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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2023

überzeugende Erzählstimme

Eine Tochter Harlems
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Was für ein Glück, dass es die rororo-Reihe Entdeckungen gibt. Ansonsten wäre es schwer gewesen, Louise Meriwether zu entdecken.
Ihr großartiger Debütroman Eine Tochter Harlems bietet einen Einblick ...

Was für ein Glück, dass es die rororo-Reihe Entdeckungen gibt. Ansonsten wäre es schwer gewesen, Louise Meriwether zu entdecken.
Ihr großartiger Debütroman Eine Tochter Harlems bietet einen Einblick in das Leben der schwarzen Community in Harlem des Jahres 1934.
Vorherrschend ist der unverstellte Blick der 12jährigen Francie. Die schwierigen Lebensbedingungen in Harlem werden hautnah erlebbar.
Der Originaltitel ist Daddy was a number runner. Das ist ein Job für ein illegales Glücksspiel und so steht Francies Vater auch in Gefahr, verhaftet zu werden. Sie leben streckenweise am Existenzminimum und viele Chancen gibt es nicht.
Der Autorin gelinkt es, die Themen des Buches zu entwickeln und sie auf eine gesellschaftspolitische Ebene zu heben.
Der Roman hat mich ziemlich beeindruckt, wie auch das Nachwort, dass Louise Meriwethers Leben und Werk vorstellt.

Veröffentlicht am 15.10.2023

Eine deutsch-iranische Vater-Tochter-Beziehung

Terafik
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Terafik ist ein gut geschriebenes, interessantes Buch und es ist ein autofiktionaler Text. Die Protagonistin heißt wie die Autorin und teilt ihre Erfahrungen, doch dadurch das es literarisch verarbeitet ...

Terafik ist ein gut geschriebenes, interessantes Buch und es ist ein autofiktionaler Text. Die Protagonistin heißt wie die Autorin und teilt ihre Erfahrungen, doch dadurch das es literarisch verarbeitet wird, wird das Buch zum Roman.
Im Mittelpunkt steht eine Reise in den Iran. Die in Deutschland geborene Nilufar reist mit Mitte 30 zum ersten mal in den Iran, um ihren Vater zu besuchen, der Deutschland vor langen verlassen hatte.
Es wird nicht linear erzählt. So erfährt man die Gründe des Vaters erst spät, Er lebte 20 Jahre in Deutschland und sah sich dann als gescheitert und kehrte in den Iran zurück.
Im Buch gibt es einige Whatsup-Nachrichten, die er seiner Tochter in gebrochenen Deutsch schrieb. So hielten sie Kontakt. Sein größter Wunsch war, dass Nlufar ihn und die Familie besucht.
Nilufars Reise und Empfindungen mit der Familie kann man dann hautnah folgen und verstehen. Ihre Beschreibungen sind sprachlich ausgefeilt.
Das hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 14.10.2023

Opulent und eindringlich

Lichtspiel
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Lichtspiel ist ein Buch über den Filmregisseur G.W.Pabst. Es ist aber nicht nur eine Biografie, sondern vielmehr über den Weg in Verstrickung und innerlicher Korruption.
Es ist ein hochkomplexes, opulentes ...



Lichtspiel ist ein Buch über den Filmregisseur G.W.Pabst. Es ist aber nicht nur eine Biografie, sondern vielmehr über den Weg in Verstrickung und innerlicher Korruption.
Es ist ein hochkomplexes, opulentes Werk. Daniel Kehlmann hat sich wirklich mit dem deutschen Film der dreißiger und vierziger Jahre beschäftigt und es gelingt ihm, diese Zeit zu verdeutlichen.
Mich hat der deutsche Film auch immer sehr interessiert und kenne daher Bücher über Fritz Kortner, Heinz Rühmann, über Veit Harlan, Emil Jannungs und mit Klaus Manns Mephisto gibt es schon einen großen Roman über Verführung in dieser Zeit.
Daniel Kehlmann fügt sich gut in diesen Reigen guter Bücher ein.
Es gibt eine folgelogischen Aufteilung in die Abschnitte Draußen, Drinnen und Danach.

Man spürt die Bedrängnis, in der sich G.W.Pabst nach seiner teilweise nur unfreiwilligen Rückkehr nach Österreich befindet. Dazu dient Daniel Kehlmanns Technik, aus den Gedanken der Hauptfigur zu erzählen. Teilweise wird auch aus anderen Perspektiven erzählt. Das formt ein komplettes Bild. Ich denke, dass kann nicht jeder so schreiben.
Eindringlich werden die Szenen, in denen sich Pabst ganz im Schaffen seiner Filme verliert. Manche Passagen werden nicht so schnell vergessen sein.

Veröffentlicht am 11.10.2023

Erinnerungen

Memoria
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Memoria ist der neue Roman von Zoe Beck und es ist ein Spiel mit Erinnerungen und Wahrnehmung.
Für den Leser bedeutet das eine gewisse Unsicherheit über geschilderte Szenen. Sind die wirklich so geschehen ...

Memoria ist der neue Roman von Zoe Beck und es ist ein Spiel mit Erinnerungen und Wahrnehmung.
Für den Leser bedeutet das eine gewisse Unsicherheit über geschilderte Szenen. Sind die wirklich so geschehen oder trügen die Erinnerungen der Protagonistin Harriet, die Klavierbauerin ist. Durch einen Vorfall, bei der sie eine alte Frau rettet, setzen sich diverse Erinnerungen frei. Sie wird sich auch bewusst, dass sie Gedächtnislücken hat.
Harriet stellt dadurch viel in Frage, auch an sich selbst. Das bldet einen Teil der Spannung des Buches. So ganz folgen kann ich nicht immer.
Die erwähnte Passage bildet den Anfang des Buches und ist brillant geschrieben. Es passiert mitten in einer Umgebung, die durch den Klimawandel bedroht ist.
Der Plot bleibt thrillerbetont. Am interessantesten fand ich den Aspekt um Harriet, in der sie auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und sich selbst ist.
Die am Ende folgende Auflösung halte ich für schlüssig.

Veröffentlicht am 10.10.2023

wiederveröffentlicht

Spuren
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Erfreulich, dass jetzt wieder ältere Bücher von Louise Erdrich neu aufgelegt werden. Ich fand die Autorin schon immer gut, aber ihre neueren Bücher wie Der Nachwächter und Jahr der Wunder haben mich geradezu ...

Erfreulich, dass jetzt wieder ältere Bücher von Louise Erdrich neu aufgelegt werden. Ich fand die Autorin schon immer gut, aber ihre neueren Bücher wie Der Nachwächter und Jahr der Wunder haben mich geradezu begeistert.

Auch dieser frühe Roman, Spuren, ist großartig.
Zentrale Figur ist Fleur, die keine eigene Erzählstimme im Buch hat, aber von 2 verschiedenen Figuren intensiv betrachtet wird,
Die Handlung zieht sich von 1912 bis 1924.

Das Buch hat ein Thema von Relevanz, ist geschickt aus verschiedenen Perspektiven erzählt und hat einen edel wirkenden Erzählton. Das hat mich beeindruckt.