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Veröffentlicht am 20.12.2017

Schneeflockentanz

Ein Tanz im Schnee
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Ein Tanz im Schnee ist ein kurzer Roman, da er die üblichen Versatzstücke des typischen Liebesroman weglässt und sich stattdessen auf ein realistisches und relevantes beziehungsproblem konzentriert. Piper ...

Ein Tanz im Schnee ist ein kurzer Roman, da er die üblichen Versatzstücke des typischen Liebesroman weglässt und sich stattdessen auf ein realistisches und relevantes beziehungsproblem konzentriert. Piper und Noah liebten sich, aber sie sind auch gegensätzlich veranlagt. Piper legt Wert auf Sicherheit und ist Heimatverbunden, Noah ist abenteuerlich und scheut keine Risiken.Deswegen trennt sie sich. nach 7 Jahren treffen sie sich wieder, sie sind gereift und es funkt noch immer zwischen ihnen. Doch die damaligen Probleme sind immer noch präsent. Ob sie es schaffen, ihre Beziehung auf eine neue Ebene zu heben und kompromisse zu finden, ist de Frage, das hält den Roman spannend. Die Dialoge hat Maggie McGinnis auf einem guten Niveau gehalten. Auch der Wortwitz in den Dialogen ist gelungen. Das und manche der leicht skurillen Nebenfiguren sowie die Beschreibungen des US-amerikanischen Kleinstadtlebens erinnern mich latent an die beliebte Serie Gilmore Girls. Wer diesen warmherzigen Humor mag, wird von diesem leichten, aber nicht oberflächlichen Buch nicht enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Die Geschichte Taiwans

Die schöne Insel
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Tereza Vanek wendet sich in diesem Roman wieder China zu.
Diesmal führt der Weg sogar von Shanghai bis nach Taiwan 1900, das damals auch Formosa genannt wurde. Neuland für wohl die meisten Leser.

Geniestreich ...

Tereza Vanek wendet sich in diesem Roman wieder China zu.
Diesmal führt der Weg sogar von Shanghai bis nach Taiwan 1900, das damals auch Formosa genannt wurde. Neuland für wohl die meisten Leser.

Geniestreich der Autorin ist es, mit der Protagonistin Anastasia eine gewissermaßen neutrale Figur zu schaffen, deren Sicht auf die Zustände unvorgenommen sind und deswegen wirken die Themen unmittelbar auf den Leser.
Anastasia (kurz Ana) ist Russin, lebte jedoch schon seit ihrer Kindheit in China. Nach dem Tod ihres Vaters ist sie auf sich selbst gestellt. Eine für sie arrangierte Heirat lehnt sie ab. Sie wächst in ihre Rolle als selbstbewusste, eigenständige Frau hinein und kümmert sich sogar um die junge Chinesin Clio.
In Taiwan arbeiten sie zusammen für die Missionaren als Lehrerinnen.
Die Ereignisse der Zeit sind brisant, In Taiwan sind nach dem chinesisch-japanischen Krieg 1895 die japanischen Besetzer die Machthaber.
Von den Ureinwohner Taiwans rebellieren viele gegen die Unterdrückung.

Manche Nebenfiguren werden bewusst nicht tiefergehend portraitiert, etwa der deutsche Geschäftsmann Felix Hoffmann oder der Missionar George Mackay. Entscheidend ist wiederum, wie Ana sie wahrnimmt. Trotzdem sind es interessante Persönlichkeiten.
Das gilt erst recht für den Taiwaneser Difang, mit dem Ana sich mehrfach mit Sympathie auseinanderer setzt.

Das aufregende am Roman ist gerade der Kampf der Kulturen. Chinesen untereinander, gegen die Japaner, die Rolle der Europäer und christliche Missionare.

Tereza Vanek beweist auch in diesem historischen Roman, dass es möglich ist, anspruchsvolle Stoffe auf gut lesbare Art zu schreiben.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Hardboiled

Totengrab
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Man kann dem englischen Krimi eine gewisse düstere Atmosphäre abgewinnen, die sich aus dem depressiven Gemütszustand des Protagonisten ergibt. Detective Sergenat Solomon Gray hat viel verloren. Vor 10 ...

Man kann dem englischen Krimi eine gewisse düstere Atmosphäre abgewinnen, die sich aus dem depressiven Gemütszustand des Protagonisten ergibt. Detective Sergenat Solomon Gray hat viel verloren. Vor 10 Jahren ist sein sechsjähriger Sohn verschwunden, seine Frau beging Selbstmord und von seiner Tochter ist er entfremdet. Überraschend, dass er überhaupt noch als Polizeibeamter funktioniert, zudem er auch wenig Selbstbeherrschung aufweist. Zum Beispiel gegenüber Reportern, selbst gegen Vorgesetzte. Dem Alkohol ist er nicht hat abgeneigt.
Trotzdem ist man als Leser ständig nahe an dieser ambivalent angelegten Hauptfigur dran.

Bei Fällen mit Jugendlichem im Alter seines Sohnes ist er innerlich privat beteiligt. Ein Junge hat Selbstmord begangen, aber man ahnt bald, dass es auch Mord gewesen sein könnte. Dann wird noch ein Kirchenmann tot aufgefunden. Ein weiterer Mord wird noch folgen, aber da möchte ich nicht vorgreifen. Doch Sol Gray steht mit allen Opfern irgendwie in Verbindung.

Sprachlich konnte mich der Roman an so einigen Stellen nicht begeistern, das betrifft vor allen einige Dialoge, denen es nicht an Klischees fehlt. Dafür waren die Rückblicke auf 10 Jahre zuvor oder 5 Jahre zuvor gut eingestreut. Das waren zentrale Momente im Leben des Detective Sergeant und strahlen noch auf die Gegenwart aus.
So bewegt sich die Handlung vor und zurück und bereichert den Roman.
Das Buch überzeugt in erster Linie durch die Hauptfigur und den Hardboiled- und Noir-Ansätzen. Dadurch hebt sich der Roman aus der Masse der Krimiveröffentlichungen ab.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Briefe mit Niveau

Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen
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Nicht wenige Briefbände bestehen nur aus den Briefen und vielleicht noch ein kurzes Vorwort, der Leser wird aber mehr oder weniger mit dem Buch allein gelassen. Hier ist das nicht so. Ausführlich wird ...

Nicht wenige Briefbände bestehen nur aus den Briefen und vielleicht noch ein kurzes Vorwort, der Leser wird aber mehr oder weniger mit dem Buch allein gelassen. Hier ist das nicht so. Ausführlich wird auf die Briefpartnerinnen (alles Freundinnen Hannah Arendts) eingegangen, die Beziehung zueinander und die Umstände des Briefwechsels werden beleuchtet, bis dann endlich die Briefe kommen.
Diese Vorgehensweise ist aber auch nötig und sinnvoll, denn im Gegensatz zu bekannten männlichen Briefpartnern wie Karl Jaspers und Heidegger sind diese Frauen weniger bekannt.
Es handelt sich um Anne Weil, Hilde Fränkel, Charlotte Beradt, Rose Feitelson und Helen Wolff.

Als dann endlich die Briefe einsetzen kommt es zunächst zu einer Enttäuschung. Es herrscht im ersten Abschnitt mit den Briefen von Anne Weil ein starkes Ungleichgewicht. Die Briefe an Hannah Arendt sind in weit größeren Umfang vorhanden als die Antworten. Von Hannah Arendt liest man also verhältnismäßig wenig und als Leser wäre man da weit stärker interessiert gewesen als an den Briefen der nahezu Unbekannten.

Doch im zweiten Abschnitt ändert sich das zum Glück. Hannah Ahrend und Hilde Fränkel. Ihre Freundschaft ist anders geprägt, herzlicher, frischer.
Interessanterweise geht es bei Ihnen auch ab und zu mal über Heidegger und Karl Jaspers.
Leider starb Hilde Fränkel früh.

Im dritten Abschnitt, dem Briefwechsel mit Charlotte Beradt fehlen leider wiederum die Arendt-Briefe. Immerhin gibt es ein paar mit Beradt zusammenhängende Briefe Arendts an Heinrich Blücher oder an Schriftstellerkollegin Mary McCarthy.
Es folgen noch die Briefe von Rose Feitelson und Helen Wolff. In letzteren fall ist Hannah Arendts Anteil erfreulicherweise wieder größer.

Insgesamt bekommt man durch die Dauer der Briefe von den Vierzigern bis Mitte der Siebziger Jahre hinein einen Einblick in die Zeit und erfährt einiges über das Leben Hannah Arendts.
Auch sind die Briefe stilistisch deutlich hochwertiger als E-Mails unserer Zeit.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Sympathische Figuren

Mike
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Zwar ist Mike in erster Linie ein Liebesroman, der die Regeln dieses Genres vollständig erfüllt, aber es gibt ein paar ungewöhnliche Ansätze, durch den sich das Buch abhebt. Die Handlung ist in den USA ...

Zwar ist Mike in erster Linie ein Liebesroman, der die Regeln dieses Genres vollständig erfüllt, aber es gibt ein paar ungewöhnliche Ansätze, durch den sich das Buch abhebt. Die Handlung ist in den USA angesiedelt. Die Gestaltung der Figuren trägt dazu bei, dass es ein origineller Roman wird.
Mike, eigentlich Michaela, ist eine junge Frau, die als Mechanikerin in der Werkstatt ihres Vaters arbeite und sich burschikos gibt. Sie trägt meist Männerkleidung und hatte bisher in der Liebe kein Glück. Das ändert sich als Damian in der Werkstatt anfängt. Anfangs hat er Mike für einen Mann gehalten, als er sie später privat trifft, erkennt er sie zunächst nicht wieder, weil sie so attraktiv ist. Nach anfänglichen Zögern beginnen die beiden eine Beziehung.
Doch es gibt nicht unbewältigtes aus der Vergangenheit. Damian muss eine zerbrochene Beziehung mit einer egoistischen Frau verarbeiten und Mike erkennt ein Familiengeheimnis. Gemeinsam machen Damian und Mike sich mit ihren Bikes auf die Route 66, auf die Suche nach Mikes verschollener Mutter.
Der Autorin Sylvia Pranga gelingt es bekannte Versatzstücke neu zusammenzufügen und ihre Stärke sind ihre sympathischen Figuren. Dazu kommt der warme Ton ihrer Sprache und die Atmosphäre Arizonas.
Zu viele Liebesszenen verhindern einen Ausbau der Handlung zu einer noch komplexeren Story. So werden einige Potential der Geschichte auch wieder verschenkt. Ich war aber dennoch zufrieden mit dem Roman.