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Veröffentlicht am 25.08.2022

Eine Familie in Trauer

Schlangen im Garten
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Stefanie vor Schulte, die mit ihrem Debüt Der Junge mit dem schwarzen Hahn so aufgefallen war, hat einen neuen Roman, der wieder einen besonderen Stil aufweist.
Schlangen im Garten. Diesmal ist die Handlung ...

Stefanie vor Schulte, die mit ihrem Debüt Der Junge mit dem schwarzen Hahn so aufgefallen war, hat einen neuen Roman, der wieder einen besonderen Stil aufweist.
Schlangen im Garten. Diesmal ist die Handlung in der Gegenwart angelegt.
Es geht um eine Familie, in der die Mutter verstorben ist. Der Vater wird von Trauer überwältigt.
Die Familie tut sich schwer damit, mit dem Verlust umzugehen.
Das betrifft auch die Kinder. Linne prügelt sich auf dem Schulhof, Micha hat Weinanfälle. Der schon ältere Steve tröstet ihn.
Das Verhältnis zwischen den Geschwistern ist herzlich.
Stefanie vor Schulte streut ein paar Element mit ein, die an magischen Realismus erinnern.

Trauer in der Familie ist kein einfaches Thema. Daher ist Stefanie vor Schultes Leistung bei diesem Roman nicht gering zu schätzen.
Die Absurditäten der Handlung sind aber auch nicht einfach mit realistischem in Einklang zu bringen.

Veröffentlicht am 18.08.2022

Die Welt eiens Verlags

The Other Black Girl
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Die 26jährige Nella ist Editorin bei einem Verlag und dort ist sie die einzige Schwester, d.h. bis die selbstbewusste Hazel kommt. Das bringt Nella ganz schön durcheinander.

Die Passagen über das Verlagswesen ...

Die 26jährige Nella ist Editorin bei einem Verlag und dort ist sie die einzige Schwester, d.h. bis die selbstbewusste Hazel kommt. Das bringt Nella ganz schön durcheinander.

Die Passagen über das Verlagswesen und was sich dort alles abspielt haben mich sehr interessiert. Zum Beispiel auch, wie mit Autoren die Buchentwürfe diskutiert werden. Da können leicht Eitelkeiten gekränkt werden.

Mir gefällt außerdem, dass die US-amerikanische Autorin Zakiya Dalila Harris mit diesem Buch nachhaltig Stereotype in Frage stellt. Der Umgang mit Diversität kann auch zur Formel werden.
Sie hat offenbar selbst einige Erfahrungen in der Branche. Da beginnt man schon zu überlegen.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich der Roman, nachdem ich den Anfang so großartig fand, irgendwann doch ermüdete. Er hätte für meinen Geschmack gestraffter sein dürfen. Vielleicht ist das Buch auch etwas zu amerikanisch.

Ich gebe 3,5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 18.08.2022

Unterhaltungsroman mit Niveau

Scones zum Frühstück
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Alexandra Zöbeli beweist mit Scones zum Frühstück wie schon Der Pub zur guten Hoffnung abermals, dass gute Unterhaltung nicht flach sein muss.
Führende Hauptfigur ist ein Mann, was ja bei Büchern des ...



Alexandra Zöbeli beweist mit Scones zum Frühstück wie schon Der Pub zur guten Hoffnung abermals, dass gute Unterhaltung nicht flach sein muss.
Führende Hauptfigur ist ein Mann, was ja bei Büchern des Romance-Genres nicht alltäglich ist.
Mit dem Koch Max steht originellerweise das Sujet Gastronomie im
Vordergrund. Nach einem leichten Herzinfarkt muss Max zudem noch sein Gourmet-Restaurant schließen.
Max beschließt einen Neuanfang! Als Leser ist man dicht bei seinen Gedanken und Gefühlen.
Er reist dann mit Hund nach Schottland, um da eine Kantine zu leiten. Für Schottland-Fans dürfte der Roman auf jeden Fall interessant sein.
Mit viel Ambitionen und Mitgefühl widmet Max sich den Kids, die bei ihm essen, zum Beispiel auch um die magersüchtige Cassy.
Max ist ein Garant für gutes Essen.

Die zweite Schlüsselfigur des Romans ist Robin, die einen schweren Verlust erlitten hatte.

Das Buch glänzt durch eine gute Story, die nie langweilig wird und liebenswerten Figuren, die man gerne durch den Roman begleitet.

Veröffentlicht am 18.08.2022

zahme Dystopie

Auf See
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Die Schriftstellerin Theresia Enzensberger ist die Tochter des berühmten Hans Magnus Enzensberger, aber natürlich schreibt sie ganz anders.
Auf See ist ihr zweiter Roman und behandelt trotz einer dystopischen ...

Die Schriftstellerin Theresia Enzensberger ist die Tochter des berühmten Hans Magnus Enzensberger, aber natürlich schreibt sie ganz anders.
Auf See ist ihr zweiter Roman und behandelt trotz einer dystopischen Ausgangssituation offenbar einige gesellschaftsrelevante Elemente.
Die Kapitel wechseln zwischen der siebzehnjährigen Yada, die auf einer schwimmenden Stad in der Ostsee lebt und der exzentrischen Künstlerin Helena. Dazwischengeschaltet ist manchmal noch das Archiv.
Diese Archiv-Passagen beinhalten Informationsfluten, die den Leser ersschlagen können. Da wäre weniger mehr gewesen.

Je weiter der Roman fortschreitet, umso mehr verdichtet die Handlung sich, erst Recht ab dem Abschnitt der mit Yada und Helena überschrieben ist.
Theresia Enzensberger kann schreiben, aber dennoch wurde mir nicht klar, worauf sie eigentlich hinauswollte. Vom Ende hätte ich mehr erwartet.

Veröffentlicht am 18.08.2022

Starkes Mutterporträt

Lügen über meine Mutter
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Daniela Dröscher entwirft in ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“
ein Bild des Familienlebens in den Achtziger Jahren. Es ist eine Familie der unteren Mittelschicht. Das Zeitbild halte ich für sehr realistisch.

Die ...

Daniela Dröscher entwirft in ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“
ein Bild des Familienlebens in den Achtziger Jahren. Es ist eine Familie der unteren Mittelschicht. Das Zeitbild halte ich für sehr realistisch.

Die Fixierung auf die Gewichtsfrage der Mutter sehe ich vor allen als Metapher,an der exemplarisch Identitätsbilder und Verhaltensweisen gezeigt werden.

Die Erzählperspektive ist die der Tochter als Kind. Da die Autorin 1977 geboren ist, sind manche Beobachtungen möglicherweise autobiografisch erfahren. Dazu passen auch einige analytische Einschübe der erwachsenen Erzählerin.
Während der kleinbürgerliche Vater ziemlich schlecht wegkommt, ist das Mutterporträt großartig.
Nach der Geburt ihrer Kinder legt die Mutter an Gewicht zu, während sie vorher schlank war. Der Vater wirft ihr dieses Aspekt kontinuierlich vor und nimmt ihr das Selbstbewusstsein. Auch Arbeiten gehen kann sie in der Zeit zunächst nicht mehr, obwohl sie vorher so viel beigetragen hat.Aber sie fängt sich, bildet sich sogar weiter und hilft vielen. Mehrere kleine Familiendramen folgen.

Einige weitere der stärksten Momente sind die, wie sie das Verhalten der Eltern empfindet und andere Momente der Begegnung, z.B. mit dem nachbarlichen Pflegekind Jessy.

Stark sind auch die Dialoge, bei der manche der Figuren gelegentlich sogar in einen rheinischen Dialekt verfallen.

Der Romantitel lässt mich an John Burnsides Lügen über meine Vater denken. Ein Buch, dass thematisch ähnlich angelegt ist, sprachlich natürlich ganz anders. Aber bei beiden Büchern fragt man sich als Leser, was sind die Lügen? Das hält die Aufmerksamkeit das ganze Buch lang hoch.