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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2023

Die letzte reise der Jasmin

Die eigentümliche Vorliebe für das Meer
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Gregor Hens ist ein bekannter Übersetzer, der auch schon einige Romane geschrieben hat. Dies ist das erste, das ich von ihm lese.
Die eigentümliche Vorliebe für das Meer ist ein eigentümliches Buch, jedenfalls ...

Gregor Hens ist ein bekannter Übersetzer, der auch schon einige Romane geschrieben hat. Dies ist das erste, das ich von ihm lese.
Die eigentümliche Vorliebe für das Meer ist ein eigentümliches Buch, jedenfalls sprachlich.
Besonders die Sätze an den Kapitelanfängen sind nicht frei von Pathos. Das ist man in der zeitgenössischen Literatur so eigentlich nicht gewohnt. Doch man gewöhnt sich schnell daran und schiefe Sätze sind es eindeutig nicht.
Es gibt immer wieder gut gestaltete Passagen.

Im Mittelpunkt steht Benedita, die als 18jährige die Familie verließ, da ihre Mutter weg war und der Vater im Gefängnis. Sie wurde schnell selbstständig. Jetzt kehrt sie nach Jahren zur Familie zurück, die ein Hotel und ein Restaurantschiff besitzen.
In jedem zweiten Kapitel ist Gabriel zentrale Figur. Er ist Beneditas Onkel und väterlicher Freund.
Ganz einfach fassbar sind die Figuren nicht, dafür sind sie ziemlich interessant. Sie sind geprägt durch das Schicksal der Familie.
So ist das Buch eine eigenwillige Familiengeschichte vor exotischen Hintergrund, die teilweise zu packen vermag und der ich 7 von 10 Punkten gebe.

Veröffentlicht am 15.08.2023

Night and day

Der Frühling ist in den Bäumen
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Der Frühling ist in den Bäumen. Schon der Titel ist irgendwie merkwürdig platt, aber schlimmer ist, dass die Handlung zu konstruiert wirkt. Die Autorin Jana Revedin schmeißt zu viele Zutaten in den verwässerten ...

Der Frühling ist in den Bäumen. Schon der Titel ist irgendwie merkwürdig platt, aber schlimmer ist, dass die Handlung zu konstruiert wirkt. Die Autorin Jana Revedin schmeißt zu viele Zutaten in den verwässerten Brei. Die Protagonistin ist angeblich Assistentin von dem Philosophen Martin Heidegger, aber philosophische Momente hat der Roman kaum.
Sie hat Fred geheiratet, der der Neffe von Marlene Dietrich sein soll. Warum` Was hat die damit zu tun. Da kommt der Verdacht des wahllosen Namedropping auf.
Dann gründet die Protagonistin eine Frauenzeitschrift. Das ist ja nicht gerade eine Kleinigkeit. Gezeigt über diesen Prozess wird aber kaum etwas.
Daher entsteht ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Zentrales Thema des Buches ist Gewalt in einer Beziehung. Renina ist der Gewalt ihres Mannes Fred ausgesetzt. Diese Thematik ist psychologisch hier eher oberflächlich behandelt.

Das Cover gibt ein gewisses Gefühl für die Zeit der fünfziger Jahre in Deutschland, die Handlung bietet das zu wenig.
Mich hatte der Zusammenhang zu Heidegger zum Buch gelockt und war wirklich enttäuscht, dass da nicht viel geboten wird.

Veröffentlicht am 15.08.2023

Roman aus Slowenien mit eigenständigem Ton

18 Kilometer bis Ljubljana
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18 Kilometer nach Ljubljana ist ein Roman von Goran Vojnovic. Er erzählt von der Perspektivlosigkeit eines jungen Mannes in seiner Heimat Slowenien.
Erzählt wird vom Icherzähler Marko in einer selbstironischen, ...

18 Kilometer nach Ljubljana ist ein Roman von Goran Vojnovic. Er erzählt von der Perspektivlosigkeit eines jungen Mannes in seiner Heimat Slowenien.
Erzählt wird vom Icherzähler Marko in einer selbstironischen, derben Jugendsprache, die an den Rand des Erträglichen geht. Gemildert wird das durch Wortwitz. Der Autor will aber damit auch Grenzen sprengen. Eine Qualität der Sprache ist das hohe Tempo.
Trotz des Zynismus des Protagonisten macht er auch einige gute Beobachtungen.

Marko ist in Slowenien aufgewachsen, aber Sohn bosnischer Eltern. Die letzten Jahre war er in Bosnien bei den Großeltern und hatte dort eine Beziehung mit Alma, die Muslimin ist. Durchaus problematisch, da die Erinnerungen an den Krieg noch frisch sind. Zurück in Slowenien zieht Marko mit seinen Freunden rum.

18 Kilometer nach Ljubljana ist übrigens die Fortsetzung von Vojnovics Kultroman „Tschefuren raus“.

Veröffentlicht am 15.08.2023

autoskopische Erzählungen

Sprechen lernen
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Hilary Mantel gehörte sicherlich zu den bedeutenden Autorinnen der letzten 20 Jahre. Dieses Buch zeigt ihre Erzählungen über ihre Kindheit und Jugend in England der fünfziger und sechziger Jahre. Die ...



Hilary Mantel gehörte sicherlich zu den bedeutenden Autorinnen der letzten 20 Jahre. Dieses Buch zeigt ihre Erzählungen über ihre Kindheit und Jugend in England der fünfziger und sechziger Jahre. Die Geschichten zeigen ein Mädchen in verschiedenen Altersabschnitten, mal Kind, mal schon fast erwachsen. Öfters geht es auch um die Mutter, nur im Hintergrund um Väter und Stiefväter.
Am besten haben mir die ersten beiden Geschichten gefallen, aber auch Hoch in den dritten Stock, n der das 18jährige Mädchen zusammen mit ihrer Mutter in einem Kaufhaus arbeitet. Auch die Titelgeschichte hat etwas!

Mich haben die unaufdringlichen Geschichten sehr angesprochen.
Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 12.08.2023

Erinnerungen, Überlegungen und Reflexionen

Der Trost der Schönheit
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Gabriele von Arnim hatte mich schon als Literaturkritikerin immer beeindruckt, als sie zuletzt mit ihrem atemberaubenden Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ geradezu brillierte.
Man glaubt ...

Gabriele von Arnim hatte mich schon als Literaturkritikerin immer beeindruckt, als sie zuletzt mit ihrem atemberaubenden Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ geradezu brillierte.
Man glaubt es kaum, aber ihr neues Buch Der Trost der Schönheit ist mindestens so gut. Es geht viel ums Altern, aber vor allen ums Leben und was man daraus macht.
Es ist ein suchendes Buch. Daher ist der Untertitel Eine Suche auch sehr zutreffend. Es geht auch viel ums Sehen und wahrnehmen und wie wichtig es ist, alles genau zu betrachten um Schönheit zu erkennen. Doch auch das muss man erst einmal aushalten.
Gabriele von Arnim setzt literarische oder philosophische Zitate ein, aber noch wirkungsvoller sind ihre Erinnerungen, die zum Teil bis in die Kindheit zurückgehen. Dadurch wird es ein sehr reflektierendes Buch.
Sprachlich ist es fein gewoben, ein Genuß.

Gabriele von Arnim hat ein wundervolles Buch geschrieben, dass mehr als ein Essay ist, gleichzeitig für dieses Genre eine Perle.