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Veröffentlicht am 09.02.2019

Französisch-Algerische Familien-Saga

Die Kunst zu verlieren
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Ein starkes Buch, auf dessen Übersetzung ich schon gewartet habe. Es erzählt in über 500 Seiten über die Zeit vor, wahrend und nach dem algerischen Unabhängigkeitskampf.
Im zweiten Weltkrieg hat Ali für ...

Ein starkes Buch, auf dessen Übersetzung ich schon gewartet habe. Es erzählt in über 500 Seiten über die Zeit vor, wahrend und nach dem algerischen Unabhängigkeitskampf.
Im zweiten Weltkrieg hat Ali für Frankreich gekämpft. Nur dafür wird er in Algerien schließlich als Verräter betrachtet.
Ich bin überrascht, wieviel man über das Schicksal der Harkis erfährt. In Algerien sind sie nach dem Unabhängigkeitskrieg nicht mehr erwünscht, in Fankreich auch nicht gerade willkommen.
Erstaunlich, wie stark die Autorin Empathie mit den Figuren beim Leser weckt. Ali und seine Familie aus der Kabylei sind dabei exemplarisch für viele, die durch die politischen Entwicklungen zu Flüchtlingen wurden.

Es ist ein komplexes Buch, das mehrere Generationen umfasst.
Die Erzählweise überzeugt. Alis Enkelin Naima ist in Frankreich geboren und fühlt sich ganz als Französin. Die Vergangenheit wurde von der Familie verdrängt. Über die Erlebnisse in Algerien wurde nicht gesprochen. Das Verschweigen der Geschichte ist ein starkes Thema des Buches. Die Vergangenheit ist dadurch nicht ausgelöscht und alte Wunden schwären noch lange. Der Verlust der Wurzeln ist auch wirklich ein Verlust! Ein weiteres großes Thema ist die Schwierigkeit der Integration.

Aktuelle Ereignisse in Frankreich stellen Identitätsfragen. Erst spät beginnt Naima sich für ihre Wurzeln zu interessieren und reflektiert die Vergangenheit. Obwohl Naima eine Art emotinale alte Ego für die Autorin ist, gibt es auch eine Ich-Stimme, denn die Handlung ist nicht direkt autobiografisch.

Das Buch ist inhaltlich wie auch sprachlich wertvoll!

Veröffentlicht am 08.02.2019

Band 2 der Korff-Saga

Als die Hoffnung uns gehörte
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Der österreichische Schriftsteller Michael Wallner wurde einst mit April in Paris zum internationalen literarischen Superstar. „Als die Hoffnung uns gehörte“ enttäuscht aber leicht, jedenfalls am Anfang. ...

Der österreichische Schriftsteller Michael Wallner wurde einst mit April in Paris zum internationalen literarischen Superstar. „Als die Hoffnung uns gehörte“ enttäuscht aber leicht, jedenfalls am Anfang. Es ist typischer Mittelteil der zu erwartenden Trilogie der Korff-Saga und hat auch nicht ganz den Drive seines früheren Romans „Die Frau des Gouverneurs“.
Natürlich ist deswegen noch kein schlechtes Buch, aber die Figuren erreichen den Leser manchmal nicht in der gewohnten Tiefe und ein großer Lesesog entsteht auch nicht. Das war früher ein wichtiges Merkmal des Autors.

Zu den gelungenen Passagen gehören die Abschnitte um Scarlett und ihre Erkrankung. Sie hat einen Gehirntumor und muss damit fertig werden, vermutlich bald zu sterben.
Die Beziehung zu ihrer großen Liebe Philipp ist davon beeinflusst. In Wien lässt sie sich von Dr.Freud behandeln.

Als Zeitportrait der zwanziger Jahre ist der Roman nicht zu verachten, da einige politische Strömungen der Zeit gut erfasst werden. Erstaunlich ist auch, wie viel man in diesem Buch herumkommt. Von New York nach Wien, Berlin, Bayern, Pennsylvania, sogar Havanna in Kuba.
Das Buch ist weder Top noch Flop. Man muss es nicht unbedingt lesen, aber man kann es ohne zu bereuen. Es wird auch sicher seine Leserschaft finden.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Taube und Falke

Eine Liebe in Manhattan
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Kate Dakota verfügt über einen kraftvolle Stil und eine große Stärke an ihr sind die Dialoge und das Schaffen eindrucksvoller Figuren. Echte Charaktere, das gilt sowohl für sympathsiche Nebenfiguren wie ...

Kate Dakota verfügt über einen kraftvolle Stil und eine große Stärke an ihr sind die Dialoge und das Schaffen eindrucksvoller Figuren. Echte Charaktere, das gilt sowohl für sympathsiche Nebenfiguren wie Eb und Ivo als auch für die Hauptprotagonisten Emma und Floyd. Emma, geboren in New York, lebte lange in Deutschland und kehrte jetzt zum ersten mal zurück.
Floyd ist Hubschrauberpiltot in der Firma seine Vaters und manchmal etwas unstet.
Emma und Floyd schleppen Probleme aus der Vergangenheit mit sich rum. Gemeinsam ist ihnen eine schwierige Beziehung zu ihren jeweiligen Vätern.
Sie werden nach einer anfänglichen Auseinandersetzung schnell Freunde und mehr.
Kate Dakota kann auch dramtische Szene, wie z.B. die Notwasserung eines Helikopters.
Die Spannungen und Probleme der Charaktere werden bis zum Ende hin auserzählt, manches ist nicht leicht. Dazu gehört auch ein Nebenplot von Floyds Eltern Jeremny und Conny, die auch nach Jahren noch den Tod ihres erstgeborenen Sohns Jack betrauern.
Ich persönlich halte diesen Roman sogar für noch stärker als Kate Dakotas letztes Buch „Der Klang eines Augenblicks“ und das will immerhin etwas heißen.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Thriller mit viel Drive

Der Patriot
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Der Patriot ist ein schwedischer Thriller, der ein aktuelles Thema in den Vordergrund stellt: Die Gefahr der neuen Rechten und ihrer Gewaltbereitschaft.
In Schweden geht es soweit, dass Journalisten nicht ...

Der Patriot ist ein schwedischer Thriller, der ein aktuelles Thema in den Vordergrund stellt: Die Gefahr der neuen Rechten und ihrer Gewaltbereitschaft.
In Schweden geht es soweit, dass Journalisten nicht nur bedroht und mit Hassbotschaften überzogen werden. Eine Journalistin wird ermordet.
Überraschenderweise wechselt die Handlung dann kurzzeitig nach Chile, um dort die Hauptfigur einzuführen. Er ist Leibwächter, überlegt aber, mit seiner schwangeren Freundin in seine Heimat Schweden zurückzukehren. Viele Passagen haben ordentlich Drive, was mir sehr gut gefällt. Außerdem wechseln die Handlungsstränge rasch, es gibt noch einige wichtige Figuren. Darunter auch den psychopathischen Mörder und seinen Kompagnon, einer ehrgeizigen Journalistin, einem Syrier, der seit langen in Schweden lebt und seiner Familie, die bedroht wird.

Trotz des wichtigen Themas ist es in erster Linie ein Unterhaltungsroman und funktioniert auch als solcher. Die Sozialkritik, die in schwedischen Krimis von Wallhö/Sjöwall eine große Rolle spielte, ist hier nur angedeutet. Dafür fehlt aber auch die „Drögheit“, die skandinavische Krimis häufig auszeichnete.

Veröffentlicht am 01.02.2019

New York Love-Stories

New York Pretty - Ein Bild von Dir
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Ein Bild von dir ist der Nachfolger von Nur wir beide aus der New York Pretty-Reihe. Die Hauptfiguren des ersten Romans sind diesmal nur Nebenfiguren,aber sie haben viel mit dem Liebespaar Alex und Rebecca ...

Ein Bild von dir ist der Nachfolger von Nur wir beide aus der New York Pretty-Reihe. Die Hauptfiguren des ersten Romans sind diesmal nur Nebenfiguren,aber sie haben viel mit dem Liebespaar Alex und Rebecca zu tun.
Die Fotografin Taylor ist die Halbschwester von Rebecca. Taylor musste aus ihrer WG raus und sie kommt vorübergehend bei den Brüdern Alex und Jeremy unter.
Jeremy ist ein schwieriger Typ, aber mit Taylor fühlt er sich wohl. Die Beziehung zwischen den beiden ist ganz interessant zu lesen, aber es bleibt auch das Gefühl dass Rebecca und Alex die stärkeren Figuren waren.
Der Schauplatz New York, hauptsächlich Manhattan, ein wenig Brooklyn, wird gut eungesetzt. Aber wie von echten New Yorker Schriftstellern, wie Paul Auster ist es auch nicht. Es bleibt ein wenig der Eindruck der Eindrücke einer Touristin.
Aus dem Fotografen-Genre hätte man auch mehr machen können, ein paar gute Momente gibt es aber. Überhaupt gibt es wirklich schwächere Romane. Ganz leicht erinnert es mich an die Edinburgh Lovestory-Reihe von Samantha Young.
Dazu gehören die realistischen Beschreibungen der Probleme, die die Protagonisten aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen und mögliche Lösungen, die angeboten werden.