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Veröffentlicht am 23.05.2020

Die Menschen um das Münster

Der Turm aus Licht
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Astrid Fritz ist eine Autorin historischer Romane, die schon lange schreibt.
Vielleicht ist das der Grund, warum man praktisch sofort in der Handlung dieses großen, komplexen Romans um die Schaffung des ...

Astrid Fritz ist eine Autorin historischer Romane, die schon lange schreibt.
Vielleicht ist das der Grund, warum man praktisch sofort in der Handlung dieses großen, komplexen Romans um die Schaffung des Freiburger Münsters drin ist. Eine der schönsten Kirchen der Welt.

Aber Astrid Fritz erzählt auch die Geschichte der Menschen, die beteiligt waren.
Der Baumeister Gerhard kommt mit seiner Frau Odilia aus Straßburg um den Bau des Westturms zu übernehmen. Graf Konrad fördert das Projekt, doch nach seinem Tod gibt es viel Ärger mit den egoistischen Nachkommen.
Astrid Fritz lässt außerdem noch eine ganze Reihe weitere Figuren mit relevanten Rollen auftreten. Später wird besonders der junge Bildhauer Josef eine große Rolle spielen.

Man kann tief abtauchen in die Zeit des 13.Jahrhunderts.
60 Jahre werden abgebildet und die Figuren sind so stark gemacht, das man ihnen gerne über einen langen Zeitraum folgt. Und neue Figuren kommen immer wieder dazu. Dabei kann auch der Wandel gezeigt werden.

Der Turm aus Licht ist ein großer historischer Roman, den ich so schnell nicht vergessen werde.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Das Gegenteil von Rechtsextremismus ist Nicht-Rechtsextremismus

Deutschland schafft mich
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Den Journalist und Moderator Michel Abdollahi kennt man z.B. durch seinen Fernsehbeitrag über das Nazidorf Jamel und seinen Auftritten „Ich bin Muslim-was wollen Sie wissen?“

Mit Deutschland schafft mich ...

Den Journalist und Moderator Michel Abdollahi kennt man z.B. durch seinen Fernsehbeitrag über das Nazidorf Jamel und seinen Auftritten „Ich bin Muslim-was wollen Sie wissen?“

Mit Deutschland schafft mich hat er er jetzt ein großartiges, kluges Buch über Auswüchse und Folgen des Rassismus in Deutschland geschrieben.

Michel Abdollahi, der 1986 als Kind aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist, schöpft aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, liefert aber insbesondere eine umfassende Bestandsaufnahme des Zustands in aller Deutlichkeit. Diese Deutlichkeit macht den Wert des Buches aus.

Dafür, dass das Buch so gut lesbar ist, ist es erstaunlich konzentriert.
Ich kann es nur sehr empfehlen!

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Reyhan Sahins Weg

Lady Bitch Ray über Madonna
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Dieses Buch der Rapsängerin Lady Bitch Ray besitzt eine große Intensität, die auch den ganzen Text über aufrechterhalten bleibt. Das ist schon eine Qualität.
Über Madonna erfährt man nicht viel neues. ...

Dieses Buch der Rapsängerin Lady Bitch Ray besitzt eine große Intensität, die auch den ganzen Text über aufrechterhalten bleibt. Das ist schon eine Qualität.
Über Madonna erfährt man nicht viel neues. Vielmehr spricht Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray über ihre Kindheit und Karriere und wie sie von Madonna beeinflusst wurde. Das bezieht sich aber weniger auf musikalischer Einfluß, da glatte Popmusik und provokanter Rap wenig gemeinsam haben. Es ist Madonnas selbstbewusstes Auftreten und ihre religiösen wie sexuellen Themen, die auch die Sängerin aus Bremen-Gröpelingen interessierte. Aber auch kritische Aspekte werden nicht ausgespart. Die feministischen Aspekte greifen!

Reyhan Şahin schreibt überaus ehrlich über ihre Empfindungen und Schwierigkeiten im Musik- und Kulturbetrieb, etwa auch ihr Rauswurf bei Radio Bremen oder wie sie wenig Geld verdiente, da ihr Ansehen bei vielen gering war oder sie auf ihre türkische Herkunft oder ihre akademische Leistung reduziert wurde. Sie hat´s nicht leicht gehabt, ihr wurde es schwer gemacht.
Es war, interessant, einmal einen Einblick nehmen zu können.

Nur wenige Sätze des Textes wirken konstruiert, ansonsten ist das Buch ehrlich und kann als gelungen bezeichnet werden.

Leser, die nur Madonna-Fans sind und Lady Bitch Ray vielleicht nicht einmal kennen, sind bei diesem Buch vermutlich falsch.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Fahrt eines Trinkers

Schlusslichter
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Der Roman von Georges Simenon stammt aus dem Jahr 1953 und hat sowohl Thrillermomente als auch psychologische Elemente.
Das amerikanische Ehepaar Steve und Nancy fahren gemeinsam im Auto nach Maine um ...


Der Roman von Georges Simenon stammt aus dem Jahr 1953 und hat sowohl Thrillermomente als auch psychologische Elemente.
Das amerikanische Ehepaar Steve und Nancy fahren gemeinsam im Auto nach Maine um dort ihre Kinder aus einem Ferienlager abzuholen.
Doch auf der Fahrt werden die Auseinandersetzungen zwischen ihnen intensiver, insbesondere weil Steve immer wieder halte macht, um Martini oder Whisky zu trinken. Sein Bewusstseinszustand ändert sich im Verlaufe der Zunahme seiner Trunkenheit.
Es ist damit auch ein ein Text in der Tradition berühmter Trinker-Romane, ich denke da z.B. an Malcolm Lowreys Unter dem Vulkan.
Auch hier wird der Roman stark durch Steves innere Monologe geprägt. Seine Gedankengänge werden mit der Zeit immer wirrer. Das ist teilweise schon sehr überzeugend gemacht.

Angereichert wird der Plot durch die fatale Begegnung mit einem gewalttätigen Mann, der aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und von der Polizei gesucht wird.

Die Spannung nimmt kontinuierlich zu.

Ehrfurchtsvoll lese ich am Ende das bemerkenswerte Nachwort von der britischen Schriftsteller-Ikone Anita Brookner.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Eine Jugend im Irak

Palast der Miserablen
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Abbas Kider ist ein auf Deutsch schreibender Autor, der im Irak geboren wurde. Seine Romane haben mich stets berührt. Seine neues auch.
Palast der Miserablen ist meiner Meinung nach ein großer Wurf. Der ...

Abbas Kider ist ein auf Deutsch schreibender Autor, der im Irak geboren wurde. Seine Romane haben mich stets berührt. Seine neues auch.
Palast der Miserablen ist meiner Meinung nach ein großer Wurf. Der Autor erzählt vom Aufwachsen und Leben im Irak.
Für die meisten von uns ist es eine fremde Welt. Dieses Buch erlaubt einen Einblick.

Zu so einer Jugend im Irak gehören auch die menschenfeindliche Diktatur eine Sadam Hussein und die Bomben des Bush.
Dann versucht die Familie von den Jungen Sham in Bagdad Fuß zu fassen. Das ist nicht einfach. Es wird auch ein gutes Portrait von Shams Vater und Mutter und seiner selbstbewussten Schwester.

Das Buch erzählt außerdem von leidvoller Gefangenschaft. Das sind düstere Abschnitte.
Die Handlung wechselt zwischen diesen beiden Eckpunkten.

Abbas Khider lässt sich Zeit beim Erzählen. Mit der Zeit entwickelt sich die Handlung und der Roman entfaltet sich. Man spürt, dass der Autor lange an dem Buch gearbeitet und alles gegeben hat.

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