Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2021

Erzählerisch gestaltete Familienbiografie

Viktor
0

Viktor von Judith Fanto ist eine gediegene Familiengeschichte jüdischer Herkunft. Es gibt zwei Handlungsebenen, einen 1914, der andere ca. 70 Jahre später.
Schon das Cover deutet auf das alte Wien hin ...

Viktor von Judith Fanto ist eine gediegene Familiengeschichte jüdischer Herkunft. Es gibt zwei Handlungsebenen, einen 1914, der andere ca. 70 Jahre später.
Schon das Cover deutet auf das alte Wien hin und der Vergangenheitsteil des Romans liest sich teilweise wie ein klassischer Roman, was ich sehr angenehm fand.
Viktor, anfangs noch ein Junge, ist eine gute Hauptfigur, äußerst lebhaft und mitfühlend, auch ein Filou.Aber ist auch jemand, der die Verfolgung der Juden genau beobachtet, sich für andere einsetzt und Widerstand wagt.

Der moderne Handlungsteil liest sich anders. Er ist in den Niederlanden angesiedelt. Geertje beginnt über die Vergangenheit der Familie nachzuforschen. Schon jung liest sie in der Bibliothek Bücher über das jüdische Schicksal und befragt ihre Großeltern über Wien, Mahler und Viktor.
Musik ist in der Familie ein wichtiges Thema. Vielleicht hat das Buch daher auch eine gewisse Musikalität und viele Sätze einen besonderen Ton.
Später als Erwachsene nennt Geertje sich Judith und macht sich ernsthaft auf die Suche. Erstaunlich, wie sie sich hineinsteigert, aber es geht um die Suche nach ihrer Identität und das ist ein längerer Prozess.

Judith Fanto hat mit erzählerischen Mitteln ihre Familienbiografie geschrieben. Daher wirkt die Familiengeschichte stärker als wenn es ein biografisches Sachbuch wäre.

Veröffentlicht am 06.08.2021

Entführt

Eskalation
0

Die Grundidee ist arg konstruiert und so glaube ich, im Ansatz mehr oder weniger von Hollywood entliehen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn man ohne Vorbereitung gleich von Anfang an in eine dramatsiche ...

Die Grundidee ist arg konstruiert und so glaube ich, im Ansatz mehr oder weniger von Hollywood entliehen. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn man ohne Vorbereitung gleich von Anfang an in eine dramatsiche Situation geworfen wird. Das heißt aber nicht, dass der Plot keine Spannung erzeugt.
Durch regelmige Zeitangaben wird ein Tempo vorgelegt, dass Dringlichkeit erzeugt. Eine gewisse Thrillerqualität ist spürbar.
Schon früh im Roman kommt es zum Polizistenmord. Es ermittelt Kommissar Gerd Kaarst, der sich nicht viel von anderen Kommissaren des Genres unterscheidet. Da hätte ich mir mehr Originalität gewünscht.
Die Figuren halte ich für relativ oberflächlich. Das fällt stark auf, da die Autorin dicht an den Figuren erzählt und deren Gedanken beschreibt. Dafür hat sie ein Gespür für dramatische Szenen.
Doch de Auflösung am Ende ist nicht überzeugend.
Fazit: durchwachsen! Starke und mittelmäßige Elemente halten sich die Waage.

Veröffentlicht am 03.08.2021

Leidenschaftlich

Im Dickicht der Fäuste. Vom Boxen
0

Wolf Wondratschek: In Dickicht der Fäuste. Vom Boxen.

Dieser Essayband versammelt Wolf Wonfratscheks Beiträge über das Thema Boxen, dass er sehr oft in einem Vergleich zur Literatur bringt.
Die Reportagen ...

Wolf Wondratschek: In Dickicht der Fäuste. Vom Boxen.

Dieser Essayband versammelt Wolf Wonfratscheks Beiträge über das Thema Boxen, dass er sehr oft in einem Vergleich zur Literatur bringt.
Die Reportagen sind in cronologischer Form sortiert. Bemerkenswert, dass auch Texte von 1980 heute noch so wirkungsvoll sind.
Wondratscheks Leidenschaft für das Boxen ist ansteckend, selbst wenn man wenig Bezug zu diesem Sport hat.
Er geht auch in die Vergangenheit und schreibt z.B. über Jack Johnson, auch über Max Schmeling und erst Recht über Mohammed Ali. Später wird es auch um jüngere Boxer gehen wie Henry Maske, Mike Tyson oder Klitschko.
Ein Abschnitt versammelt Gedichte und Interviews.
Manches ist wirklich spannend und man kann sich kaum losreißen von diesen gelungenen Texten, die gut durchgearbeitet sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2021

Ausgewogenes Erzählungsband

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
0

Rafik Schami hat schon so einige Erzählungsbände geschrieben.
Wie meistens geht es auch in seinem neuen Buch Mein Sternzeichen ist der Regenbogen viel um Syrien und Deutschland sowie dem Leben von Syrer ...

Rafik Schami hat schon so einige Erzählungsbände geschrieben.
Wie meistens geht es auch in seinem neuen Buch Mein Sternzeichen ist der Regenbogen viel um Syrien und Deutschland sowie dem Leben von Syrer in Deustchland, die ihre ehemalige Heimat nicht vergessen können.
Dieses Buch ist aber etwas anders als die früheren Kurzgeschichten, besonders im Ton, der ruhiger, tiefgründiger ist und nicht so sehr auf Pointe setzt und in der zunehmenden Komplexität.
Gut möglich, dass das damit zusammenhängt, dass Rafik Schami älter geworde ist, aber das verhaltenere Erzählen steht ihm.
Noch schärfer ist sein Blick auf die Eigenschaften der Menschen und ihr oft egoistisches Verhalten geworden, die ironie ist eine Spur schärfer als früher.
Das zeigt sich beispielhaft in der Story Salmas Plam, in der ein Geburtstagsfest zur Abrechnung wird.
Es gibt aber auch mildere Geschichten. Manche kürzere Kapitel wirken essayistisch. Oft erfährt man von den Erfahrungen der Menschen.
Das Band ist ausgewogen.

Veröffentlicht am 01.08.2021

verspielt

Dante, Homer und die Köchin. Eine Komödie
0

Dante, Homer und die Köchin ist ein Buch, dass mit literarischen Mitteln spielt.
Homer lebte vermutlich 850 v. Chr., Dante Alighieri im 13.Jahrhundert. Was verbindet sie? Wolf Wondratschek hat da seine ...

Dante, Homer und die Köchin ist ein Buch, dass mit literarischen Mitteln spielt.
Homer lebte vermutlich 850 v. Chr., Dante Alighieri im 13.Jahrhundert. Was verbindet sie? Wolf Wondratschek hat da seine eigenen Ideen, z.B. dass die beiden großen Dichter der Weltliteratur noch leben, und zwar in Italien. Das überrascht und verstört die Öffentlichkeit.
Nicht nur Dante und Homer, hier gute Kumpel, obwohl keine Zeitgenossen, treten hier auf. Ein brillantes Kapitel gehört James Joyce, erzählt von seiner Frau.

Ein ruhender Pol in der Geschichte um Homer und Dante ist die Köchin.
Sie ist Vermieterin und Köchin dieser beiden Männer und kümmert sich hingebungsvoll um sie.

Souverän erzählt Wolf Wondratschek seine fantasievolle, verspielte Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere