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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2022

Das unerwartete Ende einer Affäre

Verheizte Herzen
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Der Roman ist in Versform gefasst und vermittelt die Gedanken der Protagonistin Ana, die Anwältin und heimliche Geliebte des verheirateten Connor war.
Sie ist selbst verheiratet mit Kindern. Jetzt ist ...

Der Roman ist in Versform gefasst und vermittelt die Gedanken der Protagonistin Ana, die Anwältin und heimliche Geliebte des verheirateten Connor war.
Sie ist selbst verheiratet mit Kindern. Jetzt ist Connor überraschend verstorben und Ana muss für Connors Ehefrau Rebecca den Nachlaß regeln.
Der Erzählton ist durch Anas Zustand geprägt. Nach außen darf sie sich nichts anmerken lassen, doch innerlich ist sie schwer getroffen.
Dazu passt auch das fragmentarische dieses Textes.

Der deutsche Titel Verheizte Herzen klingt merkwürdig. Vielleicht hätte man den Originaltitel Here ist the Beehive, der von einem Kinderlied abgeleitet ist, auch anders übersetzen können.

Anas Emotionen werden spürbar.
Kein schlechtes Buch, von mittlerer Relevanz.

Veröffentlicht am 03.05.2022

Lebensgeschichten

Die sieben Schalen des Zorns
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Die sieben Schalen des Zorns ist ein packender Roman mit wichtigem Thema: Sterbehilfe und strafrechtliche Verfolgung
Der Arzt Max Keller hat bei seiner schwerkranken Tante Sterbehilfe geleistet und wird ...



Die sieben Schalen des Zorns ist ein packender Roman mit wichtigem Thema: Sterbehilfe und strafrechtliche Verfolgung
Der Arzt Max Keller hat bei seiner schwerkranken Tante Sterbehilfe geleistet und wird jetzt dafür angeklagt.
Eine weitere wichtige Figur ist der Staatsanwalt Jonas, der mit Max privat befreundet und aufgrund gemeinsamer Ereignisse aus der Vergangenheit miteinander verbunden ist. Dann gibt es auch noch Agnes, die Max seit seiner Kindheit kennt.

Man merkt dem Schriftsteller Markus Thiele an, dass er auch Rechtsanwalt ist und die Abläufe bei rechtlichen Dingen und Gerichtverfahren gut kennt. Alles ist sehr glaubhaft geschildert.
Geschickt setzt Thiele zwischendurch viele, lange Rückblicke ein, z.B. die recht harte Kindheit und Jugend des Arztes und über die Freundschaft zwischen Max und Jonas.
Auch die psychologische Seite des Buches wird nachvollziehbar. Das ist manchmal aufgrund des wehmütigen Tons schmerzhaft zu lesen. Der Text ist streckenweise wirklich düster, aber auch spannend wie ein Thriller. Es gibt auch sehr langsam erzählte Passagen. Markus Thiele nimmt sich Zeit für die Entwicklung der Geschichte.

Es werden praktisch ganze Lebensgeschichten erzählt. Das ist ziemlich beeindruckend.

Fazit: ein geschickt gemachter, dichter Roman.

Veröffentlicht am 26.04.2022

lesenswert

Nachtschwärmerin
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Die amerikanische Schriftstellerin Leila Mottley hat einen interessanten Debütroman vorgelegt, der in Oakland handelt.
Die Protagonistin ist 17 Jahre alt, schwarz,, lebt mit ihrem Bruder Marcus alleine ...

Die amerikanische Schriftstellerin Leila Mottley hat einen interessanten Debütroman vorgelegt, der in Oakland handelt.
Die Protagonistin ist 17 Jahre alt, schwarz,, lebt mit ihrem Bruder Marcus alleine und sieht sich gezwungen, aus Geldnot als Prostituierte tätig zu werden. Dann wird sie ausgerechnet von der Polizei genötigt.
Sensibel erzählt, entzieht sich der Roman jedem voyeuristischen Blick und beweist auch damit Qualität.
Das heißt nicht, dass der Roman nicht absolut realistisch wirkt.
Als Nebenfigur gibt es auch noch den Nachbarsjungen Trevor.

Auffällig ist die Haltung des Romans. Es geht nicht darum, die Psyche der Polizisten zu ergründen und auch die Protagonistin gibt sich lange verschlossen. Schließlich geht es sogar vor Gericht.

Für mich strahlt der Roman große Glaubwürdigkeit aus.

Abschließende Bemerkung:
Übersetzt wurde der Roman von Yasemin Dinçer, die in letzter zeit schon öfter mit diversen Titeln überzeugt hat. Das soll nicht unerwähnt bleiben.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Literatur aus Japan

Das Leben eines Anderen
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Japanische Literatur interessiert mich sehr, oft ist sie aber auch von einer gewissen Zurückhaltung im Ausdruck geprägt.
Auf „Das Leben eines anderen“ von Keiichiro Hirano trifft das zu. Auf der Oberfläche ...

Japanische Literatur interessiert mich sehr, oft ist sie aber auch von einer gewissen Zurückhaltung im Ausdruck geprägt.
Auf „Das Leben eines anderen“ von Keiichiro Hirano trifft das zu. Auf der Oberfläche gesehen herrscht eine Sachlichkeit vor, das man glauben könnte, man lese einen nüchteren Bericht über den Vorffall eines Identiätstausch.
Etwas genauer betrachtet ist der Roman aber keinesfalls emottionslos, das wird sensibel über die Figuren gesteuert.
Da ist z.B. Rie, die schon viel Pech hatte und deren Ehemann plötzlich verstorben ist und dann stellt sich noch heraus, dass er nicht der war, für den er sich ausgegeben hatte.
Der Rechtsanwalt Kido Akira untersucht für sie die Sache und macht sich auf die Suche nach Mister X.
Kido ist die zentrale Hauptfigur. Er ist ein ruhiger Mann, ein Japaner von koreanischer Abstammung in dritter Generation.
Man erfährt auch eine ganze Menge vom Leben der japanischen Gesellschaft.
Dazu gehört zum Beispiel die Identitätsfrage der Zainichi, also der kroeanischen Minderheit in Japan und deren Diskreminierung durch die extreme Rechte.

Für mich ist das Entwerfen der Figuren eine große Stärke des Autoren, von dem ich gerne noch weitere Bücher lesen würde.

Veröffentlicht am 15.04.2022

Maseratis Geheimnisse

Schallplattensommer
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Alina Bronskys Romane haben immer ein gewisses Niveau und das gilt auch für ihr neues Buch Schallplattensommer.
Es erinnert mich leicht an Bronskys erstes Werk Scherbenpark.
Wieder steht ein Mädchen im ...

Alina Bronskys Romane haben immer ein gewisses Niveau und das gilt auch für ihr neues Buch Schallplattensommer.
Es erinnert mich leicht an Bronskys erstes Werk Scherbenpark.
Wieder steht ein Mädchen im Vordergrund, das zwar unabhängig und eigenwillig, aber noch minderjährig ist. Maserati. Sie ist ein starker Charakter, aber sie hat auch Probleme. Nicht alles enthüllt sich gleich. Geschehnisse der Vergangenheit werden dem Leser erst nach und nach bekannt.
Thematisch scheint mir der Roman leicht überfrachtet, so wird auch nicht alles aufgelöst. Das ist mir aber auch ganz Recht so. Ein Autor muss den Lesern nicht alles abnehmen.
Was das Buch auf jeden Fall auszeichnet ist Atmosphäre, die sich zum Teil auch aus den geheimnissen ergibt, zum Beispiel das Plattencover, auf dem Maseratis Gesicht zu sehen ist und natürlich die familiäre Situation mit der Mutter, die fehlt und dann gibt es auch noch einen kleinen Bruder. Aber Maserati lebt mit ihrer Großmutter, die zwar eine gute Köchin, aber auch leicht durcheinander ist.
Fast würde ich mir eine Fortsetzung wünschen, aber besser man lässt den Roman so stehen, wie er ist.
Und doch freue ich mich schon auf den nächsten Roman von Alina Bronsky.