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Veröffentlicht am 14.09.2019

Crazy

Vater unser
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Angela Lehners Debütroman Vater unser ist sprachlich wie inhaltlich lebhaft und im positiven Sinne überdreht.
Die Ausgangssituation ist außergewöhnlich. Eine Frau, die in die Psychiatrie eines Wiener Spitals ...

Angela Lehners Debütroman Vater unser ist sprachlich wie inhaltlich lebhaft und im positiven Sinne überdreht.
Die Ausgangssituation ist außergewöhnlich. Eine Frau, die in die Psychiatrie eines Wiener Spitals eingeliefert wird, wo auch schon ihr Bruder Bernhard Patient ist. Gemeinsam ist ihnen eine schwere Kindheit im konservativen Kärnten.
Die Dialoge bestimmen den Ton. Dabei sind die Gespräche zwischen Eva und dem Psychiater Korb voller spöttischen Witz und Ironie, aber auch mit einer Tiefe versehen. Das ist schon ein sprachliches Feuerwerk.
Man rätselt, was mit Eva los ist und was eigentlich passiert ist, deswegen wird das Buch nie langweilig.
Daher ist die Autorin mit diesem Buch zu recht für den Deutschen Buchpreis und dem Debütpreis des österreichischen Buchpreises nominiert ist.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Pinto

Schöne Monster
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Schöne Monster ist ein Roman aus Singapur. Das liest man selten und ich finde es originell. Die schwüle Hitze wird literarisch gut vermittelt, aber im Mittelpunkt steht eigentlich eine Geschichte, die ...

Schöne Monster ist ein Roman aus Singapur. Das liest man selten und ich finde es originell. Die schwüle Hitze wird literarisch gut vermittelt, aber im Mittelpunkt steht eigentlich eine Geschichte, die überall spielen könnte.
Es gibt 3 Handlungszeiten. Die 16jährigeSzu im Jahr 2003 ist ein Mädchen mit Problemen. Das Schulleben belastet sie.
Dann gibt es den Handlungsstrang um Szus Mutter, der sich von 1968 bis 2003 zieht Szus Mutter war Schauspielerin und spielte in B-Filmen mit. Darauf bezieht sich sowohl der deutsche Titel als auch der Originaltitel Pinto.

Weiterhin gibt es noch eine Handlungsebene 2020, in der Szus Freundin Circe spricht und das Vergangene reflektiert.

Diese Erzählweise ist intelligent und effektiv.

Man darf hoffen, das von Sharlene Tao noch weitere Romane erscheinen werden.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Im Schwarzwald

Wolf
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Sehr fein gemachter Roman, der mehr das Leben im frühen 19.Jahrhundert im Schwarzwald zeigt und spürbar macht als die meisten historischen Unterhaltungsromane es vermögen.
Ein allein herumstreunender Junge, ...

Sehr fein gemachter Roman, der mehr das Leben im frühen 19.Jahrhundert im Schwarzwald zeigt und spürbar macht als die meisten historischen Unterhaltungsromane es vermögen.
Ein allein herumstreunender Junge, der für kurze Zeit in einem Kloster aufgenommen wird und dort den Namen Gabriel erhält, ist ein ganz besonderer Mensch mit Fähigkeiten. Später kommt er auf einem Bauernhof bei den Steinhauers unter. Doch mit der Zeit kommt immer mehr Unruhe in die Gemeinschaft, der Roman gewinnt immer mehr an Dramatik. Eine große Schuld aus der Vergangenheit bestimmt die Gegenwart des Dorfes.
Gabriels Weg ist interessant zu folgen, der Roman entwickelt eine sehr dichte faszinierende Atmosphäre.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Im Krieg

Nachts ist unser Blut schwarz
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David Diops preisgekrönter Roman besitzt eine beeindruckende Sprache mit hoher Intensität, die auch aufgrund der gewählten Erzählform entsteht.
Der Autor thematisiert Ereignisse der französischen Armee ...

David Diops preisgekrönter Roman besitzt eine beeindruckende Sprache mit hoher Intensität, die auch aufgrund der gewählten Erzählform entsteht.
Der Autor thematisiert Ereignisse der französischen Armee aus dem ersten Weltkrieg, Frankreich setzt da Soldaten ein, die aus Senegal oder anderen kolonisierten Ländern stammen und die als Kanonenfutter verheizt wurde. Der Icherzähler ist so ein Soldat aus Senegal, der nicht mal französisch spricht und von den Kriegserlebnisse, in erster Linie durch den Tod seines Freundes und Waffenbruder, den er hautnah miterleben musste. Das treibt ihn selbst dazu, mit Grausamkeit gegen den Feind vorzugehen. Er verliert sich selbst und sogar nach dem Kriegseinsatz kann er nicht wieder zu sich finden.
Das Buch besitzt wegen der Umsetzung eine erschütternde Härte, die Sprache hat aber sogar etwas poetisches und zeigt, was Literatur vermag!

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Dorf in der DDR

Kastanienjahre
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Der Roman deckt einen großen zeitlichen Abschnitt ab und stellt das Leben in Peleroich, einem Dorf in der DDR, in den Mittelpunkt. Es geht ab 1950 durch die Zeit der DDR bis zur Wende und Nachwendezeit. ...


Der Roman deckt einen großen zeitlichen Abschnitt ab und stellt das Leben in Peleroich, einem Dorf in der DDR, in den Mittelpunkt. Es geht ab 1950 durch die Zeit der DDR bis zur Wende und Nachwendezeit. Es wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheitspassagen und erzeugt damit verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen.

Man erreicht leicht Zugang zu den Hauptfiguren Elise und Jakob, Karl und Christa sowie Friedrich. Eigentlich sind alle nicht ganz angepasst in der DDR, aber auch keine Widerständler. Sie fühlen sich dort zu Hause! Nur Friedrich engagiert sich und arbeitet heimlich als Fluchthelfer. Jakob stellt immer wieder Ausreiseanträge, die nicht bewilligt werden. Als Negativfigur wird der 100%zig überzeugte Sozialist, der Genosse und Bürgermeister Ludwig eingesetzt.

Dadurch, dass entscheidende Ereignisse sich hauptsächlich auf das eine Dorf beschränken und das noch über Jahrzehnte hinweg, wird es zu einem universalen Ort, der stellvertretend steht. Das ist geschickt gemacht.

Der Roman ist geschmeidig geschrieben. Anja Baumheier hat ihren eigenen Ton!