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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2021

eine neue Ikone der Literatur

Was fehlt dir
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Die beiden letzten in Deutsch erschienen Bücher von Sigrid Nunez (Der Freund und Sempre Susan) waren faszinierend. Ihh neuer Roman „Was fehlt dir“ ist nicht so einfach fassbar. Nüchtern und sachlich erzählt. ...

Die beiden letzten in Deutsch erschienen Bücher von Sigrid Nunez (Der Freund und Sempre Susan) waren faszinierend. Ihh neuer Roman „Was fehlt dir“ ist nicht so einfach fassbar. Nüchtern und sachlich erzählt. wirft er einen Blick auf die Gesellschaft der zeitgenössischen USA, dazu mit einem leicht ironischen Unterton und überwiegend handlungsarm.

Das die Erzählerin leicht stachelig und schwer greifbar ist, macht aber auch einen Teild es Reizes an dem Roman aus.
Sigrid Nunez ist einmalig darin, einserseits prägnant zu schreiben, andererseits Abschweifungen, z.B. Gedanken über einen Dokumentarfilm oder über die Malerin Carrington, nicht zu scheuen. Außerdem gibt es einige literarische Zitate und Verweise, wie auf David Foster Wallace und Ingeborg Bachmann.

Sigrid Nunez, die einst für Susan Sontag arbeitete, ist inzwsichen selbst auf dem Weg zur erzählerischen Ikone, die ich sogar mit Joan Didion vergleichen würde.

Veröffentlicht am 19.07.2021

Zwischen Berlin und Paris

Revolution morgen 12 Uhr
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Revolution Morgen 12 Uhr ist ein Buch mit einem ungewöhnlichen Titel (der einem Grafitti entspricht, dass der Protagonist am Bahnhof sieht) und es ist auch ein gediegener Roman. Im Jahr 2018 lässt sich ...

Revolution Morgen 12 Uhr ist ein Buch mit einem ungewöhnlichen Titel (der einem Grafitti entspricht, dass der Protagonist am Bahnhof sieht) und es ist auch ein gediegener Roman. Im Jahr 2018 lässt sich der an Deprsssionen sowie an Angst- und Panikattacken leidende Student Sean in eine Berliner Psychiatrie einweisen.

Er ist 24 Jahre alt und vielleicht ist es der große Altersunterschied, dass ich zu der Figur nicht richtig durchdringen kann. Man spürt, dass er sehr sensibel ist. Er hat britische wie französische Wurzeln. Neben Berlin ist Paris sein Sehnsuchtsort.

Ich finde schwer Zugang zu ihm, obwohl ich es mag, dass er sich soviel Gedanken macht. Davon zeigen auch die den Kapiteln vorangestellten Zeilen über jeweils einen Begriff.

Man erfährt ein wenig von seinem Zustand und seinem Klinikaiufenthalt, am meisten aber von seinen Kontakten zu anderen Leuten.
Phasenweise kann das Buch herunterziehen. Das Ende ist positiv, was ich sehr schätze. Aber über das gesamte Punkt gesehen, weiß ich nicht so Recht, was jetzt damit machen. Es lässt mich streckenweise ratlos.
Also kein schlechter Roman, aber für mich auch kein Highlight.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Porträt einer Familie in heutigen Zeiten

Die Wütenden und die Schuldigen
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John von Düffel hat wieder einen Familienroman geschrieben. Stellenweise erinnert er mich an seinen früheren Erfolg Houweland.
Der Roman ist ganz in der Gegenwart angelegt, also auch zu Zeiten von Cotona ...

John von Düffel hat wieder einen Familienroman geschrieben. Stellenweise erinnert er mich an seinen früheren Erfolg Houweland.
Der Roman ist ganz in der Gegenwart angelegt, also auch zu Zeiten von Cotona und Quarantäne.
Die Familie setzt sich zusammen aus Richard, der schwer erkrankt ist, seine Tochter Maria und deren Kinder Jakob und Selma.
Auffällig das fehlen vom Sohn Holger, doch das wird erst gegen Ende thematisiert.
Die Situation ist angespannt, besonders die junge Selma leidet darunter.
Die im Blickpunkt stehenden Figuren wechseln mit den Kapiteln und zeigen so ein Gesamtbild des emotionalen Zustandes einer Familie aus verschiedenen Perspektiven. das ist sehr gut gemacht.
Zwar ist fraglich, wie stellvertretend diese Familie für den Querschnitt der Deutschen sein soll oder kann, aber immerhin hat von Düffel sein Familienporträt kompakt gehalten.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Neuanfang

Sophies Café
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Der Roman erzählt von einer Frau, die jahrelang durch die Ehehölle geht und dann einen Neuianfang wagt.

Zuerst muss hier eine Warnung ausgesprochen werden. Die ersten Seiten sind von erschreckender Brutalität. ...

Der Roman erzählt von einer Frau, die jahrelang durch die Ehehölle geht und dann einen Neuianfang wagt.

Zuerst muss hier eine Warnung ausgesprochen werden. Die ersten Seiten sind von erschreckender Brutalität. Die schwangere Gabriella wird von ihrem gewalttätigen Ehemann so schlimm verprügelt, dass sie sogar das Baby verliert. Das wird ausführlich und detalliert geschicldert und vielleicht kann das nicht jede Leserin oder Leser ertragen.

Erst dann kommen entspanntere Abschnitte. Gabriella nennet sich jetzt Leah. Sie ist nach Rivertown, South Carolina geflüchtet und kommt bei der warmherzigen Sophie unter. Und sie lernt Crowley kennen, der sich für sie interessiert.

Diesen Plotverlauf gab es schon in vielen Büchern und manchmal kommt mir der Verdacht, diese Elemente werden zu kalkuliert eingesetzt.
Es fehlt mir ein psychologischer Unterbau, der eine gewalttätige Situation erläutert.

Was bleibt ist ein routiniert gemachter Roman des Genres, der auf bewährten Kleinstadtcharme, Freundschaft und Liebe setzt. Bewährte Zutaten, die auch hier funktionieren.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Krise

Auszeit
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Es beginnt mit dem Tag, am dem die Protagonistin Henrietta in die Klinik fuhr um abzutreiben. Man spürt sofort, wie diese junge Frau emotional angeschlagen ist. Aber auch ansonsten ist ihr Leben nicht ...

Es beginnt mit dem Tag, am dem die Protagonistin Henrietta in die Klinik fuhr um abzutreiben. Man spürt sofort, wie diese junge Frau emotional angeschlagen ist. Aber auch ansonsten ist ihr Leben nicht in Ordnung. So sitzt sie zum Beispiel schon lange an ihrer Doktorarbeit, die ein obskures Thema hat und kommt nicht voran.
Ihre Freundin Paula ist im Leben, sie ist es nicht und das ist ihr bewusst.
Diese Zustandsbeschreibung ist äußerlich kühl geschildert,
In der äußeren Wahrnehmung ist es manchmal sehr detailliert.
Insgesamt ist es fast wie ein Bericht, in der Henrietta ihre Situation zusamenfasst.

Es gibt einige Rückblicke. Man sieht, wie sich Henriette in den verheirateten Tobias verliebt und von ihm schwanger wird.

Es ist ein moderner Stil im Klagenfurt-Wettbewerb-Sound. Das soll aber nicht negativ gemeint sein, denn damit geht ein sehr genaues Erzählen einher.