jede Behandlung brauchen, weil du alle Krankheiten hast, die sie dir anbieten» eine andere.

Buchzitat ...

«Bist du hier, gehörst du hierher und kommst nur raus, wenn du nicht mehr rauswillst» sagte eine, «Kannst jede Behandlung brauchen, weil du alle Krankheiten hast, die sie dir anbieten» eine andere.

Buchzitat (S. 71)
Markus Gasser entführt uns mit seinem Roman "Lil" in das New York des 19. Jahrhunderts, wo die Protagonistin Lillian Cutting sich mit unerschütterlichem Willen gegen die rigiden gesellschaftlichen Konventionen auflehnt. Der Autor, Essayist und Universitätsdozent präsentiert nicht nur eine mitreißende Geschichte, sondern auch eine eindringliche Gesellschaftskritik, die die Leser:innen tief in die düsteren Abgründe einer misogynen Epoche führt. Er selbst ist bekennender Feminist.

Die Geschichte folgt der erfolgreichen Unternehmerin Lillian Cutting, die sich gegen alle Widerstände behauptet und dabei New York gegen sich aufbringt. Nach dem Tod ihres Mannes Chev versucht ihr Sohn Robert, sie mit Hilfe eines Psychiaters zu entmündigen. Doch Lil kämpft gegen eine Gesellschaft an, die Eigenständigkeit (der Frau) als Krankheit betrachtet. Markus Gasser entfaltet eine universelle Erzählung über den Kampf um Freiheit, Würde und das Recht auf den eigenen Lebensentwurf.

Gassers Erzählstil ist von Anfang an packend und einzigartig. Sein direkter, humorvoller Schreibstil hat mich sofort begeistert, während die Charaktere mit einer Mischung aus Überzeichnung und Realismus lebendig werden. Das Cover, geheimnisvoll und ansprechend, spiegelt die Atmosphäre des Romans wider.
Die Geschichte von Lil ist nicht nur eine individuelle Rachegeschichte, sondern ein eindringliches Porträt der damaligen Frauenrolle. Gasser konfrontiert die Leser:innen mit dem toxischen Frauenbild des 19. Jahrhunderts, das leider bis heute seine Schatten wirft. Lil ist eine Ausnahmeerscheinung, die sich in einer männerdominierten Welt behauptet, was sowohl bewundernswert als auch erschreckend realitätsnah dargestellt wird. Die Misogynie, der Lil und andere Frauen begegnen ist schwer zu ertragen, aber genau darin liegt die Stärke des Romans. Gasser schafft es, die Empörung der Leser:innen zu wecken und gleichzeitig eine Botschaft der Ermächtigung zu vermitteln. Die Racheakte von Lil und ihren Verbündeten gegen die frauenverachtende High Society sind gleichermaßen erhebend wie verstörend.
Die Struktur des Romans, die zwischen dem 19. Jahrhundert und der Gegenwart wechselt, verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe. Die Verbindung zwischen Lil und ihrer Nachfahrin Sarah, die durch einen wiederentdeckten Brief hergestellt wird, fügt dem Roman eine zeitlose Dimension hinzu. Ein besonderes Highlight ist der sarkastische Ton, mit dem die Erzählerin Sarah ihre Familiengeschichte präsentiert. Gassers Humor ist beißend und klug, was dem Buch eine einzigartige Atmosphäre verleiht. Die Dinnerparty-Szene, in der Gäste als Tiere metaphorisiert werden, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch eine subtile Kritik an der Dekadenz der High Society - eine meiner Highlight Szenen des Buches.
"Lil" ist nicht nur ein Roman über Rache, sondern auch über Gier, Frauenrechte, und den Kampf gegen gesellschaftliche Normen. Die detaillierten Beschreibungen von Lil's Erfahrungen in der Nervenklinik und während des Gerichtsprozesses sind erschütternd. Die Darstellung von Fairwell als Quacksalber und Frauenfeind ist beängstigend realistisch. Die Offenlegung der Frauenfeindlichkeit durch angeblich wissenschaftliche Erkenntnisse ist verstörend, aber notwendig, um die Absurdität dieser Überzeugungen zu entlarven. Markus Gasser gelingt es, mit "Lil" eine universelle Geschichte zu erzählen, die auch heute noch relevante Themen wie Rassismus, Frauenrechte und den Kampf gegen toxische Männlichkeit anspricht. Der Roman ist literarisch anspruchsvoll, fesselnd und regt zum Nachdenken an.

Insgesamt verdient "Lil" ohne Zweifel eine Bewertung von 5 von 5 Sternen. Der Roman überzeugt nicht nur durch seine packende Handlung und den außergewöhnlichen Schreibstil, sondern auch durch die tiefgreifende Auseinandersetzung mit zeitlosen gesellschaftlichen Problemen auf seine ganz eigene Art.


«Ist es ein Mann, meine Damen und Herren, oder eine Frau oder beides oder keines von beidem oder etwas dazwischen? Oder etwas Drittes oder Viertes? Gibt es das über- haupt? Oder ist das die falsche Frage? Das entscheiden Sie, meine Damen und Herren, Sie und nur Sie allein!» - Buchzitat (S. 237)


Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung jedoch nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Mörderische Geheimnisse unter der toskanischen Sonne: Vino, Mord und Bella Italia!

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest
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"Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest" entführt die Leser:innen in die malerische Toskana, wo die Protagonistin Anna Wagner unverhofft in einen Mordfall verwickelt wird. Christian ...

"Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest" entführt die Leser:innen in die malerische Toskana, wo die Protagonistin Anna Wagner unverhofft in einen Mordfall verwickelt wird. Christian Homma und Elisabeth Frank präsentieren sich als kreatives Autor:innenduo mit einer gemeinsamen Leidenschaft für humorvolle Kriminalgeschichten. Ihre Erfahrungen als Innovationsmanager, Schreibcoach und begeisterte Reisende fließen in ihre Werke ein, die eine Faszination für besondere Orte und lebendige Charaktere widerspiegeln.

Worum geht's? Anna Wagner erbt das Haus ihrer Nonna in Fontenaia, einem Dorf in der Toskana und gerät durch einen Job als Kellnerin in einen Strudel von Ereignissen. Plötzlich steht sie unter Mordverdacht, und um ihre Unschuld zu beweisen, begibt sie sich auf eigene Ermittlungen. Die Autor:innen weben eine lebendige Geschichte mit unerwarteten Wendungen, begleitet von einem Hauch italienischen Flairs.

Das Cover strahlt direkt italienisches Flair aus, obwohl es nicht sofort auf einen Krimi schließen lässt. Homma und Frank erschaffen eine atmosphärische Toskana mit lebendigen Beschreibungen, die das Setting zum Leben erwecken. Die kurzen Kapitel und Perspektivenwechsel sorgen für ein schnelles Tempo und machen das Buch leicht zugänglich.
Die Charaktere lassen besonders bei ihrer äußeren Beschreibung manchmal zu wünschen übrig weil sie zu ungenau beschrieben werden. Charakterlich sticht besonders die Protagonistin Anna hervor - impulsiv und risikofreudig. Insgesamt sind sehr viele Figuren zu finden, sodass ich am Anfang etwas Mühe hatte, sie auseinanderzuhalten. Die Autor:innen setzen auf kurze, knackige Auflösungen, was den Cosy-Crime-Stil unterstreicht. Die humorvollen Einwürfe, vor allem die italienischen Ausdrücke, verleihen dem Buch einen charmanten Touch und ich hab neue Wörter gelernt - mein Favorit: "Sapientona" - ja das heißt Besserwissen. Aber klingt doch viiiiiel süßer auf italienisch, oder?

Die Handlung, die mit zwei Mordfällen überrascht, bleibt stets unterhaltsam, auch wenn gegen Ende die Spannung nachlässt. Das Timing der Enthüllungen ist gut gewählt, und die Geschichte bietet genügend Rätsel, die zum Miträtseln zu animieren. Die Beziehung zwischen Anna und Commissario Vico Martinelli entwickelt sich interessant, wenngleich die Charaktere insgesamt etwas schwammig bleiben. Um die Beziehung zu verdeutlichen:

»Signora Wagner, Ihnen zu folgen war leichter als einen rosa Elefanten im Dom von Pisa zu finden.« - Buchzitat (S. 60)
Der Schluss überrascht, wenn auch nicht ganz so, wie erhofft. Die Morde sind zwar gelöst, aber Annas weiterer Verbleib bleibt ungewiss und gibt Raum für Fortsetzungen, die hoffentlich weitere Einblicke in die Charaktere und ihre Hintergründe bieten.

"Mörderische Geheimnisse unter der toskanischen Sonne: Vino, Mord und Bella Italia!" ist ein gelungener Start einer Krimireihe. Christian Homma und Elisabeth Frank entführen die Leser:innen in eine spannende Welt voller Rätsel und Charme. Trotz kleiner Schwächen in der Charakterbeschreibung und nachlassender Spannung gegen Ende bleibt das Buch unterhaltsam und verspricht weitere fesselnde Abenteuer. Eine klare Empfehlung für alle, die das Dolce Vita gepaart mit kriminalistischem Gespür genießen möchten. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Das Buch war ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung jedoch in keiner Weise beeinflusst.

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