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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2023

Das Erbe des deutschen Papstes für die Kirche und die Welt

Benedikts Vermächtnis
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Benedikts Vermächtnis ist das erste Buch über Papst Benedikt nach seinem Tod und es ist von seinem langjährigen Biografen Peter Seewald verfasst, der weiß wie man schreibt.
Es ist in keinster Weise kritisch, ...

Benedikts Vermächtnis ist das erste Buch über Papst Benedikt nach seinem Tod und es ist von seinem langjährigen Biografen Peter Seewald verfasst, der weiß wie man schreibt.
Es ist in keinster Weise kritisch, nicht die Spur einer Abrechnung mit Ratzingers katastrophalen Fehlern. Das sollte man zum jetzigen Zeitpunkt nicht erwarten. Das Buch zeigt Joseph Ratzingers Leben. Sein Aufwachsen in Bayern, der Kriegsbeginn. Sein Vater ein Nazigegner. Ratzinger wurde im Krieg Luftwaffenhelfer, kommt schließlich ins Kriegsgefangenschaft.
1951 wird er Priester.
Diese frühen Passagen über das Leben des deutschen Papstes haben mich sehr interessiert.

Zu dem Autor Peter Seewald fasst man schnell Vertrauen, da er ein so langer Kenner Benedikts war und er schreibt souverän.
In der Mitte des Buches verzettelt er sich einseitig in die Auseinandersetzungen Hans Küngs mit Ratzinger, doch die Beschreibungen der Verbindung Ratzingers mit Karol Wojtyła überzeugen. Später wird etwas sehr versucht, Benedikts angekratzten Ruf rein zu waschen.

Eigentlich gibt es, denke ich, einen Konsens darüber, dass Ratzinger ein Hardlliner und als Benedikt IVI der schwächste Papst seit Jahrzehnten war.
Aber unsympathisch war er nicht.
Und dieses Buch war alles andere als langweilig!

Veröffentlicht am 31.01.2023

you're gonna make it after all

Cosmopolitan – Die Zeit der Frauen
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Helen Gurley Brown war eine bekannte amerikanische Autorin und Herausgeberin des Cosmopolitan. Sie war eine Ikone ihrer Zeit und prägte den Zeitgeist Mitte der sechziger Jahre entscheidend mit.
Dieser ...

Helen Gurley Brown war eine bekannte amerikanische Autorin und Herausgeberin des Cosmopolitan. Sie war eine Ikone ihrer Zeit und prägte den Zeitgeist Mitte der sechziger Jahre entscheidend mit.
Dieser Roman ist ein Porträt von ihr und von dieser entscheidenden Zeit.
Geschickterweise wird die Geschichte von einer Frau erzählt, die ihre Assistentin war. Die junge Alice ist 1965 nach New York gekommen, um Fotografin zu werden, landet aber aber bei Helen als Sekretärin. Bei ihr musste ich an die Hauptfigur der Serie Mary Tyler Moore denken.

Es wird in einem gut zu lesenden Stil erzählt.
Es wird auch klar, dass es keine einfache Aufgabe war, den Cosmopolitan so zu entwickeln, wie es Helen Gurley Brown tat. Durch sie wird es eine Zeit der Frauen.
Renée Rosen lässt einen in diese Zeit des Wandels eintauchen.

Veröffentlicht am 26.01.2023

Das Flair Italiens der siebziger Jahre

Die Frau in den Bäumen
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Am Anfang kann die Figurenkonstellation irritieren. Die Protagonistin Anna fährt mit ihrem Freund Leo in die Ferien nach Italien. Da gibt es dann den guten Freund Robert und den jungen Geliebten Matteo. ...

Am Anfang kann die Figurenkonstellation irritieren. Die Protagonistin Anna fährt mit ihrem Freund Leo in die Ferien nach Italien. Da gibt es dann den guten Freund Robert und den jungen Geliebten Matteo. Mit der Zeit liest man sich ein.

Was mich überzeugt ist weniger der Plot an sich als die Gedanken der Protagonistin, die ein Faible für alte Filme, Thomas Mann, Beethoven hat. Sie ist eine interessante Persönlichkeit, steht aber in einer Situation zwischen mehreren Männern und scheint sich nicht entscheiden zu können.

Der Roman schöpft seine Atmosphäre aus dem Italienflair der siebziger Jahre und ist unbedingt lesenswert.

Veröffentlicht am 26.01.2023

Die Wohnung und sieben Geschichten

Die schmutzige Frau
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Eine Frau lebt alleine in einer Wohnung und schreibt. Ihr Mann besucht sie gelegentlich.

Annette Pehnt zeigt in ihrem Roman Die schmutzige Frau einen Zustand der Isolation und den Endzustand einer Beziehung.
Sie ...

Eine Frau lebt alleine in einer Wohnung und schreibt. Ihr Mann besucht sie gelegentlich.

Annette Pehnt zeigt in ihrem Roman Die schmutzige Frau einen Zustand der Isolation und den Endzustand einer Beziehung.
Sie nutzt dazu eigenwillige sprachliche Mittel und streut zwischen dieser Zustandsbeschreibung mehrere kleine Geschichten.

Auffällig am Buch ist auch das gemalte Cover, dass eine Frau von hinten auf einem Balkon zeigt. Das vermittel schon eine gewisse Nachdenklichkeit, die dann auch im Text zu finden ist.

Veröffentlicht am 25.01.2023

Gespräch über relevante Themen

Gespräch über Kunst und Politik
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Das Buch „Gespräch über Kunst und Politik“ finde ich sehr interessant.
Es wird geführt zwischen dem Filmemacher Ken Loach und dem Schriftsteller Eduard Louis. Beide schätze ich politisch als links ein. ...

Das Buch „Gespräch über Kunst und Politik“ finde ich sehr interessant.
Es wird geführt zwischen dem Filmemacher Ken Loach und dem Schriftsteller Eduard Louis. Beide schätze ich politisch als links ein. Ein dritter Gesprächspartner, der vielleicht eher konservativ ist, hätte das Gespräch intensivieren können.
So sind meinem Eindruck nach, die Abschnitte mit Fragen an beide Kunstschaffenden das spannendste.
Ken Loach antwortet meist sehr überlegt und abgeklärt, Louis radikaler.
Es werden viele gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch relevante Punkte thematisiert.
Auch welche, über die nicht viel gesprochen wird. Deshalb ist es ein wichtiges Buch.

Auf jeden Fall bekommt man auch Lust, mal wieder einen Film von Ken Loach zu sehen und weitere Bücher von Eduard Louis zu lesen.