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Veröffentlicht am 18.04.2019

Ein Buch von Belang

Alles, was passiert ist
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Die britische Lyrikerin, Modell und Schauspielerin Yrsa Daley-Ward hat jamaikanische und nigerianische Wurzeln, wuchs aber in England auf.
Dieses bei Blumenbar erschienene Buch ist ein exzellentes poetisch-literarisches ...

Die britische Lyrikerin, Modell und Schauspielerin Yrsa Daley-Ward hat jamaikanische und nigerianische Wurzeln, wuchs aber in England auf.
Dieses bei Blumenbar erschienene Buch ist ein exzellentes poetisch-literarisches Memoir. Also autobiographisch, aber literarisch verarbeitet.
Das sie als Lyrikerin begann merkt man diesem Buch an. Es ist rhythmisch und wechselhaft gestaltet, sehr schön gemacht. Sprachlich ein Genuß.

Yrsa erzählt davon, wie sie mit ihrem jüngeren Bruder zumeist bei den Großeltern aufgewachsen ist. Es gibt auch noch einen älteren Bruder.
Ihre Mutter Marcia war immer unstet, sie hat 3 Kinder von 3 verschiedenen Männern und lebt in wechselnden Beziehungen.
Yrsa hat es nicht leicht, sie ist schwarz und anders. Die Großeltern sind strenggläubig, also ist fast alles Sünde. Yrsa leidet unter der chaotischen Situation und neigt schon als Kind zu Depressionen.
Als Erwachsene ist sie wie eine getriebene. Yrsa Daley-Ward erzählt mit imponierender Ehrlichkeit. Gerade deswegen werden die Emotionen erlebbar und nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Helle Dystopie

Der Wal und das Ende der Welt
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Der Wal und das Ende der Welt (Originaltitel: Not forgetting the whale) ist sicher ein ungewöhnliches Buch, geschmeidig geschrieben. Es geht nicht nur um einen Mann, der am Strand eines englischen Dorfes ...

Der Wal und das Ende der Welt (Originaltitel: Not forgetting the whale) ist sicher ein ungewöhnliches Buch, geschmeidig geschrieben. Es geht nicht nur um einen Mann, der am Strand eines englischen Dorfes gefunden wird und einen gestrandeten Wal, der als Symbol der Rettung eingesetzt wird. Wichtig ist auch der zweite Teil des Titels, die Handlung mündet ins dystopische. Krankheiten und Hungersnöte folgen.
Man sollte sich also bewusst sein, was einem bei diesem Roman erwartet. Aber im Gegensatz zu vielen apokalyptischen Romanen ist John Ironmongers Buch nicht düster. Im Gegenteil wird die Dorfbewohnerschaft überwiegend positiv, wenn auch britisch-skurril, jedenfalls voller Leben dargestellt und das verbreitet Hoffnung.
Der junge Mann vom Strand ist Joe Haak, ein Stadtmensch, der erst wie ein Fremdkörper im Dorf wirkt, obwohl er dort gerettet und aufgenommen wird. Aber Joe wirkt oft auch wie ein Tropf und Trottel. Da er wie eine Identifikationsfigur aufgestellt wurde, kann das stören, aber später wächst er über sich hinaus. Das Finale ist ausgezeichnet gemacht. Es propagiert den Zusammenhalt und Leistungsbereitschaft als Rettung.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Gut gemachter Schwedenkrimi

SCHWEIGEPFLICHT
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In wechselnden Perspektiven und Formen werden schnell eine Reihe von interessanten Figuren eingeführt. Zum Beispiel die frischgebackene Rechtsanwältin Emilie, die zu ihrer Überraschung von einem Mordverdächtigen ...

In wechselnden Perspektiven und Formen werden schnell eine Reihe von interessanten Figuren eingeführt. Zum Beispiel die frischgebackene Rechtsanwältin Emilie, die zu ihrer Überraschung von einem Mordverdächtigen als Anwältin angefordert wird. Dann Teddy, der vor Jahren mal den Vater des jetzt Mordverdächtigen entführt hatte und dafür im Gefängnis saß. Sein Neffe Nikola ist ein widerspenstiger und leichtsinniger Jugendlicher, der in finstere Angelegenheiten verwickelt wird. Zwischendurch gibt es immer wieder Aktennotizen der Polizei von Verhören. Und irgendwie scheint alles miteinander verwickelt zu sein.
Ein raffinierter Plot, der anfangs nicht einfach zu durchschauen ist.

Der Roman ist etwas zu lang geraten und ein Pageturner ist es nicht, aber eigentlich hatte ich kein Problem damit. Eine Stärke des Buches sind die gut gemachten Dialoge, aber auch die inneren Gedankengänge der Figuren. Dadurch lernt man sie gut kennen, erkennt auch ihre Unsicherheiten.

Ein guter Schwedenkrimi, der Vielschichtigkeit und Komplexität aufweist.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Die Lieder und Liebe von Edith Piaf und Yves Montand

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Michelle Marly gelang wirklich eine schöne romanhafte Piaf-Biographie, mit Schwerpunkt auf die Nachkriegszeit in Paris. Die Jahre nach der Befreiung gehörten zu Edith Piafs erfolgreichsten. Diese Zeit ...

Michelle Marly gelang wirklich eine schöne romanhafte Piaf-Biographie, mit Schwerpunkt auf die Nachkriegszeit in Paris. Die Jahre nach der Befreiung gehörten zu Edith Piafs erfolgreichsten. Diese Zeit erwacht zum Leben.
Edith Piaf war damals schon ein großer Star und sie förderte den jungen Yves Montand, in den sie sich auch verliebte.
Sie treten gemeinsam im Musicaltheater ABC auf. Auch andere Orte in Paris werden erwähnt: Sacre Coer, Montmatre, Moulin Rouge etc.

Erwähnenswert ist auch das Nachwort der Autorin, das erklärt, warum sie diesen kurzen, aber entscheidenden Zeitabschnitt wählte.

Um Piafs Größe zu unterstreichen, lohnt es sich in den Lesepausen ihre großen Chansons La vie en rose, Padam padam und Non, je ne regrette rien anzuhören.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Ohne Regen keinen Bogen

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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In Meike Werkmeisters Roman fällt der entspannte Schreibstil auf, der die Gedanken und Emotionen der Game-Designerin Anni wunderbar realistisch zeigt.
Anni steht mit ca. Mitte 30 an einem Scheideweg. Beruflich ...

In Meike Werkmeisters Roman fällt der entspannte Schreibstil auf, der die Gedanken und Emotionen der Game-Designerin Anni wunderbar realistisch zeigt.
Anni steht mit ca. Mitte 30 an einem Scheideweg. Beruflich bekommt sie eine große Chance, dafür müsste sie aber von Bremen nach Berlin ziehen. Ihr Freund Thies hingegen möchte sie heiraten, umziehen will er aber nicht.
Um zu einer Entscheidung zu finden, geht Anni alleine für 6 Wochen auf die Insel Norderney.

Auf Norderney lebt Annis Freundin Maria. Mit ihr hatte sie sich vor 10 Jahren zerstritten. Damit wird es für sie auch in die Reise in die Vergangenheit, bei der ihr altes Leben und wichtige Entscheidungen nochmal überdacht werden.

Die Autorin betrachtet die Schauplätze Bremen und Norderney intensiv. Es werden nicht nur bekannte Stadtteile, Brücken, Weser etc. gezeigt sondern auch Elemente wie Wind, Strand und Meer so gut eingebunden, das man glaubt, sie spüren zu können.
Es ist noch die Gesamtgestaltung des Buches sowie das schön designte Cover zu erwähnen, das gut zum Roman passt.

Ein kluger Roman, der zeigt, das man auch mal alleine sein und die Vergangenheit betrachten muss, um zu sich selbst zu finden.