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Veröffentlicht am 14.01.2022

2 Persönlichkeiten: Christa Wolf – Franz Führmann

Monsieur – wir finden uns wieder
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Dieser interessante Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellergrößen Christa Wolf und Franz Führmann ging von 1968 bis zu Führmanns Tod 1984.
Dabei sind die Briefe nicht besonders literarisch verfasst. ...

Dieser interessante Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellergrößen Christa Wolf und Franz Führmann ging von 1968 bis zu Führmanns Tod 1984.
Dabei sind die Briefe nicht besonders literarisch verfasst. Insbesondere Christa Wolfs Briefe sind etwas bieder, als würde einen Tante Christa einen Brief schreiben. Einige Briefe wirken banal und überwiegend humorbefreit.
Bei ihren Romanen funktionierte ihr sachlicher Erzählton besser.
Führmanns Briefe sind emotionaler, er traut sich auch mal eine kleine Spitze gegen Christa auszusprechen.

Aber lesenswert wird es immer, wenn es um das zeitgeschichtliches geht. Zum Beispiel sind zwischendurch auch Briefe an Obrigkeiten der Diktatur gerichtet, Honecker oder Konrad Wolf
Da beklagen Wolf und Führmann den Umgang mit Schriftstellern und setzen sich z.B. für junge Schriftsteller ein, die verhaftet wurden.
Aber auch bei den privaten Briefen spürt man besonders bei Franz Führmann die Verbitterung und Verzweiflung über den Zustand im DDR-Literaturbetrieb. Manchmal scheint er zu resignieren. Den Bruch mit dem System haben beide aber nie in Betracht gezogen, im Gegensatz zu vielen anderen Schriftstellern, die das Land Richtung Westen verlassen hatten.

Abgerundet wird der Briefwechsel mit einem umfangreichen Anhang mit Anmerkungen und Reden und einem Nachwort von Christa Wolf.

Veröffentlicht am 12.01.2022

Hellas und Junis Reise

Ende in Sicht
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Das Hörbuch ist ca. 6 Stunden lang und ungekürzt. Eine angemessene Länge für diesen Text.
Ronja von Rönnes Stimme ist sicher Geschmackssache, aber ich schätze es generell, wenn Autoren ihre Texte selber ...

Das Hörbuch ist ca. 6 Stunden lang und ungekürzt. Eine angemessene Länge für diesen Text.
Ronja von Rönnes Stimme ist sicher Geschmackssache, aber ich schätze es generell, wenn Autoren ihre Texte selber einlesen. Das erhöht oftmals die Intensität und verrät mehr von den Stimmungen, den die Autorin ihren Figuren mitgibt.

Die 69jährige Hella und die junge Juli wollen sterben, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ihre unfreiwillige Begegnung löst nach einer längeren Annäherungsphase eine gemeinsame Reise aus.
Man kann problemlos lange am Stück zuhören.
Die beiden Protagonisten sind trotz ihrer Probleme sympathisch und mit der Zeit verstehen sie sich trotz ihrer Unterschiede ganz gut. Sie werden ein Team.

Vordergründig wirkt der Plot humorvoll, da Ronja von Rönne mit ihrer Lakonie so einen Ton anklingen lässt. Aber die Themen Krankheit, Tod und Suizidversuch sind ernst genug.

Veröffentlicht am 11.01.2022

Bürger der Freistaaten

Zum Paradies
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Hanya Yanagihara  entwirft eine Alternativwelt.  Das Buch hat drei Teile. Der erste Teil heißt Washington Square und spielt sich im neunzehnten Jahrhundert ab. Man begegnet einem anderen USA mit einer ...

Hanya Yanagihara  entwirft eine Alternativwelt.  Das Buch hat drei Teile. Der erste Teil heißt Washington Square und spielt sich im neunzehnten Jahrhundert ab. Man begegnet einem anderen USA mit einer anderen Gesellschaftsform.
Das ist ziemlich interessant, da es neue Gedankengänge beim Leser auslöst.
Außerdem fällt auf, welch sensible Figuren die Autorin aufbaut. Das trifft schon auf die erste Hauptfigur David Bingham in hohem Masse zu. Es mündet in eine Liebesbeziehung zwischen David und Edward. Auch die Ich-Stimme im dritten Buch ist eine emotionale Figur, aber sie alle sind auch verschlossen.

Stilistisch arbeitet Yanagihara in diesem ersten Abschnitt viel mit Briefen und das funktioniert gut um eine Stimmung der Zeit zu erzeugen.
Der etwas langweilige Teil 2 handelt 1993. Mit Buch 3 kommen wir dann in der Zukunft an. Dies ist der längste Teil.
Die Namen der Figuren ziehen sich durch alle Teile aber es sind nicht dieselben. Das scheint eine Art Rollenspiel zu sein, das bei mir nicht verfängt.

Obwohl zum Paradies ein ambitioniertes Buch ist, würde ich es nicht gleich als Meisterwerk einstufen. Es hat Überlänge,teilweise bleibe ich ratlos, was ich damit anfangen soll. Mein Interesse jedenfalls konnte nicht über den ganzen Umfang gehalten werden und ich verbleibe bei 3,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2022

Tiergarten in Zeiten des Krieges

Die Frauen von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 1)
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In Die Frauen von Schönbrunn bringt Beate Maly ihren angenehmen, geschmeidigen und ansprechenden Stil zur Geltung wie sie es schon seit Die Hebamme von Wien getan hat.

Über den Titel wundere ich mich, ...

In Die Frauen von Schönbrunn bringt Beate Maly ihren angenehmen, geschmeidigen und ansprechenden Stil zur Geltung wie sie es schon seit Die Hebamme von Wien getan hat.

Über den Titel wundere ich mich, denn es geht hauptsächlich nur um eine Frau: Emma, die gerne Tierärztin werden möchte, aber die sind in Wien 1914 noch nicht zugelassen. So arbeitet sie als Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunns,
Es ist die Zeit zwischen 1914 und 1918, also der erste Weltkrieg. Verletzt kehrt dort der Tierarzt Julius zurück.
Julius ist von Kriegserlebnisse schwer mitgenommen. Doch er lebt auf, als er Emmas Engagement für die Tiere miterlebt.
Der Untertitel "Ein Leben für das Wohl der Tiere" ist zutreffend.

Der Roman schafft es, die Stimmung der Zivilbevölkerung während des Krieges zu zeigen. Dazu gehören Verluste und Hunger. Auch für die Tiere ist wenig da. Eine harte Zeit. Ich zweifle nicht daran, dass die Menschen und Tiere viel leiden mussten.
Aber es ist dennoch ein packender Roman, da er so mitfühlend geschrieben ist umd zwei so liebenswerte Hauptfiguren hat. Es ist zu begrüßen, dass die Schönbrunn-Saga nächstes Jahr fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 29.12.2021

Die Zeit der Motte

Misfits
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Misfits ist zwar kein Roman, aber doch erzählend gestaltet. Außerdem ist es sehr autobiografisch.
Das Buch ist zwar seitenmäßig relativ kurz, aber so ökonomisch geschrieben, dass dennoch viel mitgeteilt ...

Misfits ist zwar kein Roman, aber doch erzählend gestaltet. Außerdem ist es sehr autobiografisch.
Das Buch ist zwar seitenmäßig relativ kurz, aber so ökonomisch geschrieben, dass dennoch viel mitgeteilt wird.
Diese Form ist logisch, denn das Herstück des Bucches entspricht einer Rede, die Michaela Coel in Edinburgh gehalten.
Ergänzt wird die Rede durch eine Einleitung und einen Epilog.

Anfangs gibt es gut gemachte Passagen über Michaelas Kundheit und Jugend. Sie wuch als einziges schwarzes Mädchen in einer weißen Gegend auf und wurde mit Rassismus konfrontiert.
Sie erzählt das so, dass es nachvollziehbar wird. Überhaupt erzeugt das Buch Empathie.
Später liegt der Schwerpunkt auf der Fernsehbranche. Michaela Coel gelang es mit ihrer eigene Idee erst ein Stück und dann daraus eine Fernsehserie zu realisieren.
Ich kannte diese und auch ihre zweite Serie nicht, denke aber, dass ich sie bald einmal sehen werde.