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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2023

Das jahr der Veränderung

Wovon wir leben
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In Wovon wir leben zeigt die Österreichische Schriftstellerin Birgit Birnbacher ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema. Das Leben eines Menschen kann sich durch einen einzigen Vorfall ändern.
Die ...

In Wovon wir leben zeigt die Österreichische Schriftstellerin Birgit Birnbacher ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema. Das Leben eines Menschen kann sich durch einen einzigen Vorfall ändern.
Die Protagonistin war Krankenschwester und gab aufgrund einer Verwechslung einer Patientin die falsche Spritze. Die Frau überlebte, aber Julia wird entlassen.
Sensibel zeigt die Autorin den emotionalen Zustand einer Frau und die Lebenssituation im ländlichen Raum. Hinzu kommt die Beziehungsgeschichte zwischen Julia und dem Städter Oskar, die aber eher verhalten bleibt. Auch der nicht mehr junge Vater und der Bruder, der in einem Sanatorium lebt, sind Komponenten in Julias Leben.
Für Julia stellt sich die Frage, gehen oder bleiben?

Birgit Birnbacher findet einen Ton, daher funktioniert die Geschichte. Auch viele Beschreibungen sind stilistisch sauber gemacht. Es ist ein interessanter Roman.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Hans, der Starke

Der Inselmann
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Der Inselmann von Dirk Gieselmann ist ein Leseerlebnis.

Ein Mann und eine Frau sowie ihr 10jähriger Sohn Hans ziehen auf eine abgelegen Insel.
Dieses Buch ist sprachlich stark und ausdrucksvoll. Für mich ...

Der Inselmann von Dirk Gieselmann ist ein Leseerlebnis.

Ein Mann und eine Frau sowie ihr 10jähriger Sohn Hans ziehen auf eine abgelegen Insel.
Dieses Buch ist sprachlich stark und ausdrucksvoll. Für mich ist es eine Überraschung, dass jemand heute noch über so eine Sprache verfügt, die wie eine imposante, kraftvolle Mischung aus Siegfried Lenz und Christoph Ransmayr wirkt.

Beispiel: Die Insel ist der Gipfel eines Bergs, der aus dem Wasser ragt, geformt von einem Gletscher im Winter der Welt.

Mich hatte der Autor schon dadurch, dass er seinem Roman ein Zitat von Tomas Tranströmer voranstellte.
Dirk Gieselmann verzichtet auf einen journalistischen Stil und setzt dafür auf Naturbeschreibungen. Die Umgebung und die Kälte sind übermächtig.
Getragen wird der Roman durch die Eindrücke, die auf den Jungen einwirken. Er ist von der Insel fasziniert. Der Blick eines 10jährigen wird hier glaubhaft wie selten gezeigt.
Doch dann wird er für Jahre von der Insel in ein Internat verfrachtet.

Ort und Zeit werden nicht direkt benannt, aber vermutlich sind es die sechziger Jahre. Das kann man aus Sprache und dem Verhalten der Figuren schließen.

Mit 176 Seiten ist der Roman nicht umfangreich, aber er ist doch prall gefüllt mit sinnlichen, eindrucksvollen Beschreibungen.
Ich denke, dass Buch ist nicht für jeden das Richtige, aber es gibt eine relevante Leserschaft, die ausgehungert nach so einer wuchtigen, melancholischen Sprache ist.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Familiengeschichte über 3 Generationen

Saubere Zeiten
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Der Protagonist und Erzähler Jakob Auber hat seine Mutter schon früh verloren. Die Erinnerungen an sie und ihrem Tod in seiner Kindheit prägen die ersten Passagen des Buches, das ich als Hörbuch (erschienen ...

Der Protagonist und Erzähler Jakob Auber hat seine Mutter schon früh verloren. Die Erinnerungen an sie und ihrem Tod in seiner Kindheit prägen die ersten Passagen des Buches, das ich als Hörbuch (erschienen bei Aufbau audio) gehört habe.
Dann in der Gegenwart liegt auch sein Vater im sterben.
Zurück im Elternhaus wird er wieder von Erinnerungen geflutet, auch an die seines Großvaters, der im Nachkriegsdeutschland mit einer Drogerie erfolgreich war, ein Waschmittel zu entwickeln. Auber mach Sauber wird zum geflügelten Wort, vergleichbar mit Rei in der Tube.

Die Geschichte seiner Familie lässt Jakob nicht los. Er beginnt weiter nachzuforschen, zum Beispiel anhand der Tagebücher und Tonbänder.
Einige Passagen stellen dadurch auch Jakobs Vater Hans in den Vordergrund, später auch den Großvater und zeigt den Werdegang.
Diese Erzählform hat auch seine Fallstricke, funktioniert aber.

Andreas Wunn hat mit Saubere Zeiten ein mehr als ordentliches, weitgehend undramatisches Romandebüt vorgelegt.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Leben in Eferding

Dschomba
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Die Autorin Karin Peschka ist Tochter von Wirtsleuten und stammt aus Eferding, wo auch die Handlung dieses Romans spielt.
Eine kleine Stadt in Oberösterreich. Wer hier lebt, wird davon geprägt.
Einer, ...

Die Autorin Karin Peschka ist Tochter von Wirtsleuten und stammt aus Eferding, wo auch die Handlung dieses Romans spielt.
Eine kleine Stadt in Oberösterreich. Wer hier lebt, wird davon geprägt.
Einer, der doch irgendwie immer fremd blieb, ist der Serbe Drankar Dzomba, phonetisch Dschomba genannt.

Karin Peschka erzählt in verknappter Sprache, die überflüssiges vermeidet. Das wird aber nicht so weit getrieben, dass die Lesbarkeit darunter leidet.
Im Gegenteil profitiert der Text davon, dass Karin Peschka einen ganz eigene Ton hat. Ein Ton, der mich anspricht und so folge ich der Handlung gerne.
Diese ist ganz offensichtlich autobiografisch beeinflusst, aber nicht in dem Sinne, dass ihr Leben erzählt wird. Doch sie kennt das Leben im Dorf und kann es adäquat wiedergeben.
Dabei bleibt die Handlung verhalten. Doch es gibt immer wieder Passagen, die zu berühren vermögen.

Veröffentlicht am 15.02.2023

Erfahrungen und Analyse

Schwarz und Frau
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Schwarz und Frau. Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft.
Ein kluges Buch der Preisträgerin des Friedenspreis des deutschen Buchhandels, bei dem sie aus eigenen Erfahrungen in Afrika schöpft und das ...

Schwarz und Frau. Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft.
Ein kluges Buch der Preisträgerin des Friedenspreis des deutschen Buchhandels, bei dem sie aus eigenen Erfahrungen in Afrika schöpft und das mit analytischen Überlegungen verknüpft.

Tsitsi Dangarembga ist eine beeindruckende Frau und Autorin. Mein Interesse wächst, auch einmal einen ihrer Romane zu lesen.