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Veröffentlicht am 10.09.2022

Debütroman

Luftpolster
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Luftpolster ist ein beeindruckender Debütroman, da die Autorin ein schwieriges Thema sensibel behandelt.
Die Protagonistin des Romans hat 2 Schwester, die eine und die andere, wie sie sagt. Als die eine ...

Luftpolster ist ein beeindruckender Debütroman, da die Autorin ein schwieriges Thema sensibel behandelt.
Die Protagonistin des Romans hat 2 Schwester, die eine und die andere, wie sie sagt. Als die eine einen Selbstmordversuch unternimmt und in einer psychiatrischen Klinik landet, merkt auch die Erzählerin, dass sie Probleme hat. In Rückblenden erfährt man z.B. von ihrer Bulimie.
Sie geht in eine psychiatrische Tagesklinik und beginnt eine Therapie. In Momenten, die sie mit anderen Patienten verbringt und in Rückblenden erfährt man von ihrem Bewusstseinszustand und wie es sich langsam verändert.
Das ist gut und nachvollziehbar beschrieben. Gewundert hatte ich mich ein wenig über die überwiegende Kleinschreibung aller Wörter, aber gestört hat mich das nicht.
Das Buch ist sprachlich interessant und lesenswert.

Veröffentlicht am 08.09.2022

Thriller mit kanadischem Setting

Blutrodeo
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Blutrodeo ist ein unterhaltsamer Kriminalroman vor reizvoller Kulisse in Kanada.

Das Buch lebt von den 2 Protagonisten, der Polizistin Sam Stern und den Profiler Ted Garner. Zwischen ihnen ist von Beginn ...

Blutrodeo ist ein unterhaltsamer Kriminalroman vor reizvoller Kulisse in Kanada.

Das Buch lebt von den 2 Protagonisten, der Polizistin Sam Stern und den Profiler Ted Garner. Zwischen ihnen ist von Beginn eine Spannung, die sich in ironischen Wortgefechten löst. Ted Garner ist eine Figur mit Ausstrahlung.

Es gibt zahlreiche Einschübe mit Kapiteln in die Vergangenheit. Die Art wie diese zeitlich versetzten Kapitel gesetzt werden, erinnert mich latent an die Romane von Karin Slaughter.

Überhaupt ist der Roman für mich am Ende mehr Thriller als Krimi.

Veröffentlicht am 08.09.2022

Roman mit Power

Das leichte Leben
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Thomas Melle, der zuletzt durch ein Buch über die Beastie Boys aufgefallen war, hat mit Das leichte Leben wieder einen mächtigen Roman vorgelegt.
Es ist ein Buch über ein Paar, dass versucht, dem langweiligen ...

Thomas Melle, der zuletzt durch ein Buch über die Beastie Boys aufgefallen war, hat mit Das leichte Leben wieder einen mächtigen Roman vorgelegt.
Es ist ein Buch über ein Paar, dass versucht, dem langweiligen Ehealltag zu entgehen. Kathrin und Jan. er ein Journalist, der zum Boulevard tangiert, sie eine einst ambitionierte Schriftstellerin, die jetzt Aushilfslehrerin ist. Ihre Lebensläufe sind nicht so geworden, wie einst gedacht.
Und dann gibt es noch den jungen Keanu, Freund der Tochter.

Es ist ein provokantes Buch geworden. Nicht unbedingt ein Vergnügen den Eskapaden der Beteiligten zu folgen. Beim ersten Lesegang war ich teilweise abgestoßen. Erst beim zweiten lesen merkte ich, wie gut Thomas Melle die Handlung komponiert hat.

Es werden einige gesellschaftsrelevante heiße Themen angepackt, z.B. auch lange zurückliegender Missbrauch von Jungen in einem Internat.

Melles Schreibe hat Niveau. So einige Passagen haben große Visualität und sind gut in Szene gesetzt. Auch das Ende ist in aller Konsequenz gut gelungen. Was den Roman außerdem in hohem Maße ausmacht, ist seine Energie.

Veröffentlicht am 07.09.2022

Sieben Stimmen

Rombo
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Rombo von Esther Kinsky ist ein fein und genau geschriebenes Buch über zwei Erdbeben im Jahr 1978 in Italien.
Kinsky entwickelt eine sprachliche Poetik, die sich in einem prägenden Sound entlädt. Einerseits ...

Rombo von Esther Kinsky ist ein fein und genau geschriebenes Buch über zwei Erdbeben im Jahr 1978 in Italien.
Kinsky entwickelt eine sprachliche Poetik, die sich in einem prägenden Sound entlädt. Einerseits lässt sie sieben Figuren wie Zeitzeugen zu Wort kommen, andererseits bindet sie dazwischen Passagen ein, die die ländliche Umgebung, die Fauna und Flora betrachten. Aber auch die Stimmen der berichtenden Menschen, die zum Zeitpunkt der Beben überwiegend noch Kinder waren, werden melodiös und zu einem eigenständigen Motiv.

Mit der Zeit wiederholt sich aber viel und das Buch ist auch viel zu lang. Das nahm dem Buch für mich ein wenig, doch als Leseerlebnis bleibt es bestehen. Was auch bleibt ist die Bewunderung für die sprachliche Eleganz der Autorin.

Veröffentlicht am 06.09.2022

Entwicklungsroman der etwas anderen Art

Anleitung ein anderer zu werden
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Edouard Louis schreibt immer autofiktional. Sein Leben ist sein Thema.
Eddy will ein anderer werden, um dem bisherigen Leben zu entkommen.

Es ist die Flucht vor der Armut und der Scham, die ihn in seiner ...

Edouard Louis schreibt immer autofiktional. Sein Leben ist sein Thema.
Eddy will ein anderer werden, um dem bisherigen Leben zu entkommen.

Es ist die Flucht vor der Armut und der Scham, die ihn in seiner Kindheit und Jugend in einem nordfranzösischen Dorf prägten.

Ein paar Jahre lebte er mir Elena zusammen, die ihn mit Büchern, anspruchsvollen Filmen und Kultur vertraut macht. Gegenüber Elena öffnet und outet er sich schließlich sogar.

Eddy nennt sich jetzt Edouard. Schließlich geht er nach Paris, doch Geld hat er nicht. Deshalb prostituiert er sich sogar.

Durch das Lesen und Schreiben findet er zu sich, das treibt ihn an und das gibt ihm Hoffnung auf ein besseres, abgesichertes Leben.

Edouard Louis schreibt ehrlich, schmerzhaft ehrlich. Das gibt dem Buch etwas gnadenloses. Die Härte macht die Radikalität des Buches aus.

Am Ende aber stehen die Abschnitte von Edouard Louis über seine Bücher. Das gibt der Anleitung dann doch noch etwas versöhnliches.