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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2019

Anis Mannschaft

All die unbewohnten Zimmer
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Interessanterweise setzt Friedrich Ani in diesem Roman mehrere Hauptfiguren ein, die in den Teilen wechseln und mit ihnen die Blickwinkel und Stimmung.

Es beginnt furios mit der Kommissarin Fariza Nasri, ...

Interessanterweise setzt Friedrich Ani in diesem Roman mehrere Hauptfiguren ein, die in den Teilen wechseln und mit ihnen die Blickwinkel und Stimmung.

Es beginnt furios mit der Kommissarin Fariza Nasri, die sehr emotional ist und oft impulsiv vorgeht. Hier gelingt der Übergang zwischen Nasris inneren Emotionen und äußeren Dialogen sehr gut und für den Leser bereichernd.

Im zweiten Teil steht Pensionär Jakob Franck im Vordergrund, wie schon in Romanen wie „Ermordung des Glücks“ bleibt er immer beherrscht. Ihn begleitet eine düstere, intensive Atmosphäre. Wieder einmal muss er die Nachricht eines Todes an die Angehörigen überbringen, doch der Vater des Opfers reagiert unerwartet feindselig.
Der Tote war ein junger Polizist, der erschlagen wurde. Obwohl Franck nicht mehr im Dienst ist, macht er sich Gedanken.
Der vierte Teil gehört Privatdetektiv Tabor Süden, im fünften kommen alle noch einmal zusammen.

Wie man ja schon fast durch den ungewöhnlichen Romantitel erahnen kann, ist der Roman sprachlich sehr fein gemacht, teils poetisch und mit einigen bemerkenswerten Sätzen.
Mich überzeugt außerdem, wie Friedrich Ani seine Figuren zwar auch mit Schwächen, aber immer mit Haltung versehen hat. Es sind wirklich Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Der erste Streich

Wilder Winter
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Der Roman wurde schon 1990 geschrieben und ist der erste Teil der ungewöhnlichen Reihe.
Interessant, zu erfahren, wie die Vergangenheit der ungleichen Freunde aussieht.
Die Hauptfiguren sind die Kumpel ...

Der Roman wurde schon 1990 geschrieben und ist der erste Teil der ungewöhnlichen Reihe.
Interessant, zu erfahren, wie die Vergangenheit der ungleichen Freunde aussieht.
Die Hauptfiguren sind die Kumpel Hap und Leonard, ein gutes Team.
Leonard war in Vietnam. Hap war in den 60ziger Jahren als Student und Kriegsdienstverweigerer m Gefängnis.
Die sechziger Jahre und was aus diesen Idealen übrig geblieben sind, ist das versteckte Thema des Romans neben dem geplanten Coup, eine Million Dollar aus einem schiefgelaufenen Bankraub aus dem Sabine River in Texas zu bergen.
Dafür werden Leonard und Hap von Haps Exfrau und ihren etwas verdrehten Freunden angeheuert. Anführer dieser verrückten Bande ist der undurchsichtige Howard, ein vorgeblich idealistischer Altachtundsechziger und neuer Freund von Haps Ex. Hinzu kommen noch der von Brandnarben verunstaltete Paco und der Analysephrasendreschende Chub. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Der Roman ist angereichert mit viel Wortwitz, der durchaus sehr derb ist.
Getragen wird auch dieses Buch durch die Erzählhaltung Haps, die von Ironie und Melancholie durchzogen ist.
Hinzu kommt der wildromantische Schauplatz Marvel Creek in Texas.

Allzu konservative Leser konventioneller Krimis muss ich jedoch ausdrücklich vor diesem Buch warnen, denn es gibt neben rauen Humor viel Raum für philosophische Diskussionen über den Geist der Sechziger mit seinen positiven und negativen Auswüchsen in den USA.
Auf ein dramatisches Finale wird deswegen nicht verzichtet.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Opferrechte wahren

Ungerechtigkeit im Namen des Volkes
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Rechtsanwalt Ingo Lenßen hat mit „Ungerechtigkeit im Namen des Volkes“ ein Buch geschrieben, dass mehrere Gerichtsverfahren und -Urteile beschreibt und dabei aufzeigt, wie unterschiedlich Gerichte vergleichbare ...

Rechtsanwalt Ingo Lenßen hat mit „Ungerechtigkeit im Namen des Volkes“ ein Buch geschrieben, dass mehrere Gerichtsverfahren und -Urteile beschreibt und dabei aufzeigt, wie unterschiedlich Gerichte vergleichbare Straftaten bewertet und wie ungerecht das sein kann. Ganz überraschend ist das nicht.
Lenßens Ansatz ist es, die Opferrechte mehr zu stärken. Das wäre in vielen Fällen wirklich sinnvoll.
Ob dieses Buch ganz seriös ist, fällt schwer zu sagen. Schließlich ist Ingo Lenßen als Schauspieler bekannt, der Richter in Fernsehshows spielte und das Buch ist vermutlich auf diese Zielgruppe zugeschnitten. Doch man kann dem Autor zugestehen, dass er sein Buch überwiegend nicht reißerisch gestaltet hat und das es ganz gut ist, die deutsche Justiz auch mal zu hinterfragen.

Veröffentlicht am 04.06.2019

turbolent erzählt

Ein Himmel voller Sterne
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Marie-Sabine Rogers „Das Leben ist ein listiger Kater“ war ein sehr überzeugender Roman. Zeit, mal wieder ein Buch von der französischen Bestseller-Autorin zu lesen.
Ein Himmel voller Sterne ist von 2017 ...

Marie-Sabine Rogers „Das Leben ist ein listiger Kater“ war ein sehr überzeugender Roman. Zeit, mal wieder ein Buch von der französischen Bestseller-Autorin zu lesen.
Ein Himmel voller Sterne ist von 2017 und um es vorweg zu nehmen, es kommt nicht ganz zu dem erhofften Lesesog. Dennoch hat auch dieses Buch seine Qualitäten. Es ist ausgeflippter, rasanter und fantasievoll.
Der Comiczeichner Merlin lebt ganz in seinem Werk. Ihn inspirieren seine nächsten. Seine Frau Prune wird im Comic zur vollbusigen Phobe, sein Nachbar Laurent wird zu Jim, dem Helden der Serie wild Oregon. Selbst die Katze wirkt mit. Da gibt es einige sehr amüsante Szene.
Als Merlins Nachbar und Freund Laurent stirbt kommt er in eine Schaffenskrise, aber dann steigert er sich wieder rein und lässt der Phantasie freien Lauf.
Nicht selten sprechen und diskutieren seine Comicfiguren mit Merlin.
Würde das Buch verfilmt, bestände der Film zur Hälfte aus Realszenen, zur anderen Hälfte aus Cartoons.
Manchmal wird mir das beim lesen etwas zu viel, zu überbordend, manches verpufft auch. Der Einfallsreichtum der Autorin vermag aber zu beeindrucken.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Kristallkind

Der glücklichste Sommer unseres Lebens
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Der glücklichste Sommer unseres Lebens von Ondine Khayat ist ein angenehm zu lesendes und berührendes Buch. Die Buchgestaltung mit Cover und Titel deutet auf betont unbeschwerte und leichte Kost hin. Aber ...

Der glücklichste Sommer unseres Lebens von Ondine Khayat ist ein angenehm zu lesendes und berührendes Buch. Die Buchgestaltung mit Cover und Titel deutet auf betont unbeschwerte und leichte Kost hin. Aber die Handlung ist tiefsinnig und daher hochwertigere Kost als man denken sollte.
Mit feinfühliger Psychologie zeigt die Autorin Ondine Khayat dem Leser die Gefühlswelt eines neunjährigen Mädchens in Paris.
Colline ist sehr sensibel und hat ein hohes Einfühlungsvermögen. Das macht sie aber auch anfällig und wenn sie spürt, wie ihre Eltern sich streiten, leidet sie besonders. Als ihr Eltern sich scheiden lassen wollen, ist sie traurig und fühlt sich sogar verantwortlich. Die fast 70jährige Clelie beschließt, die verstörte Colline für die Dauer der Sommerferien bei sich aufzunehmen, damit sie sich seelisch wieder erholen kann. Zusammen mit ihren liebenswerten Nachbarn kümmern sie sich um das Leben. Da gibt es einige amüsante Passagen und die Begegnung mit diesen liebevollen Menschen hilft Colline, wieder fröhlicher zu werden.
Colline freundet sich außerdem mit einem gleichaltrigen Jungen an, der ebenfalls Probleme hat.

Das wirkt wie eine Therapie und fast glaube ich, dass der Leser gleich mittherapiert wird.
Der Hinweis am Schluß des Buches, das man mit so sensiblen Menschen besonders sorgsam umgehen muss, halte ich für treffend.