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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Rasante Fahrt

Dein Taxi ist da
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Dein Taxi ist da von Prya Guns ist ein Debütroman. Er fällt zunächst wegen dem genialen Cover auf. Damit ragt das Buch auf jeden Büchertisch heraus.
Der Roman ist vielleicht nicht perfekt, ich halte ihn ...

Dein Taxi ist da von Prya Guns ist ein Debütroman. Er fällt zunächst wegen dem genialen Cover auf. Damit ragt das Buch auf jeden Büchertisch heraus.
Der Roman ist vielleicht nicht perfekt, ich halte ihn zum Beispiel thematisch überfrachtet. Aber irgendwie passt das auch, denn die Hauptfigur Damani ist eine Taxifahrerin und sie sieht viel auf ihren Fahrten. Sie hat die unterschiedlichsten Fahrgäste. Das pralle Leben.
Was der Autorin wirklich bemerkenswert gelingt, ist es, eine Stimme zu entwerfen. Damanis Job als Taxifahrerin ist hart und kann auch gefährlich sein. Sie verbringt viel Zeit in ihrem Taxi, befördert viel Fahrgäste und kommt doch kaum über die Runden, zumal sie sich auch noch um ihre Mutter kümmern muss.
Dann trifft sie Jolene, aber das wird eine toxische Beziehung.
Leider wird nie verraten, in welcher Stadt sich die Handlung abspielt.
Damani ist tough. Ihre Gedanken bestimmen den ganzen Roman.

Veröffentlicht am 22.03.2023

Das Verschwinden

Melody
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Suter schreibt routiniert wie immer.
Der Plot ist vielversprechend angelegt. Ein juristischer Berufsanfänger namens Tom wird Nachlassverwalter bei dem todkranken 84jährige Dr. Peter Stolz.
Mir hat ganz ...

Suter schreibt routiniert wie immer.
Der Plot ist vielversprechend angelegt. Ein juristischer Berufsanfänger namens Tom wird Nachlassverwalter bei dem todkranken 84jährige Dr. Peter Stolz.
Mir hat ganz gut gefallen, wie Martin Suter zwei Erzählebenen anlegt. Dr,Stolz erzählt Tom, wie er vor 40 Jahren eine junge Frau mit dem Namen Melody kennen und lieben gelernt hatte. Melody stammt aus Marokko und so gibt es bei dem Paar kulturelle Unterschiede. Dann verschwindet Melody spurlos.

Die Vergangenheitsgeschichte fand ich zunächst besser als den Gegenwartspart, aber vielleicht hätte man auch mehr daraus machen können.
Die Handlung um Tom empfand ich anfangs als schwach, aber im zweiten Teil wird es besser. Eine Verfilmung könnte ich mir gut vorstellen.

Man bekommt mit Melody einen Suter wie gewohnt. Rasend spannend ist das Buch nicht, aber doch unterhaltsam genug.

Veröffentlicht am 19.03.2023

Chiara und Jonas

Straßenmusik
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Der beim Picus-Verlag erschienene Roman Strassenmusik ist ein besonderes Buch, da es dem Autor Markus Behr gelingt, seinem Text eine große Leichtigkeit zu geben. Das jemand so locker, so unverkrampft ...



Der beim Picus-Verlag erschienene Roman Strassenmusik ist ein besonderes Buch, da es dem Autor Markus Behr gelingt, seinem Text eine große Leichtigkeit zu geben. Das jemand so locker, so unverkrampft schreibt ist eine Qualität.
In dem Roman geht es viel um Musik und dem damit verbundenen Lebensgefühl.
Es ist auch ein Buch über Freundschaft. Zwei junge Leute treffen sich in Amsterdam. Chiara spielt auf der Straße Songs mit ihrer Gitarre, die sie kurzfristig verliert. Gefunden wird sie von Jonas, der dann selbst auf ihr spielt. Eine kuriose Situation, aber so verrückt geht es manchmal zu im Leben.
Chiara und Jonas sind ziemlich verschieden. Chiara gibt sich immer cool, während Jonas oft neben sich steht. Er hat auch etwas von einem Pechvogel, zum Beispiel wurde er als Bassist gerade aus der Band Wunderwerk geworfen, als diese beginnt erfolgreich zu werden.
Zusammen mit Chiara spielt er entspannt.
Was mich am Buch am meisten berührte ist, dass es zwei Menschen mit all ihren Möglichkeiten zeigt. Für sie ist noch nicht alles entschieden und das ist beneidenswert.

Veröffentlicht am 14.03.2023

So long, Chester Wheeler

Meilenweit bis ans Ziel
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Catherine Ryan Hyde hat schon viele Romane geschrieben, in der es um Annäherung zwischen den Menschen geht. Das ist ein Hauptthema von ihr.
Im vorliegenden Roman ist es der junge Lewis, der pleite und ...

Catherine Ryan Hyde hat schon viele Romane geschrieben, in der es um Annäherung zwischen den Menschen geht. Das ist ein Hauptthema von ihr.
Im vorliegenden Roman ist es der junge Lewis, der pleite und verlassen ist und daher einwilligt, seinen alten, schwerkranken Nachbarn Chester zu pflegen, obwohl der unausstehlich ist. Ein echter grumpy old man.
Es ist anfangs nicht einfach, doch Chester letzter Wunsch ist, dass Lewis ihn im Wohnmobil nach Arizona fährt. Dort will er ein letztes mal seine Exfrau sprechen.
Auf der Fahrt raufen die ungleichen Männer sich zusammen und es entsteht ein Verstehen.

Das Thema und der Verlauf ist keineswegs neu. In Büchern und Film gab es so was schon oft, aber wenn es gut gemacht ist, funktioniert es doch immer wieder.

Der Roman ist flüssig und spannend zu lesen, wie man es von der Autorin gewohnt ist.

Schließlich schließt man sich als Leser dem Gruß des Originaltitels So long, Chester Wheeler an.

Veröffentlicht am 13.03.2023

Der Große Graue

Dalee
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Dalee von Dennis Gastmann ist nicht nur ein Roman über einen indischen Elefanten sondern auch der einer Zeit und einer Umgebung.
Entscheidend für das Buch ist die Erzählperspektive. Der Icherzähler ist ...

Dalee von Dennis Gastmann ist nicht nur ein Roman über einen indischen Elefanten sondern auch der einer Zeit und einer Umgebung.
Entscheidend für das Buch ist die Erzählperspektive. Der Icherzähler ist ein 11jähriger Junge, der erstaunlich genau beobachtet, was um ihn herum passiert. Seine Liebe gilt dem Elefanten Dalee, der große Graue, der schon 50 Jahre alt ist, und auch seinem Vater, der als Mahut den Elefanten betreut.. Es ist auch eine Familiengeschichte. Eine Familie, die unmittelbar nach Indiens Unabhängigkeit einen Neuanfang sucht.

Der Junge heißt Omvishnu Nihar Anup Shivaraju Ravi Laksman Blachandra, genannt Bellini. Seine jungenhafte lebhaftigkeit und warmherzigkeit überträgt sich auf den text.

Dennis Gastmann erzählt sprachmächtig mit eindrucksvollen Bildern, wie es vielleicht ein indischer Autor auch tun würde.
Gastmann ist ein erfahrener Auslandsreporter, der die Welt bereiste und viel kennt. Daher wirken seine Beschreibungen wirklich glaubwürdig.

Zwar hält Dalee den direkten Vergleich unter den Elefantenbüchern mit Saramagos „Die Reise des Elefanten“ nicht stand, aber das musste man ja auch nicht erwarten und es bleibt ein gutes, emotionales Buch.