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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2019

Thriller mit viel Drive

Der Patriot
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Der Patriot ist ein schwedischer Thriller, der ein aktuelles Thema in den Vordergrund stellt: Die Gefahr der neuen Rechten und ihrer Gewaltbereitschaft.
In Schweden geht es soweit, dass Journalisten nicht ...

Der Patriot ist ein schwedischer Thriller, der ein aktuelles Thema in den Vordergrund stellt: Die Gefahr der neuen Rechten und ihrer Gewaltbereitschaft.
In Schweden geht es soweit, dass Journalisten nicht nur bedroht und mit Hassbotschaften überzogen werden. Eine Journalistin wird ermordet.
Überraschenderweise wechselt die Handlung dann kurzzeitig nach Chile, um dort die Hauptfigur einzuführen. Er ist Leibwächter, überlegt aber, mit seiner schwangeren Freundin in seine Heimat Schweden zurückzukehren. Viele Passagen haben ordentlich Drive, was mir sehr gut gefällt. Außerdem wechseln die Handlungsstränge rasch, es gibt noch einige wichtige Figuren. Darunter auch den psychopathischen Mörder und seinen Kompagnon, einer ehrgeizigen Journalistin, einem Syrier, der seit langen in Schweden lebt und seiner Familie, die bedroht wird.

Trotz des wichtigen Themas ist es in erster Linie ein Unterhaltungsroman und funktioniert auch als solcher. Die Sozialkritik, die in schwedischen Krimis von Wallhö/Sjöwall eine große Rolle spielte, ist hier nur angedeutet. Dafür fehlt aber auch die „Drögheit“, die skandinavische Krimis häufig auszeichnete.

Veröffentlicht am 01.02.2019

New York Love-Stories

New York Pretty - Ein Bild von Dir
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Ein Bild von dir ist der Nachfolger von Nur wir beide aus der New York Pretty-Reihe. Die Hauptfiguren des ersten Romans sind diesmal nur Nebenfiguren,aber sie haben viel mit dem Liebespaar Alex und Rebecca ...

Ein Bild von dir ist der Nachfolger von Nur wir beide aus der New York Pretty-Reihe. Die Hauptfiguren des ersten Romans sind diesmal nur Nebenfiguren,aber sie haben viel mit dem Liebespaar Alex und Rebecca zu tun.
Die Fotografin Taylor ist die Halbschwester von Rebecca. Taylor musste aus ihrer WG raus und sie kommt vorübergehend bei den Brüdern Alex und Jeremy unter.
Jeremy ist ein schwieriger Typ, aber mit Taylor fühlt er sich wohl. Die Beziehung zwischen den beiden ist ganz interessant zu lesen, aber es bleibt auch das Gefühl dass Rebecca und Alex die stärkeren Figuren waren.
Der Schauplatz New York, hauptsächlich Manhattan, ein wenig Brooklyn, wird gut eungesetzt. Aber wie von echten New Yorker Schriftstellern, wie Paul Auster ist es auch nicht. Es bleibt ein wenig der Eindruck der Eindrücke einer Touristin.
Aus dem Fotografen-Genre hätte man auch mehr machen können, ein paar gute Momente gibt es aber. Überhaupt gibt es wirklich schwächere Romane. Ganz leicht erinnert es mich an die Edinburgh Lovestory-Reihe von Samantha Young.
Dazu gehören die realistischen Beschreibungen der Probleme, die die Protagonisten aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen und mögliche Lösungen, die angeboten werden.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Rudere nie zurück

Herz über Bord- Rudere nie zurück
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Herz über Bord – Rudere nie zurück
Der erste Teil des Titel gefällt mir nicht. Das Buch ist kein Kitsch sondern ein Roman über eine schwierige Beziehung, angesiedelt im Rudersportmilieu.
Hanna war 4 Jahre ...

Herz über Bord – Rudere nie zurück
Der erste Teil des Titel gefällt mir nicht. Das Buch ist kein Kitsch sondern ein Roman über eine schwierige Beziehung, angesiedelt im Rudersportmilieu.
Hanna war 4 Jahre in den USA und kommt als 20jährige zurück in ihre Heimat in der Schweiz, um die Chance zu haben, für ihr Land bei einer WM oder sogar bei den olympischen Spielen anzutreten. Sie ist eine begabte Ruderin. Um aber auch studieren zu können, muss sie noch für ein Jahr zur Schule um ihre Matura zu machen.
Hier muss sie sich erst wieder einfinden. Ein guter Freund wird ihr Mathelehrer Simon, der auch beim Rudern ein Partner wird. Beide entwickeln Gefühle füreinander. Aber obwohl sie beide erwachsen sind, ist es doch eine Lehrer-Schüler-Beziehung und Simon hat zudem eine Freundin.
Erzählt wird überwiegend aus Hannas Perspektive, man ist als Leser daher nahe an der Figur und ihren Emotionen dran.
Hann erhält auch deswegen Glaubwürdigkeit, weil die Schweizer Autorin Nadine Gerber selbst begeisterte Sportlerin und über Ausdauersport bescheid weiß.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Subtile, ambitionierte Erzählungen

Ihr Körper und andere Teilhaber
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Das Buch Ihr Körper und andere Teilhaber (OT: Her Body and other parties) versammelt Erzählungen der Autorin Carmen Maria Machado, die bereits vorher in Zeitungen und Magazines erschienen sind.
Die Geschichten ...

Das Buch Ihr Körper und andere Teilhaber (OT: Her Body and other parties) versammelt Erzählungen der Autorin Carmen Maria Machado, die bereits vorher in Zeitungen und Magazines erschienen sind.
Die Geschichten sind teilweise sehr unterschiedlich und bilden doch in der Summe eine Geschlossenheit. Es gibt Erzählungen, die mich nicht erreichten, zum Beispiel die (zu) lange Law&Order-Story, aber ich habe auch keinen Bezug zu der TV-Serie.
Am besten hat mir die erste Erzählung Der Extrastich gefallen, da sie eine überraschende und originelle Erzählhaltung an den Tag legt, dabei zusätzlich zum Hauptplot auch noch viele kleine, originelle Geschichten enthält. Man erfährt von der Erzählerin ihr Leben von Jugend an, wie sie sich verliebt, heiratet und ein Kind bekommt. Eine innige Beziehung, doch es gibt eine Komponente, die sie für sich behält. Niemand darf ihr grünes Band berühren, das sie schon immer trägt. Was gegen Ende passiert, wenn ihr Mann ihr dieses Band nach 20 Jahren doch abnimmt, sollte jeder selbst lesen.
Manche Passagen erinnern an Kristin Roupenian, die mit Cat Person ebenfalls vor kurzen ein Erzählungsband veröffentlicht hatte. Hier wie da sind die Geschichten von expliziten Szenen durchzogen, die teilweise sehr weit gehen. Das ist auch Geschmackssache.
Davon abgesehen überzeugt Carmen Maria Machado mit ihrem Einfallsreichtum, der erzählerischen Dichte und manchmal sogar surrealen Momenten, die den Geschichten etwas bizarres verleihen.

Veröffentlicht am 30.01.2019

Maine, 1947

Wenn die Nacht in Flammen steht
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Von der leider letztes Jahr verstorbenen US-amerikanischen Schriftstellerin Anita Shreve ist jetzt ihr letzter Roman auch auf Deutsch erschienen: (OT: The Stars Are Fire).
Anita Shreve hat es vermocht, ...

Von der leider letztes Jahr verstorbenen US-amerikanischen Schriftstellerin Anita Shreve ist jetzt ihr letzter Roman auch auf Deutsch erschienen: (OT: The Stars Are Fire).
Anita Shreve hat es vermocht, gut lesbare Romane zu schreiben und dabei doch mit großer Genauigkeit ein amerikanisches Gesellschaftsbild zu zeigen.
Die Handlung ist 1947 in Maine angesiedelt. Hauptfigur ist Grace Holland, verheiratet und Mutter zweier kleiner Kinder.
Ihre Ehe ist nicht sehr stabil und bei einem großen Brand gelingt es Grace zwar, sich und die Kinder zu retten, aber von ihrem Mann Gene ist keine Spur mehr. Ob er beim Brand gestorben ist oder nur die Gelegenheit genutzt hat, die Familie zu verlassen ist unklar.

Sie haben alles verloren, aber die Notlage ist vielleicht auch eine Chance für Grace. Es ist interessant, ihre Entwicklung zu verfolgen, wie sie selbstbewusster und sebstbestimmter wird. Dabeii ist es nicht leicht, doch sie wird immer entschlossener.

Anita Shreves Stil ist sehr amerikanisch, dabei angenehm zu lesen und elegant. Sie vermeidet Klischees und Übertreibungen. Man muss es wirklich als Verlust der US-amerikanischen Literatur sehen, dass es keine weiteren Romane von ihr geben wird.