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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2022

Gedanken einer Camperin

Maremma
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Anna Maria Stadlers Debütroman Maremma ist bei Jung und Jung erschienen und auf der Shortlist Debüt vertreten.
Es geht um eine Gruppe von Freunden auf einem Campingplatz in Maremma in Italien. Dieses Sumpfgebiet ...

Anna Maria Stadlers Debütroman Maremma ist bei Jung und Jung erschienen und auf der Shortlist Debüt vertreten.
Es geht um eine Gruppe von Freunden auf einem Campingplatz in Maremma in Italien. Dieses Sumpfgebiet prägt das Buch.
Die Erzählerin ist eine Beobachterin und hat einen genauen Blick, auf die Umgebung wie auf die anderen Menschen.
Die Beschreibungen sind teilweise minutiös und erstrecken sich über Tage.
So sehr ich die Formulierungen auch bewundere, fühle ich mich beim Lesen durch sie auch fast erschlagen.

Die aus Salzburg stammende Schriftstellerin Anna Maria Stadler hat eine Sprache, die auffällt. Ich gebe ihr eine gute Chance für den Debüt-Preis.

Veröffentlicht am 15.09.2022

Herr Harald

Dagegen die Elefanten!
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Dagegen die Elefanten ist ein Roman mit einem Porträt eines Mannes: Herr Harald
Er ist nicht mehr ganz jung, arbeitet in der Garderobe einer Oper und ruht ziemlich in sich. Er ist ein Beobachter. Er braucht ...

Dagegen die Elefanten ist ein Roman mit einem Porträt eines Mannes: Herr Harald
Er ist nicht mehr ganz jung, arbeitet in der Garderobe einer Oper und ruht ziemlich in sich. Er ist ein Beobachter. Er braucht für sich aber auch klare Strukturen und Regeln.
Im Buch werden die Monate als Kapitel gefüllt und so zeigt die Schriftstellerin Dagmar Leupold ein Jahr im Leben des Herrn Harald.
Das macht sie geschickt und findet einen entsprechenden Ausdruck. Hinzu kommen gute Beschreibungen der Umgebung, die auch Herr Harald so genau betrachtet.
Es ist erstaunlich, wie packend dass eigentlich so unspektakuläre Buch ist.
Das beim Verlag Jung und Jung erschienene Buch könnte ein Kandidat für die Short List des deutschen Buchpreises 2022 sein.

Veröffentlicht am 14.09.2022

Stoizismus

Bullauge
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Bei Bullauge spielt zwar ein Polizist die Hauptrolle, aber es ist kein Krimi. Der Protagonist Kay Oleander wurde auf einer Demonstration durch einen Flaschenwurf verletzt und verlor ein Auge. Das nimmt ...

Bei Bullauge spielt zwar ein Polizist die Hauptrolle, aber es ist kein Krimi. Der Protagonist Kay Oleander wurde auf einer Demonstration durch einen Flaschenwurf verletzt und verlor ein Auge. Das nimmt ihn mehr mit, als er nach Außen zeigt. Friedrich Ani hat schon oft psychologische Momente herausgearbeitet, bei denen die Protagonisten dennoch ihren Stoizismus bewahrten. So auch hier.
Und das fasziniert mich am, Buch.
Er trifft dann eine Frau, die ebenfalls versehrt ist und die auf der Demo war. Der Verdacht, das sie die Flasche warf ist da, ohne dass es wirklich begründbar ist.
Die beiden finden einen Draht zueinander und die Dialoge des Romans sind wirklich gut, obwohl letztlich die inneren Gedanken bestimmend sind und das prägt das Buch.
Dann im zweiten teil des Romans nimmt die Handlung an Drive auf, es gibt ein paar Szenen voller Action und Überraschungen.

Veröffentlicht am 10.09.2022

Debütroman

Luftpolster
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Luftpolster ist ein beeindruckender Debütroman, da die Autorin ein schwieriges Thema sensibel behandelt.
Die Protagonistin des Romans hat 2 Schwester, die eine und die andere, wie sie sagt. Als die eine ...

Luftpolster ist ein beeindruckender Debütroman, da die Autorin ein schwieriges Thema sensibel behandelt.
Die Protagonistin des Romans hat 2 Schwester, die eine und die andere, wie sie sagt. Als die eine einen Selbstmordversuch unternimmt und in einer psychiatrischen Klinik landet, merkt auch die Erzählerin, dass sie Probleme hat. In Rückblenden erfährt man z.B. von ihrer Bulimie.
Sie geht in eine psychiatrische Tagesklinik und beginnt eine Therapie. In Momenten, die sie mit anderen Patienten verbringt und in Rückblenden erfährt man von ihrem Bewusstseinszustand und wie es sich langsam verändert.
Das ist gut und nachvollziehbar beschrieben. Gewundert hatte ich mich ein wenig über die überwiegende Kleinschreibung aller Wörter, aber gestört hat mich das nicht.
Das Buch ist sprachlich interessant und lesenswert.

Veröffentlicht am 08.09.2022

Roman mit Power

Das leichte Leben
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Thomas Melle, der zuletzt durch ein Buch über die Beastie Boys aufgefallen war, hat mit Das leichte Leben wieder einen mächtigen Roman vorgelegt.
Es ist ein Buch über ein Paar, dass versucht, dem langweiligen ...

Thomas Melle, der zuletzt durch ein Buch über die Beastie Boys aufgefallen war, hat mit Das leichte Leben wieder einen mächtigen Roman vorgelegt.
Es ist ein Buch über ein Paar, dass versucht, dem langweiligen Ehealltag zu entgehen. Kathrin und Jan. er ein Journalist, der zum Boulevard tangiert, sie eine einst ambitionierte Schriftstellerin, die jetzt Aushilfslehrerin ist. Ihre Lebensläufe sind nicht so geworden, wie einst gedacht.
Und dann gibt es noch den jungen Keanu, Freund der Tochter.

Es ist ein provokantes Buch geworden. Nicht unbedingt ein Vergnügen den Eskapaden der Beteiligten zu folgen. Beim ersten Lesegang war ich teilweise abgestoßen. Erst beim zweiten lesen merkte ich, wie gut Thomas Melle die Handlung komponiert hat.

Es werden einige gesellschaftsrelevante heiße Themen angepackt, z.B. auch lange zurückliegender Missbrauch von Jungen in einem Internat.

Melles Schreibe hat Niveau. So einige Passagen haben große Visualität und sind gut in Szene gesetzt. Auch das Ende ist in aller Konsequenz gut gelungen. Was den Roman außerdem in hohem Maße ausmacht, ist seine Energie.