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Veröffentlicht am 17.04.2021

Die Erben

Enriettas Vermächtnis
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Die erfolgreiche und vermögende Schriftstellerin Enrietta da Silva ist gestorben. Sie stammte aus Argentinien und wurde in der Schweiz als Autorin bekannt.
Eine unerwartete Erbschaft erwartet den Arzt ...

Die erfolgreiche und vermögende Schriftstellerin Enrietta da Silva ist gestorben. Sie stammte aus Argentinien und wurde in der Schweiz als Autorin bekannt.
Eine unerwartete Erbschaft erwartet den Arzt Emilio Volpe aus Argentinien und er kommt nach Zürich und gerät ins Gespräch mit dem Nachlaßverwalter, der sich wundert, was Emilio mit der Verstorbenen zu tun hatte und warum gerade der einer von 2 Erben wird. Doch Emilio will das Erbe nicht antreten. Die zweite Erbin ist Jana, die wie eine Ziehtochter für Enrietta war. Sie und Emilio freunden sich an.
Aus dieser Konstellation entwickelt die Autorin Sylvia Madsack eine komplexe Geschichte um ein Familiengeheimnis. Die leicht konstruiert wirkende Handlung schreitet nur langsam voran. Geduldige Leser sind gefordert. Mir wäre ein wenig mehr Tempo lieber gewesen. Dafür wird die Handlung für mich mit Zeit interessanter.

Der Roman lebt zum einen von dem Rätsel der Vergangenheit und zum anderen vom Verhältnis der Figuren untereinander. Das spitzt sich zu, als mit Armando ein weiterer möglicher Erbe auftaucht. Eine undurchsichtige, aber charismatische Figur mit zweifelhafter Vergangenheit, der aber eine große anziehende Wirkung auf Jana ausübt.
Alle 3 sind gleichberechtigte Hauptfiguren des Romans, deren Gedanken in sequentieller Reihenfolge gezeigt werden. Das fand ich sehr überzeugend.

Der Roman ist weitgehend auch durch den Schauplatz Zürich (teilweise auch Salzburg) geprägt, aber die Erinnerungspassagen in Argentinien gefallen mir auch gut.

Der Roman ist weniger zeitgenössische Literatur als gut gemachte, ansprechende unterhaltende Belletristik.

Veröffentlicht am 16.04.2021

Freiheitsgrade und ihre Voraussetzungen

Freiheitsgrade
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Das Buch betrachtet den Liberalismus aus verschiedensten Blickwinkel.
Dazu nutzt Christoph Möllers viele kurze Kapitel und den Begriff Freiheitsgrade und den Voraussetzungen dafür. Das halte ich für einen ...

Das Buch betrachtet den Liberalismus aus verschiedensten Blickwinkel.
Dazu nutzt Christoph Möllers viele kurze Kapitel und den Begriff Freiheitsgrade und den Voraussetzungen dafür. Das halte ich für einen guten Einfall.

Die Freiheitsgrade definiert Möllers wie folgt:
1. Freiheit steht Individuen und Gemeinschaften zu
2. Freiheit kann rational gerechtfertigt und willkürlich wahrgenommen werden
3. Freiheit kann im Rahmen einer formalisierten Ordnung und außerhalb dieser wahrgenommen werden

Die Freiheitsgrade haben Voraussetzungen:
Veränderbarkeit setzt Unveränderbarkeit voraus
Freiheit setzt Ungleichheit voraus
Freiheitswahrnehmung bedarf der Aneignung von Entscheidungen

Mit diesem Rüstzeug setzt sich der Autor mit den Mechanismen der Politik auseinander. Das führt am Schluß zu praktischen Ausblicken wie politische Lager, Klimakrise und Freiheitsgrade in der Pandemie.

Das Buch ist umfangreich und man muss nicht alles lesen, aber man findet mit Leichtigkeit viele interessante Kapitel.

Veröffentlicht am 16.04.2021

Die Gedanken einer Bibliothekarin

Wetter
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Wetter ist ein Buch, dass einen Blick auf das gesellschaftliche Klima der USA wirft. Dieser Blick gehört einer eigenwilligen Bibliothekarin. Es wird die ganze Zeit aus ihrer Sicht und ihrem familiären ...



Wetter ist ein Buch, dass einen Blick auf das gesellschaftliche Klima der USA wirft. Dieser Blick gehört einer eigenwilligen Bibliothekarin. Es wird die ganze Zeit aus ihrer Sicht und ihrem familiären Umfeld erzählt. Der Roman ist unkonventionell gemacht. Es gibt durchgehend immer kurze, fragmentarische Textböcke. Dennoch ist Jenny Offills Roman gut lesbar und schafft das Kunststück, ernsthaft zu sein, aber auch viele komische Momente zu haben.

Veröffentlicht am 15.04.2021

Ein moderner Taugenichts

Fahrtwind
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Ein junger Mann zieht in den siebziger Jahren nur mit seiner Gitarre ziellos in die Welt. Das ziellose ist Programm, inspiriert und orientiert an Aus dem Leben eines Taugenichts.
Das jemand außer der ...

Ein junger Mann zieht in den siebziger Jahren nur mit seiner Gitarre ziellos in die Welt. Das ziellose ist Programm, inspiriert und orientiert an Aus dem Leben eines Taugenichts.
Das jemand außer der Freiheit und Spaß nichts will, tut einmal ganz gut. Der Icherzähler lässt sich treiben, hat aber auch das Glück, Leute zu treffen, die ihn mitnehmen. Streckenweise ist es fast eine Road novel und selbst der Leser kann den Fahrtwind fühlen.

Was mich zeitweise daran hinderte den Roman richtig zu genießen, ist der nur vorgeblich naive Ton und manchmal die Dialoge. Ich denke, auch in den siebziger Jahren haben viele Menschen normal geredet ohne diesen ständigen Jugendjargon, der aufgesetzt wirkt. Auf die Dauer kann das nerven, aber zum Glück gibt es auch einige gute Passagen, wo Klaus Modicks typischer Humor funktioniert.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2021

naturwissenschaftliches erzählen

Moos
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Erzählt wird anhand von nachgelassenen Notizen eines Botanikers. Es sind naturwissenschaftliche Aufzeichnungen, aber auch noch mehr.
Das Leben des Verfassers Lukas Ohlburg bis tief in die Vergangenheit ...

Erzählt wird anhand von nachgelassenen Notizen eines Botanikers. Es sind naturwissenschaftliche Aufzeichnungen, aber auch noch mehr.
Das Leben des Verfassers Lukas Ohlburg bis tief in die Vergangenheit spielt auch eine große Rolle und man lernt diese Figur dadurch gut kennen.
Außergewöhnlich ist seine Faszination von Moos. Die Sprache ist nicht nur wissenschaftlich sondern auch erzählerisch und wird so Literatur.

Es gibt zum Teil bemerkenswerte Beschreibungen von Natur, insbesondere Moos. Das wird sehr dicht. Das trägt dazu bei, dass der Text als Novelle funktioniert.

Eine gut Idee, ein schon älteres, lange nicht mehr lieferbares Buch von Relevanz neu aufzulegen. Das Buch hat ein Nachwort vom Autor.