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Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Reise

Issa
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Mirrianne Mahn ist eine deutsche Autorin mit Wurzeln aus Kamerun, und da die Romanhandlung überwiegend in Afrika liegt, kann man von afrikanischer Literatur sprechen.
Issa, Anfang 20, ist schwanger und ...

Mirrianne Mahn ist eine deutsche Autorin mit Wurzeln aus Kamerun, und da die Romanhandlung überwiegend in Afrika liegt, kann man von afrikanischer Literatur sprechen.
Issa, Anfang 20, ist schwanger und wird von ihrer Mutter in die alte Heimat geschickt, um da die Traditionen für schwangere, kamerunische Frauen zu durchlaufen.
Mich interessierte zum einen, wie es für Issa in Douala läuft, wo ihre Verwandten leben. Dabei sind es vor allen die Frauen, die hier eine Rolle spielen, auch ihre Großmutter und ihre Urgroßmutter.
Zum anderen fand ich Issas Erinnerungen an ihre Kindheit/Jugend spannend, an die sie sich erinnert. In Hunsrück hatte sie es als Person of Color nicht leicht, aber auch Kamerun ist ihr fremdgeworden. Zu schwarz für das deutsche Dorf, in Afrika als Heimkehrerin fast nicht mehr als eine Touristin. Die Autorin vermittelt Issa Gefühle, es ist ein intensives Buch.
Erwähnenswert sind aber auch die Kapitel zwischen der Issa-Handlung, in der die Geschichte ihrer Vorfahren ab 1902 erzählt werden. Diese Kapitel kommen der Gegenwart immer näher, bis schließlich 1985 sogar gezeigt wird, wie Issas Mutter sich für das Auswandern nach Deutschland entschieden hatte.
Für Issa erweist sich ihre Reise schließlich als Selbstfindung und es verbinden sich für sie die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft, als dann ihr Kind geboren wird.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Familie

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Mit Wir sitzen im Dickicht und weinen kann man die österreichische Schriftstellerin Felicitas Prokopetz entdecken.
Ihr Roman ist eine komplex aufgebaute Familiengeschichte, die schließlich sogar mehrere ...

Mit Wir sitzen im Dickicht und weinen kann man die österreichische Schriftstellerin Felicitas Prokopetz entdecken.
Ihr Roman ist eine komplex aufgebaute Familiengeschichte, die schließlich sogar mehrere Generationen abdecken.
Es beginnt zunächst mit Valerie, die alleinerziehend sehr auf ihren 16jährigen Sohn Toby fixiert ist, bis ihre eigene Mutter Christina an Krebes erkrankt und sie auch braucht.
Mich hat die Sensibilität der Hauptfigur beeindruckt, da ist aber auch eine unterdrückte Wut vorhanden.
Geschickt flicht die Autorin noch die Geschichten von Valerie Großeltern mit ein und auch die ihrer Eltern. Das verlangt dem Leser einiges ab, da man die Figuren nicht immer sofort zuordnen kann. Doch auch Martha, Charlotte, Roman sind interessante Figuren und die Verästelungen zwischen ihnen werden allmählich klar.
Der Roman zeigt einige Konflikte und wie sie sich auswirken.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht

Sommerhaus am See
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Sommerhaus am See ist ein nicht untypischer US-Amerikanischer Familienroman.
Die Familie Starling besteht aus den erwachsenen Brüdern Michael und Thad, ihren jeweiligen Partnern Diane und Jack sowie ihren ...

Sommerhaus am See ist ein nicht untypischer US-Amerikanischer Familienroman.
Die Familie Starling besteht aus den erwachsenen Brüdern Michael und Thad, ihren jeweiligen Partnern Diane und Jack sowie ihren Eltern Lisa und Richard.
Jeder von ihnen hat an irgendetwas zu tragen, Probleme, die verheimlicht werden.
Lisa leidet noch immer an dem Tod ihres ein Monat alten Babys, obwohl das Jahrzehnte her ist. Richard hat Lisa betrogen und fürchtet entdeckt zu werden.
Michael ist Trinker und konservativ, während sein Bruder Thad homosexuell ist und in einer offenen Beziehung mit dem jüngeren Jack lebt.
Michaels Frau Diane ist schwanger, aber Michael glaubt, dass sie sich kein Baby leisten können.
Das ist schon viel Stoff, wird vom Autor David James Poissant aber gut unter einen Hut gebracht.

Das erste Kapitel ist außergewöhnlich. Es ist ganz und gar aus der Perspektive des verkaterten Michaels geschildert ist. Er beobachtet, wie ein kleiner Junge von einem Boot fällt und er kann ihn nicht retten. Dieses Kapitel ist sehr intensiv. Später wird der Stil entspannter. Aber immer wieder brechen die familiären Konflikte auf.

In der Summe ist das ein Abbild der US-Amerikanischen Mittelschicht mit vielen ihrer relevanten Problemen. Das so zu zeigen, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Familienporträt

Leuchtfeuer
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Ein Roman über eine Familie, der zeigt, wie ein einziges Ereignis das Leben aller stark beeinflussen und verändern kann.
1985 haben die Geschwister Sarah und Theo als Teenager bei einer Unfallfahrt den ...

Ein Roman über eine Familie, der zeigt, wie ein einziges Ereignis das Leben aller stark beeinflussen und verändern kann.
1985 haben die Geschwister Sarah und Theo als Teenager bei einer Unfallfahrt den Tod einer Freundin verursacht. Das belastet sie ein Leben lang schwer. Auch ihr Vater Ben fühlt sich schuldig, weil er am Unfallort den Tod des Mädchens nicht abwenden konnte und vielleicht sogar etwas falsch machte.
Geschickt lässt Dani Shapiro die Zeiten wechseln. Man springt ständig zwischen den Zeiten vor und zurück. Es geht bis 2020.
Trotz der fehlenden Chronologie kann man als Leser problemlos folgen.
Insgesamt entsteht durch diesen großen Zeitraum und der Vielzahl an Charakteren ein komplexes Bild einer traumatisierten amerikanischen Familie. Flankiert wird das von einer weiteren Familie, den Shenkmans. Ben hat einst bei der Geburt des Sohnes Waldo geholfen. Auch sie verbindet daher etwas.
Dann gibt es noch Bens Frau Mimi, die früh an Demenz erkrankt.
Dass die Familie das frühere Ereignis nie aufgearbeitet hat, führte dazu, dass sie sich nie davon lösen konnten.
Die Figuren sind gut entwickelt. Eine Stärke der Autorin.

Veröffentlicht am 30.03.2024

Porträt einer ungleichen Beziehung

Geordnete Verhältnisse
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Lana Lux hat mit Geordnete Verhältnisse ein intensives Porträt einer Beziehung geschaffen. Es wird abwechselnd von Philipp und Faina erzählt und jede der beiden Figuren haben ihren eigenen Erzählstimmen ...

Lana Lux hat mit Geordnete Verhältnisse ein intensives Porträt einer Beziehung geschaffen. Es wird abwechselnd von Philipp und Faina erzählt und jede der beiden Figuren haben ihren eigenen Erzählstimmen und eigenen Ton. Das hat die Autorin geschickt zusammengefügt.
Sie lernten sich als Kinder kennen, als Faina als ukrainisches Flüchtlingskind in die deutsche Schule kommt und sich mit dem eigenbrötlerischen Außenseiter Philipp anfreundet. Diese Schülerfreundschaft hat noch etwas positives, sie profitieren beiden davon. Freundschaft ist wichtig, kann aber auch schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Nach längerer Trennung kehrt Faina zurück und befindet sich in einer schwierigen Lage. Das Studium geschmissen, verschuldet und schwanger. Da wendet sie sich an Philipp um Hilfe. Wegen dem Baby zieht zu ihm, doch Philip droht immer öfter, die Kontrolle über sich zu verlieren. Es spitzt sich allmählich alles zu.
Das ist schmerzhaft zu lesen, da man doch nahe bei den Figuren ist.
Lana Lux bleibt konsequent und verzichtet nicht auf die Eskalation.