Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
online

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2019

intensiver thriller

Schatten der Toten
0

Schatten der Toten ist der dritte Teil der Reihe um die Tatortreinigerin Judith Kepler und ihre Vergangenheit. Man kann den Roman ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, aber es bleibt doch das Gefühl einiges ...

Schatten der Toten ist der dritte Teil der Reihe um die Tatortreinigerin Judith Kepler und ihre Vergangenheit. Man kann den Roman ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, aber es bleibt doch das Gefühl einiges verpasst zu haben.
 
Bastide Larcan, zwar ein Antiheld, ist wohl neben Judith die spannendste Figur und in einigen Kapiteln steht er im Mittelpunkt. Judith Kepler reist sogar bis nach Odessa um ihn dort aufzuspüren, denn er ist ihr Vater, der sie als Kind verlassen hatte. Odessa, die Hafenstadt in der Ukraine mit seinen Katakomben, ist ein aufregender Schauplatz, aber es dauert eine Weile im Buch, bis man da ankommt.
Es gibt weitere interessante Figuren, zum Beispiel Isa Kellermann vom Verfassungsschutz. Elisabeth Herrmann lässt bei ihren Figuren gerne Beruf und private Dinge miteinander wirken.
 
Elisabeth Herrmann gilt zu Recht als eine der besten Krimi/Thriller-Autorinnen, denn sie schreibt auf hohen Niveau, hält auch bei einem umfangreichen Roman die Spannung kontinuierlich hoch und legt viel Wert auf Figurenentwicklung.

Veröffentlicht am 27.03.2019

locker-flockig

Mit James auf Sylt
0

Mit James auf Sylt hat zwar viel von Chicklit, aber für dieses Genre doch sehr sorgfältig gemacht und manche Passagen sind wirklich amüsant und zwischen Jana und dem Neufundländer James wird es eine große ...

Mit James auf Sylt hat zwar viel von Chicklit, aber für dieses Genre doch sehr sorgfältig gemacht und manche Passagen sind wirklich amüsant und zwischen Jana und dem Neufundländer James wird es eine große Liebesgeschichte. Obwohl Jana nichts von Hunden versteht, muss sie auf den Hund ihrer schwangeren Schwester aufpassen, bis das Baby auf der Welt ist. Doch verläuft ihre Beziehung zu dem Hund besser als erwartet. Ganz einfach ist es aber auch nicht und beide müssen ein paar Probleme überstehen. Doch zum Glück gibt es einen Hundetrainer auf Sylt, der nicht nur hilft sondern auch sondern auch romantisch auf Jana wirkt.

Claudia Thesenfitz schreibt locker-flockig. Die Hunde-Details sind ansatzweise realistisch, soweit ich das beurteilen kann.

Für Fans des Genres, die auch noch Hunde mögen, dürfte dieses Buch das richtige sein.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Warnsignal gegen das Erstarken der neuen Rechten

Gehört Sachsen noch zu Deutschland?
0

Ich hätte mir einen weniger provokanten Titel für dieses nicht unintelligente Buch gewünscht, doch im heutigen Klima zieht ein politisches Sachbuch mit einem sachlichen Titel vermutlich wirklich nicht ...

Ich hätte mir einen weniger provokanten Titel für dieses nicht unintelligente Buch gewünscht, doch im heutigen Klima zieht ein politisches Sachbuch mit einem sachlichen Titel vermutlich wirklich nicht mehr.
Nur 126 Seiten hat dieses Buch, aber da steckt einiges drin.

In der Bevölkerung Sachsens ist Vertrauen in die Politik verlorengegangen. Richter führt teilweise sehr gut aus, wie es dazu kommen konnte. Auch, wie Erbitterung entstand und sich in fatalen, fehlgeleiteten Protest wandelte. Gründe liegen sicher auch in der politischen Bildung, die vernachlässigt wurde gegenüber Ansprüchen PISA etc.

Frank Richter beschreibt präzise und faktenreich die politischen Vorgänge in Sachsen und den Einfluß der neuen Rechten insbesondere im Osten Deutschlands.

Man muss sich überlegen, wie man damit umgeht. Ergebnisse künftiger Wahlen sind zur Zeit schwer einzuschätzen, zu befürchten sind aber hohe Erfolge der AfD. Die Hoffnung, ihre politische Unfähigkeit würde den Erfolg langsam aber sicher eindämmen, schwindet.
Zu hoffen bleibt, dass demokratisch gesinnte Bürger zur Wahl gehen werden.
Vielleicht kann dieses kompakte Buch etwas dahingehend bewirken.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Glaubwürdiges Portrait von Deutschland 1972

Rheinblick
0

Rheinblick von Brigitte Glaser ist ein Portrait der gesellschaftlichen und politischen Zustands in Deutschland 1972. Es war eine Zeit, in der Politische Gräben auch in die Gesellschaft drang. Es war Willy ...

Rheinblick von Brigitte Glaser ist ein Portrait der gesellschaftlichen und politischen Zustands in Deutschland 1972. Es war eine Zeit, in der Politische Gräben auch in die Gesellschaft drang. Es war Willy Brandt gerade als Bundeskanzler wiedergewählt wurde.
Die Jugendbewegung sorgt dafür, das Konflikte aufbrechen und schockiert das Establishment.
Viele Namen werden genannt, um den Zeitgeist zu zeigen: Rudi Dutschke, Strauß, Helmut Schmidt, Wolfgang Overath, Heinrich Böll, Bud Spencer
Die Musik dieser Zeit begleitet den Roman: Rolling Stones, Eagles, Ravi Shankar, Simon & Garfunkel, The Kinks, Family mit Roger Chapman und viele andere.
Das ist schon sehr gut gemacht.

Die sich manchmal dahinschleppende Handlung ist in Bonn angesiedelt.
Hier hat die Wirtin Hilde Kessel ihre Gaststätte Rheinblick.
Willy Brandt wegen Stimmproblemen ist Patient der jungen Logopädin Sonja Engel. Keine einfache Aufgabe. Aber Sonja ist eine starke, junge Frau, die sich auch noch um ihre jüngere Schwester kümmern muss. Sie ist eine gute Hauptfigur!
Sehr im Mittelpunkt steht auch Max, Student und Taxifahrer. Er steht für die junge Generation, vielleicht etwas leichtsinnig.
Dann gibt es auch noch Lotti Legrand, eine Journalistin, die manchmal ein wenig ungeschickt recherchiert und doch der Lösung eines Falls auf der Spur ist.

Der Roman besitzt also gut gestaltetes Personal, die neben ernsten Szenen auch viel Witz zulassen.
Obwohl die Handlung mitunter etwas zäh ist, gibt es doch viele gute Passagen und das Lesen von Rheinblick hat sich gelohnt.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Eine Zeit in New Bremen

Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
0

Erzählt wird rückblickend. Erzähler ist Frank Drum, der von der Zeit in New Bremen, Minnesota 1961 berichtet. Damals war er 13 Jahre alt und verbrachte seine Zeit mit seinem jüngeren Bruder Jake. Gemeinsam ...

Erzählt wird rückblickend. Erzähler ist Frank Drum, der von der Zeit in New Bremen, Minnesota 1961 berichtet. Damals war er 13 Jahre alt und verbrachte seine Zeit mit seinem jüngeren Bruder Jake. Gemeinsam finden sie einen Toten und es gibt weitere Vorfälle.

Eindringlich spürt man die Emotionen der Figuren, zum Beispiel als die Familie einen großen Verlust hinnehmen muss. Franks Schwester Ariel ist verschwunden und wird später tot aufgefunden, vermutlich ermordet.

Der Roman ist aber kein Krimi im konventionellen Sinne sondern ein Entwicklungs- und Familienroman.
Die Figurenentwicklung ist stark, insbesondere wie die Figuren zueinander stehen. Man spürt auch die Stimmung der Zeit.

Das ist gut gemacht und der Ton ist auch in der Übersetzung (von Tanja Handels) erhalten geblieben.