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Veröffentlicht am 25.04.2018

Ein Buch der kleinen Gesten

Die Lichter unter uns
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Zwei Familien im Urlaub in Sizilien.
Anna mit Mann und ihren Kindern Judith und Bruno.
Alexander mit seiner jungen, schwangeren Frau und Sohn aus erster Ehe.
Perspektivisch erzählt Verena Carl meist aus ...

Zwei Familien im Urlaub in Sizilien.
Anna mit Mann und ihren Kindern Judith und Bruno.
Alexander mit seiner jungen, schwangeren Frau und Sohn aus erster Ehe.
Perspektivisch erzählt Verena Carl meist aus den Gedanken von Anna und Alexander heraus.
Durch diese Erzählweise gelingt es der Autorin, den Leser die Figuren schnell und auf wenig Raum den Leser nahezubringen.
Alexander verheimlicht eine Erkrankung, der er sich nicht stellen will. Eigentlich ist die Reise eine Flucht.
Annas Blick ist oft beobachtend, z.B. auf ihre Kinder. Auch sie am Rande einer Krise und sie fühlt sich von Alexander unerlaubterweise stark angezogen. Der Plot bleibt im großen und ganzen unspektakulär, aber lesenswert.

Ein Buch der kleinen Gesten.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Durch die Jahrhunderte

Wie man die Zeit anhält
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Wie man die Zeit anhält von Matt Haig ist ein wunderbares Leseerlebnis. Es erzählt von Tom Hazard, ein Mann der im 16.Jahrhundert geboren ist und nur sehr langsam altert. Jetzt ist er schon 429 Jahre alt.
Die ...

Wie man die Zeit anhält von Matt Haig ist ein wunderbares Leseerlebnis. Es erzählt von Tom Hazard, ein Mann der im 16.Jahrhundert geboren ist und nur sehr langsam altert. Jetzt ist er schon 429 Jahre alt.
Die Kapitel wechseln von der Jetzt-Zeit und der Vergangenheit, die durch die Jahrhunderte führt und bei der Tom berühmten Menschen begegnet, zum Beispiel Shakespeare, Captain Cook, Zelda und Scott F. Fitzgerald und viele andere historische Persönlichkeiten.

Der Roman erinnert mich vom Lesegefühl an Matt Haigs früheren Roman “Ich und die Menschen”, der ebenfalls mit einer außergewöhnliche Idee spielte, um das Phänomen “Menschen” zu ergründen. Menschen und ihr Verhalten, das nicht selten schrecklich ist, man denke nur an die Hexenverfolgungen.

Der Plot ist spannend durch den roten Faden der sich durch die Handlung zieht und der Toms Suche nach seiner Tochter, die ebenfalls kaum altert, und der Organisation Albas, die versucht die langlebigen zu schützen, dabei manchmal auf rücksichtslose Art.
Tom ist also nicht der einzige. Die Gefahr der Enttarnung ist immer da und zwingt ihn, regelmäßig weiter zu ziehen. Doch jetzt hat er Camille getroffen, die erste Liebe, die er erfahrt, seit seine große Liebe vor Jahrhunderten starb. Dieses Element erinnert leicht an Highlander.

Prägendes Merkmal ist Toms Menschlichkeit, die er nie verlor. Sie äußert sich auch in der Liebe zur Musik und zu den Menschen, denen er begegnet.

Nach diesen Roman muss ich Matt Haig zu einen der interessantesten britischen Schriftsteller dieser Generation zählen!

Veröffentlicht am 20.04.2018

fade

Das Meer löscht alle Spuren
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Der Roman ist sicher nicht schlecht, aber er bleibt doch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das liegt zum einen daran, dass die geweckte Erwartung, dass es um einen iranischen Flüchtling geht, nicht ...

Der Roman ist sicher nicht schlecht, aber er bleibt doch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das liegt zum einen daran, dass die geweckte Erwartung, dass es um einen iranischen Flüchtling geht, nicht erfüllt wird. Aber auch an der relativ schwachen Hauptfigur, der Journalistin Nora Sand, die dann doch zu offensichtlich an das große Vorbild Annika Bengtzon von Liza Marklund angelehnt ist. Doch mit der kann Nora Sand nicht mithalten, sie ist nicht so tough, dafür gefühlvoller.
Leider ist “Das Meer löscht alle Spuren” schon Teil 2 einer Reihe, ohne dass der Leser das so ohne weiteres erkennen konnte. Wie Nora mit Andreas zusammengekommen ist, erfährt man nicht, aber eine große Lovestory spüre ich hier nicht. Eher laue Gefühle und Beziehungsfrust!

Der Roman ist relativ fade geschrieben, mit schwachen Dialogen und sprachlich limitiert.
Der Kriminalfall ist zu konstruiert und kann nicht faszinieren.
Ich kann das Buch nicht empfehlen!

Veröffentlicht am 20.04.2018

Lebensgefühl

Kleine Feuer überall
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Celeste Ng´s erster Roman “Was ich euch nicht erzählte” war ein großer Erfolg. Erfreulich, dass die Autorin auch mit Kleine Feuer überall das Niveau hält und wieder eine realistische, detaillierte und ...

Celeste Ng´s erster Roman “Was ich euch nicht erzählte” war ein großer Erfolg. Erfreulich, dass die Autorin auch mit Kleine Feuer überall das Niveau hält und wieder eine realistische, detaillierte und genaue Familiengeschichte in einer US-amerikanischen Kleinstadt zeigt. Zeitlich würde ich die Handlung ungefähr auf die frühen neunziger Jahre verorten.

Die Künstlerin Mia Warren ist mit ihrer 15jährigen Tochter Pearl nach Shaker Heights gezogen. Pearl schließt sich schnell der wohlhabenden Familie Richardson an, die mit Lexie, Izziy, Trip und Moody 4 Kinder haben.
Wie die Beziehungen der Jugendlichen untereinander gezeigt werden, ist gut und realistisch ausgestaltet. Das Lebensgefühl der Kids, ihre Hoffnungen und Nöte werden deutlich. Schließlich aber auch ein Geheimnis, dass Mia Warren mit sich herumschleppt und dass der Grund für ihre häufigen Umzüge ist.

Celeste Ng kann wirklich schreiben, und das ohne je zu übertreiben.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Intensive Gespräche

»Das drucken Sie aber nicht!«
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So ein intensives Interviewbuch habe ich noch nicht gelesen.
Interviews lese ich gerne, gerade über Menschen, die mich interessieren, aber meist ist es doch so, dass die Antworten wohlüberlegt und schon ...

So ein intensives Interviewbuch habe ich noch nicht gelesen.
Interviews lese ich gerne, gerade über Menschen, die mich interessieren, aber meist ist es doch so, dass die Antworten wohlüberlegt und schon im Vorfeld entschärft sind. Deswegen ähneln sich verschiedene Interviews sehr und sind austauschbar.
Dass hier die Prominenten, meist Künstler oder Leute aus dem Literaturbetrieb mit außergewöhnlicher Vergangenheit, so aus sich herausgehen, hat den Effekt dass man sich kaum vom Buch lösen kann. Dennoch empfiehlt es sich, die Interviews nicht einfach hintereinander weg zu lesen sondern wohl dosiert, damit die Wirkung nicht verpufft.
Sven Michaelson stellt in seinen Interviews für das SZ-Magazin nicht einfach fragen, er führt Gespräche und manchmal lässt er auch nicht locker. Er weiß, wie er die Menschen nehmen muss.
Mich haben zum einen die Interviews sehr interessiert, die mit dem deutschen Literaturbetrieb zu tun haben und so tauchen auch Zusammenhänge in den Interviews mit den Schriftstellern wie Paul Nizon oder Peter Handke oder z.B. ihrem Lektor auf.
Spannend auch, was Douglas Coupland sagt, den man hier als Schriftsteller kennt, der sich aber eigentlich als Künstler sieht.
Einige Interviews sind so packend, dass auch aus den Branchen, die man nicht so kennt, sich einiges enthüllt, z.B. über Auktionatortätigkeit oder Restaurantkritiker.
Schauspieler hingegen scheinen in ihrer eigenen Scheinwelt zu leben. Rupert Everett erschien mir reichlich zynisch. Ein Philosoph wie Peter Sloterdijk hingegen kommt sympathisch rüber.
Dann sind natürlich die Interviews bemerkenswert mit Menschen, die die deutsche Vergangenheit überlebt haben und doch nie vergessen, Ruth Klüger und Niklas Frank.
In diesem Buch ist auch das preisgekrönte Interview mit Raddatz enthalten, vielleicht der Höhepunkt des Buches.

Fazit: Ein sehr intensives und lesenswertes Buch!