Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
online

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2019

Unterhaltung mit Anspruch

Und doch fallen wir glücklich
0

Der italienische Lehrer Enrico Galiano erzählt in seinem Debütroman von einem sensiblen Teenager mit Problemen. Die sechszehnjährige Giola lebt mit ihrer kranken Großmutter und versoffenen Mutter alleine ...

Der italienische Lehrer Enrico Galiano erzählt in seinem Debütroman von einem sensiblen Teenager mit Problemen. Die sechszehnjährige Giola lebt mit ihrer kranken Großmutter und versoffenen Mutter alleine und ziemlich ärmlich. Der gewalttätige Vater ist nur manchmal da. In der Schule wird sie gemobbt, unter anderem auch, weil sie sich nicht anpasst. Folglich ist sie sehr alleine. Sie hat sogar eine imaginäre Freundin erfunden, mit der sie sich unterhält. Dieser Aspekt wird später in der Handlung noch die Frage aufwerfen, was ist Realität, was stellt sie sich vielleicht nur vor.
Als sie den 18jährigen Lo kennen lernt und sich verliebt, scheint es eine Wende in ihrem Leben zu geben. Doch Lo ist auch rätselvoll und verrät nicht viel von sich selbst.
Als er eines Tages verschwindet, will Giola das nicht ohne weiteres hinnehmen und forscht in der Vergangenheit.
Der Roman geht den Weg zwischen Anspruch und Unterhaltung, was natürlich okay ist. In der ersten Hälfte ist der Roman meiner Meinung nach brillant, da er den Zustand eines isolierten Mädchens so eindringlich und originell darstellt. es wird auch klar, wie sensibel, fantasievoll und künstlerisch begabt Giola ist, zum Teil wird das durch die Gespräche mit Philosophie-Prof. Bove deutlich, die sich auf einem hohen Niveau bewegen. Was ist wichtig im Leben, was nicht.
In der zweiten Hälfte ist das Buch zwar tempovoller, aber nicht mehr ganz so zwingend.
Die Handlung um Lo wirkt doch zu konstruiert.
Es bleibt aber eine interessante Geschichte um die Weiterentwicklung der Protagonistin und es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

einfühlsam und im Rhythmus erzählt

Laufen
0

An dem Roman Laufen begeistern mich mehrere Aspekte. Zum einen der Mut der Autorin, nach ihrem Erfolgsroman Der Pfau etwas ganz anderes zu machen. Zum anderen die Konsequenz dabei. Es wird durchgängig ...

An dem Roman Laufen begeistern mich mehrere Aspekte. Zum einen der Mut der Autorin, nach ihrem Erfolgsroman Der Pfau etwas ganz anderes zu machen. Zum anderen die Konsequenz dabei. Es wird durchgängig aus den Gedanken der Protagonistin erzählt, dadurch werden ihre Empfindungen und gesamte Gefühlslage deutlich. Man kommt der Figur sehr nahe. Sie ist sehr verletzlich und befindet sich seit einem Jahr in einem Zustand der Trauer, da ihr Freund auf Grund seiner Depressionen Selbstmord begangen hat. Seit einem Jahr befindet sie sich schon in diesem Zustand. Da entdeckt sie das Laufen für sich, als eine Art Selbsttherapie. Sie nimmt sogar an dem Hamburger Alsterlauf teil und bewältigt 10 km.
Das Lauftempo bestimmt den Erzählrhythmus. Um so mehr hat man als Leser das Gefühl, die Protagonistin zu begleiten.
Der Roman ist trotz der Thematik Trauer nicht niederdrückend, im Gegenteil ermöglicht die Autorin mit ihrem Einfühlungsvermögen dem Leser eine große Empathie zur Hauptfigur.

Veröffentlicht am 16.09.2019

lebhafter Krimi

Tod am Aphroditefelsen
0

Yanis Kostas hat schon unter anderen Namen Romane geschrieben. Er ist also kein Anfänger sondern schreibt im Gegenteil sehr routiniert. Schauplatz ist das griechisch-zypriotische Dorf Kato Kontrafa. Lebensart ...

Yanis Kostas hat schon unter anderen Namen Romane geschrieben. Er ist also kein Anfänger sondern schreibt im Gegenteil sehr routiniert. Schauplatz ist das griechisch-zypriotische Dorf Kato Kontrafa. Lebensart und Stimmung hier ist sehr bestimmend für den Plot und die Atmosphäre.

Sofia Perikles ist engagiert, landet aber durch veränderte politische Verhältnisse in diesem griechisch-türkischen Grenzgebiet.

Über die Protagonistin habe ich mich anfangs gewundert. Ihre Gedanken ähneln denen typischer Hauptfiguren von Chicklit-Büchern. Der Humor ist auch vergleichbar damit. Aber gestört hat mich das kaum, da sich der Plot in gutem Tempo und auf originelle Art entwickelt.

Tod am Aphroditefelsen ist ein lockerer Roman. Lebhaft und freimütig erzählt, auch humorvoll, dabei durchaus sorgfältig geschrieben. Wahrscheinlich wird es Fortsetzungen geben und wenn ich dafür in Stimmung bin, würde ich Yanis Kostas wieder lesen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Roman voller Themen mit Substanz

Schutzzone
0

Der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman Schutzzone von Notra Bossong ist ein interessantes und vielschichtiges Buch mit heiklen Themen. Es ist in meinen Augen ein gesellschaftspolitisches Buch. ...

Der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman Schutzzone von Notra Bossong ist ein interessantes und vielschichtiges Buch mit heiklen Themen. Es ist in meinen Augen ein gesellschaftspolitisches Buch.
Hauptfiguren sind die für die UNO arbeitende Mira, ihr verheirateter Freund Milan und der afrikanische Rebellenführer Aimé.
Die Figuren werden einigermaßen zurückhaltend charakterisiert, daher findet man vielleicht nicht sofort Zugang zu ihnen, aber das wird mit der Zeit.

Erzählt wird in rasch wechselnden Zeitabschnitten (1994, 2017, 2011, 2012) an verschiedenen Orten (Genf, Bonn, Bujumbura, New York). das kann leicht verwirrend sein und man muss sorgfältig lesen, damit sich mehr erschließt. Ich habe streckenweise ganze Abschnitte zweimal gelesen.
Der Roman verträgt kein schnelles, flüchtiges Lesen.

Nora Bossong ist auch Lyrikerin und auch in ihrer Prosa gibt es einige hervorragende Formulierungen, die literarische Qualität besitzen und für Leser, die Feinheiten mögen, einiges bieten.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Stories, die verstören

Der Trost runder Dinge
0

Der Trost runder Dinge, was für ein genialer Titel, was für ein grandioses Cover.
Doch bei den Geschichten kann man sich auch schwertun, nicht immer bin ich richtig reingekommen, einiges ging an mir vorbei ...

Der Trost runder Dinge, was für ein genialer Titel, was für ein grandioses Cover.
Doch bei den Geschichten kann man sich auch schwertun, nicht immer bin ich richtig reingekommen, einiges ging an mir vorbei und hat mich kalt gelassen.
Aber es gibt auch Ausnahmen, die Story Otter,Otter, Otter um einem Mann und seiner blinden Freundin sowie die Geschichte Das Klassenfoto. Die beiden vermochten mich zu berühren. Dann gab es auch noch sehr kurze Stories, die originell waren, aber auch wie kleine Fingerübungen wirken.
Es gibt ein paar sehr gute Beobachtungen von Clemens J.Seitz, aber dann wirken die Geschichten fast wie Essays.