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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2019

Ein heiteres Buch

Du bleibst mein Sieger, Tiger
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Es beginnt recht witzig mit den Gedanken eines Vaters über den Freund seiner Tochter und an einigen Beispielen wird der Generationsunterschied festgemacht.

Danach dreht es sich nur noch um den Zustand ...

Es beginnt recht witzig mit den Gedanken eines Vaters über den Freund seiner Tochter und an einigen Beispielen wird der Generationsunterschied festgemacht.

Danach dreht es sich nur noch um den Zustand des fast 50jährigen Mannes, seiner 20jährigen Ehe und seiner Midlifekrise, der auf ironische Weise begegnet wird. Themen sind fein säuberlich gestaffelt: Musik, Filme, Orte
Die Achtziger Jahre stehen dabei oft Pate und deswegen haben wohl auch die Leser, die in dieser Zeit jung waren, am meisten von dem Buch, sonst zünden die Anspielungen vielleicht nicht immer.

Es ist schon Brachialhumor, ein wenig in der Nachfolge von Ephraim Kishon. Das zeigt sich z.B. daran, dass die Ehe des Mannes eigentlich schon harmonisch ist. Im Finale steht dann der Liebesbrief. Dabei ist Kishon abwechslungsreicher. Maxim Leo und Jochen Guschs Texte würden auch in eine Illustrierte passen.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Voller Witz, Trauer und Einfallsreichtum

HERKUNFT
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Von allen Büchern, die dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stehen, ist Herkunft von Sasa Stanisic schon im Vorfeld ein Gewinner, denn das Buch bekam viel Aufmerksamkeit und seine Bedeutung ...

Von allen Büchern, die dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stehen, ist Herkunft von Sasa Stanisic schon im Vorfeld ein Gewinner, denn das Buch bekam viel Aufmerksamkeit und seine Bedeutung ist Konsens. Der Autor schreibt autobiographisch darüber, wie er als 14jähriger während des Bosnienkrieges als Flüchtling mit seinen Eltern aus Bosnien nach Deutschland gekommen ist. In Heidelberg wuchs er dann auf. Trotz des autobiografischen Gehalts ist das Buch natürlich doch auch literarisch bearbeitet und der Witz und Einfallsreichtum machen es zu einem Lesegenuß. Zudem kann man seine Lebenserfahrungen auch stellvertretend für andere Menschen in dieser Situation lesen. Obwohl er sich in Deutschland wohlfühlt, hat er seine Herkunft nicht vergessen. Eine wichtige Bezugsperson für ihn ist seine Großmutter Kristina, die in vielen Kapiteln auftritt.
Es ist ein grandioses Buch! Für mich ist klar, dass Sasa Stanisic inzwischen als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller gelten kann.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Nach der Zerstörung

Die Zerstörung
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Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bezieht sich mit seinem Buch auf eins der auffälligsten Ereignise dieses Jahres, bei dem es um die Wirkung der sozialen Medien ging.
Dass sich rund um das Rezo-Video ...

Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bezieht sich mit seinem Buch auf eins der auffälligsten Ereignise dieses Jahres, bei dem es um die Wirkung der sozialen Medien ging.
Dass sich rund um das Rezo-Video viel Wirbel bildete, mündet jetzt sogar in einem recht gewitzten politischen Sachbuch. Dabei betrachtet er den Zustand der Demokratie, die Wirkungen der Fridays-for-Future-Bewegung wie die fragwürdigen populistischen Angebote der Afd.

Zerstörung war ein zentrales Wort von Rezo und Carsten Brosda, setzt sich damit auseinander. Natürlich immer im Zusammenhang mit seiner Partei, der SPD. Denn auch sie gehören zu den Volksparteien die mit ihrer Zerstörung zu kämpfen haben. Die Reaktion darauf war von den Volksparteien mehr als kläglich.

Carsteb Brosdas Buch kann sicher das eine oder andere als Möglichkeit anbieten und letztlich ist das Buch in erster Linie mehr ein Essay als ein Sachbuch.
Es gibt einiges kluges, was gesagt wird und ich schätze die Wertehaltung, die Brosda ausstrahlt, dennoch bleibt man am Ende doch etwas ratlos, was man daraus machen soll.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Jahre des Krieges

Und ich war da
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Martin Beyer hat mit „Und ich war da“ ein ambitioniertes und bewegendes Buch geschrieben. Mit Themen, über die es sich lohnt, nachzudenken.
 
Die Hauptfigur August Unterseher ist ein Junge, später junger ...

Martin Beyer hat mit „Und ich war da“ ein ambitioniertes und bewegendes Buch geschrieben. Mit Themen, über die es sich lohnt, nachzudenken.
 
Die Hauptfigur August Unterseher ist ein Junge, später junger Mann in den schlimmen Jahren 1936 bis 1943 in Deutschland. Sein tyrannischer Vater hat einen Bauernhof und behandelt seine beiden Söhne streng. Nicht selten geht es gewalttätig zu. Die Kindheit ist sowohl von der Gewalt des Vaters als auch das der Umgebung und der Gesellschaft geprägt. August Schicksal scheint vorbestimmt. Und nur zweimal glaubt August, auch andere Möglichkeiten zu haben. Zuerst durch seinen intellektuellen Freund Paul, der immerhin Widerstand leistet. August schafft das nicht. Und später durch die Widerständlerin Isabella, in die er sich verliebt, der er aber am Ende doch nicht helfen kann.
 
Später werden die Söhne in den Krieg ziehen und nur August wird versehrt zurückkehren. Aus einer Perspektive aus dem Jahr 1988 versucht der alte August sich durch Traumtherapie an die Kriegsjahre zu erinnern und es folgen grausame Kriegsszenen, in der August immer wieder an die extreme stößt. Er tötet viel und es gibt auch Erschießungsszenen, wo er blind gehorcht. Auch nach dem Krieg wird der traumatisierte August beim Töten helfen.
 
Die Frage ist nun, warum August zum Mitläufer wurde und man kann sich die Frage stellen, wie man selbst reagiert hätte.
Die Fragestellung löst sich durch den Roman meiner Meinung nach nicht auf. Die Beschreibungen der einzelnen Szenen zeigen, dass August Möglichkeiten zu begrenzt waren. Dass er sich innerlich nicht befreien konnte, kann ich verstehen. Aber ein Roman muss die Lösung nicht unbedingt in sich tragen, um zu überzeugen.
 
Man kann sich der Intensität des Romans nur schwer entziehen.
Ich halte den Roman daher für lesenswert.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Gesellschaftsportrait mit kriminalistischem Touch

Drei
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Der Roman Drei aus Israel in ein ungewöhnliches Buch, das in 3 Episoden aus der Perspektive von Frauen erzählt. Die 3 Frauen verbindet nur ihre Beziehung zu einem Mann, dem Rechtsanwalt Gil.
Während man ...

Der Roman Drei aus Israel in ein ungewöhnliches Buch, das in 3 Episoden aus der Perspektive von Frauen erzählt. Die 3 Frauen verbindet nur ihre Beziehung zu einem Mann, dem Rechtsanwalt Gil.
Während man die Frauen ganz gut kennen lernt, bleibt Gil distanziert und undurchschaubar. Das ist die Absicht des Autors, weshalb er nie aus der männlichen Perspektive erzählt.

Die 3 Abschnitte des Buches sind verschieden gestaltet und bilden am Ende doch ein stimmiges Ganzes.
Die Umgebung Israel prägt den Roman, man spürt eine Stimmung des Alltags.

Mehr Gesellschaftsportrait als Krimi ist die Handlung doch enorm spannend. Dror Mishani bringt im Nachwort selbst den Namen Patricia Highsmith ins Spiel und dieser Einfluss ist meiner Meinung nach stark spürbar.